Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Jazz research and performance materials


96-2/3-322
Jazz research and performance materials : a select annotated bibliography / Eddie S. Meadows. - 2. ed. - New York ; London : Garland, 1995. - XLIII, 806 S. ; 22 cm. - (Garland library of music ethnology ; 4) (Garland reference library of the humanities ; 1471). - ISBN 0-8153-0373-4 : $ 90.00
[3329]

Der Autor, Professor an verschiedenen amerikanischen Universitäten, verfügt auf dem Gebiet des Jazz nicht nur über theoretische, sondern auch über praktische Erfahrungen, auch wenn letztere ("having directed bands ... early in his career", S. VIII) nicht sonderlich eindrucksvoll erscheinen. Er veröffentlichte bereits 1981 im selben Verlag eine einschlägige Bibliographie,[1] die durch die vorliegende, wesentlich erweiterte, überholt wird. Auf die relativ lange Einleitung Issues in jazz research, die etwa zur Hälfte aus Zitaten besteht, folgt die annotierte Bibliographie mit 2380 Eintragungen, von der der Verfasser behauptet, sie sei die umfassendste Bibliographie von Jazz-Büchern: das macht sofort die ganz wesentliche Beschränkung dieser Bibliographie deutlich, die Aufsätze grundsätzlich ausschließt. Die Begründung für dieses Vorgehen - "the difficulty in obtaining copies for annotation" (S. XI) - kann man doch wohl nur als vorgeschobenes Argument bezeichnen. Dafür berücksichtigt er - was für eine amerikanische Bibliographie ja keineswegs selbstverständlich ist - auch zahlreiche in anderen Ländern erschienene Monographien, und zwar nicht nur solche, die - bei der Jazz-Literatur häufig vorkommend - in englischer Sprache abgefaßt sind. Gleichwohl fehlen gerade hier zahlreiche wichtige Titel. Die Titelaufnahmen verzichten auf die Angabe der Schriftenreihen, was gerade noch angehen mag, jedoch leider auch auf die Umfangsangabe, was unverzeihlich ist und den Verlag hätte veranlassen sollen, die Bibliographie vor Veröffentlichung zur Komplettierung an den Verfasser zurückzugeben. Berichtszeit ist 1920 bis Anfang 1995, jedoch fehlen gerade aus den letzten Jahren viele gewichtige Titel, selbst solche amerikanischen Ursprungs.

Die Anlage in zahlreichen, z.T. weiter untergliederten Kapiteln ist alles andere als einleuchtend, mischen sich doch sachliche und formale Gruppen. So gibt es z.B. ein besonders langes Kapitel Theses and dissertations,[2] das vielfach untergliedert ist und zwar mit Abschnitten für Titel, die man an anderen Sachstellen erwarten würde. Auch ist die Untergliederung nicht immer fein genug, so z.B. im Kapitel Discography, dessen längster Abschnitt für die Personaldiskographien (mit zahlreichen Lücken) zwar sinnvollerweise im Namensalphabet der Künstler geordnet ist, während der Abschnitt für die Sammeldiskographien[3] nach dem Verfasser- bzw. Titelalphabet ordnet und somit internationale, nationale oder Label-Diskographien bunt gemischt sind. Hier hilft auch das schlechte Sachregister nicht weiter, in dem eine Eintragung unter discographies ganz fehlt. Wer wird also darauf kommen, daß er eine in einer Monographie über den Jazz in Finnland versteckte Diskographie (Nr. 225) im Kapitel Jazz in world cultures suchen muß, oder den Bielefelder Katalog. Jazz,[4] der so nicht vorkommt, unter dem Titel Jazz Katalog (wobei es sich um einen Nebentitel des Katalogs der Jazzschallplatten handelt) im Kapitel Jazz journals (Nr. 2269). Dieses Kapitel verzeichnet nicht weniger als 179 Zeitschriften, allerdings auch wiederum nur im Titelalphabet, statt, was einzig sinnvoll wäre, nach dem Erscheinungsland, und ohne daß man sinnvolle Auswahlkriterien erkennen könnte; dafür findet man hier ausgemachte Kuriositäten.[5] Die Kapitel Technical materials (mit Abschnitten z.B. über Arrangieren, Improvisation, Gehörschulung u.a.) und Transcriptions dagegen verzeichnen Titel, die andere Bibliographien der Jazz-Literatur nicht ohne weiteres berücksichtigen. Das gilt auch für den Abschnitt Jazz videos, während die beiden Kapitel für ausgewählte Platten-Anthologien weit weniger überzeugen. Schließlich gibt es noch ein Kapitel Jazz research libraries mit 12 ausschließlich amerikanischen Institutionen.

