Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
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Bibliographie der deutschen Literaturgeschichten


96-1-030
Bibliographie der deutschen Literaturgeschichten : mit Kommentar, Rezensionsangaben und Standortnachweisen / Waltraud Fritsch-Rößler. - Frankfurt am Main ; Bern [u.a.] : Lang. - 21 cm
[2746]
Bd. 1. 1835 - 1899. - 1994. - 297 S. - ISBN 3-631-47055-X : SFr. 89.00

Die Wende zur Beschäftigung mit der Geschichte der eigenen Disziplin hat in der Germanistik Klaus Weimar mit seinem Standardwerk Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft bis zum Ende des 19. Jahrhunderts[1] heraufgeführt. Seitdem mehren sich die bald mehr biographisch, bald mehr bildungsgeschichtlich orientierten Arbeiten. Wieviel zur Erschließung der Quellen zu tun ist, zeigt die umsichtige und ertragreiche Arbeit von Fritsch-Rößler, die fast zeitgleich mit der Bibliographie von Andreas Schumann[2] erschienen ist. Vergleicht man die beiden Arbeiten für den Zeitabschnitt, in dem sie sich überschneiden, wird noch einmal deutlich, welche Chance Schumann mit seiner bloßen alphabetischen Titelsammlung vertan hat und welch fundamentalen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte dagegen eine konzeptionell durchdachte, das alte Prinzip des Räsonnierens aufnehmende Bibliographie zum Thema leisten kann. Es geht beim Vergleich gar nicht in erster Linie um Statistik, wenn auch sie schon interessant genug ist. Fritsch-Rößler jagt dem unerreichbaren Ideal der Vollständigkeit nicht einmal nach und bietet doch ungleich mehr Titel. Vergleicht man beispielsweise die Verzeichnung der jährlich neu erschienenen Literaturgeschichten in den beiden Werken, so sind bei Schumann für 1871 7, bei Fritsch-Rößler 9, für 1874 bei Schumann 5, bei Fritsch-Rößler 10 verzeichnet; dieselben Relationen wie für 1874 ergeben sich für 1894, und man könnte so fortsetzen.

Fritsch-Rößler ordnet die Titel zunächst nach dem Jahr des Erscheinungsbeginns, läßt der Titelaufnahme jeweils den Erscheinungsverlauf bei mehrbändigen und mehrfach aufgelegten Werken folgen, ggf. mit präzisen Angaben zu Abweichungen bei Bandtiteln und Neuauflagen. Der bibliographischen Beschreibung folgt jeweils ein - zuweilen bis zu zwei Seiten langer - Kommentar, der über Autor, Entstehungsgeschichte, Charakter, Zielgruppen, Wirkung und allfällige Besonderheiten (z.B. die inhaltliche Verbindung zwischen einer Literaturgeschichte und einer Anthologie) berichtet. Denkt man sich die Kommentare ausgelöst, hat man den Ansatz einer Darstellung der Geschichte der Literaturgeschichten. Dem Kommentar nachgestellt ist jeweils ein Verzeichnis der Rezensionen. Allein damit hat die Autorin einen unschätzbaren Quellenfundus bereitgestellt. Den Schluß des Eintrags bilden Standortnachweise - in der Regel wesentlich mehr als bei Schumann verzeichnet sind.

Im Namenregister, das auch anonym erschienene Titel einschließt, sind die Verfasser der behandelten Literaturgeschichten durch Fettdruck hervorgehoben. Eine pfiffig erdachte Ausklapptafel stellt die Erscheinungsjahre aller erfaßten Literaturgeschichten überblickartig dar.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft bis zum Ende des 19. Jahrhunderts / von Klaus Weimar. - München : Fink, 1989. - 512 S. - ISBN 3-7705-2574-4 : DM 78.00. (zurück)
[2]
Bibliographie zur deutschen Literaturgeschichtsschreibung 1827 - 1945 / Andreas Schumann. - München [u.a.] : Saur, 1994. - XXXII, 278 S. ; 25 cm. - ISBN 3-598-11229-7 : DM 198.00 [2534]. - Vgl. IFB 95-1-078. (zurück)

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