Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
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Verzeichnis lieferbarer Musikalien [Computerdatei]


96-1-059
Verzeichnis lieferbarer Musikalien [Computerdatei] : VLM = Music in print / Datenbankdesign und Handbuch: Wilfried H. Schinzel. - Frankfurt am Main : Buchhändler-Vereinigung. - Benutzerdokumentation u.d.T.: VLM aktuell
[2911]
Ausg. 1995,Mai. - 1 CD-ROM + Benutzerdokumentation (Stand: 1995,Juni). - ISBN 3-7657-1882-3 (CD-ROM) - ISBN 3-7657-1885-8 (Benutzerdokumentation) : DM 980.00 (p.a. für 2 Ausg.)

Während die CD-ROM-Ausgabe des Verzeichnisses lieferbarer Bücher seit langem parallel zur Druckausgabe erscheint, liegt sein Pendant, das Verzeichnis vergriffener Bücher,[1] nur in einer CD-ROM-Ausgabe vor. Auch das neue Verzeichnis lieferbarer Musikalien (VLM) erscheint nur in einer CD-ROM-Ausgabe. Die Datenbank wird von der Buchhändler-Vereinigung auf Grund der Meldungen der Verlage erstellt und erscheint seit Frühjahr 1995 zweimal jährlich. Die Mindestabnahme beträgt zwei aufeinanderfolgende Ausgaben.[2] Das VLM ist in Bezug auf Inhalt und Funktionalität insbesondere für die innerbetriebliche Organisation des Musikalienhandels geschaffen worden und beschränkt sich daher nicht auf Noten, sondern "beinhaltet lieferbare Musikalien, Sammelbände, Musikbücher und sonstige für den Musikalienhandel relevante Musikpublikationen". Entsprechend schlicht präsentiert sich das Programm. Im Zeitalter von Maus und Windows 95 bewegt es sich noch auf dem DOS-Betriebssystem und läßt sich besser mit der Tastatur als mit der Maus bedienen. Unter Windows 95 ist es nicht lauffähig. Immerhin erweist sich die Installation als problemlos, wenn die vom Programm angefragten Parametereinstellungen bekannt sind. Nach dem Start erscheinen die sieben Pulldown-Menüs Suche, Listen, Format, Aktion, Option, Sprache und Datenbank. Mit ihnen lassen sich alle Funktionen des Programms steuern. Als wichtigstes Menü erweist sich Suche mit der Möglichkeit der Recherche nach folgenden Elementen: Komponist/Autor, ISMN[3] und ISBN, Stichwort, Schlagwort, Titel, Reihe, Verlag, Erscheinungsjahr, Preis, Besetzung, Vorlageform und Nachbearbeitung. Damit hat man genügend Kriterien an der Hand, um eine spezifische Suche zu starten. Boole'sche Operatoren (UND, ODER, NICHT) erlauben zudem die Verknüpfung von Bedingungen. Eine Suche mit Trunkierungen ist möglich. Dies ist sinnvoll, denn ein Blick in die Listen offenbart schnell die Vorzüge und Probleme bei der Arbeit mit dem VLM. Letztere resultieren vor allem aus uneinheitlichen Namensformen bzw. Erfassungsfehlern, die dazu führen, daß man bei der Suche natürlich nur die jeweils vorhandene Namensform findet. In der Liste der Komponisten sind alleine für den Buchstaben A sieben solcher Ungereimtheiten aufgefallen.[4] Andere Schreibweisen variieren noch öfter: von Schostakowitsch existieren nicht weniger als fünf Varianten. Daher empfiehlt sich auf jeden Fall eine Suche über die Listen, die alle Eintragungen enthalten.

Andere Funktionen erweisen sich dagegen als nützlich bei der Recherche. Das VLM beinhaltet eine als Thesaurus aufgebaute Übersicht über die Besetzungen. Diese sind zusätzlich als Stichwort Besetzung und Besetzungsfelder indiziert, was entsprechende Recherchen sehr erleichtert.

Der Benutzer kann zudem das VLM als Datenbank zur statistischen Erhebung in Bezug auf Musikalien gebrauchen. Interessant ist, daß beispielsweise Johann Sebastian Bach mit 4407 verzeichneten Musikalien weit vor anderen Komponisten liegt (Wolfgang Amadeus Mozart: 2920; Georg Friedrich Händel: 1222).