Auf Lücken bei der Verzeichnung wurde bereits hingewiesen. Hier noch die Ergebnisse der Durchsicht bei zwei wichtigen Typen, nämlich den Bibliographien und den Diskographien. 1. Bei den Bibliographien (im Kapitel Reference works eher versteckt, da in einem Alphabet mit den wesentlich zahlreicheren Jazz-Lexika verzeichnet) ist von Bernhard Hefeles Bibliographien lediglich das Grundwerk von 1981 verzeichnet (Nr. 105), dagegen fehlen die laufenden Bibliographien;[6] von Norbert Rueckers Jazz index (Nr. 145) wird nur ein Band angezeigt und die Tatsache unterschlagen, daß diese verdienstvolle Bibliographie mit Jg. 7. 1983 (1987) leider ihr Erscheinen eingestellt hat. Bei den nationalen Jazz-Diskographien (im Abschnitt Collective discographies bzw. im Kapitel Jazz in world cultures) fehlen die für folgende Länder (die für die USA wurden nicht überprüft): Australien (J. Mitchell 1988); Deutschland (J. Grundmann 1982; R. F. Lotz: German ragtime ... 1985); Sozialistische Länder (G. Conrad 1982 - 1991); Frankreich (O. Brard 1989; M. Ruppli: Swing 1989); Italien (A. Mazzoletti 1983 mit ausführlicher versteckter Diskographie); Norwegen (V. Vanberg 1988); Schweiz (J. R. Hippenmeyer 1977); Tschechoslowakei (L. Doruzka 1967); Ungarn (G. G. Simon 1994).

Bei der Recherche nach Jazz-Literatur in monographischer Form wird man sicher künftig zuerst zur vorliegenden Bibliographie greifen, muß sich dabei aber ihrer zahlreichen Schwächen und Lücken bewußt sein.

sh


[1]
Jazz reference and research materials : a bibliography / Eddie S. Meadows. - New York : Garland, 1981. - XII, 360 S. - (Critical studies on black life and culture ; 22) - (Garland reference library of the humanities ; 251). (zurück)
[2]
Daß (offensichtlich ausschließlich) amerikanische Dissertationen und diese mit 150 Titeln dazuhin besonders zahlreich vertreten sind, liegt wohl einfach daran, daß der Autor die Ernte einer seiner anderen Bibliographien einbringt: Theses and dissertations on black American music / Eddie S. Meadows. - Beverly Hills, Calif. : Front, 1980. (zurück)
[3]
Nr. 1054 ist eine dem Verfasser entgangene Dublette zu Nr. 1092 (erstere mit Eintragung unter dem Sachtitel, letztere unter dem Verfasser. (zurück)
[4]
Vgl. IFB 93-3/4-207 - 208. (zurück)
[5]
Jazz Journal / Arbeitsgemeinschaft für Jazz in der FDJ (Nr. 2266); Jazzfreund : Mitteilungsblatt des Jazz Club Itzehoe (Nr. 2321). (zurück)
[6]
Vgl. zuletzt IFB 93-3/4-201 - 202. (zurück)

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