Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
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Landkarten-Datenbank


95-4-635
Landkarten-Datenbank : Datenbank historisch wertvoller Landkartenbestände. - CD-ROM-Version. - Berlin : Deutsches Bibliotheksinstitut
[2960]
1995. - 1 CD-ROM + Benutzerhandbuch. - ISBN 3-87068-840-1 (CD-ROM; falsch) - ISBN 3-87068-480-1 (Handbuch) : DM 110.00

Zehn Jahre nach Beginn des DFG-Projektes Erschließung historisch wertvoller Kartenbestände vor 1850, kurz Altkartenerschließung genannt, liegt nun als Ergebnis die CD-ROM-Version der Landkarten-Datenbank vor. Damit steht dem Kartenhistoriker erstmals eine umfangreiche bibliographische Datenbank aus Beständen deutscher Kartensammlungen zur Verfügung, die über 300.000 Eintragungen enthält. Dabei handelt es sich um über 170.000 Titel zzgl. Verweisungen, Neben- oder Bandeintragungen. Da das Begleitheft lediglich die Benutzung der CD-ROM-Version in aller Kürze erklärt, seien an dieser Stelle noch einige Informationen zum Projekt und zum Inhalt angefügt.

Altkarten wurden in den Bibliotheken über Jahrzehnte als Stiefkinder behandelt. Die Regeln für die Titelaufnahmen nach den Preußischen Instruktionen waren für das eigenwillige Sammelgut denkbar ungeeignet. Kartenhistoriker bedauerten deswegen ständig die unvollständige und für ihre Zwecke unzulängliche Katalogisierung alter Karten. Ihre Forderungen gingen aber gewöhnlich über das von Bibliotheken zu leistende Maß hinaus und tendierten eher zur analytischen Beschreibung in eigenen Katalogen ähnlich den Handschriftenkatalogen. Ebenso ließ die geographische oder thematische Erschließung zu wünschen übrig.

Dieses auch für eine gezielte Erwerbung unhaltbaren Zustandes in den Kartenabteilungen nahm sich 1980 der Bibliotheksausschuß der DFG an und initiierte schließlich das Altkartenprojekt, das nach der Vorbereitungsphase 1985 als Kooperation zwischen den größten deutschen Kartensammlungen - der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Staatsbibliothek zu Berlin und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen - starten konnte. Einschränkend wurde jedoch der Schwerpunkt bei der bibliographischen Beschreibung gewählt, während z.B. die Auswertung des Kartendekors zurückstehen mußte.[1]

Voraussetzung für die formale Erschließung war RAK-Karten, bzw. zunächst deren Vorabdruck; dieses Regelwerk mußte jedoch im Hinblick auf die Altkarten erweitert werden. Die zweifellos wichtigste Regel für die Titelaufnahme von Karten ist die Festlegung, daß Karten ihre Haupteintragung stets unter dem Sachtitel erhalten. Ergänzend hierzu wurde für das Projekt von Anfang an festgelegt, daß Zusätze zum Sachtitel nicht gekürzt oder Teile von längeren Sachtiteln nicht weggelassen werden dürfen. Die bibliothekarische Inhaltserschließung erfolgt mit Hilfe der RSWK, die im Hinblick auf die Besonderheiten von Altkarten modifiziert wurden. Der anfänglich bestehende Mangel an vorgegebenen Form- und Sachschlagwörtern zur Typisierung von Karten konnte mit dem Rückgriff auf die überarbeitete Liste spezifizierender Nomina der Staatsbibliothek zu Berlin ausgeglichen werden.[2]

Inhalt des Projekts und der Datenbank sind gedruckte Karten aus der Zeit von 1500 bis 1850, und zwar Einzelkarten (von der Weltkarte bis zum Stadtplan, inkl. Panoramen, Vogelschaukarten, Profile oder Pläne unterschiedlichster thematischer Inhalte), Atlanten als Gesamttitelaufnahmen und deren einzelne Karten mit Stücktitelaufnahmen sowie Faksimiles und sonstige Nachdrucke, die in den genannten Bibliotheken vorhanden sind.

Die Kartendatenbank mit dem Namen IKAR ist mit dem Datenbanksystem IBAS aufgebaut und auf verschiedenen Wegen online beim Deutschen Bibliotheksinstitut zu erreichen. Bei der CD-ROM Landkarten-Datenbank handelt es sich um einen Abzug der IKAR-Datenbank. Leider - und das muß vorweg gesagt werden - läßt sich die CD-ROM nicht in jedem beliebigen, sondern nur in neueren, mit feineren Abtastmechanismen ausgestatteten Laufwerken installieren. Das Programm FREITEXT bietet dann allerdings einige Vorteile in der Handhabung gegenüber der Online-Version, insbesondere gegenüber dem Zugriff im Linemode. Nach dem Aufrufen der Datei kann die Eingabe eines beliebigen Begriffes erfolgen und die Suche in den Kategorien TIT, AUT und SWA ausgelöst werden. Dahinter verbergen sich Sachtitel, Autor (in Ansetzungsform) und Schlagwort. Der oft lange Zusatz zum Sachtitel ist nicht suchbar, jedoch werden darin enthaltene Personennamen und Jahresangaben in die Suche einbezogen. Die Jahreszahl kann das Erscheinungsjahr oder ein im Titel erwähntes Jahr sein. Die Personennamen sind dabei in einer eigenen Kategorie (NAM) ebenfalls in Ansetzungsform abgelegt und das Erscheinungsjahr in der Kategorie JAH. Diese Felder kommen zunächst nicht zur Anzeige, wenn ein Suchergebnis durch Eingabe des Buchstaben Z (für den Befehl: zeige) aufgerufen wird. So kann es vorkommen, daß der eingegebene Begriff nicht in der Titelaufnahme erscheint. Erst die Eingabe des Befehls Z ALLES macht die unterdrückten Kategorien sichtbar, und die Titelaufnahme erscheint im Vollformat. Die gesuchten Begriffe sind bei der Anzeige mit einem farbigen Balken unterlegt. Durch Voranstellen einer der genannten Kategorien (AUT, NAM, TIT, JAH, SWA) kann die Suche eingeschränkt werden, z.B: AUT:Mercator (nach der Eingabe der Kategorie muß ein Doppelpunkt gesetzt und ohne Leerzeichen weitergeschrieben werden). Das gleiche gilt analog für Stücktitelaufnahmen bei den einzelnen Karten der aufgenommenen Atlanten. An die Kategorien muß dann zusätzlich die Buchstabenkombination BD angehängt werden, z.B. AUTBD. Schließlich sind auch die in einer eigenen Kategorie angegebenen Signaturen (SIG) suchbar, doch ist diese Möglichkeit zunächst von geringerer Bedeutung.

