Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
[ Bestand in K10plus ]

Katalog 1501 - 1840


96-4-378
Katalog 1501 - 1840 / Bayerische Staatsbibliothek [Computerdatei] = Catalogue 1501 - 1840 / Bavarian State Library. - München [u.a.] : Saur, 1996. - 1 CD-ROM + Installations-Diskette in Behältnis. - ISBN 3-598-40332-1 : DM 2980.00, DM 894.00 (für Bezieher der gedruckten Vorab-Ausg.)
[3426]

In der Rezension des 1. Bd. der Voraus-Ausgabe des Altbestandskatalogs der Bayerischen Staatsbibliothek[1] wurde folgendes aus einer Verlagsinformation zitiert (S. 294): "Die endgültige Ausgabe wird ab 1993 erscheinen. Sie weist durch Subsumierung der Dubletten unter die Haupteintragungen noch rund 600.000 Titel mit rund 1,3 Millionen Eintragungen in etwa 80 Bänden zu je etwa 500 Seiten nach." Daß solche auf lange Zeit geplanten Großprojekte - mit der Datenerfassung wurde bereits 1979 begonnen - oft einen anderen Ausgang nehmen, als zu Beginn geplant, sieht man an der seit Frühjahr 1996 vorliegenden endgültigen Ausgabe, die als CD-ROM-Produkt erscheint: vom Überschreiten des Zeitplans und der definitiven Titelmenge von ca. 550.000 Titeln aus dem Berichtszeitraum sowie ca. 1400 ab 1982 erschienenen Reprints von Publikationen des Berichtszeitraums abgesehen, ist die hervorstechendste Abweichung, die andere, der heutigen Zeit angepaßte Publikationsform, die einen nicht unerheblichen Vorzug darstellt, vor allem gegenüber der Druckausgabe, bei der nur nach Autoren und Titeln gesucht werden konnte. Inwiefern Vorteile auch gegenüber den verschiedenen Online-Zugriffsmöglichkeiten[2] bestehen, soll weiter unten gezeigt werden.

