Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
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Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen


96-2/3-132
Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts : VD 16 / hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. [Redaktion: Irmgard Bezzel]. - Stuttgart : Hiersemann. - 34 cm. - ISBN 3-7772-8318-5
[0704]
Abt. 1, Verfasser, Körperschaften, Anonyma
Bd. 22. Wel - Zy ; Einführung in die Benützung / von Irmgard Bezzel ; Sigelverzeichnis. - 1995. - LV, 654 S. - ISBN 3-7772-9524-8 : DM 340.00
Bibliographien der Bibliographien : Drucke des 16. Jahrhunderts
96-2/3-133
Bibliographie zum Schrifttum des 16. Jahrhunderts : mit einem Verzeichnis der wesentlichen Buchbestände des 16. Jahrhunderts in deutschen Bibliotheken und Archiven / zsgest. und bearb. von Andreas Kühne. - München : Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, 1995. - XVIII, 330 S. ; 21 cm. - (Materialien zur Geschichte der Naturwissenschaften ; 1) (Münchener Universitätsschriften). - ISBN 3-89241-017-8 : DM 29.80, DM 25.00 (Reihenpreis). - (Institut für Geschichte der Naturwissenschaften der Universität München, Museumsinsel 1, 80306 München)
[3102]

Das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts - Gesamtkatalog (im Werden) und nicht zuletzt retrospektive Nationalbibliographie - hat nach 12 Jahren mit Bd. 22 der 1. Abt. Verfasser, Körperschaften, Anonyma das Ende des Alphabets erreicht, Grund genug, auf diesen erfolgreichen (vorläufigen) Abschluß kurz hinzuweisen. Ausführlich wurde das VD 16 anläßlich des Erscheinens von Bd. 1 (1983) in ABUN in ZfBB 30 (1983),5, S. 433 - 436 besprochen und nochmals ebenda 37 (1990),6, S. 509 - 512 anläßlich der 1988 erschienenen Bände mit den Eintragungen für die Großautoren Luther (Bd. 12) und Melanchthon (Bd. 13) über den Fortgang des Unternehmens berichtet. Der hier angezeigte Abschlußband nimmt Teile von Bd. 1 in verbesserter und kumulierter Form wieder auf, so daß diese künftig hier und nicht in Bd. 1 zu benutzen sind: die Einführung in die Benützung von Irmgard Bezzel, die in erweiterter Form zusammen mit sorgfältigen englisch- und französischsprachigen Übersetzungen abgedruckt wird, ferner die auf den letzten Stand gebrachten Listen der Bibliothekssigel und der Sigel der zitierten Bibliographien. Man hätte sich freilich in diesem Abschlußband auch eine Art Resümee über das bisher geleistete und einen Blick auf das noch zu leistende gewünscht. Nicht einmal die Gesamtzahl der Eintragungen wird mitgeteilt, und da diese buchstabenweise durchnumeriert sind, müßte man die jeweiligen Endnummern aufaddieren. Damit hätte man freilich wegen der zahlreichen Mehrfacheintragungen (bei Mehrverfasserwerken und bei der mehrfachen Verzeichnung von Teilsammlungen eines Verfassers) noch nicht die Zahl der verschiedenen Drucke und schon gar nicht einen Anhaltspunkt darüber, wieviel Prozent der vermuteten Gesamtproduktion an Drucken des 16. Jahrhunderts aus den deutschsprachigen Ländern bereits jetzt im VD 16 nachgewiesen sind.

