Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
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Lutherbibliographie


96-2/3-201
Lutherbibliographie : Verzeichnis der gedruckten Schriften Martin Luthers bis zu dessen Tod / Josef Benzing ; Helmut Claus. - Baden-Baden : Koerner. - 25 cm. - (Bibliotheca bibliographica Aureliana ; ...)
[3158]
Bd. 1. - 2. Aufl. - 1989. XI, 438 S. - (... ; 10). - ISBN 3-87320-010-4 : DM 200.00
Bd. 2. - 1994. - 457 S. - (... ; 143). - ISBN 3-87320-010-4 : DM 280.00

Die 1. Aufl. der von Josef Benzing unter Mitarbeit von Helmut Claus erarbeiteten Lutherbibliographie erschien 1966. Sie verzeichnet Schriften Luthers, die zu seinen Lebzeiten gedruckt wurden, ebenso von ihm übersetzte oder herausgegebene Werke, nicht dagegen die Bibelübersetzungen Luthers mit den Bibelteilen. Das Projekt war als Vorausbibliographie zur revidierten Weimarer Ausgabe (WA) der Werke Luthers geplant, etablierte sich aber schon bald als eigenständiges Nachschlagewerk. Auf das Verzeichnis der zitierten Literatur folgt der Hauptteil getrennt nach Gesamtausgaben (nur WA), Sammelausgaben und Einzelausgaben, chronologisch nach Druckjahr geordnet und durchnumeriert: diese 3692 sog. Benzing-Nummern haben sich bei allen Bibliographen als beste Möglichkeit zur Identifikation von Lutherdrucken durchgesetzt. Die Titel werden überwiegend originalgetreu wiedergegeben (sofern sie nach Autopsie aufgenommen wurden), also mit Zeilenbruch und Schreibweise der Vorlage. Außerdem werden Druckort, Drucker, Erscheinungsjahr, bibliographisches Format und Umfang angegeben. Dagegen fehlt die Lagenformel, "da nicht alle Drucke noch einmal eingesehen werden konnten" (S. VII), was auch der Grund für sonstige kleinere Uneinheitlichkeiten ist. Immer in Hinblick auf die Revision der WA wählte Benzing "die Form eines erweiterten Kurztitelverzeichnisses" in der Erwartung, "daß die gekürzten und etwas vereinfachten Titelkopien ... einwandfreie Identifizierungen mit vorliegenden Originaldrucken gewährleisten" (S. VI). Für jedes Werk werden Besitznachweise angeführt. Das besondere Anliegen Benzings lag "auf der Erfassung der in der WA fehlenden Drucke, der Übersetzungen in fremde Sprachen und vor allem auf der Überprüfung bzw. Neuansetzung der Druckerzuweisungen" (S. VI).

Während Benzing in letzterem Bereich besonders erfolgreich war und in den meisten Fällen das letzte Wort gesprochen hat, war das bei sonstigen Ergänzungen und vor allem auch bei neu auftauchenden Drucken oder Druckvarianten nicht in gleicher Weise zu erwarten. Hier übernahm Benzings Mitarbeiter an der 1. Aufl. der Lutherbibliographie, Helmut Claus, die Führung und legte zusammen mit M. A. Pegg 1982 seine Ergänzungen zur Bibliographie der zeitgenössischen Lutherdrucke[1] vor. Ziel dieser Bibliographie war es, bei Benzing fehlende Drucke erstmals zu verzeichnen, von Benzing nur kurz und ohne Autopsie aufgeführte Drucke ausführlich zu beschreiben, neue Druckerzuweisungen und sonstige Korrekturen vorzunehmen und schließlich auch neue Besitznachweise nachzutragen. Sinnvollerweise wurden die Korrekturen so knapp wie möglich gehalten und selbstverständlich nach den Benzing-Nummern aufgeführt, wobei neue Ausgaben mit Hilfe von angehängten Kleinbuchstaben in die Folge der Benzing-Nummern eingegliedert wurden. Im Anhang findet sich ein Bildteil mit Hinweis auf die laufende Nummer im Hauptteil sowie verschiedene Register (zu diesen s.u.).

1989 erschien ein photomechanischer Neudruck der Lutherbibliographie, nunmehr - im Hinblick auf die damals bereits vorgesehene Erweiterung durch einen zweiten Band mit den Ergänzungen von Claus nach dem neuesten Stand - als Bd. 1 gezählt. Der Nachdruck, der nunmehr auch den in der Ausgabe von 1966 nur im Vorwort erwähnten Claus als Mitverfasser auf dem Titelblatt ausweist, ist bis auf kleine Korrekturen (z.B. bei den Überschriften) im Hauptteil unverändert, läßt aber den ganzen Registerteil weg, da dieser völlig neu bearbeitet den Bd. 2 beschließt. Bd. 2, der nicht zuletzt wegen Ereignissen im Gefolge der Wiedervereinigung erst 1994 erscheinen konnte, setzt die Ergänzungen ... 1982 als selbständigen Teil der Bibliographie voraus und wiederholt sie nicht in allen Einzelheiten, sondern oftmals nur in gekürzter Form; es sind jedoch alle Ergänzungen und Verbesserungen zum Grundwerk enthalten. Für Bd. 2 konnten sowohl das VD 16 als auch das Manuskript des bis heute nicht im Druck erschienenen, von Maria von Katte bearbeiteten Katalogs der Lutherdrucke in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel berücksichtigt werden.