Die BSB-CD-ROM wird mit der separaten Installationsdiskette unter Windows (mindestens Version 3.1) installiert.[3] Beim Installationsvorgang wird zugleich die Sprache der Benutzeroberfläche (Deutsch oder Englisch) festgelegt, ein späterer Sprachwechsel ist während des Betriebs der CD-ROM nicht vorgesehen. Neben der Installationsdiskette lagen der CD-ROM nur noch 5 DIN-A4-Seiten mit Informationen zur Installation, zu den normierten Ortsnamen (s.u.) und Benutzungshinweise (3 S.) bei; ein ausführliches Handbuch, das der Verlag erstellen läßt, war von diesem für Herbst 1996 angekündigt, wird aber nicht vor Anfang 1997 vorliegen. Solange das Handbuch nicht vorliegt, kann man sich gut mit Unterstützung der kontextsensitiven Online-Hilfe zurechtfinden. Die technische Realisierung der BSB-CD-ROM lag bei der Firma Reed Technologies and Information Service / Online Computer Systems von der auch die bekannten Produkte DNB-CD, VLB-aktuell, VVB, BIP plus, Ulrich's plus, Brinkman on CD-ROM etc. stammen, die sämtlich unter DOS betrieben werden; lediglich für GBIP plus, IBIP plus und PIID plus wird neuerdings auch eine Windows-Version angeboten.[4] Trotz der hier graphisch gestalteten Oberfläche unter Windows, sind Parallelen bei Benutzeroberfläche, angebotenen Möglichkeiten, Retrieval und Anzeige nicht zu übersehen, z.B. Ähnlichkeiten beim Standardmodus oder bei der Kennzeichnung von Hierarchien und Serien in der Kurzanzeige. Zur Verfügung stehen die drei Suchmodi: Listen-, Masken- und Standardmodus, zwischen denen man über Buttons in der Funktionsleiste, über das Menü oder auch mit Hilfe von Tastenkombinationen wechseln kann. Im Listenmodus, der beim Aufruf der BSB-CD-ROM standardmäßig mit Einstellung des Stichwortindex erscheint, können aus den verschiedenen, unten aufgeführten Indizes die Suchbegriffe, zu denen auch immer gleich die Trefferanzahl angezeigt wird, durch Browsing oder direktes Springen an eine bestimmte Stelle im Alphabet oder die gewünschte Zeilennummer gesucht, dann markiert (einzeln oder en bloc), und die so ausgewählten Titel zur Kurzanzeige (s.u.) aufgerufen werden. Die Auswahl der Indizes erfolgt über ein Listenfeld, in der alle der 18 unten aufgeführten angeboten werden. Die Suchmaske des Maskenmodus bietet sieben Befehlszeilen, die über Drop-down-Listen für ein beliebiges Suchfeld bzw. einen Index (s.u.) definiert werden können. Innerhalb der Befehlszeilen sind Trunkierungen (variable Endtrunkierung und genaue Maskierung und Rechtstrunkierung) der Suchbegriffe anwendbar. Verknüpfung mit Booleschen Operatoren (UND, ODER, NICHT) sind zwischen den Eingabefeldern und innerhalb eines für die Stichwortsuche definierten Suchfeldes möglich, nicht jedoch innerhalb anders definierter Zeilen, in die nur ein einzelner Suchbegriff bzw. eine gesuchte Phrase eingetragen werden darf. Nach einer Meldung über die Treffermenge kann die Kurzanzeige aufgerufen oder eine neue, evtl. spezifizierte Anfrage gestartet werden. Auch vom Maskenmodus aus können die Indizes aufgerufen und die Suchwörter dann aus diesen übernommen werden. Speichern und späteres Wiederaufrufen von Suchanfragen ist hier problemlos möglich. Im Standardmodus kann eine selbstformulierte Recherchestrategie eingegeben werden. Neben den auch im Maskenmodus zur Verfügung stehenden Trunkierungen und Booleschen Operatoren besteht hier zusätzlich Gelegenheit zur Bereichssuche bei den Erscheinungsjahren. Auch hat man über die hier angezeigte Recherchetabelle Zugriff auf frühere Suchanfragen und kann diese so neu kombinieren. Wie bei den oben genannten unter DOS laufenden Produkten (im Search-/Suchmodus) des RTIS ist der Bildschirm im Standardmodus in mehrere Bereiche aufgeteilt: es handelt sich zum einen um einen Bereich, in dem die zur Verfügung stehenden Suchfelder mit ihren Kürzeln (zusätzlich zu den unten genannten Indizes ein Kürzel für die kombinierte Suche) angeboten werden, zum anderen den Arbeitsbereich, geteilt in Eingabefeld und Anzeigen der Suchtabelle. Diese kann höchstens 31 Anfragen umfassen, dann müssen einzelne Zeilen oder die ganze Tabelle gelöscht werden. Auch im Standardmodus können die Indizes zu den Suchfeldern aufgerufen werden sowie Suchanfragen abgespeichert und bei späterem Bedarf wieder geladen werden. Positiv ist, daß man sowohl im Masken- als auch im Standardmodus laufende Recherchevorgänge abbrechen kann.

