Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Lexikon des internationalen Films


95-4-598
Lexikon des internationalen Films : das komplette Angebot in Kino, Fernsehen und auf Video / Red. Horst Peter Koll ... Hrsg. vom Katholischen Institut für Medieninformation (KIM) und der Katholischen Filmkommission für Deutschland. [Begr. von Klaus Brüne]. - völlig überarb. und erw. Neuausg., 35. - 49. Tausend. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1995. - [Bd. 1 - 10] ; 22 cm. - ISBN 3-499-16357-8 : DM 198.00
[2868]

Basierend auf der dokumentarischen und kritisch-bewertenden Arbeit der Katholischen Filmkommission für Deutschland ist hier durch Zusammenfassung und Überarbeitung bereits früher veröffentlichter Texte das wahrscheinlich auch international, aber ohne Zweifel das für "deutsche Bedürfnisse" umfassendste Nachschlagewerk über einzelne Filme entstanden. Dies kann mit gutem Gewissen behauptet werden, da hier nicht nur internationale "ausländische" Filme, d.h. vor allem U.S.-amerikanische Filme, verzeichnet werden, sondern auch alle deutschen Produktionen, die in vergleichbaren Nachschlagewerken aus dem Ausland nie in dieser Fülle enthalten sind. Aufgenommen wurden tatsächlich alle Spiel- und Dokumentarfilme aus den seit 1951 erschienenen 12 Handbüchern der katholischen Filmkritik Filme incl. der Filme, die seit 1947 im Film-Dienst in Lang- oder Kurzkritik besprochen wurden, und ergänzt durch die Filme aus der DDR, wie sie in den Handbüchern Filme in der DDR von 1987 und 1991 dokumentiert sind.[1] Anlaß für die Erstbesprechung eines Filmes war immer seine deutschsprachige (Erst-)Aufführung im Kino oder im Fernsehen oder - seit einigen Jahren - seine Video-Veröffentlichung. Die selbstgestellte Aufgabe lautete immer, die Filme in Hinblick auf katholische Grundhaltungen und Wertvorstellungen zu prüfen und sie dem Publikum zu empfehlen oder von ihnen abzuraten. Die aus aktuellem Anlaß formulierten und immer einzeln für sich stehenden Kurzkritiken haben den - nicht ganz so vollständigen - Langkritiken im Film-Dienst nie Stand halten können und sind wegen ihrer - notgedrungen - formelhaften und pauschalisierenden Inhaltsbeschreibungen und Wertungen über die Jahre hinweg immer wieder kritisiert worden.[2] Sie wurden bereits für die 1. Ausg. des Lexikons ... überarbeitet und sind auch jetzt wieder kritisch überprüft und revidiert worden, im Grundsatz aber sind sie erhalten geblieben und prägen in ihrer Diktion das Lexikon ... Man mag sich an ihnen reiben und ihre formelhaften Wendungen kritisieren, aber immerhin bieten sie einen knappen und einprägsamen Zugang, der zudem in mehr als der Hälfte der Eintragungen durch Verweisungen auf die Eintragungsnummern der originalen Langkritiken im Film-Dienst auch die Chance zur Erweiterung und Vertiefung öffnet.

Das Lexikon ... notiert neben Inhaltskurzangabe und Empfehlung auch die Bewertung der Freiwilligen Selbstkontrolle (FSK). Vor allem bietet es aber umfangreiche filmographische Daten, die auch auf verschiedene Versionen eines Films eingehen und die immer die Hauptdarsteller und meist auch ihre Rollen nennen. Im Registerband werden allerdings nur die Regisseure berücksichtigt, alle weiteren Personenindizes hätten wohl jeden finanziell kalkulierbaren Seiten-Umfang gesprengt. Daß die fremdsprachigen Originaltitel der Filme in einem gesonderten Register aufgeführt werden, gibt zu deutlicher Kritik Anlaß, sie hätten besser in das Hauptalphabet integriert werden sollen (wo sie in den gar nicht so seltenen Fällen von Titelgleichheit auch unmittelbar auffindbar sind), so wie auch die deutschen Titelvarianten in das Hauptalphabet integriert worden sind. Leicht gewöhnungsbedürftig ist die Sortierung von bestimmten und unbestimmten Artikeln am Anfang von Filmtiteln, aber ein populäres Nachschlagewerk auf Regelwerke bibliothekarischen Zuschnitts einschwören zu wollen, hieße den Einfluß solcher Regelwerke zu überschätzen. Immerhin kann man davon ausgehen, daß nahezu jeder Film aus der Zeit seit 1945 und viele ältere, insgesamt über 40.000 Filme hier verzeichnet sind, ein zweites Nachschauen lohnt insofern immer. Die große Resonanz des Lexikons ...[3] zeigt, wie sehr das Publikum nach Hilfestellungen in der Überflutung durch Filme im Fernsehen sucht und wie sehr es auch bereit ist, für solide Information und stringente Empfehlung eine nicht unerhebliche Summe Geldes zu investieren. Daß hier eine überaus solide und konsistent urteilende Hilfestellung geboten wird, die international ohne Konkurrenz ist, danken wir der kontinuierlichen Arbeit der Katholischen Filmkommission und ihrem Auftrag. Da die technischen Voraussetzungen bereits geschaffen sind, dürfen wir auf eine CD-ROM-Ausgabe hoffen, sobald der Massenmarkt für solche Produkte eröffnet wird.[4]


[1]
Gegenüber der 1. Ausg. von 1987 (vgl. ABUN in ZfBB 35 (1988),3, S. 271 - 272) ist das Lexikon des internationalen Films vor allem um die Filme aus der DDR und um die seitherigen deutschen und internationalen Produktionen, die z.T. schon in den drei Nachtragsbänden 1987/88 (1989) - 1991/92 (1993) publiziert worden sind, erweitert worden. Das im Herbst 1995 erschienene Handbuch der katholischen Filmkritik. - 16. 1993/94 (1995) verzeichnet die Neuaufnahmen 1993/94 und bringt als inoffizieller 4. Nachtragsband die 1. Ausg. des Lexikons des internationalen Films von 1987 auf denselben Stand wie die Neuausgabe, - allerdings ohne die DDR-Filme und ohne die vielfältigen Überarbeitungen. (zurück)
[2]
Z.B. auch in der Fischer-Filmgeschichte (s.u.), aber am besten dokumentiert im Film-Dienst selber. (zurück)
[3]
Die Deutsche Nationalbibliographie 1995,42 annocierte bereits eine Druckauflage von 49.000. (zurück)
[4]
Inzwischen wird eine CD-ROM-Version für Ostern 1996 angekündigt und hierfür wird mit einer Demo-Version geworben, welche die Angaben des Lexikons ... für die Jahre 1993/94 und zusätzlich jeweils eine Genre-Zuordnung der Filme sowie 10 Minuten bewegte Bilder in Filmclips und 100 Fotos enthält. (zurück)

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