Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 2
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Gemälde in deutschen Museen


95-2-223
Gemälde in deutschen Museen : Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke = Paintings in German museums / Hans F. Schweers. - 2., aktualisierte, erheblich erw. und verb. Ausg. - München [u.a.] : Saur, 1994. - 1 - 10 ; 25 cm. - ISBN 3-598-10927-X : DM 3960.00, DM 3650.00 (Subskr.-Pr. bis 31.10.1994)
[2315]
Teil 1, Künstler und ihre Werke. - Umfaßt Bd. 1 - 4
Teil 2, Ikonographisches Verzeichnis. - Umfaßt Bd. 5 - 7
Teil 3, Verzeichnis der Museen mit ihren Bildern. - Umfaßt Bd. 8 - 10
International
95-2-224
The world's master paintings : from the early renaissance to the present day ; a comprehensive listing of works by 1300 painters and a complete guide to their locations worldwide / comp. by Christopher Wright. - London ; New York : Routledge, 1992. - Vol. 1 - 2 ; 30 cm. - ISBN 0-415-02240-1 : œ 250.00
[2734]

Mehr als zehn Jahre nach der Erstpublikation legt Hans Schweers[1] sein Verzeichnis Gemälde in deutschen Museen in so erheblich erweitertem Umfang und veränderter Konzeption vor, daß die Vorauflage von 1981 - 1982,[2] ebenso wie das 1986 publizierte Verzeichnis Genrebilder in deutschen Museen[3] sich lediglich wie bescheidene Vorarbeiten zum jetzt neu publizierten Katalog ausnehmen. Die neue, nun insgesamt zehnbändige Ausgabe verzeichnet in den Bänden 1 bis 4 die Künstler und ihre Werke (Künstleralphabet), bietet dann ein dreibändiges ikonographisches Kompendium zu den erfaßten Werken und bringt schließlich in den Bänden 8 bis 10 eine alphabetische Auflistung der Museen mit ihren Beständen. Auf Abbildungen wird durchgehend verzichtet; die einführenden Texte und Übersichten werden deutsch und englisch angeboten.

Der Zusatz zum Sachtitel deutet an, worauf u.a. die erhebliche Erweiterung dieser Auflage zurückzuführen ist: Handelte es sich bei der Erstauflage noch um ein Verzeichnis der ausgestellten Werke, so werden jetzt auch die depotgelagerten Werke berücksichtigt. Dies ist mehr als sinnvoll, soll der Wert eines derartigen Nachschlagewerkes unbeeinträchtigt bleiben von Wechseln in der Schausammlungskonzeption der Museen; gerade der Hauptfunktion als Hilfsinstrument zur Lokalisierung von Gemälden entspricht der verstärkte Kurzinventarcharakter dieser Publikation weitaus besser. Das Verzeichnis könnte - jedenfalls im Prinzip - damit auch für Museen, die ihre Bestände noch nicht oder nicht vollständig durch Bestandskataloge erschlossen haben oder nur Auswahlkataloge[4] bieten, eine Informationslücke provisorisch schließen. Während Schweers für die 1. Aufl. als Quelle für seine Angaben Kataloge und sonstige Publikationen der Museen und Autopsie (!) in den Museen nennt, konnte er für die neue Auflage dank verbesserter Kooperation mit den Institutionen auch auf Inventarlisten und andere zusätzliche Informationen zum Bestand zurückgreifen. Es wurden so rund 110.000 Bilder von ca. 18.000 Malern aus etwa 420 Museen und Galerien erfaßt und dabei neben Dauerbesitz und Dauerleihgaben auch Leihgaben auf Zeit - aber ohne Kennzeichnung als solche - mit berücksichtigt (S. VIII).

