Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Reclams Zitaten-Lexikon


95-4-532
Reclams Zitaten-Lexikon / von Johannes John. - Durchges. und erw. Ausg. - Stuttgart : Reclam, 1993. - 581 S. ; 16 cm. - (Universal-Bibliothek ; 10391). - ISBN 3-15-010391-6 (geb.) : DM 29.80
[1969]

Reclams Zitaten-Lexikon begreift sich vornehmlich als "Sammlung von Zitaten, die ihre Beständigkeit und 'Wetterfestigkeit' zum Teil über Jahrhunderte hinweg bewiesen haben" (Einleitung, S. 5 - 11, Zitat S. 8), als literarisch orientierter Zitatenschatz, der Anspruch auf Dokumentation eines vorgegebenen, im wesentlichen an "großen" Autoren und bedeutenden Schriften ausgerichteten, bildungsbürgerlich akzentuierten Kanons erhebt. So fehlen denn Zitate, die keinem Autor zugeordnet werden können: Sprichwörter und anonyme Sentenzen (wie etwa Graffiti oder Szenesprüche), aber auch viele Zitate, die ihren Ursprung in den zeitgenössischen Massenmedien und in der populären Kultur haben: eine erhebliche Einschränkung, die den Referenzwert der vorliegenden Sammlung deutlich mindert. So sehr steht "die genau nachweisbare Urheberschaft" (S. 7) als Auswahlkriterium im Vordergrund, so sehr wird die Sammlung von einem schwer nachzuvollziehenden Purismus bestimmt, daß beispielsweise ein gemeinhin Galileo Galilei zugeschriebener Ausruf Und sie bewegt sich doch ausgeschieden wird, weil er "nachweislich nicht von ihm stammte" (S. 7). Ein großer Vorzug der philologischen Ausrichtung der Sammlung liegt jedoch in dem großen Gewicht, das auf den exakten Wortlaut und den präzisen Nachweis der jeweiligen Zitate - bis hin zur Angabe der untersten Gliederungsstufen zitierter Werke - gelegt wird (ein Beispiel von S. 64: "Bücher und Dirnen kann man ins Bett nehmen. Walter Benjamin: Einbahnstraße. Darin: Nr. 13"). Die Zitate sind alphabetisch nach einem als sinntragend empfundenen Ordnungswort sortiert, das im Zitat durch halbfetten Druck ausgezeichnet ist. Wie weithin üblich, fehlt ein Sachregister, das weitere Erschließungsmöglichkeiten böte: Beispielsweise ist Vita brevis, ars longa unter dem Buchstaben V sortiert (S. 489), ein zusätzlicher Einstieg über das Stichwort ars oder unter dem Thema Kunst fehlt. Ein Autorenregister (S. 549 - 581) beschließt den Band; hier nur einige Zahlen zur quantitativen Kennzeichnung des Inhalts: Allein aus dem Evangelium nach Matthäus sind 109 Zitate vertreten, und von Theodor Fontane stammen 54 Zitate. Eine Antwort auf die Frage, wie oft die legitime "Freude am absichtslosen Schmökern" (S. 5) den Nutzer zu diesem Wörterbuch greifen läßt oder wie oft echte Referenzinteressen im Vordergrund stehen - seien es präzise punktuelle oder eher thematisch großräumig vagabundierende - , wäre für den Lexikographen wie für den Auskunftsbibliothekar wohl gleichermaßen interessant. Als Ausweis eines bildungsbürgerlich kanonischen Zitatenguts sei das solide dokumentierende Reclams Zitaten-Lexikon zur Anschaffung empfohlen.
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