Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
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Der Literatur-Brockhaus


95-3-394
Der Literatur-Brockhaus / hrsg. von Werner Habicht, Wolf-Dieter Lange und der Brockhaus-Redaktion. - Grundlegend überarb. und erw. Taschenbuchausg. - Mannheim [u.a.] : BI-Taschenbuchverlag, 1995. - Bd. 1 - 8 ; 19 cm. - ISBN 3-411-11800-8 : DM 98.00
[2946]
95-3-395
Knaurs Lexikon der Weltliteratur : Autoren, Werke, Sachbegriffe / Diether Krywalski. - Vollst. Taschenbuchausg., aktualisiert und neu bearb. - München : Droemer Knaur, 1995. - 1046 S. ; 19 cm. - (Knaur ; 77169). - ISBN 3-426-77169-1 : DM 24.90
[2894]
95-3-396
Merriam-Webster's encyclopedia of literature . - Springfield, Mass. : Merriam-Webster, 1995. - XII, 1236 S. ; 26 cm. - ISBN 0-87779-042-6 : $ 39.95
[2944]

Während es sich bei den anderen in diesem Heft von IFB besprochenen Taschenbuch- bzw. Paperback-Ausgaben von Nachschlagewerken, die als gebundene Ausgaben noch auf dem Markt sind, um unveränderte, preiswerte Sonderausgaben handelt, behauptet die Taschenbuchausgabe des Literatur-Brockhaus von sich, daß sie gegenüber der dreibändigen Originalausgabe von 1988[1] "grundlegend überarbeitet und erweitert" sei. Das auch diesmal von den beiden Herausgebern der Originalausgabe unterzeichnete Vorwort der Neubearbeitung, mit der sie selbst aber ansonsten nichts zu tun haben dürften, da deren Redaktion offensichtlich von Verlagsmitarbeitern erledigt wurde, nennt als Folge der "nochmaligen Durchsicht" Veränderungen bei den Länderartikeln für Osteuropa und Deutschland, neue Artikel für "Autoren, die erst seit den achtziger Jahren breite Beachtung gefunden haben, und ... Sachstichwörter, die vermehrt in die Diskussion gelangt sind." Ferner wird die Fortschreibung von Überblicksartikeln und die Vermehrung der Literaturangaben "teils unter Verzicht auf Überholtes" versprochen. Eine Überprüfung der Artikel B - Bac bestätigt diese Angaben: die Veränderungen sind insgesamt minimal, der Text ist zuallermeist unverändert und die Ergänzungen betreffen weitgehend die Literaturangaben. Die Autorenporträts wurden z.T. durch andere ersetzt, z.T. sind sie ganz weggefallen, was grundsätzlich auf die Farbabbildungen der Originalausgabe zutrifft. Ein Sachartikel - Backlist - ist in der Stichprobe neu hinzugekommen, ohne daß man ihn bisher sonderlich vermißt hätte. Größere "Fortschreibungen" gibt es am Ende des Artikels Deutsche Literatur. Auch die vereinigungsbedingten Veränderungen bei Artikeln wie Deutsche Bibliothek, Deutsche Bücherei und Deutsche Nationalbibliothek wurden berücksichtigt. Eine Prüfung der in der Rezension der Vorauflage vermerkten Mängel ergab, was die Artikel über Zeitschriften betraf, keine Verbesserung; dagegen sind die knappen Artikel für Verlage (Artemis, Deutscher Taschenbuch-Verlag, Diogenes) jetzt ganz weggefallen, was kein Verlust ist, da deren Informationsgehalt sowieso minimal war. - Da sich die Gesamtzahl der Artikel nach den Angaben des Verlages - ca. 12.000 Biographien, ca. 3000 Sachartikel und ca. 200 Nationalliteraturen - gegenüber der Originalausgabe nicht verändert hat und Aktualisierungen - nach Zahl und Gewicht freilich sehr unterschiedlich[2] - vorgenommen wurden, gibt es keinen Grund, nicht auch diese Ausgabe zu empfehlen, die wegen ihres günstigen Preises auch für Studenten erschwinglich ist. Ob Bibliotheken ihre Originalausgabe durch die - zu bindende - Taschenbuchausgabe ersetzen sollen, ist eine andere Frage. Für die Schnellinformation z.B. des Fachreferenten bietet sich der Bd. 1 des Wilpert[3] in einem Band weiterhin als handliche Alternative an, während das Arbeiten mit den 8 Bänden der Taschenbuchausgabe (auch in Anbetracht der zahlreichen Verweisungen) eher lästig ist.[4]

