Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Jahresverzeichnis der schweizerischen Hochschulschriften


96-2/3-151
Jahresverzeichnis der schweizerischen Hochschulschriften = Catalogue des écrits académiques suisses. - Basel : Verlag der Universitätsbibliothek. - 23 cm. - Mit 94. 1991 (1994) Ersch. eingest. - (Öffentliche Bibliothek der Universität Basel, Schönbeinstr. 18 - 20, CH-4056 Basel)
[3474]
94. 1991 (1994). - 288 S.

Im April 1996 wurde vom Verlag der Universitätsbibliothek Basel mitgeteilt, daß das traditionsreiche, mit 1. 1897/98 (1898) einsetzende Jahresverzeichnis der schweizerischen Hochschulschriften mit 94. 1991 (1994) das Erscheinen eingestellt habe. Zugleich wurde in dem Schreiben darauf hingewiesen, daß die Schweizer Hochschulschriften über Helveticat, den Online-Katalog der Schweizerischen Landesbibliothek (SLB), abrufbar sind; das Wissen um den Zugang wurde stillschweigend vorausgesetzt, obwohl dieser allenfalls Schweizer Bibliotheken ohne weiteres vertraut sein dürfte.[1]

Nachdem die schweizerischen Hochschulschriften zukünftig also auf anderem Weg ermittelt werden müssen, stellt sich auch die Frage, inwieweit das Jahresverzeichnis für die retrospektive Recherche noch in den Informationsapparaten benötigt wird, oder ob diese hinreichend durch andere Verzeichnisse abgedeckt werden kann. Man stößt bei dieser Untersuchung auf dieselben Probleme, die die retrospektive bibliographische Kontrolle in den deutschsprachigen Ländern generell negativ auszeichnet.

Lange Zeit verzeichnete die SLB im Schweizer Buch (SB) und in dessen Vorgängern[2] sowie die UB Basel im Jahresverzeichnis parallel die schweizerischen Hochschulschriften. Ab 1954 übernahm dann die SLB die Erstellung des Jahresverzeichnisses, da die Belastung für die UB Basel zu groß geworden war, Herausgabe und Vertrieb blieben jedoch - vor allem wegen der bestehenden Tauschbeziehungen - bei der UB Basel. Weshalb diese Doppelverzeichnung sogar unter einem Dach noch so lange weitergeführt wurde, erklärt sich z.T. aus einer bereits 1948 getätigten Umfrage bei den schweizerischen Buchhändlern: diese hatten sich eindeutig für die Beibehaltung der Verzeichnung der Hochschulschriften im SB ausgesprochen. An ein Einstellen des Jahresverzeichnisses dachte man damals offensichtlich noch nicht; statt dessen wurde mit 57. 1954 (1955) das Regelwerk für die Formalerschließung im Jahresverzeichnis an die Praxis der SLB angepaßt und den Titeln wurden die Signaturen der SLB beigegeben. Spricht man von einer Doppelverzeichnung, ist das jedoch noch nicht ausreichend. Zu der geschilderten Parallelverzeichnung im Jahresverzeichnis und im SB, kommt für 1948 - 1980 die Kumulation der Daten im Schweizer Bücherverzeichnis, außerdem der ältere Katalog der Schweizerischen Landesbibliothek : Alphabetisches Verzeichnis der bis 1900 erschienenen Druckschriften und seine Fortsetzung für die Berichtszeit 1901 - 1947 als Systematisches Verzeichnis der schweizerischen oder die Schweiz betreffenden Veröffentlichungen. Auf Grund der eben geschilderten Zusammenhänge und da seit 1996 alle Hauptkataloge der SLB elektronisch erfaßt und die Rekonvertierungsmit der Produktionsdatenbank in der Helveticat-Datenbank zusammengeführt sind, können die Hochschulschriften hier auch retrospektiv recherchiert werden.

