Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Biographical dictionary of twentieth-century philosophers


Siehe auch die Vorbemerkungen

96-2/3-189
Biographical dictionary of twentieth-century philosophers / ed. by Stuart Brown ... - 1. publ. - London ; New York : Routledge, 1996. - XX, 947 S. ; 36 cm. - ISBN 0-415-06043-5 : œ 100.00
[3245]

Aufgenommen sind über 1000 Philosophen und Philosophinnen des 20. Jh., vor allem, wie es heißt, "First World philosophers", aber auch Vertreter nah- und fernöstlicher Philosophien sowie nicht-europäischer, spanischsprechender "communities" (S. VII). Versammelt sind alle größeren Schulen und Bewegungen, das Spektrum reicht von analytischer Philosophie bis Marxismus, von Neo-Hinduismus bis Zen. Dem Anspruch nach soll jede Disziplin, von formaler Logik bis Ästhetik, berücksichtigt sein. Besonderes Interesse verdienen daher die der Auswahl zugrundegelegten Kriterien.

Nach Auskunft der Herausgeber wurden solche Philosophen und Philosophinnen aufgenommen, (1) die in den gängigen Philosophiegeschichten präsent sind, z.B. Frege, Nietzsche, Husserl, Wittgenstein. Hinzu kommen Philosophen, die aus Sicht der Zeitgenossen auf die philosophische Diskussion einen gewissen Einfluß ausgeübt und mehr als nur beiläufige kritische Aufmerksamkeit erregt haben, z.B. D. Ross, H.A. Prichard; (2) die in bibliographischen Verzeichnissen (genannt wird Philosopher's index) häufig nachgewiesen sind oder die in Zusammenhang mit speziellen, gelegentlich nach ihnen benannten Paradoxen und Theoremen erwähnt werden; (3) die mit so etwas wie "substantial publication" in größeren Bibliothekskatalogen verzeichnet sind; (4) die den Herausgebern durch Spezialisten empfohlen wurden.

Daß solche Kriterien - trotz des selbstbewußten Resumees: "We believe that no major twentieth-century philosopher is missing from this Directory" (S. VII) - durchaus Verzerrungen in der Auswahl mit sich bringen, zeigt ein Blick auf den deutschsprachigen Bereich. Aufgeführt werden zwar Manfred Frank oder Odo Marquard, nicht jedoch Wolfgang Cramer, Dieter Henrich, Jürgen Mittelstraß oder Günther Patzig. Die Artikel mit einem Umfang von 250 bis 1250 Wörtern lassen sich in fünf Klassen ordnen, wobei die Länge der Artikel der Bedeutung der einzelnen Philosophen entsprechen soll: Heidegger kommt dabei auf 6 Sp., Freud, Husserl und Habermas auf jeweils 5, M. Frank auf 3, Bloch auf 1 Sp. Unabhängig vom Umfang folgen die Artikel folgendem Schema: 1. Name, Nationalität, Geburtsdatum, -ort, gegebenenfalls Todesdatum, kurze philosophiehistorische Charakterisierung (Habermas z.B. als "Post-Marxist critical theorist"), Forschungsschwerpunkte, Ausbildung, Einflüsse, Karriere; 2. Der bibliographische Teil verzeichnet die Primärliteratur in Auswahl und neuere Sekundärliteratur. Als Quellenangabe für die biographischen Daten wird schon einmal "personal communication" genannt; 3. Im darstellenden Teil werden der philosophische Ansatz, die eine oder andere als wichtig erachtete Schrift und die Wirkungsgeschichte der Person kurz und zuverlässig referiert.

Den Biobibliographien folgt ein Guide to school and movements. Dahinter verbergen sich kurze instruktive Charakterisierungen von 39 großen Denkschulen samt bibliographischem Anhang, von Absolute idealism über Munich circle bis Vitalism (S. 876 - 902). Erschlossen wird das Lexikon durch eine Reihe von Registern, die die Einträge im Querschnitt auswerten und einzelne Felder nun in Listenform wiedergeben: Nationality index (von Algerian über German-American bis Zairian), Index of interests, Index of influences, Index of people (alle genannten Personen), Index of subjects. Der Category index sieht eine Typologie der Philosophen nach Sach- und Personenschlagwörtern vor. Die Übersicht überzeugt jedoch nicht in jedem Fall, wenn man sich folgende Zuordnungen vor Augen stellt: Twentieth-century philosophy (Benhabib), Wittgenstein (Findlay), Writer (Bell, Kolakowski, Mauthner).

Für jeden, der sich mit Personen und Themen der Philosophie des 20. Jh. befaßt, liegt ein unverzichtbares, im bibliothekarischen Auskunftsbereich unentbehrliches Lexikon vor, das über die schnelle und sichere biographische Recherche hinaus auch eine erste Klärung sachbezogener Fragen ermöglicht.


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