Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
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Kto est' kto v sovremennoj rusistike


96-2/3-216
Kto est' kto v sovremennoj rusistike = Who's who in Russian linguistics / red.: Jurij Karaulov ; Arto Mustajoki. [Soderzanie: Institut Russkogo Jazyka Rossijskoj Akademii Nauk]. - Moskva ; Chel'sinki : Discimus Oy, 1994. - 330 S. ; 22 cm. - ISBN 952-90-5536-6 : DM 80.00 (Kubon & Sagner, München). - (Oy Libri Academici Ab, P.O.Box 833, SF-00101 Helsinki)
[3249]

Die Bearbeiter der anzuzeigenden Biobibliographie machen es einem Rezensenten schwer, weil sie in einem gründlich-grundsätzlichen Vorwort (S. 3 - 8) "An den Leser" Probleme nennen, die die Erarbeitung einer solchen internationalen fachlichen Biobibliographie erschweren. Sie drücken sich dabei auch nicht darum, die Defizite ihrer Arbeit zuzugeben. Ja, sie sprechen sogar von konkreten Verbesserungen bei Neuauflagen (S. 5, 7) und nennen ihr Werk ein "stimulans" (S. 7). Da die Anerkennung dieser objektiven Schwierigkeiten einem fairen Rezensenten nicht schwer fällt, können seine Anmerkungen nur bedingt als Kritik gelten und müssen mehr als Anregung verstanden werden. Grundsätzliche Zustimmung ist dabei gepaart mit Fragen an das praktische Ergebnis. So vermißt man im sehr nützlichen Länderregister (S. 323 - 328) Belgien. Berücksichtigt sind 37 Länder der Welt mit 663 Namenseintragungen, wobei gelegentliche Doppeleintragungen diese Zahl etwas zu hoch scheinen läßt.[1] Natürlich ist die zahlenmäßige Vertretung der Länder höchst unterschiedlich, z.B. Rußland 257, China 61, Kroatien 1.[2] Daß ein Register der Sprachen, in denen Russisten weltweit publizieren (S. 329) 38 Sprachen enthält, mag eine zutreffende Vorstellung von der Arbeitsleistung der Bearbeiter ergeben. Wenn Stichproben vom dreispaltigen Personenregister (S. 318 - 322) keine Fehler zu Tage förderten, spricht dieses für die aufgewendete Sorgfalt.

Natürlich ist den Autoren bekannt, daß man unter einem Russisten mehr verstehen muß, als einen Sprachwissenschaftler des Russischen (S. 3 ff.). Ihre Entscheidung für einen engen sprachwissenschaftlichen Begriff unter Einbeziehung hervorragender Sprachdidaktiker muß man akzeptieren, schon deshalb, weil bei der Zugrundelegung eines umfassenden Begriffs von Russistik das Buch nicht in der kurzen Frist von zwei Jahren hätte entstehen können, da es dann auch drei bis vier Mal so umfangreich hätte werden müssen. Dagegen, daß die Daten, wie es internationaler Gepflogenheiten entspricht, mittels Fragebogen erhoben wurden (S. 330), ist nichts einzuwenden, zumal im biographischen Bereich kein Zwang zur Beantwortung bestand. Die Angaben zur wissenschaftlichen Karriere stehen im Vordergrund; von den Veröffentlichungen sind nur wenige ausgewählte Monographien genannt, dazu die Arbeitsschwerpunkte; am Schluß der Artikel ist die Adresse der Dienststelle angegeben.

Den Autoren war bewußt, daß es gerade in den Ländern, in denen Slawistik als Fach existiert, wie in Deutschland, besonders schwer ist, eine Auswahl zu treffen, weil ein Slawist sich hier nicht nur auf das Russische konzentrieren kann, andererseits aber ohne Arbeiten zum Russischen vorgelegt zu haben, auch kein Slawist wäre. Zweifellos ist die Benutzung von MAPRJAL,[3] um an Namen zu kommen, legitim, aber nicht ganz ausreichend. Für Deutschland/Österreich wäre die Auswertung von Kürschners deutschem Gelehrtenkalender und der leider ins Stocken geratenen Slawistenbibliographie[4] zu empfehlen. Generell ist zu fragen, ob Slawisten, die eine russistische Habilitationsschrift veröffentlicht haben,[5] nicht aufzunehmen wären, von anderen Prüfungsarbeiten und Veröffentlichungen ganz zu schweigen.[6] Kempgen[7] ist im Verzeichnis aufgeführt, fehlt aber in der Länderübersicht.[8]

Daß auf S. 297 rechts oben MAPRJAL zu KAPRJAL verkommt, fällt angesichts der sonstigen Genauigkeiten des Werks zu erwähnen schwer. Ein zweckmäßiges, nützliches Abkürzungsverzeichnis (S. 9 - 10) läßt zudem diesem Druckfehler leicht auf die Spur kommen. Lobend ist die konsequente Berücksichtigung des Berichtszeitraums bis 1994 hervorzuheben.

Dem Buch sind sechs leere Seiten "Für Bemerkungen" beigefügt. Man kann sie ein gutes Stück weit brauchen, aber nur für Einzelheiten und Lücken, nicht für Grundsätzliches, das mit viel Überlegung und Umsicht behandelt ist. Dem Ziel, Information für Russisten zu liefern, Kontakte zwischen ihnen herzustellen und ihre Zusammenarbeit zu erleichtern (S. 3), dient die Arbeit so, daß wissenschaftliche Bibliotheken nicht an ihm vorbei kommen können, wenngleich sie mit den Autoren, denen Dank und Anerkennung für diese stimulans gebührt, weitere Auflagen willkommen heißen werden.

Horst Röhling


[1]
Österreich: Reiter, T.; Deutschland: Rejter, T. = Reuter. (zurück)
[2]
Ein ähnliches Problem begegnet im Handbuch des Russisten. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1984. - Vgl. Mitteilungsblatt / Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. - 13 (1985), S. 102 - 103. (zurück)
[3]
Mezdunarodnaja Associacija Prepodavatelej Russkogo Jazyka i Literatury (Internationale Assoziation der Lehrkräfte der Russischen Sprache und Literatur). (zurück)
[4]
Materialien zu einer slavistischen Bibliographie : Arbeiten der in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz tätigen Slavisten. - München : Sagner. - 1945/63 (1963) - 1973/83 (1983). - Zu letzterem Bd. vgl. Mitteilungsblatt / Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. - 34 (1984), S. 110 ff. (zurück)
[5]
Das Prädikatsnomen im Russischen : eine beschreibend-historische Untersuchung / Helmut Schaller. - Köln [u.a.], 1975. (zurück)
[6]
Strukturen des Russischen / Baldur Panzer. - München, 1975 u.a. (zurück)
[7]
IFB 95-3-415 und 96-1-025. (zurück)
[8]
Man hätte sich zusätzlich ein Verzeichnis der nationalen Slawistenverbände gewünscht, die die Verfasser angeschrieben haben. (zurück)

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