Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Historische Zeitungsbestände und ihre Verfilmung


96-2/3-148
Historische Zeitungsbestände und ihre Verfilmung : Studie zur Bestimmung des Anteils der noch nicht verfilmten Zeitungsbestände in Deutschland / [erarb. von Manfred Pankratz. Die Studie wurde erstellt beim Institut für Zeitungsforschung, Dortmund im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft]. - Berlin : Deutsches Bibliotheksinstitut, 1994. - 59 S. ; 21 cm + 2 Disketten. - (Schriften der Deutschen Forschungsgemeinschaft). - ISBN 3-87068-468-2 : DM 16.00, DM 12.00 (Broschüre separat), DM 8.00 (Disketten separat)
[2625]

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft gehört zu den wenigen Institutionen, die sich auch um die Erhaltung und die wissenschaftliche Zugänglichkeit des Zeitungsbestands in deutschen Bibliotheken und Archiven bemüht. Sie hat auf diesem Feld große Verdienste erworben, die nicht hoch genug einzuschätzen sind. Ihr "Förderprogramm zur Verfilmung historisch wertvoller Zeitungen" ist in guter Erinnerung geblieben. Bereits 1978 hatte sie hierzu eine entsprechende Initiative ergriffen, doch wurde das Programm von den Bibliotheken nicht sonderlich in Anspruch genommen.

Für die weitergehende Verwendungsplanung der seit 1986 verfügbaren Mittel sollten nunmehr Orientierungsdaten ermittelt werden, die, was weiter nicht verwundert, bislang nicht zur Verfügung standen. Die Anregung kam vom Unterausschuß zur Verfilmung Historisch Wertvoller Zeitungen im Bibliotheksausschuß der DFG. Mit der Erhebung wurde Manfred Pankratz, mit der Pojektleitung Professor Hans Bohrmann (beide Institut für Zeitungsforschung in Dortmund) betraut. Inzwischen liegen die Ergebnisse vor, und es wäre sicherlich gut, wenn man von der DFG recht bald - ebenfalls für die Fachwelt veröffentlicht - erfahren würde, welche fortführenden Entscheidungen getroffen wurden. Publizierung ist unbedingt erforderlich: Denn immer wieder ist in der bibliothekarischen Praxis festzustellen, wie wenig über die Finanzierungsmöglichkeiten (bzw. auch -unmöglichkeiten) von Zeitungsverfilmungen bekannt ist.

Pankratz beschreibt ausführlich, nach welcher Methodik und nach welchen Untersuchungskriterien er vorgegangen ist. Das mag nur den Spezialisten interessieren, belegt jedoch, mit welcher Akribie - nach dem derzeitigen Stand statistischer Nichtbeachtung bei diesem Sammelgut - vorgegangen wurde. Der Bearbeiter läßt auch keinen Zweifel daran, wie unsicher seine Angaben nach wie vor sind. Doch wo existieren schon auf diesem Gebiet präzise Bestandserhebungen! So spricht Pankratz bewußt von einer Annäherung an die bibliothekarische Wirklichkeit, für die er erste Grunddaten ermittelt hat. Sein Ergebnis: Zweidrittel der deutschen Zeitungsbestände sind bislang nicht verfilmt. Mit anderen Worten: Für das Programm der DFG ist noch reichlich "Verfügungsmasse" vorhanden. Besonders ist hervorzuheben, daß Pankratz nicht nur Titel und Bestände ermittelt hat, sondern auch die Situation des Zeitungssammelns vor Ort und nicht zuletzt den Erhaltungszustand der Sammlungen beschreibt. Wichtige Standorte wurden bereist (8 in den alten, 17 in den neuen Bundesländern), Magazinrecherchen wurden vorgenommen, Katalogangaben relativiert, so daß streckenweise geradezu ein "Zustandsbericht" (für die neuen Bundesländer) entstanden ist. Als weiteres Ergebnis legt der Bearbeiter eine umfangreiche Liste der verfilmungswürdigen Zeitungen vor, die neben den Titeln die tatsächlich vorhandenen Bestände enthält. Sie ist dem Bericht in zwei Disketten beigefügt und kann - über den eigentlichen Zweck des Projekts hinaus - als eine erste Information über die Zeitungsbestände in den aufgesuchten Bibliotheken und Archiven (Ordnung nach Standorten) genutzt werden. Dies alles wird präzise und nüchtern vorgetragen und ausgebreitet, für den Außenstehenden sicherlich zu trocken, doch sind Erhebungs- und Materialberichte nun einmal keine Feuilletons. Über diese sprachliche Hürde sollten die Fachzuständigen (und nach Möglichkeit nicht nur diese) recht bald hinwegspringen und die Broschüre intensiv studieren. Sie ist aufschlußreich und nützlich, auch dort, wo der Bearbeiter die erwarteten gültigen Daten nicht vorlegen konnte. Das Projekt war auf jeden Fall erforderlich, und Manfred Pankratz muß für die große Mühe, die er ohne Zweifel bei der Umsetzung seines Auftrags aufzuwenden hatte, gedankt werden. Der Bearbeiter ist zu einem Pionier auf dem Gebiet der Pressedokumentation geworden.

Gert Hagelweide


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