Für die Recherche kann man auf insgesamt 18 Indizes zugreifen: 1. Stichwörter aus Titeln, Verfasser- und Körperschaftsnamen, Erscheinungsorten, Verlagen und Fußnoten. 2. Verfasser: Namen von Autoren und anderen beteiligten Personen in Vorlageform; die Personen, die auch noch unter anderen Namensformen vertreten sind, sind gekennzeichnet und mit Verweisungen versehen; es öffnet sich dann ein spezielles Verweisungsfenster, in dem aus allen vorkommenden Namensformen (mit Angabe der Trefferzahl) die gewünschte ausgewählt werden kann. 3. Namen in Ansetzungsform (nach RAK-WB)[5] mit Verweisungen von den nicht als abweichend von der Ansetzung gekennzeichneten Formen auf die korrekte Ansetzung (nur diese wird in dem Verweisungsfenster angeboten); in diesem Feld kann man also ausschließlich mit der Ansetzungsform suchen. 4. Körperschaftsnamen: ebenfalls Ansetzungsform und abweichende Verweisungsformen (wie bei den Personennamen unter 3). 5. Titelstichwörter aller Titelformen. 6. Titel: Hauptsachtitel und Zusätze, Ansetzungssachtitel, Einheitssachtitel und weitere Sachtitel sind in zwei Formen invertiert: ohne und mit einleitenden Artikeln; beim Standardmodus müssen Titel in Anführungszeichen gesetzt werden, wenn sie die als Booleschen Operatoren verwendeten Wörter oder Zeichen (und, &; oder; nicht) enthalten. 7. Beim Serientitel ist im Standardmodus dasselbe wie beim Titel zu beachten. 8. Erscheinungsorte in Vorlageform und normiert mit Verweisungen wie unter 2. beschrieben. 9. Normierter Erscheinungsort: die Verweisungspraxis von den anderen auf die normierten Formen entspricht der bei den Personennamen in Ansetzungsform (s.o. unter 3); durch die Normierung der Ortsnamen werden alle an einem Ort erschienenen Publikationen zusammengeführt; dies ist besonders wichtig bei Städten wie Paris, das auf der BSB-CD-ROM mit allein 103 verschiedenen Formen vertreten ist. 10. Verlage nach Vorlageform (nicht normiert und ohne Verweisungen). 11. Erscheinungsjahre, bei Nachdrucken sowohl das des Reprints als auch das des Originals. 12. ISBN/ISSN Register für die Nachdrucke. 13. Schlagwort zu Fachgruppen: hier findet man Schlagwörter/Schlagwortketten, die RSWK-gerecht die 178 alten, früher zur Aufstellung dienenden Fachgruppen umschreiben; durch diese Umsetzung konnte dem Bestand auch ohne Autopsie eine Sacherschließung nach heutigem Verständnis beigegeben werden. 14. Stichwort zu Fachgruppen, die Schlagwortansetzung wird hier in die einzelnen, verstichworteten Schlagwörter aufgelöst. 15. Schlagwort zu Nachdrucken nach RSWK (phraseninvertiert). 16. Notationen in der Kurzform; in der Online-Hilfe kann eine Konkordanz der Notationen und ihrer Auflösungen abgerufen werden. 17. Heute geltende Signaturen. 18. BSB-Identifikationsnummer.

In der nach einer Recherche zunächst zu aktivierenden Kurzanzeige (bei nur einem Treffer, wird automatisch gleich die Vollinformation angezeigt) erhält man folgende Informationen: Verfasser, Titelanfang und Erscheinungsjahr werden angegeben und Hierarchien sowie Serien gekennzeichnet, so daß man hier über einen Einzelband auch das Gesamtwerk oder über die Serie die Stücke erhält. Druck (Ausgabeformat, Seiteneinrichtung und Schriftart sind bei der Druckfunktion wählbar, so daß der Ausdruck auch unterschiedlich von der Anzeige gestaltet werden kann) und Speicherung (als Textdatei) sowohl einer Kurztitelliste als auch der Volltitel ist von hier aus möglich. Für die markierten Titel (höchstens 200) ruft man von hier aus die Vollanzeige auf. In der Anzeige werden die gesuchten Begriffe hervorgehoben. Die vollständigen Titelangaben können in ISBD-, detailliertem, Anwender- und MAB-Format[6] angezeigt, ausgedruckt und gespeichert werden; die detaillierte Anzeige und das Anwenderformat sind mit den ausgeschriebenen Feldbezeichnungen versehen. Die Einstellungen sind über Auswahllisten leicht und schnell zu ändern. Beachten sollte man, daß in den Anzeigeformaten nicht immer dieselben Informationen gegeben sind: die Identifikationsnummern sowie den normierten Erscheinungsort findet man nur im MAB-Format, ausschließlich im detaillierten Format das Schlagwort zu Fachgruppen und die Notation, lediglich dort und im ISBD-Format die Signatur. Für die nicht auf das MAB-Format beschränkten Daten, kann dies jedoch durch das im Menü unter Optionen definierbare Anwenderformat umgangen werden. Bei der Vollanzeige können einzelne Titel aus der Anzeigemenge gelöscht werden. Lesezeichen mit Notizen sind zu Einzeltiteln in der Vollanzeige anlegbar. Über das Menü kann man so später einfach zu diesen Titeln und den zugehörigen Bemerkungen gelangen. Markiert man in der Vollanzeige einen oder mehrere beliebige Begriffe durch Doppelklick, kann mit dem "Hyperlink"-Button ein spezielles Suchfenster aufgerufen werden, in das die ausgewählten Wörter übernommen wurden. In den Feldern Stichwort, Stichwort aus Titel, Stichwort aus Fachgruppe und Erscheinungsjahr kann eine Suche gestartet werden - mit einem Suchbegriff oder bei mehreren aus der Vollanzeige übernommenen Wörtern mit der Verknüpfung durch ODER bzw. UND. Druck und Speicherung sind hier ebenso möglich wie bei der Kurzanzeige. Darüber hinaus können Markierungen aus der Vollanzeige direkt in die Windows-Zwischenablage übernommen und in eine andere Anwendung eingefügt werden.

