Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

The Oxford companion to philosophy


Siehe auch die Vorbemerkungen

96-2/3-184
The Oxford companion to philosophy / ed. by Ted Honderich. - Oxford [u.a.] : Oxford University Press, 1995. - XVIII, 1009 S. ; 24 cm. - ISBN 0-19-866132-0 : œ 25.00
[2983]

Das Nachschlagewerk bietet 1932 Einträge von abandonment bis Zoroastrianism, verfaßt von 249 namhaften Beiträgern, darunter L. W. Beck, D. Davidson, M. Dummet, J. Hintikka, Th. Nagel, N. Rescher, J. Searle, P. Singer. Es ist klar, daß bei dieser Auswahl prominenter Beiträger und eigenständiger Denker keine strikte Konsistenz in Darstellungssprache und Ausrichtung der Artikel erwartet werden kann, sondern gerade die intellektuelle Vielfalt zum Programm erhoben wird - "recommendation of the book: it has not only different views but different voices in it" (S. IX).

Als Zielgruppe kommen fortgeschrittene Studierende und an Philosophie Interessierte in Frage. Unterstützt wird nicht nur die punktuelle Recherche, vielfach auch das Stöbern in der z.T. als Wunderwelt verpackten Philosophiehistorie: Einträge, wie z.B. arthritis in the thing, beatitude's kiss, slime verleiten im Umfeld philosophischer Theorien schon einmal zum Verweilen. Unterschieden wird dabei zwischen "the browsing reader", für den die im Darstellungsteil nur sparsam eingestreuten Verweisungen gedacht sind, und "the reader at work", für den ein Index der Einträge zur Verfügung steht, von denen auf zusätzliche Stichwörter verwiesen wird. Der bibliographische Teil der Artikel beschränkt sich auf die Angabe weniger aktueller Titel. Die Einträge bestehen aus Definitionen und kürzeren Essays, 20 bedeutende Philosophen sind mit längeren Essays bedacht worden. Den Schwerpunkt bilden sonst Denker des angloamerikanischen Sprachbereichs, 150 Einträge sind zeitgenössischen Philosophen vorbehalten. Eine Reihe ausführlicher Einträge gilt den klassischen philosophischen Disziplinen (epistemology, political philosophy, auch the philosophy of mind), über deren Geschichte und aktuellen Diskussionsstand zuverlässig und in anregendem Stil informiert wird. Überzeugend gelöst ist hierbei die Auffächerung des Problemkreises law in der Abfolge von Einträgen wie law, feminist philosophy of (knapp 2 Sp.), law, history of the philosophy of (7 Sp.), law, problems of the philosophy of (7 Sp.), law, scepticism about (2 Sp.), law and continental philosophy (1 Sp.). Solche Beiträge sind, trotz der angestrebten Vielfalt im großen, durchweg der analytisch und sprachphilosophisch orientierten Tradition verpflichtet. Damit werden, wo in der Darstellung der Ausgleich zwischen Problemanalyse und Einbettung in den historischen Kontext vernachlässigt wird, dem historisch interessierten Leser jedoch hin und wieder Informationen vorenthalten. Peter Singers Artikel Hegel etwa diskutiert einige systematische Bereiche der Hegelschen Philosophie (Geschichts-, Rechtsphilosophie, Phänomenologie des Geistes, Wissenschaft der Logik) und macht dabei auch auf die Wirkungsgeschichte (Marx, Popper) aufmerksam, enthält aber eine Fülle von Defiziten: In dem 6 Sp. langen Artikel sucht man vergebens nach Stichwörtern wie Tübinger Stift, Hölderlin, Schelling, Jena, Naturphilosophie, selbst ein paar Sätze zur Ästhetik Religionsphilosophie fehlen.

Der Anhang des Oxford companion to philosophy präsentiert sog. Maps of philosophy. Das bedeutet im Bereich der Philosophie ein Wagnis und ist auch hier nicht immer gelungen. Inner and outer circles of philosophy versuchen, angeordnet in konzentrischen Kreisen, das Verhältnis philosophischer Disziplinen untereinander augenfällig zu machen: im Kernbereich z.B. Metaphysics, im ersten Ring Philosophy of language, im zweiten Ring Philosophy of mathematics - diese Fächerung leuchtet nicht jedem ein. Auch die Diagramme, die einzelnen systematischen Disziplinen und philosophischen Denkschulen gelten, bewegen sich auf sehr abstraktem Niveau, wirken noch auf den zweiten Blick verwirrend in den Verästelungen (Logic and philosophical logic) und müssen, wohl auch aufgrund von Platznot, in der graphischen Darstellung schlicht als mißlungen betrachtet werden. Darüber trösten auch die vom Autor vorgebrachten Vorbehalte nicht hinweg: "There is no one way of mapping it. Different, perhaps overlapping, perhaps inconsistent, may be used for different purposes, and will be horribly misleading unless used merely as over-simplified rough guides." (S. 928) Why so? - Geglückt dagegen ist die zweispaltige Zeittafel, die einzelne Philosophen, Schulen und Bewegungen mit kulturgeschichtlich bemerkenswerten Ereignissen zur Übersicht bringt (letzter Eintrag: "Demilitarization of Northern Ireland begins 1994, after 25 years"). Darüber hinaus werden 80 Porträts der Meisterdenker, mit pointiertem Untertext versehen, angeboten.

Abgesehen von den genannten eher marginalen Schwachpunkten besticht das Nachschlagewerk durch die Vielzahl der stets anregend formulierten, auch herausfordernden Artikel (z.B. German philosophy). Unter den gegenwärtig angebotenen philosophischen Lexika gebührt dem Oxford companion to philosophy eine Spitzenstellung.


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