Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]
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Early modern Russian writers


96-2/3-287
Early modern Russian writers : late seventeenth and eighteenth centuries / ed. by Marcus C. Levitt. - Detroit, MI ; London [u.a.] : Gale, 1995. - XVIII, 465 S. ; 29 cm. - (Dictionary of literary biography ; 150) (A Bruccoli Clark Layman Book). - ISBN 0-8103-5711-9 : $ 112.00, œ 105.00
[3311]
Südslawisch / Literatur : bis 1939
96-2/3-288
South Slavic writers before World War II / ed. by Vasa D. Mihailovich. - Detroit, MI ; London : Gale, 1995. - XVII, 368 S. ; 29 cm. - (Dictionary of literary biography ; 147) (A Bruccoli Clark Layman Book). - ISBN 0-8103-5708-9 : $ 112.00, œ 105.00
[3310]

Das Dictionary of literary biography (DLB), dessen 1. Bd. 1978 erschien, gehört nicht nur zu den erfolgreichsten Produkten des Verlags Gale, sondern allgemein zu den beliebtesten, weil nützlichsten englischsprachigen Autorenlexika für die Zielgruppe Oberschüler und Studenten englischsprachiger Länder. Damit erklärt sich auch die Tatsache, daß das DLB bis Bd. 55 (1987) ausschließlich Themenbände zu Epochen, Gattungen und Schulen englischsprachiger, insbesondere amerikanischer Literatur hervorbrachte. Diese mit den primären Bedürfnissen der Zielgruppe zu erklärende Einseitigkeit wurde durch die mit Bd. 56 (1987) beginnende Öffnung der Reihe für andere Nationalliteraturen beendet, in diesem Fall mit einem Band über deutsche Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zwar sind auch die folgenden Bände weiterhin primär den englischsprachigen Literaturen gewidmet, doch ist es nicht uninteressant, daß bis Bd. 163 (1996) gerechnet, die deutsche (einschließlich der österreichischen) Literatur mit 15 Bd. weit vor der französischen mit nur 4 Bd. führt, von den je 2 Bd. für die italienische, die spanische und die lateinamerikanische Literatur ganz zu schweigen. Die slawischen Literaturen setzen dagegen erst mit den im folgenden besprochenen Bd. 147 und 150 ein.

Ein Ziel der beiden hier besprochenen Bände ist es, eine breitere Öffentlichkeit der englischsprechenden Welt über slawische Literaturen zu informieren, die bisher außerhalb ihrer Länder nur einem kleinen Zirkel von Spezialisten bekannt waren. Der Aufbau der Artikel ist der aus anderen Bänden des DLB bekannte: Name, Lebensdaten, ein Porträt (bei längeren Artikeln auch noch weitere Abbildungen zumeist von Titelblättern und Gedenkstätten); Bibliographie der originalsprachigen Einzel- und Sammelausgaben sowie der englischen Übersetzungen; der eigentliche Artikel behandelt Leben und Werk, z.T. unter Zitierung kürzerer Originaltexte mit folgender Übersetzung; den Abschluß bildet der zweite bibliographische Teil, beginnend mit Ausgaben der Korrespondenz (die man eher im ersten Teil erwarten würde), Bibliographien, Biographien, sonstige Sekundärliteratur (überwiegend in der Originalsprache, sodann in Englisch, aber auch in anderen westeuropäischen Sprachen); Fundorte von Nachlässen. Einer Einleitung in die in dem Band behandelten Epoche bzw. Region entspricht am Schluß eine Bibliographie genereller, weiterführender Arbeiten. Soweit die beiden Bänden gemeinsamen Charakteristika.