Das Programm FREITEXT bietet noch einige weitere Befehle, die den Umgang mit der CD-ROM erleichtern. Dazu gehört die Durchnumerierung der Suchschritte von S1 bis max. S50, die in einer Tabelle abgelegt und mit dem Befehl T (für Tabelle) aufgelistet werden. Wenn die Tabelle voll ist oder ein Neubeginn erfolgen soll, werden mit dem Befehl N (für neu) alle bisherigen Suchschritte gelöscht. Die Ausgabe gefundener Dokumente, die nach aufsteigender Dokumentennummer angezeigt werden, ist über Drucker oder in eine Datei problemlos nöglich. Anzeige und Ausgabe einzelner Dokumente oder Kategorien gehören gleichfalls zum Bedienungskomfort. Mit einem Sternchen kann sowohl links wie auch rechts trunkiert werden und die Anwendung der Boole's-chen Operatoren erlaubt die Kombination sowohl von Suchbegriffen als auch von Suchschritten.

Im praktischen Umgang mit der Landkarten-Datenbank haben sich einige Besonderheiten ergeben, auf die an dieser Stelle noch hingewiesen werden soll. Als Suchbegriff gilt immer nur ein Wort. Das bedeutet z.B. die generelle Trennung von Vor- und Zunamen, die also nur mit einer UND-Verknüpfung kombiniert werden können. Die Eingabe Mercator, Gerhard ist unzulässig. Das gleiche gilt für zusammengesetzte Nomina wie geologische Karte, wobei die Eingabe beider Begriffe nur in einer kombinierten Suche zum Erfolg führt. Ein weiteres Problem stellt die Häufigkeit bestimmter Begriffe in den Kategorien TIT und SWA wie Karte oder Atlas dar. Die alleinige Eingabe derartiger Begriffe führt aus Kapazitätsgründen zum Abbruch der Suche. Nur eine kombinierte Eingabe in einem Suchschritt, z.B. geologsiche und Karte, kann ein Überlaufen des Speichers verhindern.

Wie oben bereits vermerkt, lag der inhaltlichen Erschließung eine überarbeitete Liste spezifizierender Nomina zugrunde, die somit bei ihrer Verwendung Aufnahme in das allgemeine Schlagwortregister gefunden haben. Diese Liste, die auch Verweisungen enthält (z. B. Erdkarte --> Weltkarte), wäre sicherlich eine nützliche Bereicherung für die Verschlagwortung in jeder Kartensammlung, abgesehen von ihrer Funktion in der Datenbank, weshalb sie den Benutzungshinweisen beigelegt werden sollte. Die Auflistung dieser Nomina als Auszug aus dem Schlagwortregister (SWA) mit *karte oder *atlas (z.B. für Katasterkarte oder Handatlas) bzw. Karte und Atlas ist wegen ihrer bereits angesprochenen Häufigkeit nicht ohne größere Probleme möglich. Bei Überprüfung der Nomina mußte leider festgestellt werden, daß sie außerdem nicht redaktionell überarbeitet worden sind und sich bei einigen Dokumenten Schreibfehler in der Schlagwortkategorie eingeschlichen haben (z.B. Welkarte statt Weltkarte).

Die Landkarten-Datenbank kann trotz einiger Kinderkrankheiten als Meilenstein in der Verzeichnung kartographischer Materialien gelten. Der volle Erfolg des Projekts wird sich mit der Übernahme der Titelaufnahmen durch andere Bibliotheken einstellen. Die Einbeziehung weiterer Kartensammlungen in das Projekt, zuvorderst der des Hauses Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin, wird einen quantitativen und qualitativen Zuwachs der Datenbank zur Folge haben.

Wolfgang Crom


[1]
Die Erschließung historisch wertvoller Kartenbestände : Ziele, Verlauf und Bilanz eines Förderprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft / Günther Wiegand. // In: ZfBB 40 (1993),1, S. 22 - 31. (zurück)
[2]
Die Erschließung von Altkarten an der Bayerischen Staatsbibliothek / Hans Wolff. // In: Bibliotheksforum Bayern. - 14 (1986), S. 105 - 121. - RAK, RSWK und die Katalogisierung von Altkarten im Bibliotheksverbund / Hans Wolff. // In: Kartographiehistorisches Colloquium, Wien 1986 / hrsg. von Wolfgang Scharfe ... - Berlin : Reimer, 1987, S. 213 - 221. (zurück)

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