Stichprobenvergleiche des Helveticat mit dem Jahresverzeichnis ergaben, daß der größte Teil der schweizerischen Hochschulschriften enthalten ist, als lückenhaft erwiesen sich lediglich bei den älteren, um 1900 entstandenen Hochschulschriften die Bereiche Medizin, Naturwissenschaft und Technik. Mit dem Helveticat bietet sich demzufolge die Möglichkeit, nahezu alle schweizerischen Hochschulschriften online mit den Vorzügen zahlreicherer Zugriffsmöglichkeiten und des großen Berichtszeitraumes zu ermitteln. Eine Konsultation mehrerer Jahrgänge eines Nachschlagewerkes oder mehrerer verschiedener Verzeichnisse ist eigentlich nicht mehr nötig.

Doch auch mit konventionellen Nachschlagewerken gibt es diverse Wege, um Ermittlungen im Jahresverzeichnis zu umgehen. Zum einen sind in diesem Zusammenhang die oben genannten von der SLB erstellten Verzeichnisse anzuführen, die oft größere Berichtszeiträume umfassen und meist mehr Suchmöglichkeiten bieten als das nach Fakultätsordnung angelegte Jahresverzeichnis mit seinem Verfasserregister, zum anderen war zu überprüfen, inwieweit das Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums, d.h. GV-alt 1700/1910 und GV-neu 1911/65 sowie das Gesamtverzeichnis deutschsprachiger Hochschulschriften (GVH) 1966/80 hinlängliche Alternativen zum Jahresverzeichnis darstellen. GV-alt und GV-neu weisen für schweizerische Hochschulschriften unterschiedliche Aufnahmekriterien auf. Während das später erschienene GV-alt aus der deutschsprachigen Schweiz alle Schriften unabhängig von ihrer Sprache und ausschließlich die deutschsprachigen für die französisch- und italienischsprachigen Landesteile der Schweiz berücksichtigt, so daß man also nur die nicht deutschsprachigen in Genf und Lausanne eingereichten Hochschulschriften i.d.R. dort nicht ermitteln kann,[3] galt im GV-neu in Bezug auf das Jahresverzeichnis noch eine pragmatischere Aufnahmeregelung, die aus dem Quellenverzeichnis hervorgeht und sich im Stichprobenvergleich bestätigte: die in Basel, Bern, Freiburg, St. Gallen und Zürich eingereichten Hochschulschriften wurden vollständig aufgenommen, die der Hochschulen in Genf, Lausanne und Neuchƒtel dagegen gar nicht berücksichtigt. Für den Berichtszeitraum 1966/80 kumulierte das Jahresverzeichnis vollständig im GVH, da für die Verzeichnung der schweizerischen Hochschulschriften im GVH die Jahrgänge 69. 1966 (1967) - 83. 1980 (1982) des Jahresverzeichnisses und ergänzend Jahrgang 81. 1981 (1982) des SB herangezogen wurden.

Das Belassen des Jahresverzeichnisses in den Informationsapparaten scheint deshalb nicht nötig, bedenkt man die vielfältigen, oben angeführten, alternativ zum Jahresverzeichnis verwendbaren Nachweismittel, die zumeist mehr Zugriffsmöglichkeiten bieten und größere Berichtszeiträume abdecken. Ob die Anordnung nach Universitäten und Fakultäten einen unverzichtbaren Mehrwert darstellt, bleibe dahingestellt. Den besten Ersatz bietet Helveticat, der annähernd lückenlos (s.o.) den gesamten Berichtszeitraum abdeckt und die vorteilhaften Recherchemöglichkeiten eines Online-Kataloges bietet. Denkbar wäre auch eine CD-ROM-Ausgabe auf der Grundlage der bereits von der SLB elektronisch erfaßten Daten.

Saskia Hedrich


[1]
Er ist über die homepage der SLB (http://www.snl.ch) zu erreichen oder direkt über
telnet://helveticat.snl.ch mit dem login: Hello Internet,user.clas01. (zurück)
[2]
Bibliographie der Schweiz 1871 - 1900 und Bibliographisches Bulletin der Schweiz 1901 - 1942. (zurück)
[3]
Erschienen die Hochschulschriften jedoch zusätzlich in einem deutschen oder einem in der deutschsprachigen Schweiz gelegenen Verlag, sind sie dennoch verzeichnet. Allerdings stammen deren Titelaufnahmen dann, wie am Druckbild ersichtlich, meist nicht aus dem Jahresverzeichnis. (zurück)

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