Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
[ Bestand in K10plus ]

Literarische Gesellschaften in Deutschland


96-1-027
Literarische Gesellschaften in Deutschland : ein Handbuch / bearb. von Christiane Kussin. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften e.V. - 1. Aufl. - Berlin : Aufbau-Verlag, 1995. - 390 S. ; 24 cm. - Ausg. 1991 im Argon-Verlag, Berlin erschienen. - ISBN 3-351-02435-5 : DM 49.90
[2821]

Seit der 1. Ausg. 1991 des Handbuchs - insofern ist die Bezeichnung "1. Aufl." im Buch irreführend - hat sich die Zahl der literarischen Gesellschaften in Deutschland erheblich vermehrt. Literarische Gesellschaften haben den Geruch des Provinziellen oder Gemeindehaften, der ihnen früher oft anhing, längst verloren; sie werden - nicht nur als ein Transmissionsriemen zum Publikum - auch von der Forschung ernst genommen, wenn sie sich nicht gar wesentlich in sie einschalten.

In der hier gebotenen Vollständigkeit findet man die Daten zu den Gesellschaften nirgendwo sonst versammelt. Das Handbuch bietet im ersten Teil Selbstdarstellungen von 110 literarischen Gesellschaften, zumeist Dichtergesellschaften. Man legt den Begriff der Gesellschaft nicht allzu eng aus - mit dem Freien Deutschen Hochstift z.B. findet sich eine Einrichtung darunter, die trotz mitgliedschaftlicher Organisation als öffentlich gefördertes Literaturarchiv zu charakterisieren wäre.

Ein "Statistischer Teil" informiert rasterartig u.a. über Adresse, Vorstand, Publikationen, Museum/Archiv/Bibliothek, Mitgliederzahl, Beitrag usw. Eine separate Übersicht spiegelt die regionale Verteilung, eine weitere bezieht sich in Form einer Tabelle auf Jahrbücher, Museen und Preise. In den statistischen Teil sind auch einige Gesellschaften aufgenommen, zu denen es im Hauptteil keine Selbstdarstellung gibt, z.B. das Forum Vormärz oder die Deutsche Haiku-Gesellschaft.

Für die nächste Ausgabe sollten folgende Gesellschaften zur Ergänzung vorgemerkt werden: Alfred-Andersch-G., Wolfgang-Koeppen-G., Justus-Möser-G., Neuberin-G., Schopenhauer-G., Johann-Heinrich-Voß-G., Carl-Zuckmayer-G. Der freilich auch nicht auf Vollständigkeit bedachte Teil L Literarische Gesellschaften in Hansjürgen Blinns Informationshandbuch deutsche Literaturwissenschaft (IFB 95-1-077) lohnte den Abgleich. Als literarische Gesellschaften i.w.S. sollten die Bibliophilen-Gesellschaften ebenso einbezogen werden wie die Gutenberg-Gesellschaft. Schließlich wäre - da Literatur nun einmal auf Staatsgrenzen keine Rücksicht nimmt - zu wünschen, daß auch die im deutschsprachigen Ausland ansässigen Gesellschaften aufgenommen werden. So wichtige, auch publizistisch aktive, Gesellschaften wie die Gottfried-Keller-G. oder die Rilke-G. sollten nicht wegen ihres Schweizer Domizils ausgeschlossen bleiben. Verzeichnet der Band doch umgekehrt mit guten Gründen auch nicht nur solche Vereinigungen, die sich mit deutschsprachigen Autoren beschäftigen, sondern z.B. auch die Deutsche Shakespeare- oder die Europäische Märchengesellschaft.

Hans-Albrecht Koch


Zurück an den Bildanfang