Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
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Kleines Wörterbuch der Architektur


95-4-594
Kleines Wörterbuch der Architektur . - Stuttgart : Reclam, 1995. - 144 S. : Ill. ; 15 cm. - (Universal-Bibliothek ; 9360). - ISBN 3-15-009360-0 : DM 7.00
[2694]
95-4-595
Seemanns Lexikon der Architektur / von Hans-Joachim Kadatz. - 1. Aufl. - Leipzig : Seemann, 1994. - 262 S. ; 22 cm. - ISBN 3-363-00613-6 : DM 68.00
[2675]

Die vom Umfang her bescheidenste Neuerscheinung unter den Architektur-Lexika stellt das 144 Seiten schmale Reclam-Bändchen Kleines Wörterbuch der Architektur dar, ein reines Sachwörterbuch zur Architektur, das die meist sehr knappen Einträge in Form reiner Definitionen bietet, unter Verzicht auf architekturhistorische Exkurse und Nennungen von Realisierungen ("wichtige Bauten"), dafür aber mit schematisierenden Abbildungen ausgestattet ist. Mehr Glossar denn Lexikon ist das Bändchen vor allem als ergänzende begriffliche Hilfestellung bei der Nutzung von Reclams Kunstführern[1] gedacht. Zwar enthalten diese selbst bereits ein auf wenige Seiten zusammengedrängtes Glossar der wichtigsten im Text verwendeten Fachbegriffe aus Kunst und Architektur, allerdings unter Verzicht auf bildliche Darstellungen und in einem sicherlich auch für ein Laienpublikum letztlich unzureichenden Umfang. Da sich Reclams Kunstführer aber im Gegensatz zu manch anderen Kunstreiseführern durch genaue Architekturbeschreibungen unter Verwendung der Fachterminologie auszeichnen, erschien es dem Verlag sinnvoll, dem weiteren Publikum für den Teilbereich Architektur dieses handliche, aber dennoch weitergehend terminologische Nachschlagewerk mit erläuternden Abbildungen anzubieten. Mit der Beziehung zu Reclams Kunstführern ist zugleich auch der zeitliche Rahmen vorgegeben, der sich im wesentlichen von der Antike bis zur klassischen Moderne spannt. Besonderheiten der zeitgenössischen Architektur fehlen dagegen weitgehend, und das, obwohl diese in neueren Bänden von Reclams Kunstführern durchaus Berücksichtigung findet. Es bleibt dennoch die Frage, ob für die anvisierten Laien unter den Nutzern von Reclams Kunstführern die Erläuterungen letztlich nicht immer noch zu knapp und vor allem zu abstrakt-definitorisch ausfallen; hosen- bzw. handtaschen- und damit reise-geeignet ist das Bändchen aber allemal. Für ein eher fachlich orientiertes Publikum wird dagegen das Heft wohl weniger Reisebegleiter werden, denn nützliches knappes terminologisches Repetitorium zur Überwindung mancher Hürden in den Studienanfängen.

Etwas größer im Format und vergleichsweise umfangreich präsentiert sich Seemanns Lexikon der Architektur, eine Neubearbeitung des im selben Verlag 1980 und 1988 erschienenen Wörterbuchs der Architektur. Auch dieses nunmehr neu konzipierte Nachschlagewerk zielt eher auf ein Laienpublikum; es will ausdrücklich "im Sinne und Umfang eines volkstümlichen, allgemein-verständlichen Lexikons" (Vorwort) verstanden werden. Im Gegensatz zum Reclam-Bändchen beschränken sich seine ca. 2000 Artikel nicht nur auf Architektur-Termini, sondern berücksichtigen darüber hinaus auch Begriffe der Stilkunde und sowie Biographien in Auswahl. Die Sacheinträge sind allgemeinverständlich gehalten und bringen neben der Definition im engeren Sinne teilweise auch knappe Hinweise auf wichtige Realisierungen etwa eines Bautyps oder einer Bauform und auf deren historische Entwicklung. Der Zeitrahmen reicht von der Antike bis zur klassischen Moderne. Geographisch gesehen liegt der Schwerpunkt der Einträge bei Europa und dem Mittelmeerraum; diffus bleiben allerdings die "Ränder": So erhält die Afrikanische Baukunst einen Eintrag, ebenso die Altamerikanische Architektur, dagegen fehlen Überblicksartikel für Asien, bzw. einzelne große asiatische Hochkulturen. Betrachtet man allerdings die Qualität einiger dieser Überblicksartikel, so ist das Fehlen von Einträgen für die genannten Gebiete nicht unbedingt ein Verlust: Der fachliche Aussagewert dieser Beiträge wie auch einzelner Ausführungen zu Epochen- und stilistischen Begriffen kann leider nur als bescheiden beschrieben werden. Dies mag Folge des nur begrenzt zur Verfügung stehenden Raums und des eher populären Zuschnitts der Artikel sein. Daß aber trotz aller Knappheit dennoch nicht immer darauf verzichtet wurde, dem Leser sozioökonomische Interpretationen architektonischer Phänomene in einer Diktion aus der Zeit der Vorgängerausgaben nahezubringen, soll hier nur konstatiert werden. Umgekehrt merkt man einzelnen Artikeln dann umso deutlicher die terminologische Revision bzw. inhaltliche Bearbeitung an; beispielhaft genannt seien die Ausführungen zur DDR-Architektur und zur Architektur der ehemaligen Ostblockländer (von Sozialistische Architektur wird nur noch auf diese beiden Artikel verwiesen). Viele Artikel werden durch schematisierende Zeichnungen illustriert; hinzu kommen Abbildungen wichtiger, meist deutscher Bauwerke; beides sind sicher für die anvisierte Leserschaft nützliche Beigaben.

Angela Karasch


[1]
Vgl. IFB 3 (1995),3, S. 603 und IFB 95-3-413 - 414. (zurück)

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