Die Erweiterung der 2. Aufl. gründet ferner in den veränderten geographischen Rahmenbedingungen: Beschränkte sich die 1. Aufl. selbstredend auf die Institutionen der alten Bundesrepublik, so wurden jetzt zusätzlich umfangreiche Bestände von Museen der neuen Bundesländer erfaßt; zudem wird ein Ergänzungsband angekündigt. Allerdings bleiben hinsichtlich der ostdeutschen Museen Auswahlkriterien und Erfassungsumfang für das Grundwerk unklar und wohl dem Zufallsprinzip überlassen. Zu wichtigen Sammlungen, wie etwa Dresden, liegen durchaus Einträge vor, andere renommierte Bestände, wie beispielsweise die Cranach-Sammlung in Weimar, finden dagegen keine Berücksichtigung, obwohl die Werke der Weimarer Malerschule aus dem gleichen Museum verzeichnet wurden. Auswahlkriterium kann - jedenfalls nach diesen Beispielen - weder die Bedeutung der (Teil-)Bestände sein noch das Fehlen bzw. Vorhandensein von Bestandsverzeichnissen, die eine Auswertung erleichtert hätten, liegen doch etwa im Fall der Weimarer Cranach-Sammlung durchaus Bestandsverzeichnisse vor[5] und fanden die Bestände dieser Sammlung schon längst Eingang in andere vergleichbare Nachschlagewerke.[6] Es wäre für ein Nachschlagewerk dieses Zuschnitts sicher von Nutzen gewesen, mit der Publikation bis zum Abschluß der Erfassungsarbeiten wenigstens für alle bedeutenderen ostdeutschen Museen zu warten, zumindest aber bis zum Abschluß der Auswertungen aller zugänglichen und bekannten Materialien zu Museums(teil-)beständen. Bei einer Ausrichtung der Publikation auf Museumsbestände und nicht auf Schaustücke kann zudem der sonst naheliegende Hinweis auf Umstrukturierungen nach 1989 auch im Museumsbereich[7] - sie betreffen in vielen Fällen nur die Konzeption der Schausammlung - nicht unbedingt als Erklärung für derartige Lücken in der Verzeichnung herangezogen werden. Vielmehr ergeben sich aus dieser Feststellung doch generell erhebliche Zweifel an der zuverlässigen Auswertung aller allgemein zur Verfügung stehenden gedruckten Verzeichnisse und Bestandskataloge, wenn nicht einmal für erstklassige Bestände alle erreichbaren Nachweise ausgewertet wurden. Für eine Ausgabe mit Publikationsjahr 1994 hätte auch für die neuen Bundesländer bereits ein wesentlich besseres Ergebnis erwartet werden dürfen. Gab es jedoch andere (nicht genannte) Zwänge für eine Veröffentlichung noch 1994 vor Abschluß aller Auswertungsarbeiten, so wäre es für den Nutzer des Schweerschen Nachschlagewerkes sicherlich übersichtlicher gewesen, wenn für die neuen Bundesländer insgesamt mit der Publikation des Materials gewartet worden und dieses dann vollständig und geschlossen in spätere Ergänzungsbände eingegangen wäre. So bleibt es in dem vorliegenden Grundwerk bei einer Zufallsauswahl mit elementaren Lücken im Kernbestand; über den Charme von Ergänzungsbänden mit unklarer Inhalts- und Berichtskonzeption, wie sie jetzt notgedrungen erscheinen werden, braucht hier nicht referiert zu werden.

Die fehlende Präzisierung hinsichtlich der grundlegenden Erfassungsstruktur des Werkes mag umso mehr erstaunen, als zu anderen Aspekten die Beschreibungskriterien durchaus detailliert umrissen werden: so zum Definitionsumfang von Gemälde (Miterfassung von Ölskizzen, Gouachen, Mischtechniken; Nichtberücksichtigung von Aquarellen; Abgrenzung zur Objektkunst usw.), zur Eintragsgestaltung (Künstlername, Bildtitel, Entstehungsjahr, Material, Format, besitzende Institution), zu den Quellen, zur Standorteingrenzung (Nachweise nur für Bestand aus Museen, nicht etwa aus anderen öffentlich zugänglichen Einrichtungen wie Kirchen etc.) usw.[8]

