Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Dictionary of librarianship


96-2/3-170
Dictionary of librarianship : including a selection from the terminology of information science, bibliology, reprography, higher education, and data processing ; German - English, English - German = Wörterbuch des Bibliothekswesens / Eberhard Sauppe. - 2. rev. and enl. ed. - München [u.a.] : Saur, 1996. - XX, 428 S. ; 22 cm. - ISBN 3-598-11316-1 : DM 172.00
[3493]

Die Charakterisierung dieses Wörterbuchs als "unverzichtbar" in der Rezension der 1. Aufl. 1988 in ABUN in ZfBB 36 (1989),1, S. 60 - 61 hat sich in der Praxis voll bestätigt: immer wenn der Rezensent Hilfe bei der Übersetzung von Fachtermini dieser Thematik aus dem Englischen oder ins Englische suchte, wurde er in diesem Wörterbuch nicht nur zumeist fündig, sondern fand auch in der Mikrostruktur der Artikel dringend benötigte Hinweise zur Verwendung eines Wortes. Nicht zuletzt dadurch unterscheidet sich dieses Wörterbuch von den auf die Schnelle gemachten Wortgleichungslisten aus dem Verlag VCH.[1]

Diese über die Wortgleichungen hinausgehenden Angaben betreffen: grammatikalische Angaben (die sich freilich auf die Wortart, im Deutschen zusätzlich auf das Genus beschränken); erläuternde Zusätze (falls erforderlich), Zuordnung zu einem von 41 mit englischsprachigen Abkürzungen bezeichneten Sachgebieten; Fundstellen von Definitionen (einzelne DIN- bzw. ISO-Normen, Regelwerke wie AACR, RAK in allen Ausprägungen sowie die verschiedenen ISBDs); ggf. regional abweichender Sprachgebrauch (USA/Großbritannien, aber auch der Benützer mit Verweisung auf Benutzer; auch die Terminologie der früheren DDR wurde bewahrt); Verweisungen auf verwandte Begriffe.[2]

Daß sich die Gesamtzahl der Lemmata (lt. Vorwort) von ca. 15.500 auf nunmehr 26.299 (13.123 im ersten, 13.176 im zweiten Teil) erhöht hat, kann nicht nur an der Auflösung der "kombinierten Lemmata" (sie waren durch Semikolon getrennt) der 1. Aufl. und an der Einbeziehung von Termini aus dem Hochschulwesen liegen, sondern muß auch mit der Vermehrung des Lemmabestandes in den bereits in der 1. Aufl. berücksichtigten Bereichen zusammenhängen. Den berauften Schnitt gibt es natürlich weiterhin, dafür wurde jetzt aber auch der Schimmelbogen berücksichtigt; Buchwesen (so im Zusatz zum deutschen Paralleltitel) fehlt dagegen weiterhin. Ansonsten bestätigten erneute Stichproben in den Kernbereichen das bereits anl. der 1. Aufl. konstatierte gute Ergebnis. Einige Bemerkungen und Ergänzungen: Nekrolog ist nicht nur der einzelne Nachruf, sondern als Nachschlagewerk auch eine Sammlung von Biographien der (z.B. seit der letzten Auflage) Verstorbenen, also mehr als das hier erwähnte Totenbuch. - Handatlas[3] ist der im Deutschen eingebürgerte Begriff für einen Weltatlas im Großformat, so daß die Übersetzung "handy atlas" sicher nicht zutreffend ist; besser wäre reference atlas bzw. major-size world atlas[4] oder einfach general world atlas. - Der Rezensent freut sich, daß den in deutschen Fachtexten immer häufiger anzutreffenden Begriffen in Zusammensetzung mit Referenz-(als bequemer Übernahme aus dem Englischen) hier nicht die Weihen der Wörterbuchwürdigeit verliehen werden: es gibt also weiterhin nur Nachschlagewerk und nicht "Referenzwerk". - Man wünschte sich eine bessere Verzahnung der beiden Teile durch Angabe der im jeweils anderen Teil zur Differenzierung verwendeten Zahlen: also z.B. Bibliograph = bibliographer 1, was den Benutzer darauf hinweisen würde, daß es im zweiten Teil mehr als eine (nämlich vier) Bedeutungen des Zielbegriffs gibt. - Die Wahl von Eintragungen unter Adjektiv-Substantiv-Verbindungen oder unter dem Substantiv ist nicht immer einsichtig (vermutlich richtet sie sich auch nach der Häufigkeit des Vorkommens): national library, aber imprint, national. - Der Begriff policy als solcher fehlt (es gibt nur library policy), obwohl er immer wieder Schwierigkeiten bei der Übersetzung bereitet, vor allem in seiner Pluralform (im Jargon der EU heißt policies dann Politiken; der Schutz der Minderheiten müßte dringend durch einen Schutz der Sprachen ergänzt werden). - Outreach programme wird als "die aktive Bereitstellung von bibliothekarischen Dienstleistungen außerhalb des Bibliotheksgebäudes ..." definiert, ohne daß man weiß, wie die Sache im Deutschen heißt (es kann nicht daran liegen, daß die Definition mitten in einem Wort abbricht). - Die Liste der als Quellen genutzten wichtigsten "Fachlexika, Werke mit Begriffsverzeichnissen, allgemeinen und Fachwörterbüchern" (S. XX - XXIV) hätte man sich aktueller[5] und umfassender[6] gewünscht.

