Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4

Wörterbuch des Bibliothekswesens


96-4-416
Wörterbuch des Bibliothekswesens : chinesisch-deutsch, deutsch-chinesisch = t£ shu guan x£e ci dian / Zh¨jiàn L[iáng] ... - München [u.a.] : Saur, 1996. - XVII, 386 S. ; 22 cm. - ISBN 3-598-11332-3 : DM 178.00
[3642]

Das vorliegende Wörterbuch ist eine Novität - bislang ist das bibliothekarische Fachvokabular für das Deutsche und Chinesische noch nie so umfassend und aktuell zugänglich gemacht worden. Es sind schätzungsweise über 5000 Begriffe, die hier im gut lesbaren Zweispaltendruck vorgestellt werden, jeweils mit chinesischen Zeichen; im chinesischen Teil ist zu beachten, daß innerhalb der alphabetischen Sortierung nach den Zeichen und diese wieder nach den vier Tönen geordnet sind, so daß man sich da nicht ganz auf die europäische Alphabetfolge einstellen kann. Aber das ist dem Nutzer chinesischer Wörterbücher nichts Neues. Wer nach Zeichen sucht (mangels Kenntnis der Aussprache) findet im Vorspann einen Zeichenindex.

Bei der Prüfung gegen gängige und umfassende Wörterbücher[1] zeigt sich, daß zwar Vieles auch in diesen Nachschlagewerken enthalten ist, z.B. hailiang, großzügig, geräumig und cunchuqi, Informationsspeicher, aber nicht als Begriff hailiang cunchuqi, Massenspeicher. So sind nun in der Tat viele Spezialausdrücke, wie Datenpaketvermittlung, elektronisches Publizieren, Filmothek, Halbfranzband usw. leicht zugänglich. Die Übersetzungen sind durchweg treffend, auch wenn gelegentlich Merkwürdigkeiten begegnen, wie cangshujia (Mann) - Bibliophiler; cangshujia (Frau) - Bibliophilie. Wer die Sprache nicht (gut) beherrscht, kann gelegentlich irregeführt werden, z.B. bei der Eintragung Magazin - kanwen, shuku, zazhi: Das erste und dritte bedeutet Magazin im Sinne von Zeitschrift, das zweite dagegen den Bücherspeicher. Eine Hilfe für den Nutzer haben die Autoren in diesem Fall nicht gegeben. Einzelne wichtige Begriffe fehlen, z.B. Satzspiegel, Typendruck. Aber schließlich kann kein Wörterbuch vollständig sein.

Auch bei den besten Werken - und das vorliegende kann sehr empfohlen werden - bleiben kleine Wünsche offen: Der erste richtet sich an den Verlag: War es notwendig bei den Autoren auf dem Titelblatt die Familiennamen abzukürzen? Ein recht ungewöhnliches Verfahren, zumal die CIP-Aufnahme in diesem Punkt korrekt ist. Der zweite Wunsch wäre die Berücksichtigung des chinesischen Bibliothekswesens. Wer nach dem Titelschild traditioneller chinesischer Bücher shuqian (nur in der Bedeutung "Lesezeichen" erwähnt), shugen (der untere Schnitt eines Heftes, auf den traditionell der Titel geschrieben wurde), shu'er (der Rand der aufgeschlagenen Seite, auf den der Randtitel gedruckt wurde), yuwei (die Faltmarke des Buchblattes) usw. sucht, findet nichts. Im übrigen fragt man sich, warum die Transkriptionen der Zeichen unverbunden nebeneinander stehen - auch im Chinesischen gibt es mehrgliedrige Wörter, ganz wie im Deutschen (Beispiel cang shu jia statt cangshujia, Büchersammler, Bibliophiler).

Im Vorwort danken die Autoren besonders u.a. Ulrich Montag und Klaus G. Saur (chinesisch übrigens: K. G. Shao'er, sei hier für Wißbegierige eingeflochten) als den Anregern dieses nützlichen Werkes, wodurch schon deutlich wird, daß dieses Wörterbuch keineswegs nur für Sinologen gedacht ist.

Hartmut Walravens


[1]
Z.B. Xin Hand-De cidian. - Shanghai, 1988. - Bol'soj russko-kitajskij slovar'. - Peking, 1962. (zurück)

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