Doch täuscht die Schilderungsfreude im Vorwort darüber hinweg, daß für einzelne Beschreibungskriterien grundlegende Normierungen unterlassen bzw. nicht durchgängig eingehalten wurden. Dies ist z.B. der Fall im ersten (vierbändigen) Teil Künstler und ihre Werke bei der Ansetzung der Künstlernamen. Hier wird (zumindest in unseren Prüfbeispielen) bei Namensvarianten keine Zusammenführung der Nachweise zu verschiedenen Beständen unter einer Namensform vorgenommen, eine durchaus vertretbare Entscheidung, wenn Verknüpfungen über Verweisungen gegeben sind; bei den Testbeispielen war dies - entgegen den Ausführungen im Vorwort - jedoch nicht der Fall. So erstaunte es, unter Bertram von Minden einzig den Passionsaltar aus dem Landesmuseum Hannover aufgeführt zu finden, nicht aber den weitaus bekannteren Altar aus der Hamburger Kunsthalle; dieser wurde dann im Künstleralphabet unter (der gängigeren Benennung) Meister Bertram verzeichnet. Unabhängig von allen Zuschreibungsdiskussionen für einzelne Werke hätte der Nutzer des Schweerschen Katalogs hier wenigstens auf der Ebene der Künstlernamensansetzung eine Verknüpfung über Verweisung erwarten können. Zwar ist es für ein Nachschlagewerk dieser Art legitim (und einfacher), ausschließlich die von der besitzenden Institution vorgegebene Namensform zu übernehmen; aber die sich daraus ergebende Problematik in der Benutzung war voraussehbar und hätte unbedingt durch Zugrundelegung eines durchgängigen und großzügigeren Verweisungsrasters aufgefangen werden müssen. So aber gehen wesentliche Informationen durch "Sparsamkeit" oder Nachlässigkeit in der Grundkonzeption des Katalogs verloren.

Leider ist auch die typographische Präsentation nicht optimal. Die Angaben zu jedem Gemälde - Titel (kursiv), Datierung (fehlt häufig), Bildträger, genaue Abmessungen, ggf. Aussage über die Zugehörigkeit zu einer besonderen Sammlung, Annotationen zu Eigenhändigkeit und Echtheit (Kopie, Zuschreibung umstritten u.ä.) - werden durch die Inventarnummer auf eigener Zeile rechts außen eingeleitet - während das Kürzel für das Museum folgt; dieses ist jedoch nicht etwa für jedes Gemälde angegeben, sondern am Schluß des zuletzt aufgeführten Gemäldes einer Sammlung; da dieses Kürzel dazuhin typographisch ungenügend hervortritt, muß man suchen und sehr genau hinschauen, um sicher festzustellen, welche Bilder eines Künstlers ein Museum besitzt. Den Markierungen wie Kopie, Zuschreibung (umstritten) u.ä. muß man freilich mit Vorsicht begegnen, da man nie wissen kann, woher Schweers die Angaben genommen hat: Galeriekatalog, Inventar, Oeuvreverzeichnis oder einfach von der Beschriftung des Gemäldes. Von den 42 unter Elsheimer aufgeführten Gemälden sind 13 als nicht eigenhändig markiert, so daß die restlichen 29 als eigenhändig zu gelten hätten; tatsächlich sind davon aber nur 11 nach dem maßgeblichen Werkverzeichnis von Andrews[9] als eigenhändig anzusehen. [sh]