Ein Verlagsprospekt kündigt weitere zweisprachige Wörterbücher des Bibliothekswesens an: für Oktober 1996 eines für Deutsch und Chinesisch (ohne Beteiligung von Sauppe) und für Februar 1997 ein solches für Deutsch und Spanisch, das von Sauppe zusammen mit einem Spanier bearbeitet wird; auf das dem Vernehmen nach bereits in Arbeit befindliche Wörterbuch für Deutsch und Französisch wird man demnach wohl noch länger warten müssen.

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[1]
Dictionary of library and information science : English/German, German/English / Saiedeh von Keitz und Wolfgang von Keitz. - 2., rev. ed. - Weinheim : VCH, 1992. - 527 S. - Vgl. IFB 95-1-031. (zurück)
[2]
Deren Auswahl leuchtet nicht in allen Fällen ein: Bibliographie verweist allein auf abgeschlossene Bibliographie und fortlaufende Bibliographie, nicht aber etwa auf die gleichwohl vorhandene retrospektive Bibliographie. Selbst wenn im Prinzip ein Unterschied zwischen abgeschlossener und retrospektiver Bibliographie besteht, ist im bibliothekarischen Gebrauch das Gegensatzpaar laufende (und nicht fortlaufende) und retrospektive Bibliographie üblich. (zurück)
[3]
"Handatlas, ein dem Umfang nach herausragender, bedeutender Weltatlas, der ... fast ausschließlich aus ... allgemein-geographische Karten besteht." (Brockhaus-ABC der Kartenkunde. - Leipzig, 1983, S. 235. (zurück)
[4]
Der Rezensent ist sich sicher, daß ihm der erste Begriff schon begegnet ist, ohne daß er die Quelle zu nennen vermöchte; den zweiten Begriff verwendet W. A. Katz, Introduction to reference work, 6. ed., vol. 1 (1992), S. 410. (zurück)
[5]
Hiller inzwischen in 5. Aufl. 1991 (ABUN in ZfBB 27 (1980),3, S. 253 - 254). - Harrod gar schon in der 8. Aufl. 1995 (IFB 95-2-194). - Publikation und Dokumentation inwischen in 3. Aufl. 1989 (eine 4. Aufl. nach dem Stand der Normen von Juni 1996 soll im August 1996 erscheinen; eine Rezension in IFB ist vorgesehen). (zurück)
[6]
Gewünscht hätte sich der Rezensent z.B. eine Berücksichtigung des Zeitungswörterbuchs (IFB 94-3/4-419). - Auch eine Erwähnung der systematischen Übersicht über die Bibliographische Terminologie (deutsch und englisch) im Totok/Weitzel (6. Aufl., 1984, Bd. 1, S. 12 - 16) wäre sinnvoll gewesen, selbst wenn diese Liste dringend überarbeitet werden müßte. - Daß unter den zahlreich zitierten Regelwerken die RSWK fehlen, sei immerhin angemerkt, auch wenn es der Rezensent persönlich nicht vermißt: somit kommt niemand auf die Idee, Werke der Sach- und der Sprachlexikographie in den gemeinsamen Topf des Wörterbuchs zu werfen. (zurück)

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