Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen


96-2/3-205
Quellen zur Geschichte der Juden in den Archiven der neuen Bundesländer / hrsg. von Stefi Jersch-Wenzel und Reinhard Rürup. - München [u.a.] : Saur. - 25 cm
[3221]
Bd. 1. Eine Bestandsübersicht / bearb. von Andreas Reinke und Barbara Strenge unter Mitarb. von Bernd Braun und Nathan Sznaider. - ISBN 3-598-22441-9 : DM 248.00

Die Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, die in den alten Bundesländern seit etwa zwei Jahrzehnten zu einer wahren Flut von Publikationen geführt hat, deren Verzeichnung inzwischen ganze Bibliographien füllt,[1] stand in der DDR nichts Vergleichbares gegenüber. Das lag zum einen an dem politisch bedingten, geringen Interesse an diesem Gegenstand und zum anderen an der Schwierigkeit, Zugang zu den Archiven zu erhalten, die in allererster Linie das Material für solche Studien bereitstellen können.[2] Um diesen Mangel auszugleichen hat sich das Leo-Baeck-Institut bald nach der Wende, die auch den freien Zugang zu den Archiven mit sich brachte, entschlossen, die auf die Juden bezüglichen Archivbestände in den neuen Bundesländern in einer Reihe von Bestandsführern nachzuweisen, und zwar in Bänden, die nach Intensität der Erschließung gestaffelt sind. Dieses Projekt wird vom Bundesministerium des Inneren finanziert und von der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo-Baeck-Instituts in der Bundesrepublik Deutschland und von der Historischen Kommission zu Berlin (die die Infrastruktur zur Verfügung stellt) durchgeführt.

Das erste, nach erstaunlich kurzer Frist vorgelegte Ergebnis ist der hier anzuzeigende Bestandsführer zu 304 Archiven (von insgesamt bis Ende 1994 ermittelten 620 Archiven), die über Quellen zur jüdischen Geschichte verfügen. Anlage nach folgender Gliederung: 1. Zentrale Archive; 2. die Archive der Bundesländer[3] von Norden nach Süden geordnet, innerhalb nach a) Landeshaupt-, Landes- und Staatsarchiven, b) Stadt- und Kreisarchiven, c) Archiven der jüdischen Gemeinden, d) Wirtschaftsarchiven, e) Archiven der Hochschulen, Akademien und Bibliotheken, f) Kirchenarchiven, g) sonstigen "Archiven" (Museen, Gedenkstätten u.ä.). Zu jedem Archiv sind angegeben: Name, Adreßinformationen, Ansprechpersonen, Öffnungszeiten und vorhandene Findmittel; es folgt die mit laufenden Nummern (insgesamt sind es nicht weniger als 8045) versehene Aufführung von einschlägigen Bestandsgruppen und von Einzelbeständen mit Signatur und Datierung des Inhalts. Register (ganze Bestände und Bestandsgruppen sind jeweils markiert) 1. aller Personen; 2. der Orte und sonstiger Geographica; 3. der Institutionen. Ein Verzeichnis der Anschriften der Archive ohne Quellen zur Geschichte der Juden findet sich auf S. 539 - 546, geordnet nach dem Ortsalphabet.

Daß die Angaben zu den einzelnen Archiven und Beständen sehr unterschiedlich zahlreich und detailliert sind, hängt nicht nur mit der Dichte des Bestandes und der Qualität der bisherigen Erschließung zusammen, sondern ist auch die Folge einer bewußten Reduzierung der Information bei den Zentralarchiven und den Landes(haupt)- und Staatsarchiven. Es ist nämlich beabsichtigt, dem vorliegenden Band weitere folgen zu lassen, und zwar Spezialinventare für die genannten Archive, die "eine Tiefengliederung des vorhandenen Materials bieten, die auch den spezialisierten Forschungsinteressen gerecht werden kann" (S. XVI). Da mehrere dieser Spezialinventare abgeschlossen sind oder sich in einem fortgeschrittenen Bearbeitungsstadium befinden, läßt auf ihre baldige Veröffentlichung hoffen und zugleich den Wunsch nach vergleichbaren Verzeichnissen für die Bestände zur jüdischen Geschichte in den Archiven der alten Bundesländer wach werden.

sh


[1]
Vgl. IFB 96-2/3-206 und 95-3-370 - 373. (zurück)
[2]
Daß auch in anderen Staaten, in denen die Beschäftigung mit diesem Thema früher aus politischen Gründen wenig opportun war, inzwischen ein Wandel eingetreten ist, zeigt beispielhaft der folgende Bestandsführer: Dokumental'nye materialy po istorii evreev v archivach SNG i stran Baltii : predvaritel'nyi spisok archivnych fondov / sost. D. El'jasevic. - Sankt-Peterburg : Akropol', 1994. - 134 S. - DM 20.00 (Kubon & Sagner). (zurück)
[3]
Im Falle Berlins wurden nur die Archive im ehemaligen Ostteil komplett bearbeitet, "die West-Berliner ... dagegen nur insoweit, als sich ihre Bestände im Zuge einer institutionellen Zusammenführung erweitert haben" (S. XVII). (zurück)

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