Von vielen Nutzern begrüßt wird sicher der zweite, in dieser Auflage neu hinzugekommene Teil des Nachschlagewerks, der eine ikonographische Erschließung der verzeichneten Gemälde bietet; nur mit Schweers Katalog Genremalerei in deutschen Museen von 1986 lag ansatzweise für diesen Teilbereich schon ein Erschließungsinstrument vor. Im Katalog von 1994 gibt sich die ikonographische Erschließung weitaus umfassender und auch differenzierter. Zugrundegelegt wird eine alphanumerisch aufgebaute Systematik mit folgenden 16 Hauptgruppen: Religiöse Themen, Mythologien, Geschichtsthemen, Themen aus Literatur, Musik, Theater, Menschendarstellungen, Landschaften, Alltagsleben früher und heute, Interieurs, Tier- und Blumenbilder, Stilleben, Gebrauchsgegenstände/Technische Motive, Phantastische Malerei, Heraldisches/Schriftenbilder/Fotoarbeiten/Materialbilder/Bilder ohne Titel, Abstraktes/Aktionskunst, Nicht eingeordnete Bilder (vgl. Bd. 5, S. VII - XIII). Ein nachfolgendes Register der Bildmotive erschließt die Systematik im Detail. Die Einträge zu einer Systemstelle nennen in alphabetischer Abfolge die jeweiligen Werktitel mit Datierung und verweisen über den Künstlernamen auf den Haupteintrag in Teil 1. Für einen naiven oder auch ersten Zugriff mag dieser Katalogteil sicherlich brauchbar sein. Dennoch werfen die zugrundegelegte Systematik wie auch Art und Tiefe der ikonographischen Erschließung erhebliche Fragen auf.[10] So fehlen nähere Angaben zur Klassifikation und ihrer Erstellung; jedenfalls wurde weder direkt auf ein verbreitetes und normiertes Erschließungssystem wie z.B. ICONCLASS zurückgegriffen,[11] noch schienen pragmatische Gesichtspunkte (wie z.B. die jeweils zu klassifizierende Materialmenge) ausschlaggebend für den Differenzierungsgrad der Systematik zu sein. So wird beispielsweise die Hauptgruppe E Menschendarstellungen besonders detailliert erschlossen, und zwar zuerst grundlegend in männliche und weibliche Bildnisse, dann jeweils fast parallel differenziert nach Berufsgruppen. Daher gibt es neben der Systemstelle E 1.1.7. Bibliothekare, Bibliotheksdirektoren, Verleger, Lektoren (mit insgesamt 20 Einträgen) auch die Systemstelle E 1.2.7. Bibliothekarinnen, Bibliotheksdirektorinnen, Verlegerinnen, Lektorinnen mit keinem Eintrag (wen wundert's, zumindest hinsichtlich der Gruppe der Bibliotheksdirektorinnen!). Dem steht in der Gruppe A Religiöse Themen rein quantitativ betrachtet ein Mangel an Feinsystematisierung gegenüber, wenn etwa in der Subgruppe A 2.3.3. Passion Christi, Leidenswerkzeuge weit über 2000 Einträge undifferenziert zusammentreffen. Hier wäre allerdings eine tiefergehende Erschließung im Rahmen einer derartigen Publikation auch kaum zu leisten; und so stehen die aufgeführten Beispiele weniger für eine entsprechende Kritik denn als Indiz dafür, daß es sich beim "Ikonographischen Verzeichnis" des Schweerschen Nachschlagewerks letztlich nicht um eine ikonographische Bilderschließung im essentielleren Verständnis[12] handelt, sondern überwiegend nur um eine Verzeichnung der Bildtitel nach Sachgruppen mit stark unterschiedlichem Differenzierungsgrad. Daß auch die Art der Sachgruppenbildung und ihre Benennung nicht immer überzeugt, sei mit dem Beispiel G. Alltagsleben früher und heute: ... 6. Fahrzeuge, Fuhrwerke, Gespanne, Verkehrsmittel der Straße; 7. Gefängnis, Enthauptung, Erschießung, Flucht, Folter, KZ, Pogrom, Vertreibung; 8. Gesellschaftsstücke, Bälle, Konversationsstücke, Künstlerrunde, Musikalische Unterhaltung, Musizierende, Tanzabende; ..." angedeutet.

Das Nachschlagewerk schließt mit einem alphabetischen Verzeichnis der Museen unter Adreßangabe und Auflistung der erfaßten Werke im Alphabet der Künstler. Zudem wird bei den Werken die jeweilige Inventar- oder Katalognummer angegeben; es fehlt aber eine Aufführung der Bestandskataloge und jeglicher sonstige bibliographische Nachweis zu den ausgewerteten Publikationen. In diesem Punkt wäre ein Nachtragsband sehr zu begrüßen, zumal es um die bibliographische Kontrolle der Bestandskataloge ausgesprochen schlecht bestellt ist.

