Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
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Bibliographie zur Geschichte der Juden in Bayern


95-3-370
Bibliographie zur Geschichte der Juden in Bayern / Falk Wiesemann. - München [u.a.] : Saur, 1989. - XV, 263 S. ; 25 cm. - (Bibliographien zur deutsch-jüdischen Geschichte ; 1). - ISBN 3-598-10832-X : DM 58.00 (vergriffen)
[2862]

Die Bibliographie verzeichnet 2913 durchnumerierte Titel in 29 zumeist weiter untergliederten Sach- und Formalgruppen sehr unterschiedlichen Umfangs. In dieser Zahl sind auch die viele Abschnitte einleitenden allgemeinen, nicht primär auf Bayern bezogenen Publikationen enthalten. Fast die Hälfte der Titel entfällt auf die Abschnitte Regionalgeschichte (d.h. Veröffentlichungen zu einzelnen bayerischen Landesteilen), Lokalgeschichte (im Alphabet der Orte) und Biographisches (lt. Vorwort stark auswählend, im Alphabet der Personen, unverständlicherweise mit typographischer Hervorhebung der Herkunfts- oder Wirkungs-Orte, obwohl diese nicht zur Ordnung herangezogen werden, statt der behandelten Personen). Die Bibliographie beruht auf der Auswertung anderer Bibliographien, insbesondere der Regionalbibliographien,[1] doch wurden lt. Vorwort die meisten Titel nach Autopsie verzeichnet. Die Titelbeschreibung ist knapp; leider fehlen bei Monographien sowohl Schriftenreihe wie Umfangsangabe. Außer Zeitschriftenaufsätzen sind auch Zeitungsartikel in strenger Auswahl verzeichnet, ferner - für eine Bibliographie eher ungewöhnlich - gelegentlich auch Fundstellen für einzelne Gebäudetypen (z.B. Synagogen, Mikwaot) oder für Friedhöfe, u.a. in den Denkmälerinventaren. In diesem Bereich dürfte es sich allerdings kaum um eine systematische Erfassung dieser Art von Literatur über einzelne Denkmäler handeln. Register der: 1. Personen, 2. Orte, 3. Sachbegriffe und 4. Verfasser. Will man die gesamte auf einen Ort bezogene Literatur ermitteln, die in der Systematik ohne Verweisungen an ganz verschiedenen Stellen steht, ist die Konsultation des Ortsregisters unerläßlich. So ist z.B. für Walsdorf (wenig westlich von Bamberg) im Ortsteil nur eine maschinenschriftliche Staatsarbeit über die Geschichte der dortigen Judengemeinde verzeichnet, während die Literatur über den bedeutenden jüdischen Friedhof dieser Gemeinde, den der Rezensent jüngst erkundete, nur im Abschnitt über jüdische Friedhöfe zu finden ist. Es hätte sich auch gelohnt, die z.T. ausführlichen Ortsartikel des Bandes über die Jüdischen Landgemeinden in Oberfranken[2] einzeln im Ortsteil nachzuweisen, da diese zumeist mehr Information enthalten dürften, als mancher einzeln zitierte Aufsatz oder gar Zeitungsbeitrag. Über den besonders schönen jüdischen Friedhof bei Rödelsee (nördlich von Iphofen) ist außer zwei sicherlich nicht sehr ergiebigen Zeitungsbeiträgen eine maschinenschriftliche gymnasiale Facharbeit verzeichnet (Nr. 1571 - 1573). Überhaupt ist die große Zahl derartiger maschinenschriftlicher, nicht verbreiteter Fach-, Staats-u.ä. benannter Prüfungsarbeiten bemerkenswert, in denen sich ein wesentlicher Teil der "gegenwärtig zu beobachtende(n) auffallende(n) Hinwendung zur jüdischen Regional- und Lokalgeschichte dokumentiert, ... mag ihr wissenschaftlicher Wert im Einzelfall auch nicht allzu groß sein" (S. XIII). Diese zu verzeichnen ist kein kleines Verdienst dieser Bibliographie, auch wenn die Beschaffung dieser Arbeiten mühsam, wenn nicht z. T. gar unmöglich sein dürfte.[3]

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[1]
Man wundert sich daher, wenn im Abschnitt 2. Bibliographien von den laufenden nur die Bayerische Bibliographie und von den retrospektiven Regionalbibliographien nur die Fränkische Bibliographie verzeichnet sind, nicht dagegen die laufenden Bibliographien für die anderen Landesteile wie Unterfranken, Bamberg, Niederbayern etc. (zurück)
[2]
Jüdische Landgemeinden in Oberfranken : (1800 - 1942) ; ein historisch-topographisches Handbuch / hrsg. von Klaus Guth. - Bamberg : Bayerische Verlagsanstalt, 1988. - 416 S. ; 22 cm. - (Landjudentum in Oberfranken ; 1). - ISBN 3-87052-392-1. - Der topographische Teil umfaßt die S. 49 - 351. - Der Band selbst ist in der vorliegenden Bibliographie unter Nr. 1700 verzeichnet. - Die Synagogen und Mikwaot in Oberfranken werden ausführlich in dem erst jüngst in einem anderen Verlag erschienenen Bd. 2 derselben Reihe behandelt: Jüdisches Kulturgut auf dem Land : Synagogen, Realien und Tauchbäder in Oberfranken / Eva Groiss-Lau. Hrsg. von Klaus Guth. - München : Deutscher Kunstverlag, 1995. - XI, 237 S. ; 27 cm. - (Landjudentum in Oberfranken ; 2). - ISBN 3-422-06142-8 : DM 98.00.
Zum Thema Landjudentum vgl. folgenden Literaturbericht: Die Entdeckung der Landjuden : Stand und Probleme ihrer Erforschung am Beispiel Südwestdeutschlands / Monika Richarz. // In: Landjudentum im süddeutschen und Bodenseeraum : wiss. Tagung zur Eröffnung des Jüdischen Museums Hohenems vom 9. - 11. April 1991 / veranstaltet vom Voralberger Landesarchiv. - Dornbirn : Voralberger Verlagsanstalt, 1992. - (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs ; 11=18), S. 11 - 21. (zurück)
[3]
Zur Feststellung der Vollständigkeit wurden einschlägige, im Register unter Juden und Judenfriedhof verzeichnete Titel mit Erscheinungsjahr vor 1989 aus der noch in IFB zu besprechenden Bibliographie zur Volkskunde und Kulturgeschichte von Bayerisch-Schwaben (BVBS) für die Jahre 1871 - 1989 / Fach Volkskunde, Universität Augsburg. - Augsburg, 1993. - 517 S. ; 30 cm. [1950] überprüft: von 30 Titeln waren 19 beiden gemeinsam, 11 fanden sich dagegen nur bei der Regionalbibliographie. [Saskia Hedrich]. (zurück)

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