Knaurs Lexikon der Weltliteratur erschien zuerst 1979, dann in 3., überarb. Aufl. 1986 als Knaur-Taschenbuch Nr. 7707 und erneut mit der Ausgabenbezeichnung "3. Aufl., aktualisiert und neu bearb." 1992. Wie sich die jetzt erschienene, ohne Auflagenbezeichnung als "aktualisiert und neu bearb. Ausg." bezeichnende Taschenbuchausgabe zu ihren Vorgängern verhält, hat der Rezensent nicht nachgeprüft, zumal sie das Vorwort zur 2. und 3. Auflage abdruckt. Das Lexikon dient der "erste(n) Information für interessierte Laien, für Literaturfreunde und heranwachsende Literaturliebhaber, für Schüler ...", wobei die Nennung der beiden letzteren Zielgruppen wohl mit dem Brotberuf des Verfassers - eines Gymnasialdirektors - zu erklären ist (in den Ausg. bis 1976 bezeichnete er sich als Herausgeber und es waren auch noch weitere Autoren und Mitarbeiter genannt). Das Lexikon besteht aus zwei Alphabetteilen: 1. Autoren und anonyme Werke (es gibt demnach nicht etwa Artikel unter den Sachtiteln literarischer Werke, von denen der Autor bekannt ist) und 2. literarische Sachbegriffe (S. 911 - 1041). - Die ca. 5000 Autorenartikel sind mit durchschnittlich ca. 10 - 15 Zeilen äußerst knapp, glgtl. vergleichsweise disproportioniert (Büchner 1/2 Sp., Lagerlöf 1 Sp.) und beschränken sich auf die Nennung von Texten, führen also keine Sekundärliteratur auf. Bei den Sachartikeln fehlen Literaturangaben völlig. - Trotz des höheren Preises, aber bei fast identischem Seitenpreis, würde der Rezensent auch einem Schüler oder einer Schülerin, von Studenten oder Studentinnen ganz zu schweigen, eher den Literatur-Brockhaus schenken.

Das aus der Zusammenarbeit der Redaktionen zweier angesehener amerikanischer Verlage - Merriam Webster und Encyclop‘dia Britannica - hervorgegangene einbändige Literaturlexikon mit seinen über 10.000 (Verlagsangabe) Artikeln läßt sich insofern nicht mit den beiden vorhergehenden vergleichen, als es außer Artikeln für Autoren und literarische Termini auch zahlreiche Eintragungen sowohl für einzelne Werke (unter dem englischsprachigen Titel) als auch für literarische Figuren enthält. Berücksichtigt sind alle Epochen und alle Nationalliteraturen, doch fehlen Artikel für letztere. Die nicht-englischsprachigen Literaturen sind adäquat vertreten, Stichproben für die deutsche Literatur belegen die Berücksichtigung auch - und schon gar außerhalb der deutschsprachigen Länder - wenig bekannter Autoren. Dagegen fehlen Literaturangaben; genannt sind bei den Autoren lediglich ihre Hauptwerke mit Originaltitel und englischsprachiger Übersetzung (solche Werke, für die eigene Artikel existieren, sind markiert). Die Auswahl der ca. 250 Schwarzweiß-Abbildungen macht einen ausgesprochen zufälligen Eindruck. - Ein solide gearbeitetes, erfreulich "internationales" einbändiges Lexikon der Weltliteratur, von denen es in den englischsprachigen Ländern nicht allzuviele gibt. Da sich solche Lexika stets in erster Linie an ein breites Publikum im Herkunftsland wenden, ist freilich die Anschaffung für Bibliotheken hierzulande nicht vordringlich.

sh


[1]
Vgl. die ausführlichen, vergleichenden Rezensionen in ABUN in ZfBB 35 (1988),4, S. 360 - 362 und 36 (1989),1, S. 51 - 54. (zurück)
[2]
Einige Stichproben mit neueren - aber sämtlich vor Redaktionsschluß Anfang 1995 (Verlagswerbung) erschienenen - Personalbibliographien ergaben Fehlanzeige bei Dante, Goethe, Hölderlin, K. Kraus, Th. Mann, H. Müller, Rousseau, Sartre und Voltaire, während solche für Boccaccio, Freiligrath, Gordimer, A. Schmidt, Shakespeare und Storm berücksichtigt waren. (zurück)
[3]
Lexikon der Weltliteratur / unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Gero von Wilpert. - 3., neubearb. Aufl. - Stuttgart : Kröner. - 22 cm. [0480].- Bd. 1. Biographisch-bibliographisches Handwörterbuch nach Autoren und anonymen Werken. - 1988. - XV, 1677 S. - Vgl.: ABUN in ZfBB 36 (1989),1, S. 51 - 54 (zurück)
[4]
Ob der um die Stärke eines Bandes zu groß geratene und mit Attrappen aufgefüllte Schuber einer falschen Vorauskalkulation zu verdanken ist, oder dem Streben nach mehr Stattlichkeit im Regal, bleibe dahingestellt. (zurück)

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