Trotz aller Mängel wird auch die Neuauflage des Schweers ihren festen Platz unter den Kunstnachschlagewerken einnehmen (müssen). Wenn es um Lokalisierungsfragen von Gemälden in deutschen Museen geht, gibt es bislang keine umfangreichere Orientierungshilfe auf dem Weg zum richtigen Museum (und damit indirekt auch - selbst wenn sie bei Schweers nicht expressis verbis aufgeführt sind - zu den Museumskatalogen mit weiterführenden Beschreibungen und Abbildungen).[13]

Während Schweers mit seinem Verzeichnis ein auf Vollständigkeit zielendes Kompendium zu den Gemäldebeständen deutscher Museen vorlegte, konnte Christopher Wright bei seinem zwei Jahre zuvor publizierten World's master paintings naturgemäß nur auf eine Auswahlverzeichnung setzen. Sein Ziel war, die gesamte westliche Maltradition abzudecken durch Erfassung aller bedeutenden und bekannten Maler und ihrer Werke in öffentlich zugänglichen Institutionen (vgl. S. XI).[14] Daß trotz aller Darlegung der Erfassungskriterien eine Auswahl ab einem gewissen Grad letztlich auch subjektive Züge trägt, liegt in der Natur einer derartigen Auswahl und soll (und kann) daher nicht einer Detailkritik unterzogen werden. Der Autor hat dies auch selbst für einzelne Bereiche, wie etwa für die zeitgenössische Malerei, thematisiert; hier sind sicher, vor allem jenseits der klassischen Moderne, die größeren Lücken festzustellen. Trotzdem ist insgesamt ein beachtliches Nachweisinstrument entstanden, das trotz weltweitem Lokalisierungsraster und Auswahlprinzip hinsichtlich Künstler und Werk dennoch im Einzelfall umfassender (und besser) informiert als etwa der Schweers mit seinem auf Deutschland beschränkten Lokalisierungsraster. Um bei den vorherigen Testbeispielen zu bleiben: Wright weist selbstverständlich die Cranach-Gemälde in Weimar nach (und es bleibt unverständlich, daß Schweers nicht wenigstens diese Sekundärnachweise von 1992 noch ausgewertet hat). Auch für Meister Bertram sind (unter dieser Namensansetzung) alle wichtigen Werke in einem Eintrag zusammengeführt: neben Werken in London und Madrid selbstverständlich auch die Bestände aus Hamburg und Hannover.

Die Anlage der Wright'schen Publikation macht aber deutlich, daß die Publikation mehr sein will, als ein simples Lokalisierungsinstrument. Anhand der ausgewählten und nachgewiesenen Gemälde soll auch ein Abriß der abendländischen Malerei geboten werden. Daraus resultiert im Künstler-Werke-Teil (Band 1) eine Ordnung des Materials primär nach Jahrhunderten, sekundär (bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert) nach Länderschulen; für das 20. Jahrhundert wird statt der Länderschulen eine weitere zeitliche Untergliederung gewählt. Erst dann erfolgt in jeweils eigenen Alphabeten die Aufführung von Künstlern und Werken. Ein vorangestellter Index der Maler ermöglicht trotzdem einen schnellen Zugriff. Der Eintrag selbst bietet jeweils eine Reihe weiterführender Informationen: Zum Künstler werden außer den Lebensdaten kurze Angaben zu seiner Vita geboten; ein knapper, meist grundlegender bibliographischer Hinweis schließt sich an (nützlich auch die Notiz zu vorhandenen oder noch ausstehenden kritischen Werkverzeichnissen[15]). Darauf folgen Hinweise auf die für den jeweiligen Künstler bedeutendsten Gemäldesammlungen und schließlich die alphabetische Liste der Werke (in englischer Titelfassung) nach Museumsorten und Institutionen. Die typographische Gestaltung der Einträge ist gegenüber dem Schweers sowohl platzsparender als auch übersichtlicher: so fällt insbesondere der Standortnachweis wesentlich besser ins Auge. Band 1 schließt mit einem kleinen Abbildungsteil.

