Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
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Giovanni Boccaccio


96-2/3-274
Giovanni Boccaccio : an annotated bibliography / Joseph P. Consoli. - New York [u.a.] : Garland, 1992. - XIV, 484 S. ; 23 cm. - (Garland medieval bibliographies ; 9) (Garland reference library of the humanities ; 971). - ISBN 0-8240-3147-4 : $ 65.00
[1452]
96-2/3-275
Boccaccio in English : a bibliography of editions, adaptations, and criticism / F. S. Stych. - Westport, Conn. ; London : Greenwood Press, 1995. - XIX, 254 S. ; 24 cm. - (Bibliographies and indexes in world literature ; 48). - ISBN 0-313-28967-0 : $ 79.50, œ 71.50 (Eurospan). - (Eurospan, 3 Henrietta Street, Covent Garden, London WC2E 8LU, United Kingdom)
[3002]

Um die bibliographische Kontrolle der Ausgaben von und der Literatur über Boccaccio steht es schlechter als um die bibliographische Kontrolle im Falle von Dante und Petrarca, den beiden anderen im Bunde der tre corone. Zwar gibt es ältere Bibliographien, die die Berichtszeit bis 1938 sowohl für die Ausgaben als auch für die Sekundärliteratur abdecken, doch sind diese, zumindest was die Ausgaben betrifft, völlig überholt und müßten dringend ersetzt werden. Die neue Bibliographie der Sekundärliteratur von Consoli behandelt - was leider nur dem Vorwort zu entnehmen ist, obwohl diese Information auf das Titelblatt gehörte - die Berichtszeit 1939 - 1985 (mit einigen Titeln von 1986) und schließt somit an die bis 1938 reichende Bibliographie des Boccaccio-Spezialisten Vittore Branca von 1939 an.[1] Diese subjektive und objektive Personalbibliographie fand eine Fortsetzung für die Berichtszeit 1939 - 1974 in der Bibliographie von Enzo Esposito.[2] Letztere wird zwar von Consoli verzeichnet, warum er allerdings deren Titelmaterial z.T. wiederholt, erfahren wir nicht. Daß Consoli nur einen Teil davon verwertet, diese Titel dann aber, wie alle, annotiert, läßt sich leicht mit Zahlen belegen: Außer 356 Nummern Primärliteratur (die Consoli gar nicht berücksichtigt) enthält Espositos Bibliographie für die wesentlich kürzere Berichtszeit 1939/74 bereits 1258 Nummern, während Consoli für die immerhin 12 Jahre längere Berichtszeit insgesamt nur 1348 Titel verzeichnet. Daß es sich somit um eine Auswahlbibliographie handelt, steht außer Frage, doch legt Consoli seine Auswahlkriterien nicht offen. Nicht, daß er sich etwa nur auf englischsprachige Titel beschränkte: verzeichnet sind vielmehr solche in allen westeuropäischen Sprachen. Obwohl Consoli alle Titel nach Autopsie verzeichnet, ist es um die bibliographische Zuverlässigkeit seiner Zitate schlecht bestellt, wie ein anderer Rezensent nachgewiesen hat.[3]

Die Titel sind innerhalb folgender (in der Bibliographie mit Buchstaben bezeichneten) Kapitel durchnumeriert: 1. Biographien; 2. Allgemeine Untersuchungen; Sekundärliteratur zu 3. den kleineren Werken, 4. dem Decamerone und 5. den lateinischen Werken; Boccaccio 6. und die Italiener, 7. in anderen Ländern, 8. und das Klassische Altertum, 9. und Chaucer; 10. Handschriften, Autographen, Editionen und Übersetzungen (wohlgemerkt über diese, nicht etwa Ausgaben und Übersetzungen selbst); 11. Bibliographien. Aufsatzliteratur überwiegt natürlich bei weitem, doch sind, wenn vorhanden, in den Kapiteln zunächst die Monographien (diese sind ohne Umfangsangabe und ohne Schriftenreihe zitiert) und dann getrennt davon die Aufsätze verzeichnet, ein ebenso antiquiertes wie unpraktisches Verfahren. Antiquiert und typographisch wenig ansprechend wirkt auch das vervielfältigte Typoskript. 1. Verfasserregister und 2. Sachregister (behandelte bzw. in den Annotationen erwähnte Personen, Sachverhalte und Werktitel). Das Sachregister ermöglicht es zwar, alle Untersuchungen zu einem Werk Boccaccios zusammenzuführen, allerdings umständlich, und es wäre viel besser gewesen, wenn man durch eine andere Gliederung der Bibliographie bereits dort alle einschlägigen Titel an einer Stelle beisammen fände. Jetzt finden sich diese nämlich nicht nur in den Kapitel 3 - 5, sondern potentiell auch in den folgenden Kapiteln, nämlich immer dann, wenn ein spezieller Bezug vorliegt (z.B. ein komparatistischer).

Da die Bibliographie weit von Vollständigkeit entfernt ist, wird man sie zwar wegen der z.T. ausführlichen Annotationen konsultieren, muß jedoch für eine erschöpfende Titelermittlung weiterhin sowohl zur oben erwähnten Bibliographie von Esposito sowie zur laufenden, unregelmäßig erscheinenden, allerdings viel versteckte boccacciana nachweisenden Bibliographie in den Studi sul Boccaccio[4] greifen und selbstverständlich auch die laufenden Bibliographien, insbesondere die Romanische Bibliographie, heranziehen. - Consoli arbeitet lt. Vorwort an einer Fortsetzung seiner Bibliographie.

