Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
[ Bestand in K10plus ]

Historisches Lexikon der Sowjetunion


95-3-478
Historisches Lexikon der Sowjetunion : 1917/22 bis 1991 / hrsg. von Hans-Joachim Torke. - München : Beck, 1993. - 401 S. ; 23 cm. - ISBN 3-406-36771-2 : DM 78.00
[1568]

Das Lexikon schließt an das Lexikon der Geschichte Rußlands[1] an, auf das in einschlägigen Artikeln auch verwiesen wird (z.B. Intelligencija). Es sind Begriffe aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Nationalitäten, Wirtschaft, Religion, Pädagogik und Literatur von ausgewiesenen Fachwissenschaftlern sehr zuverlässig und gründlich erklärt, wobei ggf. auch verschiedene Forschungsrichtungen skizziert werden. Literaturhinweise führen zu einem erheblichen Teil auf russischsprachige Titel. Im Anhang finden sich eine Chronologie wichtiger Daten, eine nützliche Bibliographie sowie dreo Karten (die allerdings nicht den Standard historischer Karten erfüllen). Unter der Schnelligkeit der historischen Veränderungen leidet auch ein so fundiertes und gutes Lexikon wie dieses: je nach Art der Eigenstaatlichkeit findet man ausführliche Artikel über ehem. Unionsrepubliken, aber nicht z.B. über Tschetschenien: hier werden die Grenzen eines historischen Lexikons deutlich. Andererseits brauchen einzelne länderkundliche Artikel den Vergleich mit speziellen Nachschlagewerken nicht zu scheuen, wie dem mit den beiden im folgenden besprochenen Politischen Lexikon Rußland bzw. Politischen Lexikon GUS. Interessante Entdeckungen macht man bei Torke mit sozialgeschichtlichen Stichwörtern wie z.B. Alkoholismus, Hooliganismus, Prostitution, Todesstrafe, Zensur. Häufiger Kritikpunkt bei Nachschlagewerken ist die Verweisungspraxis - so auch hier: mehrfach sind Umwege nötig, wie z.B. im Artikel über das Vier-Mächte-Abkommen, wo man auf die Zwei-plus-Vier-Vereinbarung von 1990 verwiesen wird, dort aber keine Erklärung, sondern wiederum nur eine Verweisung auf Moskauer Vertrag findet (diese Zuordnung erscheint zudem historisch problematisch). Verweisungen sollten stets direttissimo zum Ziel führen. Gut dagegen die Verweisungen von den presseüblichen eingedeutschten Namen auf die korrekt transliterierten Formen (von Jelzin auf El'cin). Für die schnelle und doch gründliche, zuverlässige Information wird man zu Torkes Historischen Lexikon der Sowjetunion[2] greifen, bevor man sich in das große, noch nicht abgeschlossene Handbuch der Geschichte Russlands[3] vertieft.

Klaus Ulrich Werner


[1]
Lexikon der Geschichte Rußlands : von den Anfängen bis zur Oktober-Revolution / hrsg. von Hans-Joachim Torke. - München : Beck, 1985. - 446 S. - ISBN 3-406-30447-8 : DM 78.00. (zurück)
[2]
Vgl. die Rezension von Horst Röhling in Mitteilungsblatt / Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. - 43 (1993),4, S. 468 - 469. (zurück)
[3]
Handbuch der Geschichte Russlands / hrsg. von Manfred Hellmann ... - Stuttgart : Hiersemann. - ISBN 3-7772-7621-9. - Bd. 1,1 (1981) - . (zurück)

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