Die Masse der geschilderten Zugriffs- und Ausgabemöglichkeiten der BSB-CD-ROM hätte mit einer Druckausgabe - wie zu Beginn des Projektes als endgültige Publikationsform vorgesehen - nicht geboten werden können. Auch die Preisgestaltung ist gegenüber einer Druck-Ausgabe weitaus günstiger, für Bezieher der Voraus-Ausgabe wurde hierbei auch das damals gegebene Versprechen von 70 % Nachlaß auf die endgültige Ausgabe eingelöst.

Online-Datenbanken bieten meist dieselben, oft auch noch mehr Möglichkeiten als CD-ROMs, die hier betroffenen sind auch noch günstiger. In diesem Fall kann ein adäquater Ersatz der CD-ROM durch die oben genannten Datenbanken (BVB, VK, SWB) aber nur unter bestimmten, begrenzten Zielsetzungen erfolgen. Beim frei im Internet zugänglichen, benutzerfreundlichen BVB entfallen für den Nutzer die verschlagworteten Fachgruppen, und damit die leichter als die Notationen nachzuvollziehende Sacherschließung, sowie die normierten Ortsnamen, darüber hinaus für die Bibliotheken die Fremddatenübernahme für die Katalogisierung (eine Nutzung als Katalogisierungshilfe ist natürlich möglich). VK und SWB (im Fremddaten-Bereich) bieten nur den formalen Einstieg, die Sacherschließung fällt zur Gänze weg und auch Erscheinungsorte sind "nur" in Vorlageform suchbar, eine Zusammenführung ist nicht möglich. Für die Fremddatenübernahme sind die Einstiegsmöglichkeiten jedoch durchaus ausreichend. Die Benutzerfreundlichkeit der Oberflächen von VK und SWB (intern) steht um einiges der gut gestalteten, leicht bedienbaren BSB-CD-ROM nach. Pluspunkte der BSB-CD-ROM sind ferner, wie auch in den Informationsmaterialien zu Recht immer wieder betont, der sachliche Zugriff und die Normierung der Ortsnamen.

Insgesamt ist das Produkt so erfreulich, daß man sich eine CD-ROM mit allen im Rahmen des DFG-Projekts für die Altbestandserschließung 1501 - 1850 digitalisierten Titelaufnahmen wünschte.

Saskia Hedrich


[1]
Alphabetischer Katalog 1501 - 1840 / Bayerische Staatsbibliothek : BSB-AK 1501 - 1840 = Alphabetical catalogue 1501 - 1840 / Bavarian State Library. - Voraus-Ausg. - München [u.a.] : Saur. - 30 cm. - ISBN 3-598-30800-0 : DM 15000.00 (Vorauszahlungspreis) [0257]. - 1 (1987) - 60 (1990). - Vgl. für Bd. 1 ABUN in ZfBB 34 (1987),4, S. 293 - 297; 296 - 297 und für den Abschluß mit Bd. 60 ABUN in ZfBB 37 (1990),6, S. 509 - 512. (zurück)
[2]
BVB: freier Zugang im WWW unter: http://www-opac.bib-bvb.de; VK; SWB-Fremddatenbereich, also nur intern und nicht im WWW-OPAC; BSB-line über: telnet://129.143.3.1 (zurück)
[3]
Als Mindestvoraussetzungen sind genannt: ein PC mit 486er Prozessor, 8 MB RAM, 10 MB freier Festplattenspeicher, MS-DOS 3.3, Farbmonitor mit VGA-Grafikkarte und Maus, die aber zur Bedienung nicht unbedingt benötigt wird. (zurück)
[4]
Bei der Besprechung des Brinkman on CD-ROM in diesem Heft (IFB 96-4-384) werden auch die Fundstellen von Rezensionen der anderen Produkte genannt, an denen sich z.T. ausführliche Beschreibungen der Retrievalmöglichkeiten finden. (zurück)
[5]
Die RAK-konform konvertierten Personennamen bilden bekanntlich die Grundlage für die PND. (zurück)
[6]
Durch das MAB-Format soll eine Nutzung für die Katalogisierung ermöglicht werden. (zurück)

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