Band 2 bietet, nach Jahrhunderten gegliedert, einen umfassenden Titelindex; einerseits wird durch diese Strukturierung gleichartiges Titelmaterial gerade noch in zumutbaren Gruppen größen gehalten, andererseits kann dies den Einstieg über den Werktitel aber auch erschweren. Die "Titelfassung" selbst ist durchgehend englisch und damit leider nicht in jedem Fall unproblematisch. Durch Zusätze ist sie aber von fast beschreibender Konzeption, so daß de facto in etlichen Bereichen eine dem ikonographischen Teil des Schweers mindestens vergleichbare Tiefe der Erschließung geboten wird, ohne erst - den sowieso nur schwer realisierbaren - Anspruch einer ikonographischen Klassifikation des Materials vorzugeben. Band 2 bringt außerdem eine alphabetische Auflistung aller erwähnten Institutionen, zwar ohne Adreßangaben, dafür aber mit anderen wertvollen Zusatzinformationen: kurze und zumeist treffliche Charakteristik der Sammlung,[16] bibliographische Hinweise auf Bestandskataloge oder sonstige Beschreibungen der Sammlung,[17] was zugleich als Quellenangabe für die von Wright vorgenommene Auswahl und Beschreibung dient, Nennung der Sammlungsschwerpunkte und - geordnet nach Länderschulen - eine Zusammenfassung der in Band 1 verzeichneten Künstler und Werke. Eine allgemeine Bibliographie bringt vorab eine sehr nützliche, annotierte Zusammenstellung länderspezifischer Nachweisinstrumente für Gemälde.[18]

Obwohl von unterschiedlicher Zielsetzung - Schweers erstrebte zumindest Vollständigkeit für seinen Nachweis von Gemäldebeständen in Deutschland, Wright setzte gleich auf ein Auswahlverzeichnis zur abendländischen Malerei allerdings mit Standorten weltweit - sind zumindest im jetzigen Stadium die Verzeichnisse dennoch durchaus direkt vergleichbar: beide sind letztlich Auswahlzusammenstellungen, bei denen allerdings intentionsgerecht Schweers die größere Informationsdichte für deutsche (aber eben nur für deutsche) Bestände, Wright dagegen den umfassenderen Lokalisierungsrahmen bietet; je nach Fragestellung kann sowohl das eine als auch das andere von Vorteil sein. Auf der Ebene der Werkerschließung verfahren beide Autoren zwar unterschiedlich, aber Wright zeigt, daß auch mit einem unprätentiöseren Titelindex durchaus vergleichbare Erschließungstiefen erzielt werden können. Im Bereich der Zusatzinformationen, sei es im Künstler-Werk-Teil, sei es im Institutionen-Teil, bietet die Publikation von Wright ein erhebliches Mehr, so daß sie über reine Lokalisierungsfragen hinaus mit Gewinn zu nutzen ist. Auch in der gesamten Gestaltung und Präsentation der Daten hinterläßt der Wright den überzeugenderen und solideren Eindruck; seine Künstler-Werk-Auswahl kann bis zur klassischen Moderne als wirklich akzeptables Angebot gewertet werden, für die jüngere Kunst ist der Nachweis nicht mehr ganz zufriedenstellend; dies ist aber bereits in den Ausführungen zur Gesamtkonzeption vom Autor offengelegt. Alles in allem zeigt sich die Zusammenstellung von Wright in einem deutlich nachvollziehbaren Profil; sie überzeugt insbesondere in der Qualität der Informationsaufbereitung und ist daher ein Muß für den Informationsapparat jeder Kunst- und Museumsbibliothek. Dorthin gehört selbstverständlich auch der Schweers, aber nicht weil er in der vorliegenden Form und Konzeption bereits rundherum überzeugte, sondern weil er zur Zeit noch das in dieser Art umfassendste Nachweisinstrument von Gemälden in deutschen Museen ist.