Hier hilft eine von Andreas Kühne im Auftrag der DFG vorgenommene Untersuchung über die Weiterführung des VD 16, deren allgemein interessierende Ergebnisse 1994 veröffentlicht wurden,[1] sowie die im folgenden besprochene Begleitpublikation, in deren Einleitung Kühne u.a. in einem separaten Abschnitt auf Die Zahl der Ausgaben des 16. Jahrhunderts aus dem deutschen Sprachbereich eingeht. Über den Umfang der Buchproduktion in diesem Jahrhundert gab es bisher stark voneinander abweichende Schätzungen. Nunmehr läßt dieser sich an Hand des Grundwerks des VD 16 und der für das geplante Supplement bereits angefallenen weiteren Titel viel besser abschätzen: Das VD 16 zählt im Grundwerk 98.598 Einträge, die ca. 87.750 verschiedenen Ausgaben entsprechen; das Supplement enthält darüber hinaus 17.000 Titel. Kühne geht von einer Obergrenze von ca. 127.000 Ausgaben aus, hält aber eine Zahl zwischen 120.000 und 121.000 für wahrscheinlicher (S. XVI - XVII). Je nachdem, welche Zahl man zugrunde legt, wären im Grundwerk und Supplement also bereits ca. 83% bzw. 86% aller Drucke nachgewiesen. Für die Fortführung des VD 16 wurden daher - auf Grund der Untersuchung von Kühne - vordringlich solche Bibliotheken ausgewählt, deren Bestand auf Grund von Stichproben besonders zahlreiche bisher noch nicht nachgewiesene Drucke einbringen würde.

Wenn es beim VD 16 ein Defizit gibt, so ist es die Tatsache, daß es noch konventionell ohne Einsatz der EDV erstellt wurde. Daß dies beim Start des Unternehmens wohl wirklich noch nicht anders möglich war, schildert eindrucksvoll ein Beitrag von I. Bezzel und C. Fabian.[2] Auch wenn diese Schwierigkeiten bis heute nicht restlos überwunden sind, besteht doch die Aussicht, daß die im Supplement enthaltenen Titel in MAB-gerechter Form digitalisiert werden können. Dabei sind die Besonderheiten der Drucke des 16. Jahrhunderts in RAK ebenso zu berücksichtigen wie die Erfordernisse der PND, damit die Einbringung dieser Titel in die Verbundkataloge möglich ist.

Neben dem Supplement besteht eine bei der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel geführte maschinenlesbare Besitzstandsdatei, die die VD-16-Nummern als Identifikationsnummern verwendet und in der alle weiteren Besitznachweise gespeichert sind. Diese Datei wird durch bibliographische Elemente angereichert und verwendet dafür die Kategorien, die für das Supplement vorgesehen sind, so daß später eine Zusammenlegung beider Dateien möglich ist. Die wünschenswerte Konversion des gesamten Grundwerks des VD 16 dürfte dagegen wohl wegen der erheblichen Kosten in absehbarer Zeit nicht zu leisten sein.

Insgesamt haben jedoch die Planungen, die ganz auf eine Datenbank abgestellt sind, Auswirkungen auf die ursprüngliche Publikationsform: Abt. 2 sollte die Eintragungen unter weiteren beteiligten Personen und unter den literarischen Beiträgern enthalten, Abt. 3 die nach Druckorten mit Druckern und Verlegern. Diese Teile werden sich jetzt nur noch als Register (hoffentlich mit Kurztiteln) und Verweisung auf das Grundwerk und das Supplement realisieren lassen.

sh Die Bibliographie zum Schrifttum des 16. Jahrhunderts entstand im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft angeregten und von der Universitätsbibliothek München betreuten Studie über die Zukunftsperspektiven des VD 16, die allerdings "wegen des überwiegend internen Charakters" nicht veröffentlicht wurde. Allerdings hat die DFG empfohlen, wenigstens die dabei entstandene Bibliographie zu veröffentlichen.

