Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Dictionary of theories


Siehe auch die Vorbemerkungen

96-2/3-191
Dictionary of theories / Jennifer Bothamley. - London ; Detroit [u.a.] : Gale Research International Ltd., 1993. - VIII, 637 S. ; 24 cm. - ISBN 1-873477-5-8 : œ 50.00
[1862]

Die Anregung zur Konzeption eines Lexikons der Theorien stammt von einem Bibliothekar: "He wanted a book that covered 'theories' in all subject areas and which gave the librarian a brief explanation of, for example, the butterfly effect, its subject area - Physics, not Biology - and a suggestion as to where to look for a fuller explanation." (S. VII). So ist hier auch kein, wie man erwarten könnte, wissenschaftstheoretisches Lexikon anzuzeigen, sondern eine Art Kompendium einer stattlichen Zahl wohlgeordneter und klassifizierter Artikel von a priori theories bis Zorn's lemma, die sonst mühsam aus Konversations- und Fachlexika zusammengesucht werden müßten.

Geliefert werden von dem 23köpfigen Autorenteam 4000 Artikel aus 27 Fachgebieten. Darunter fallen so unterschiedliche Gebiete wie Accountancy, Art, Computing, Feminism, Management, Medicine, Stylistics. Kommentarlos werden allerdings Religion und Theologie übergangen. Die Artikel mit einem Umfang von wenigen Zeilen bis anderthalb Spalten sind zur schnellen Information gedacht zu Fragen, auf die, jedenfalls laut Klappentext, der wache Zeitgenosse bei der Zeitungslektüre stoßen müßte.

Freilich gibt der Eintrag unter theory keine Auskunft über den zugrundegelegten Theoriebegriff in eigener Sache: "theory (17th century) Natural sciences. Although it dates from Antiquity, Sir T Herbert first applied this term in its modern sense (to geology) in 1638. A theory is a general principle supported by a substantial body of scientific evidence which explains observed facts. As a probable explanation for observations, a theory offers an intellectual framework for future discussion, investigation and refinement." Deutlich daran wird aber die ganz eigene pragmatische Haltung in der Art der Darstellung dessen, was hier noch unter den Begriff der Theorie fällt, und deren Niveau - "from undergraduate level to the more populist" - allgemeinverständlich sein will. Der Theoriebegriff ist daher weit gefaßt: "hypotheses, rules, paradoxes, laws, principles and various 'ism's, 'ologies and 'si's" (S. VII). Repräsentiert sind antike und moderne, akzeptierte wie diskreditierte Theorien. Als Beispiele, die die Bandbreite der aufgenommenen Stichwörter aufzeigen, seien genannt: Aristotle's four causes, body art, Nazi art/art of the Third Reich, Die Brücke, civil disobedience, end of history, new age, Reaganomics, ut pictura poesis. Homonyme Stichwörter, wie z.B. field theory, haben je einen Eintrag für die Fachgebiete Mathematics, Physics, Psychology; post-modernism erzeugt Einträge unter Art und Politics/Literary Theory.

Der Aufbau der Artikel folgt in der Regel diesem Schema: Name der Theorie, Jahr oder Epoche des Auftretens oder der Entdeckung der Theorie, Fachgebiet, Name, Nationalität und Lebensdaten des Entdeckers; dann eine knappe Definition und Wertung der Theorie. Der Artikel schließt mit einem kurzen bibliographischen Hinweis neueren Datums, bei Klassikern, z.B. Darwin, werden die wichtigsten Primärtexte genannt. Weitgehend vermieden wird bei der Darstellung zumindest ein historisches Verständnis der beschriebenen Sachverhalte: "philology (19th century) Linguistics Popular term with two senses, little used within linguistics today. ('Comparative philology', equivalent to COMPARATIVE AND HISTORICAL LINGUISTICS and so used by some of its pioneers. (2) Study of relationship between language and (aesthetic) culture, chiefly classical." Zu den wichtigsten Fächern wurden Kurzbibliographien, angepriesen als "a basic reading list for those interested in the subject area" (S. 565), erstellt. Leider liefert die Auswahl philosophischer Literatur eine für den Zweck des Lexikons nur unbrauchbare Liste der Klassiker von Aristoteles über Newton bis Wittgenstein. Abgerundet wird dieses, was den Gegenstandsbereich angeht, ganz ungewöhnliche Lexikon durch einen Subject area index sowie einen Index der genannten Personen diesen Typs: "Schiller, Johann Christoph Friedrich (1759-1805) / German writer / language games / naive/sentimental" (S. 607). Man kann sicher Zweifel daran haben, ob das Dictionary of theories den Griff des Bibliothekars zu den gängigen Universallexika erspart.


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