Angela Karasch


[1]
Einem Bericht im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. - 161 (1994),90, S. 58 - 59 ist zu entnehmen, daß Schweers, "heute über 70jährig ... gelernter Mediziner" ist. [sh] (zurück)
[2]
Gemälde in deutschen Museen : Katalog der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestellten Werke = Paintings in German museums / Hans F. Schweers. - München [u.a.] : Saur, 1982. - Vol. 1 - 2 ; 25 cm. - ISBN 3-598-10308-5 : DM 360.00 [0666]. - Rez.: ABUN in ZfBB 30 (1983),1, S. 50 - 51. (zurück)
[3]
Genrebilder in deutschen Museen : Verzeichnis der Künstler und Werke ; mit 932 Abb. / Hans F. Schweers. - München [u.a.] : Saur, 1986. - XVIII, 373 S. ; 24 cm. - ISBN 3-598-10517-7 : DM 148.00 [0667]. - Rez.: ABUN in ZfBB 33 (1986),3, S. 180. - Dieses Verzeichnis gelangte Ende 1994 in den Ramsch und ist bei einschlägigen Versandhändlern für DM 99.00 im Angebot (z.B. bei Franz A. Taubert, Postfach 1557, 38657 Bad Harzburg, unter Best.-Nr. 128706). [sh] (zurück)
[4]
"Noch immer haben einzelne Museen keine eigenen Gesamtkataloge vorgelegt. Viele begnügen sich mit populär bebilderten Blütenlesen für den Kunsttourismus" (Vorwort, S. VIII): harsch aber leider zutreffend. (zurück)
[5]
Vgl. u.a. Malerei und Plastik des Mittelalters / Staatliche Kunstsammlungen Weimar. Einleitung und Katalog: Helga Hoffmann. - Weimar, 1982. - Die deutschen Gemälde des XVI. Jahrhunderts / Staatliche Kunstsammlungen Weimar. Einleitung und Katalog: Helga Hoffmann. - Weimar, 1992. - 164 S. - Kunstsammlungen zu Weimar : Schloßmuseum, Gemäldegalerie / Rolf Bothe [u.a.] - München : Deutscher Kunstverlag, 1994. 216 S. - (Museumsstück). (zurück)
[6]
The world's master paintings / Christopher Wright. - 1992. Vgl. die folgende Rezension. Die Sammlung ist ebenso nachgewiesen in: Bildhandbuch der Kunstsammlungen in der DDR / hrsg. und eingel. von Gerhard und Ursula Stelzer. - 2., durchges. und mit einem Nachtrag versehene Aufl. - Leipzig : Seemann, 1990. - 758 S. (zurück)
[7]
Um beim Weimarer Beispiel zu bleiben: Mit diesem Argument könnte nur der fehlende Eintrag für die erst in jüngster Zeit hinzugekommenen Bilder der Sammlung Maenz belegt werden; einen Teilnachweis für diese Museumsbestände gibt bereits der Weimarer Museumsführer von 1994, dessen Daten aber sicherlich nicht mehr ausgewertet wurden. (zurück)
[8]
Daß für Teilbereiche auch solche Standortnachweise (und dies sogar mit dem Beschreibungsniveau kritischer Kataloge) möglich ist, zeigt North-European panel paintings : a catalogue of Netherlandish & German paintings before 1600 in English churches and colleges / Christa Grössinger. - London : Miller, 1992. - 302 S.; vgl. auch das im folgenden besprochene Werk von Christopher Wright. (zurück)
[9]
Adam Elsheimer : Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Radierungen / Keith Andrews. - München : Schirmer/Mosel, 1985. - 208 S. - ISBN 3-88814-142-7.
Uneinheitlich ist bei Schweers auch die Verzeichnung bei Bildensembles: während der Berliner Hausaltar mit sechs Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria (Andrews Nr. 2, 1 - 6) als Ensemble behandelt wird, sind die 7 Täfelchen des Frankfurter Altars Die Auffindung und Verherrlichung des wahren Kreuzes (Andrews Nr. 16, 1 - 7) nur als Einzelbilder ohne Hinweis auf den Zusammenhang verzeichnet.