Ihr Inhalt basiert auf einer im Rahmen der o.g. Studie durchgeführten Umfrage in 749 Bibliotheken, Archiven und Museen nach "gedruckten Katalogen von Beständen des 16. Jahrhunderts". Die hierbei genannten Werke bilden den Grundstock der Bibliographie, wobei den Institutionen zahlreiche Hinweise auf Verzeichnisse kleiner, weniger bekannter Bestände und Sondersammlungen zu verdanken sind. Zusätzlich wurde die Liste der im VD 16 ausgewerteten Literatur aufgenommen, sowie weitere Quellen ausgewertet: Die Bibliographie des Index Aureliensis, die Bibliographie der Flugschriften von Köhler,[3] CD-ROM-Datenbanken wie z.B. die Deutsche Bibliographie, Online-Datenbankdienste (u.a. REMARC der Library of Congress) und ältere gedruckte Bibliographien der Bibliographien für Drucke des 16. Jahrhunderts. Bibliographien bis zum 19. Jahrhundert, die nur noch historischen Wert besitzen, wurden dagegen nicht berücksichtigt. Ansonsten wird über die Auswahlprinzipien nichts gesagt, so daß man sich über die Berücksichtigung mancher Titel ebenso wundert,[4] wie über das Fehlen[5] vieler anderer. Insbesondere wären eindeutige Aussagen über die Berücksichtigung bzw. Nichtberücksichtigung von Personalbibliographien und von Fachbibliographien einerseits sowie von Bibliothekskatalogen für alte Drucke ohne speziellen Bezug auf das deutsche Sprachgebiet[6] andererseits erforderlich gewesen. Daß die Titel nicht annotiert sind - was bei der Verzeichnung aus zweiter Hand nicht verwundert -, ist natürlich gleichfalls ein Mangel.

In der Einleitung gibt Kühne einen knappen historischen Überblick über die bibliographische Erforschung des 16. Jahrhunderts von Conrad Gesner[7] über Georg W. Panzer und Josef Benzing bis zum VD 16 (S. X - XIII). Der folgende Abschnitt über die Problematik, die tatsächliche Zahl der im deutschen Sprachbereich im 16. Jahrhundert erschienenen Drucke zu ermitteln (S. XIII - XVIII), wurde bereits erwähnt.

Im Hauptteil werden 1305 durchnumerierte Bibliographien und Kataloge in alphabetischer Folge nach Verfasser oder Sachtitel (letzteres auch für Urheberwerke) aufgeführt, und zwar sowohl selbständige als auch unselbständig erschienene Werke. Die Titelaufnahmen nennen Verfasser bzw. Urheber, Sachtitel, Erscheinungsort und -jahr, bei unselbständigen Werken zusätzlich Band, Jahrgang und Seitenzahl der Quelle; um so unverständlicher ist es, daß die Umfangsangabe bei Monographien fehlt; auch sonst wirken die Titelaufnahmen reichlich freihändig - z.B. bei den Bandaufführungen - und man fragt sich, warum der Bearbeiter sich nicht zumindest formal an RAK-WB angepaßt hat. Bei Bibliographien, die im VD 16 zitiert werden, ist das dort verwendete Sigel angegeben.

Die Register wurden mit Hilfe eines EDV-Programms erstellt, so daß "Namen von Autoren, Herausgebern, erwähnten Personen, Stichworte und geographische Orte lückenlos erfaßt" wurden. Leider wurden Urheber und beteiligte Körperschaften hierbei nicht berücksichtigt. Die im folgenden genannten Register, die auf die laufende Nummer verweisen, hätten mit Erläuterungen versehen sein müssen, die über den genauen Inhalt Auskunft geben sollten: 1. Register der Verfasser und Herausgeber; 2. Personenregister, d.h. der in den Titeln der Bibliographien erwähnten Personen, v.a. also der Drucker und der Empfänger von Personalbibliographien; 3. Ortsregister, d.h. Register der in den Sachtiteln genannten Geographica: es handelt sich dabei sowohl um Bibliotheks- als auch um Druckorte; 4. Sachregister (Schlagwortalphabet). Die Register 2 und 3 sind rein mechanisch auf Grund der Titel erstellt: Wenn ein Drucker im Titel sowohl mit Namen als auch mit Druckort genannt ist, erfolgen Eintragungen in beiden Registern, ansonsten nur in einem der beiden; das bedeutet, daß im Ortsregister keineswegs alle einschlägigen Bibliographien nachgewiesen werden. Beigaben: 1. Abbreviaturenregister (d.h. der in der Bibliographie angegebenen Zitiertitel des VD 16); 2. Verzeichnis von 376 deutschen Bibliotheken mit einem Bestand von mindestens 100 Bänden (hier werden Ausnahmen bei kleinen aber bemerkenswerten Beständen zugelassen) aus dem 16. Jahrhundert im Ortsalphabet mit Adreßangaben, Anzahl der Titel aus dem 16. Jahrhundert insgesamt und ggf. bei bedeutenden Sammlungen detailliert nach Sprache und Sonderbeständen; letztere hätten eine Erschließung über ein Register verdient; 3. Liste der im VD 16 verwendeten Bibliothekssigel in alphabetischer Folge.