Im Gegensatz zur langwierigen Suche in den Listen baut das Programm die Suchergebnisse sehr schnell auf dem Bildschirm auf, die zeitliche Verzögerung ist vernachlässigbar. Doch erfordert die Schlagwort-Suche eine gewisse Routine, da die Titel nicht vollständig verschlagwortet sind: Schlaflied und Trinklieder befinden sich in der Liste; dagegen ist es unmöglich, über das (nicht vorhandene) Schlagwort Trauung auf die Vertonung des Ave Maria von Bach/Gounod oder Franz Schubert zu kommen.

Die üblichen Zusatzfunktionen, wie der Ausdruck von Daten, die Übernahme in eine Export-Datei, die Auswahl der Recherchesprache (deutsch, englisch, französisch) werden durch eine gute Online-Hilfe einfach und schnell erklärt. Diese ist auch unabdingbar, da in der Benutzer-Dokumentation unter dem Stichwort Hotline zwar darauf hingewiesen wird, daß "wir [...] Ihnen gerne bei Problemen mit VLM aktuell zur Verfügung" stehen (S. 157), diese Hotline-Nummer sich jedoch weder hier noch an einer anderen Stelle im Buch findet.

Eine Auszählung ergab die Zahl von 207 berücksichtigten Verlagen, Mehrfachnennungen wurden dabei - soweit auf den ersten Blick zu erkennen - nicht berücksichtigt. Die wichtigsten Verlage sind vertreten, an erster Stelle steht mit 11.886 Verlagsnummern der Schott-Verlag, gefolgt von Breitkopf & Härtel (9378) und dem Carus-Verlag (8423). Der Hänssler-Verlag ist nicht vertreten, obwohl er nach der Abgabe der Masse seiner Notenproduktion an den Carus-Verlag weiterhin in gewissem Umfang Noten im Verlagsprogramm führt (so vor allem die Bach-Kantate und einige Liederbücher). Von den ausländischen Verlagen mit Niederlassung in Deutschland fehlt Ricordi (und dadurch auch die wichtigsten italienischen Musikalien). Wiederum andere Verlage wie Boosey & Hawkes, gleichfalls mit deutscher Niederlassung, sind lediglich mit einem kleinen Teil ihrer Produktion vertreten (ganze 35 Titel). Von den deutschen Verlagen fehlt jedoch z.B. auch der Hohner-Verlag, so daß ein wichtiger Teil der Akkordeon-Literatur nicht verzeichnet ist. Wichtige österreichische Verlage wie Universal Edition und Wiener Urtext Edition sind berücksichtigt. Ein so großes Unterfangen wie das VLM kann nur so gut sein wie die von den Verlagen gelieferten Informationen. Hierin unterscheidet sich das VLM nicht vom VLB und anderen derartigen Bibliographien. Man mag sich zudem damit trösten, daß auch die ersten Ausgaben des VLB in der Qualität hinter dem heute erreichten Standard zurückstanden.

Klaus Peter Leitner


[1]
IFB 94-1-013 - 014. (zurück)
[2]
Einer Meldung im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. - 162 (1995),80, S. 3 zufolge enthält die zur Buchmesse 1995 erschienene 2. Ausg. folgende Neuerungen: "... im Volleintrag des Musikalientitels (kann man) erkennen, ob der Verlag an der Preisbindung teilnimmt oder nicht"; und: "der DM-Preis wird in der Titelkurzanzeige eingeblendet." [sh] (zurück)
[3]
Die International standard music number (ISMN), verfügt - in Analogie zur International standard book number (ISBN) - sowohl über eine Internationale ISMN-Agentur (in Berlin), als auch eine nationale ISMN-Agentur für die deutschsprachigen Länder (in Frankfurt). Als Seitenstück zum Publishers' international ISBN directory (PIID) kündigt derselbe Verlag K. G. Saur auch bereits seit längerem - erstmals für den 15.07.95 (DNB95N22,957) - das Music publishers' international ISMN directory (MPIID) an. Nach Auskunft von Anfang März 1996 ist jetzt der 20.06.96 als Erscheinungstermin vorgesehen. Eine Besprechung ist vorgesehen. [sh] (zurück)
[4]
Es sind dies: Abaco, Evaristo F dall' und Abaco, Evasristo F dall'; Abel, Carl F und Abel, Karl F; Albert,Henri (ohne Leerstelle zwischen Familien- und Vornamen, was dazu führt, daß bei der Eingabe die Leerstelle ebenfalls weggelassen werden muß, um diesen Eintrag zu finden); Albinoni, Tomaso und Albinoni, Tommaso; Altnikol, Johann Ch und Altnikol, Johann Christoph; Arma, Paul und Arma, Paul de sowie Attaignant, Pierre und Attaingnant, Pierre. (zurück)

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