Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
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Gesamtverzeichnis


96-1-019
Gesamtverzeichnis / Max-Niemeyer-Verlag / [Zsstellung und Bearb.: Karin Wenzel]. - Tübingen : Niemeyer, 1995. - 212 S. ; 24 cm
[3172]
Festschriften
96-1-020
Beiträge zur Methodengeschichte der neueren Philologien / zum 125jährigen Bestehen des Max-Niemeyer-Verlages / hrsg. von Robert Harsch-Niemeyer. - Tübingen : Niemeyer, 1995. - XII, 266 S. : Ill. ; 24 cm. - ISBN 3-484-60165-5 : DM 38.00
[3173]

Glücklicherweise gibt es auch heute in Deutschland noch immer bedeutende Wissenschafts- und Publikumsverlage, die sich ihrer Tradition dadurch versichern, daß sie in größeren Abständen, meist aus Anlaß von Firmenjubiläen, Verlagsbibliographien veröffentlichen, eine sowohl unter verlagsgeschichtlichem als auch unter bibliographischem Aspekt erfreuliche Übung, die in ähnlicher Form und Häufigkeit nur noch in Italien gepflegt wird. Der Max-Niemeyer-Verlag, 1870 in Halle gegründet, legte Ende 1995 zum 125jährigen Bestehen und im 45. Jahr seiner Neugründung in Tübingen wieder eine historische Verlagsbibliographie vor, welche die von 1970[1] ersetzt und zugleich an Jubiläumsbibliographien aus der Vorkriegszeit[2] anschließt. Die Erstellung dieses Katalogs wurde sichtlich dadurch erleichtert, daß der Verlag seit langem ein jährlich erscheinendes Gesamtverzeichnis[3] der seit 1950 erschienenen und noch lieferbaren Titel publiziert, das mit Hilfe der EDV erstellt wird. Das neue Gesamtverzeichnis mit Redaktionsschluß 30.06.1995 entspricht in der Anlage der Jahresbibliographie, fügt jedoch den ca. 2900 lieferbaren Titeln (mit Preisangabe) noch ca. 325 vergriffene Publikationen hinzu. Daß noch knapp 90% der Titel lieferbar sind, spricht ebenso für die Qualität des Programms wie für die Pflege der Verlagstradition, woran sich andere Verlage - die eher nach dem Motto ex und hopp (nötigenfalls im Ramsch) handeln - ein Beispiel nehmen könnten.[4] Anlage im Gegensatz zu dem primär nach Fächern geordneten Katalog von 1970 und den systematisch geordneten Vorkriegskatalogen nunmehr in folgenden drei Teilen: 1. Einzelveröffentlichungen (S. 3 - 43); 2. Schriftenreihen mit Aufführung der Stücke in numerischer Folge (S. 43 - 158; am Umfang ermißt man die Bedeutung der Schriftenreihen im Verlagsprogramm); 3. Periodika mit Aufführung aller Bände (S. 159 - 166). Register: 1. der Verfasser und Herausgeber (typographisch differenziert); 2. aller Sachtitel einschließlich der von Verfasserwerken und mit typographischer Markierung der Titel von Sammelwerken.

Entgegen der üblichen Praxis, historischen Verlagskatalogen eine - meist knappe - Verlagsgeschichte voranzustellen, verzichtet die neueste Verlagsbibliographie auf dergleichen Beiwerk, da gleichzeitig ein eigener Band erschien, der zwar keine Festschrift sein soll, diese Funktion aber gleichwohl übernimmt. Auf ein Vorwort des heutigen Verlegers, Robert Harsch-Niemeyer, der ganz knapp die Verlagsgeschichte skizziert, kommen dem Verlag besonders verbundene Autoren zu Wort, die dessen Leistungen für einzelne Disziplinen würdigen, beginnend mit dem Beitrag von Helmut Henne Germanistische und deutsche Philologie im Zeichen der Junggrammatiker (denen der Verlag seine frühe Bedeutung verdankt), gefolgt von einem weiteren von Heinz Vater Neuere Sprachwissenschaft, womit die Linguistik gemeint ist, ein Gebiet, auf das der Verlag zum rechten Zeitpunkt eingeschwenkt war und damit sozusagen den Anschluß an "die neue Zeit" gefunden hatte. Es folgen weitere Beiträge zu den Bereichen Literaturwissenschaft, Geistesgeschichte, Philosophie, Romanistik, Anglistik, Keltologie, womit die Schwerpunkte der Verlagsproduktion (mit gleichwohl eindeutiger Prädominanz der Germanistik und der Romanistik) genannt sind, unter denen nur die Geschichte fehlt, die in einem Beitrag über das Deutsche Historische Institut in Rom, das seine Schriften bei Niemeyer publiziert, nachgereicht wird, der zusammen mit Beiträgen über zwei bedeutende Periodika (die Zeitschrift Germanistik und die Romanische Bibliographie[5]) eine Art zweiten Teil bildet. Schließlich folgt noch eine Verlags-Chronik.

Beide Publikationen bilden zusammen eine nützliche, und im zweiten Band auch lesenswerte Darstellung eines der führenden geisteswissenschaftlichen Verlage in Deutschland.

sh


[1]
Verlagskatalog / Max-Niemeyer-Verlag Tübingen. - [Tübingen : Niemeyer]. - 1950/70 (1970). - 103 S. (zurück)
[2]
Verlags-Katalog von Max Niemeyer in Halle - Saale - [Halle, Saale : Niemeyer]. - 1870/1930 (1930). - XV, 379 S. - 1931/40 (1941). - XV, 119 S. - 1941/49 (1949). - 11 S. - Veröffentlichungen / Max-Niemeyer-Verlag, Halle (Saale). - Halle, Saale : Niemeyer. - 1947/52 (1952). - 16 S.
Im Exemplar der Württ. Landesbibliothek des Katalogs 1931/40 sind mehrere Titel durch schwarze Übermalung unlesbar gemacht. (zurück)
[3]
Gesamtverzeichnis / Max-Niemeyer-Verlag. - Tübingen : Niemeyer. - Zuletzt: 1996. - 200 S. - Auch die halbjährlichen Informationen des Verlages über seine Neuerscheinungen mit ausführlichen Annotationen und Inhaltsangaben sind als mustergültig zu bezeichnen. (zurück)
[4]
Aus dem ohne Kriegsverluste erhaltenen Lagerbestand, der nach der Enteignung des Verlages in Halle verblieben war, konnte man noch jahrelang zu Spottpreisen seine Privat-Bibliothek ergänzen, wovon auch der Rezensent in seiner Studienzeit regen Gebrauch gemacht hat:
Verzeichnis der lieferbaren Bücher / VEB Max-Niemeyer-Verlag, Halle (Saale). - Halle, Saale : Niemeyer, 1961. - 202, 130 S. (zurück)
[5]
Vgl. zuletzt ABUN in ZfBB 36 (1989),1, S. 64. - Eine seit langem ins Auge gefaßte Neubewertung dieser immer noch wichtigen - da, mit Ausnahme der französischen Literatur, alle Bereiche der Romanistik behandelnden - laufenden Bibliographie ist für IFB vorgesehen. (zurück)

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