Bd. 150 des DLB informiert über 49 Autoren, geboren zwischen 1620 und 1783. Er hat 27 Verfasser, deren Heimat Sankt Petersburg (9), Moskau (2), New York (2) und je einmal 14 verschiedene amerikanische Universitäten und colleges ist. Die lesbare Einleitung trägt der komplexen Entwicklung der älteren russischen Literatur Rechnung, hat es damit aber natürlich auch leichter als der Band über die südslawischen Literaturen. Die Auswahl der Autoren überzeugt. Die Einleitung könnte, zeitlich zurückgreifend, die literarische Bedeutung des Metropoliten Makarij erwähnen, die zudem mit der Einführung des Buchdrucks in Rußland verbunden ist und damit aus der mittelalterlichen Kultur hinausweist.[1] Die bibliographischen Angaben verdienen besondere Anerkennung. Einige Bemerkungen sind nicht als Kritik zu verstehen.[2]

Bd. 147 des DLB für die südslawischen Literaturen behandelt 43 Autoren, von denen der älteste 1508, der jüngste 1919 geboren ist. Die 26 Mitarbeiter des Bandes stammen zur guten Hälfte aus den einzelnen südslawischen Ländern, sind aber meist in den USA (21) tätig, je einer kommt aus Bulgarien, Makedonien, Großbritannien, Kanada, Deutschland. Naturgemäß muß die Einleitung Überblick über die südslawische Vielfalt schaffen und kann nicht ins Detail gehen. Hier können die Herausgeber auch weniger allgemeine Kenntnisse voraussetzen, als im Band für die russische Literatur. Eine Unsicherheit über die erste Schrift der Slaven durch Verschweigen der Glagolica (S. XI), die erst S. XII auftaucht, fällt genauso auf, wie die offenbar gleichgewichtig erscheinende Fremdherrschaft durch Österreich und die Türkei. Die zahlenmäßige Berücksichtigung der einzelnen südslawischen Literaturen stellt zweifellos ein Hauptproblem des Bandes dar. Am Register nach Nationalitäten kann man die Gewichtung ablesen: Bulgarien 8, Kroatien 14, Mazedonien 1, Serbien 13, Slowenien 7. Man mag in sich diese Gewichtung akzeptieren, doch läßt bereits die größere Zahl der in der Einleitung genannten Autoren Zweifel an der wohl eher zu knappen Auswahl aufkommen, da man bei allen Ländern die Zahl der behandelten Autoren leicht und stimmig erweitern könnte. Weniges sei gennant zu Bulgarien,[3] Kroatien,[4] Makedonien,[5] Serbien,[6] und Slowenien. In erster Linie für die englischsprechende Welt bestimmt, zeichnen sich diese Bände durch hohe Sachkenntnis und herausragenden Informationswert aus. Sie gehören in jede wissenschaftliche Bibliothek. Sie informieren, vermitteln Kenntnisse für Examina, bieten genügend Material für die Anfertigung von Referaten. Darüber hinaus leiten sie zu eigener wissenschaftlicher Arbeit an. Allen Beteiligten gilt aufrichtiger slawistisch-bibliographischer Dank.

Horst Röhling / sh


[1]
1482 - 1563. Auf jeden Fall zu nennen sind Stufenbuch und Lesemenäen. (zurück)
[2]
Zu Avvakum: Altrussischer Glaube / P. Hauptmann. - Göttingen, 1963. - Zu Tuptalo: Die Versdichtung Dmitrij Tuptalos : eine Bestandsaufnahme / M. Berndt. // In: Colloquium Slavicum Basiliense 1981, S. 73 ff. (zurück)
[3]
Liliev 1885 - 1960; Milev 1895 - 1925. Bei Erwähnung der Zeitschrift Misal müßte auch Krastev 1866 - 1919 erwähnt werden. (zurück)
[4]
Hier vermißt man vor allem bedeutende Vertreter der Renaissance und des Barock: Hektorovic 1487 - 1572; Mencetic 1457 - 1527; Dz. Drzic 1461 - 1501; I. Dordic 1675 - 1737; zu letzterem vgl. Ignjat Dordic : eine stilistische Untersuchung zum slavischen Barock / Renate Lachmann-Schmohl. - Köln : Böhlau, 1964. - (Slavistische Forschungen ; 5). (zurück)
[5]
D. Miladinov 1810 - 1862; K. Miladinov 1830 - 1862; J. Krcovski ca. 1750 - 1820. (zurück)
[6]
A. Santic 1868 - 1924. (zurück)
[7]
An dem slowenischen Expressionisten A. Vodnik 1901 - 1965, von dem seit 1993 eine Werkausgabe in Ljubljana erscheint, wäre einiges gut zu machen. (zurück)

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