Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Notas


95-4-643
Notas : rese¤as iberoamericanas ; literatura, sociedad, historia. - Frankfurt : Vervuert. - 21 cm. - ISSN 0945-8301
[2919]
0 (1993). - 1 (1994),1 - 3. - 2 (1994),1 = Nr. 0 - 4. - DM 80.00 (p.a. für 3 Nr.)

Dieses neue Rezensionsorgan ist eine weitere Manifestation der seit mehreren Jahren innerhalb der Romanistik der deutschsprachigen Länder an Bedeutung stark zunehmenden Hispanistik. Als Zeichen ihres neuen Selbstverständnisses erscheint bereits seit 1988 im selben Verlag eine eigene laufende Bibliographie der Hispanistik in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz,[1] deren Herausgeber der Münsteraner Hispanist Christoph Strosetzki ist, der wiederum, zusammen mit drei anderen Lehrstuhlinhabern an deutschen Hochschulen, zu den Herausgebern von Notas gehört.

Der nun gewiß nicht sehr aussagekräftige Titel gibt erst durch den Zusatz etwas mehr an Informationen preis, die man allerdings durch die aus dem sehr kurzen editorial in der Nr. 0 (1993) ergänzen muß. Es handelt sich demnach in erster Linie um ein Rezensionsorgan neuerer Publikationen über Literatur, Gesellschaft und Geschichte der Länder der iberischen Halbinsel (einschließlich der Volksteile mit anderen Sprachen) und Lateinamerikas. Angrenzende Bereiche wie Linguistik und Politik werden nicht völlig ausgeschlossen, doch ist, nach Stichproben zu urteilen, erstere allenfalls marginal berücksichtigt. Die Kurzrezensionen von durchschnittlich 3 Spalten wollen aktuell und breit informieren. Das erste Ziel dürfte erreicht sein, soweit dies im Rahmen einer Rezensionszeitschrift möglich ist: die in Jg. 1 (1994),2 = Nr. 2 besprochenen 86 Monographien verteilen sich auf folgende Erscheinungsjahre: 1994 (3), 1993 (42), 1992 (34), 1991 (7). Weniger günstig steht es um die Breite der Abdeckung nach der Herkunft der Publikationen: Spanien 36, deutschsprachige Länder 19, Lateinamerika 17, englischsprachige Länder 11, sonstige Länder 3. Selbst wenn die Zahl für die englischsprachigen Länder relativ hoch zu sein scheint, kann von einer repräsentativen Auswahl keine Rede sein, von solchen in anderen europäischen Sprachen ganz zu schweigen: als Exot sei immerhin ein rumänischer Titel erwähnt, französische fehlen dagegen völlig. Verwunderlich ist vor allem das bisherige Fehlen von portugiesischen Titeln. Ob wenigstens Publikationen zur Literatur, Gesellschaft und Geschichte aus den drei bisher hauptsächliche berücksichtigten Herkunftsländern in angemessener Breite berücksichtigt werden, ist viel schwerer festzustellen, doch hat der Rezensent hier beträchtliche Zweifel, liegt doch der Schwerpunkt eindeutig bei Publikationen zum 19. und 20. Jahrhundert, während frühere Epochen der Literatur (selbst das siglo de oro) und gar der Geschichte (das Mittelalter existiert hier nicht) ausgesprochen unterrepräsentiert sind: hierin spiegelt sich offensichtlich das Hauptinteresse der deutschen Hispanistik.[2]

Einen schon vom Umfang her untergeordneten Platz nehmen die zwei Literaturberichte ein, die jedes Heft eröffnen. Ihnen ist als Mangel die fehlende typographische Koordination zwischen Text und den im Anhang alphabetisch aufgeführten Titeln vorzuhalten und insbesondere das bei einigen Berichten eklatante Mißverhältnis zwischen kurzem Text und hoher Titelzahl, wobei ersteres dann aus kaum mehr als einer Erwähnung der Titel mit verbindendem Text besteht und man sich die interessierenden Titel dann in alphabetischer Ordnung, also in anderer Reihenfolge als im Text behandelt, in der Literaturliste zusammensuchen muß.

