Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Das grosse illustrierte Wörterbuch der deutschen Sprache


95-4-526
Das grosse illustrierte Wörterbuch der deutschen Sprache : das aktuelle Nachschlagewerk der 100 000 Begriffe / [Redaktion: Werner Scholze-Stubenrecht. In Zsarb. mit dem Lektorat Deutsch des Bibliographischen Instituts, Leipzig]. - Stuttgart [u.a.] : Verlag Das Beste, 1995. - [1 - 2]. - 1820 S. ; 28 cm. - ISBN 3-87070-553-1 : DM 149.90
[2706]

Die 100.000 alphabetisch geordneten Artikel des vorliegenden Nachschlagewerks entsprechen einerseits den Lemmata, die man in einem Sprachwörterbuch erwartet (Beispiele: alsbald, herum, mein, morgen), andererseits den Eintragungen, wie sie eher in einem Lexikon begegnen: Es finden sich Geographica (nach schwer nachzuvollziehenden Kriterien ausgewählt; so ist z.B. Föhr vertreten, Amrum nicht), Namen von Institutionen und Organisationen, Sternen, Göttern und Stämmen, Personennamen hingegen nur, wenn sie als Gattungsbezeichnungen oder wortartig benutzt werden (Beispiel: Casanova). Das Wörterbuch weist eine beachtliche Inklusivität auf; es deckt in der Tat auch im Vorwort angekündigte "Randbezirke des Wortschatzes" ab (S. 8), enthält zahlreiche Abkürzungen (HIV, PDS), viele Komposita (Dribbelkünstler) und empfiehlt sich durch einen aktuellen Wortschatz (Aidstest, Altlast - auch im übertragenen Sinn -, Beziehungskiste, Desktop publishing, Laptop, Mobbing). Dem Stichwort mit Angaben zur Silbentrennung und Betonung folgen: 1. Ausspracheangaben bei Wörtern, deren Aussprache Schwierigkeiten bereitet, 2. grammatische Angaben (u.a. Deklinations- und Konjugationsformen), 3. etymologische Angaben, 4. "Stilistische Bewertungen, räumliche und zeitliche Zuordnungen, Zuordnungen zu Bereichen und Fach- und Sondersprachen" (S. 10), 5. Bedeutungsangaben mit Hilfe von Definitionen oder Synonymen, 6. Beispiele, die "das Zusammenspiel der Wörter veranschaulichen" (S. 12) sollen: idiomatische Ausdrücke, Phraseologisches und dergl., 7. Verweisungen auf Illustrationen, Abbildungen oder Übersichtstabellen. Zu diesen 800 als "Themenkästen" (S. 8) bezeichneten Zugaben, deren Intention und Informationsdesign teils an den Reader's digest, teils an das Magazin Focus erinnern, zählen bewußt am Alltagsleben oder an der Ratgeberliteratur orientierte Schaubilder und Tabellen wie "Ausgleichsgymnastik - einfache Übungen" (S. 148), "Zug: typische Wagenfolgen" (S. 1760: Interregio, Intercity, Intercity-Expreß, Güterzug) oder "Vorwahlnummer für das Ausland: Auswahl" (S. 1669), unter dem Etikett "Wunder der Technik" laufende Illustrationen wie "Unterseeboot: Querschnitt durch ein Atom-U-Boot" (S. 1587), gastronomisches Bildmaterial wie "Nudeln: Auswahl" (S. 1056) oder Listen, die an Kalenderbeilagen erinnern: "Wasserfälle: die höchsten der Welt" (S. 1685). Eine Tabelle wie "Tropenkrankheiten: Auswahl" (S. 1532) weist exemplarisch die zweifelhafte Qualität dieser Themenkästen aus. Als Behandlung der Pest findet sich hier der undifferenzierte Hinweis "Medikamente". Als Sprachwörterbuch und Lexikon in einem, mit seinen vielen netten bunten Bildern einem weit verbreiteten Trend zu üppiger Visualisierung folgend, läßt das Wörterbuch aus dem Verlag Das Beste eine gewisse Nähe zum Typus college dictionary erkennen und belegt somit auch exemplarisch die für den deutschen Wörterbuchmarkt charakteristische Tendenz zur Amerikanisierung. Auffallend bei alledem, wie wenig die verschiedenen Adressatengruppen - im Fall des vorliegenden Wörterbuchs wohl "die ganze Familie", im Fall des college dictionary der US-amerikanische Oberschüler oder Student der Anfangssemester - auf den ersten Blick hin zu einer unterschiedlichen Profilierung führen. Eine abschließende Bewertung des Wörterbuchs fällt schwer: Zwar hochaktuell und erfreulich inklusiv, weist es eine Mischkonzeption auf - teils Wörterbuch, teils Lexikon, teils Bilderbuch - , die insbesondere für wissenschaftliche Bibliotheken wenig empfehlenswert ist, weil höhere Ansprüche letztlich doch nicht befriedigt werden können.

1.2 Teilwörterbücher : Etymologie


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