Der Hauptteil ordnet nach den Benzing-Nummern: angeführt sind alle Ergänzungen und Korrekturen, so vor allem die VD 16-Nummern und weitere Besitznachweise, die sich keineswegs auf deutsche Bibliotheken beschränken. Mit einem Asteriskus markierte Nummern verweisen auf die Ergänzungen von 1982, erstmals (und dann ausführlich, u.a. mit Angabe der Lagenformel) verzeichnete Drucke sind mit zwei Sternchen vor der Nummer markiert.

Eine wesentliche und über die Lutherbibliographie von 1966 hinausgehende Ergänzung stellt der chronologisch geordnete Anhang Bibel und Bibelteile in Luthers Übersetzung 1522 - 1546 dar. Die Titel sind in äußerster Knappheit, aber mit Angabe von Druckort, Drucker und Jahr zitiert, was genügt, da die Nummer der WA sowie die des VD 16 zitiert sind.[2] Innerhalb eines Jahres sind die Titel durchnumeriert und auf die aus beidem gebildete Identifikationsnummer verweist das separate Register (S. 340 - 345) nach Druckorten und innerhalb nach Druckern.

Bd. 2 wird beschlossen von einem Konkordanzen- und einem Registerteil, die die entsprechenden Teile der Ausgabe von 1966, die im Nachdruck von 1989 weggelassen wurden, ersetzen. 1. Konkordanz zur WA (S. 346 - 355) und 2. zum VD 16 (S. 356 - 393). Das Register der Drucker und Verleger (S. 394 - 423) besteht aus zwei Teilen: dem Namenverzeichnis, innerhalb nach Druckorten, falls der Drucker an verschiedenen Orten gewirkt hat und weiter chronologisch mit Angabe der Benzing/Claus-Nummern; Nummern für Drucke, in denen sich der Drucker nennt, sind fett gesetzt; der zweite Teil erschließt den ersten nach den Druckorten, innerhalb geordnet nach Druckern und zwar chronologisch nach dem frühesten Jahr ihres Auftretens am jeweiligen Ort. Das Titelregister (S. 424 - 457) ordnet alle Werke unter Übergehung der Artikel am Anfang (und unter Auslassung von Titulaturen u.ä.) nach gegebener Wortfolge.

Zusammen mit dem Ergänzungsband bleibt die Lutherbibliographie - nunmehr auf den neuesten Stand gebracht - die Standardbibliographie für Luthers Werke. Bedauernd sei allerdings festgestellt, daß die immerhin bestehende Möglichkeit nicht genutzt wurde, die Eintragungen im Grundwerk mit denen des Ergänzungsbandes zu kumulieren: selbst wenn eine völlige Neuerfassung des Hauptbandes nicht zu leisten war, würde eine im Wege der Reprokumulation hergestellte Bibliographie die Benutzung wesentlich erleichtern. Trotz der unbestreitbaren Verdienste der Lutherbibliographie von Benzing/Claus ist weiterhin "in der Lutherbibliographie noch längst nicht das letzte Wort gesprochen" (Bd. 1, S. IX), müßte sich eine definitive Lutherbibliographie doch aus der letztlich immer noch bestehenden Ergänzungsfunktion zu anderen Verzeichnissen (so vor allem der WA) lösen und völlig eigenständig werden, d.h. mit ausführlichen Beschreibungen nach Autopsie, möglichst vollständigen Bestandsnachweisen und angemessenen Registern. Darauf werden wir allerdings wohl noch lange warten müssen, und bis dahin wird die jetzt aktualisierte Lutherbibliographie unentbehrlich bleiben.

Sabine Baudoux / sh


[1]
Ergänzungen zur Bibliographie der zeitgenössischen Lutherdrucke : im Anschluß an die Lutherbibliographie Josef Benzings / bearb. von Helmut Claus und Michael A. Pegg. - Gotha : Forschungsbibliothek Gotha ; Baden-Baden : Koerner, 1982. - 226 S. : Ill. - (Veröffentlichungen der Forschungsbibliothek Gotha ; 20). (zurück)
[2]
Dazu einige wenige andere Verzeichnisse, darunter der einschlägige Band des großen Stuttgarter Bibelkatalogs: Die Bibelsammlung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Abt. 2, [Deutsche Bibeln]. - Stuttgart-Bad Cannstatt : Frommann-Holzboog. - 29 cm. - ISBN 3-7728-0845-X [2066]. Bd. 1. Deutsche Bibeldrucke 1466 - 1600 / beschrieben von Stefan Strohm. Unter Mitarb. von Peter Amelung ... - 1987. - LVI, 480 S. - ISBN 3-7728-0851-4 : DM 780.00 (Subskr.-Pr.) - S.o. IFB 96-2/3-199 - 200. (zurück)

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