Als Sprache der Rezensionen (und wohl auch der Literaturberichte) ist Spanisch, Portugiesisch und Englisch zugelassen (sowie andere Sprachen der iberischen Halbinsel bei entsprechenden Titeln), doch sind die Texte im geprüften Heft fast ohne Ausnahme in Spanisch abgefaßt.

Der Rezensent ist zunächst auf diese Zeitschrift gestoßen, als er entscheiden mußte, ob sich ein Abonnement für seine Bibliothek lohnt, die als Universalbibliothek natürlich auch Literatur über die behandelten Länder erwirbt und dazu in beträchtlichem Umfang Bücher aus den Gebieten Literatur, Geschichte und Kunst in Sprachen der iberischen Halbinsel anschafft. Er hat sich unter dem Aspekt der Nutzung von Notas als Selektionsinstrument gegen ein Abonnement entschlossen, und zwar aus drei Gründen: 1. kann Notas in keiner Weise die Durchsicht z.B. der spanischen nationalbibliographischen Verzeichnisse ersetzen; 2. liegen die Schwerpunkte bei Notas bisher so, daß ganze Epochen weitgehend ausgeklammert sind, die in der Erwerbungspolitik der Bibliothek eine wichtige Rolle spielen; 3. ist die Anlage alles andere als übersichtlich, nämlich in vier Abschnitten für jedes Heft: Literatura espa¤ola bzw. latinoamericana und Historia y ciencias sociales gleichfalls getrennt für Spanien und Lateinamerika; innerhalb dieser Abschnitte ordnen die Titel ohne erkennbare Prinzipien, weder alphabetisch noch gar, was sinnvoll wäre, nach Sachgruppen oder Schlagwörtern. Auch ist unverständlich, warum ein Rezensionsorgan, das ja doch wohl nicht Selbstzweck ist, sondern u.a. dazu anregen soll, Bücher zu erwerben, die Titel ohne Preisangaben zitiert. Auch die Erschließung durch Register läßt zu wünschen übrig, da bisher nur alphabetische Register zu jedem Heft geboten werden. - Ob Notas in der Lage ist, die deutschen Hispanisten breit genug zu informieren, müssen diese für sich selbst entscheiden; der Rezensent hat aus den genannten Gründen auch hier seine Zweifel.

sh


[1]
Bibliographie der Hispanistik in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz / im Auftrag des Deutschen Hispanistenverbandes. - Frankfurt / M. : Vervuert. - 23 cm. - (Editionen der Iberoromanica : R. 2, Bibliographische Reihe ; ... ) [0057]. - 1. 1978 - 1981 / Zsstellung: Titus Heydenreich. Red.: Christoph Strosetzki. - 1988. - 125 S. - (... ; 4). - ISBN 3-89354-704-5 : DM 29.80. - 2. 1982 - 1986 / Christoph Strosetzki. - 1988. - 179 S. - (... ; 5). - ISBN 3-89354-705-3 : DM 29.80. - Vgl. ABUN in ZfBB 35 (1988),5, S. 476. - Die weiteren seither erschienenen Bände sind: 3. 1987/89 (1990). - 202 S. - (... ; 6) und 4. 1990/92 (1994). - 257 S. - (Editionen ... : Reihe D, Bibliographien ; 1) (zurück)
[2]
Diese Vermutung findet eine Bestätigung bei einem Vergleich mit der Bibliographie der Hispanistik ... 4. 1990/92 (1994): auf die spanische Literatur vom Mittelalter bis zum 17. Jh. entfallen 27 S., auf die vom 18. - 20. Jahrhundert sowie auf die spanischsprachige Literatur außerhalb Europas (die ganz überwiegend das 19., vor allem aber das 20. Jahrhundert betrifft) zusammen 82 S. (zurück)

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