Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
[ Bestand in K10plus ]

Der Dom zu Augsburg


95-3-411
Der Dom zu Augsburg / Denis A. Chevalley. Mit Beiträgen von Heide Werner-Clementschitsch und Martin Mannewitz ... - München : Oldenbourg, 1995. - XI, 563 S. ; 31 cm. - (Die Kunstdenkmäler von Bayern : N.F. ; 1). - ISBN 3-486-55960-5 : DM 148.00
[2701]

Die Bezeichnung Neue Folge besteht gerade für diese Publikation auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten zu Recht, wird hier doch noch deutlicher als bei den Bamberger Bänden von 1990, die an die alten Großinventare anschlossen, auf Exhaustivität der Darstellung gesetzt. Zwar folgt auch Chevalley in der Grundanlage der klassischen Ordnung der Inventare,[1] im Einzelnen aber geht er in der umfassenden Anwendung des Prinzips weit darüber hinaus: Jeder Teilbereich wird in konsequenter Durchführung des Gliederungs- und Beschreibungsschemas akribisch verzeichnet. Nach Nennung der spezifischen Quellen und Literatur folgt die (bau-)historische Darstellung unter Berücksichtigung von Überlieferungsgeschichte, Grabungs- und sonstigen bereits vorliegenden Forschungsergebnissen. Selbstverständlich ist der ausführliche Beschreibungsteil angemessen von Plänen, Rissen, Abbildungen und Detailaufnahmen begleitet und schließt nach detaillierter Analyse mit der kunsthistorischen Einordnung und Würdigung des jeweiligen Objekts. Dieser Band über den Augsburger Dom geht in zweifacher Hinsicht über das klassische Großinventar - und in jedem Fall über alle Formen von Kurzinventaren - hinaus: zum einen wendet er die Inventarisierung in der umfassendst möglichen Darbietung des Materials in sozusagen mikroskopischer Ausweitung des Prinzips auch auf Teilaspekte an; zum anderen ist er nicht mehr nur baukundliches Quellen- und Nachschlagewerk, sondern selbst zugleich auch eine Denkmal-Monographie, die dargebotene Fakten bereits auswertet und nach dem vorliegenden Kenntnisstand umfassend wissenschaftlich bearbeitet.[2]

Leider läßt sich kein direkter Vergleich der Arbeit von Chevalley mit dem entsprechenden Artikel über den Augsburger Dom in einem früheren Großinventar-Band Dom ziehen, blieb doch dieses Inventarisierungsvorhaben trotz wiederholter Anläufe bis jetzt Desiderat.[3] In dem die Stadt Augsburg behandelnden Band des Kurzinventars von 1958 umfaßt der Eintrag über den Dom knapp 17 Seiten Text und eine Grundrißwiedergabe.[4] Der Eintrag über den Augsburger Dom in Bd. 7. Schwaben der Sonderreihe für die Ensembles der Denkmäler in Bayern hebt dementsprechend auf die Einbindung des Doms in das städtische Ensemble ab: die Beschreibung des Domes erfolgt im Sinne der Kurzerfassung eines einzelnen Baudenkmals im Alphabet der Straßennamen unter Frauentorstraße 1 auf ganzen 13 Zeilen ohne Bildergänzung und ohne Quellen- und Literaturangabe, was gleichalls der Konzeption dieser Bände entspricht.[5]


[1]
Vgl. hierzu auch: Grundsätze für die Inventarisation der Kunst- und Geschichtsdenkmäler Bayerns : Entwurf. // In: Denkmalinventarisation. - München, 1989, S. 101 - 104. (zurück)
[2]
Wenn man in den vorstehend genannten Grundsätzen für die Inventarisation der Kunst- und Geschichtsdenkmäler Bayerns nachliest, so ist dies sicher eine auch dort in Erwägung gezogene Tendenz; ausdrücklich heißt es allerdings (S. 101) zur Definition eines Inventars: "Das Inventar ist nicht eine rein beschreibende Aufzählung, sondern eine wissenschaftliche Quellensammlung. ... Eine weit ausholende wissenschaftliche Untersuchung und eine erschöpfende Darstellung kann nicht beabsichtigt sein, doch muß das Inventar für weitere Untersuchungen die nötige Orientierung und die entsprechenden Anhaltspunkte bieten." (zurück)
[3] Sie sind auf S. VII beschrieben. (zurück)
[4]
Die Stadt Augsburg / Tilmann Breuer. - München : Deutscher Kunstverlag, 1958. - 168 S. ; 22 cm. - (Bayerische Kunstdenkmale ; 1), S. 1 - 17. (zurück)
[5]
Denkmäler in Bayern. [Tl. 1] / hrsg. von Michael Petzet. - München. - Bd. 7. Schwaben / bearb. von Bernd-Peter Schaul. - 1986, S. 41. (zurück)

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