Selbst wenn die vorliegende Bibliographie der in Bd. 22 (1995) des VD 16 enthaltenen, die keinen Eigenwert beansprucht, überlegen ist, kann sie ihren Charakter als Abfallprodukt der genannten Studie nicht verleugnen. Vor einer Veröffentlichung hätte sie gründlich überarbeitet werden sollen, um die oben genannten Mängel zu beheben.

Sabine Baudoux / sh


[1]
Die Drucke des 16. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet : Untersuchungen zur Weiterführung des VD 16 / Andreas Kühne. // In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. - 41 (1994),1, S. 32 - 59. (zurück)
[2]
Das VD 16 und die Umstellung auf die elektronische Datenverarbeitung / Irmgard Bezzel und Claudia Fabian. // In: Bibliotheksforum Bayern. - 23 (1995),3, S. 303 - 323. (zurück)
[3]
Bibliographie der Flugschriften des 16. Jahrhunderts / Hans-Joachim Köhler. - Tübingen : Bibliotheca-Academica-Verlag. - 25 cm [1288]. - Teil 1. Das frühe 16. Jahrhundert : (1501 - 1530). - 1. Druckbeschreibungen A - G. - 1991. - XLVI, 620 S. - ISBN 3-928471-01-5 : DM 385.00. - 2. Druckbeschreibungen H - L. - 1992. - VIII, 683 S. - ISBN 3-928471-02-3 : DM 385.00. - Vgl. ABUN in ZfBB 40 (1993),5, S. 449 - 454. - Bd. 3 ist im Juli 1996 erschienen und soll demnächst in IFB angezeigt werden. Köhlers Bibliographie stellt eine wesentliche Ergänzung zum VD 16 dar, das Fluglätter (Einblattdrucke) bekanntlich nicht verzeichnet. (zurück)
[4]
So hat z.B. der Totok/Weitzel (1187) hier absolut nichts zu suchen und ebenso wohl kaum eine Bibliographie zur spanischen Architektur (1284); die Titel von Serrai (1120 und 1121) gehören genau genommen auch nicht hierher, da ihr Gegenstand gerade die im 16. Jahrhundert erschienenen Bibliographien sind, die im vorliegenden Verzeichnis ja nicht berücksichtigt werden; und wenn schon Serrai, dann doch auch die Bibliographie Repertori bibliografici del cinquecento seiner Mitarbeiterin Maria Cocchetti (zu beiden vgl. ABUN in ZfBB 36 (1989),3, S. 245 - 246). (zurück)
[5]
Das läßt sich nicht nur mit dem Berichtsende erklären, das nicht exakt genannt wird, doch kann man aus der Einleitung (S. VII - VIII) schließen, daß Titel bis 1993 berücksichtigt wurden. (zurück)
[6]
Wenn z.B. die Short-title catalogues der British Library für französische (1124) und italienische (1125) Drucke - in beiden Fällen ohne die Supplemente - verzeichnet sind, warum dann nicht auch der entsprechende Catalogue für Spanien (vgl. ABUN in ZfBB 36 (1989),5, S. 452 - 454)? Und was für die British Library recht ist, sollte für den Gesamtkatalog der italienischen Drucke Le edizioni italiane del XVI secolo eigentlich billig sein, der ja gleichfalls italienischsprachige Drucke anderer Länder berücksichtigt. (zurück)
[7]
Hier hätte die unter Nr. 1121 verzeichnete Monographie über Gesner zitiert werden können. (zurück)

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