Boccaccios Werke dienten allen späteren Generationen von Autoren als Fundgrube für Themen und Motive, aus der sie sich bedienten. Das gilt nicht nur für italienische Autoren, sondern wohl auch für solche aller anderen Weltliteraturen, weshalb die Sekundärliteratur zu Boccaccios Werk selbst von der über seine komparatistischen Bezüge an Zahl eher noch übertroffen wird.[5] So gibt es auch Bibliographien, die sich nur der Beiträge einzelner Länder bzw. Kulturkreise zum Studium Boccaccios widmen; für den englischsprachigen Bereich gibt es sogar mehrere, die Franklin Samuel Stych[6] mit seiner neuen Bibliographie ersetzt und zugleich inhaltlich erweitert. Er verzeichnet mit zu unterstellendem Streben nach Vollständigkeit: 1. Ausgaben und Übersetzungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1993 (277 Nr.); 2. Adaptionen von und Parallelen zu Boccaccios Werken in der englischsprachigen Literatur von 1200 - 1993 (240 Nr.); 3. englischsprachige (bzw. anderssprachige, von anglo-amerikanischen Forschern stammende) Sekundärliteratur von 1550 - 1993 (1725 Nr.). Die Kapitel 2 und 3 sind jeweils in chronologische Schichten gegliedert, die immer weniger mächtig werden, je mehr man sich der Gegenwart nähert. Die Titel sind nach Autopsie verzeichnet und unter Zitierung von Rezensionen ganz knapp annotiert. Die typographische Gestaltung ist zwar gefälliger als bei der vorstehend besprochenen Bibliographie, doch ist sie wenig übersichtlich, da sie zur Auszeichnung nur magere Kursiven und Unterstreichungen (!) kennt und dazu Titel und Annotationen fortlaufend gesetzt sind. Die nicht weniger als 7 Register betreffen: 1. Werke Boccaccios; 2. Herausgeber, Illustratoren und sonstige beteiligte Personen; 3. Autoren und Titel von Adaptionen; 4. Titel von adaptierten Werken; 5. Werke Boccaccios mit ihrer Sekundärliteratur; 6. Verfasser von Sekundärliteratur; 7. Sachregister für alle anderen Aspekte einschließlich erwähnter Personen. - Sachkundige, komparatistische Personalbibliographie, die auf lange Zeit Bestand haben wird.

sh


[1]
Linee di una storia della critica al "Decameron" : con bibliografia boccacciesca completamente aggiornata / Vittore Branca. - Milano, 1939. - Die Bibliographie umfaßt S. 73 - 186. (zurück)
[2]
Boccacciana : bibliografia delle edizioni e degli scritti critici ; (1939 - 1974) / Enzo Esposito ; con la collaborazione di Christopher Kleinhenz. - Ravenna : Longo, 1976. - 147 S. ; 25 cm. - (Bibliografia e storia della critica ; 2). - Lit. 10.000 [0400]. - Vgl. dazu vom Rezensenten: Romanische Forschungen. - 89 (1977),1, S. 110 - 111; hier sind auch die Titel der älteren Bibliographien von A. Bacchi della Lega (1875) und G. Traversari (1907) genannt. (zurück)
[3]
Christopher Kleinhenz in: Studi sul Boccaccio. - 23. 1995 (1996), S. 281 - 284. (zurück)
[4]
Studi sul Boccaccio / fondati e diretti da Vittore Branca. Editi sotto gli auspici dell'Ente Nazionale Giovanni Boccaccio. - Firenze : Le Lettere. - Der neueste Bd. 23. 1995 (1996) enthält S. 255 - 280 eine weitere Folge des Bollettino bibliografico mit 237 durchnumerierten Titeln der Erscheinungsjahre ab 1972, jedoch mit Schwerpunkt bei den Erscheinungsjahren 1991 - 1993, auf die 197 Titel entfallen. (zurück)
[5]
So sind z.B. alle drei innerhalb der Pubblicazioni des Ente Nazionale "Giovanni Boccaccio" erschienenen Bände Kongreßpublikationen zu komparatistischen Themen: Bd. 1 (1971) über Il Boccaccio nella cultura francese, Bd. 3 (1978) über Il Boccaccio nelle culture e letterature nazionali und Bd. 2 galt Il Boccaccio nella cultura inglese e anglo-americana / a cura di Giuseppe Galigani. - Firenze : Olschki, 1974. - 263 S. - ISBN 88-222-1224-X : Lit. 56.000. (zurück)
[6]
Er ist bei Kennern durch einen kleinen, überaus kenntnisreichen und sympatischen Literaturführer geschätzt: How to find out about Italy / by F. S. Stych. - Oxford [u.a.] : Pergamon Press, 1970. - XIII, 320 S. - Der Inhalt ist natürlich inzwischen sehr stark veraltet, doch bleibt ein Führer zu den Informationsmitteln über Italien, der unabhängig von der Sprache alle wichtigen Titel zusammenstellte und kritisch sichtete, ein Desiderat. (zurück)

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