Auch Hinweise auf den Stand der Angaben lassen sich am Beispiel Elsheimer gewinnen: Während das letzte Einzelbild des Kreuzaltärchens, das 1981 für das Städelsche Kunstinstitut erworben wurde, bereits berücksichtigt ist, fehlen noch die spätestens Anfang 1989 vom Braunschweiger Herzog-Anton-Ulrich-Museum erworbene Piet… (Andrews Nr. 14; Privatbesitz) ebenso wie die 1993 vom Wallraf-Richartz-Museum erworbene Landschaft mit Latona und den Bauern aus Lykien (Andrews Nr. 21A; Londoner Handel). - Übrigens hängt auch das Berliner Hausaltärchen seit vielen Jahren als Dauerleihgabe in der Schausammlung des Städel. [sh] (zurück)
[10]
Vgl. hierzu Iconography, indexing, ICONCLASS : a handbook / Roelof van Straten. - Leiden, 1994, und die dort zitierte Literatur. - Zu diesem Werk vgl. IFB 95-2-222. (zurück)
[11]
ICONCLASS : an iconographic classification system / H. van de Waal. Completed and ed. by L. D. Couprie ... - Amsterdam, 1973 - 1985. - System. - 1 (1981) - 8/9 (1980). - Bibliography. - 1 (1973) - 8/9 (1980). - Index - [1 - 3] (1985). 1985. - Vgl. auch IFB 94-1-060/61. (zurück)
[12]
Für einen Überblick zu Aspekten und Problemen der ikonographischen Erschließung vgl. das Werk von Roelof van Straten (IFB 95-2-222), insbes. S. 37 ff. Auch die grundlegende Theorie von Erwin Panofsky wird ausführlich referiert (S. 3 ff). Vgl. auch allgemein Einführung in die Ikonographie / Roelof van Straten. - Berlin : Reimer, 1989. - 165 S. (zurück)
[13]
Diesen Rang könnte allerdings in durchaus absehbarer Zeit dem Schweers der Marburger Index mit seiner bereits weit fortgeschrittenen Erfassung der deutschen Museumsbestände ablaufen. Der Marburger Index bietet dann nicht nur auf Gemälde beschränkte Bestandsnachweise, sondern zusätzlich zum Nachweis sofort die Abbildung und über zahlreiche Register eine umfangreiche und wirklich ikonographische Erschließung des Materials. Für eine ausführliche Darstellung vgl. IFB 94-1-060 - 061. (zurück)
[14]
Zu den "öffentlich zugänglichen" Institutionen zählen für Wright neben den Museen u.a. auch Kirchen, so daß bei herausragenden Werken das Verzeichnis auch zum Nachweis dieser Standorte hilfreich ist. (zurück)
[15]
Bei Elsheimer ist leider nur das Werkverzeichnis von K. Andrews von 1977 statt der gründlichen Neubearbeitung von 1985 aufgeführt. [sh] (zurück)
[16]
Z.B. Nelson Gallery (Kansas City), Staatliche Kunsthalle (Karlsruhe), Staatliche Gemäldegalerie (Kassel), Staatsgalerie (Stuttgart), ja selbst für die ganz bedeutenden Museen wie den Prado. [sh] (zurück)
[17]
Hier vermißt man z.T. wichtige, z.T. auch die neuesten Titel: z.B. für Stuttgart die ersten beiden, bereits 1982 erschienenen Bände des neuen Galeriekatalogs; für den Prado ist außer drei wissenschaftlichen Teilkatalogen der summarische Katalog genannt, letzterer in der Ausgabe von 1972 statt in der Neufassung von 1985; für die Alte Pinakothek ist sogar allein der summarische Katalog von 1983 aufgeführt, nicht dagegen die wissenschaftlichen Kataloge für die einzelnen Schulen. [sh] (zurück)
[18]
Für einige Länder konnte Wright dabei auf eigene Zusammenstellungen verweisen; als wichtigste seien hier genannt:
Old master paintings in Britain : an index of continental old master paintings executed before c. 1800 in public collections in the United Kingdom / comp. by Christopher Wright. - London : Sotheby Parke Bernet Publ., 1976. - XVI, 287 S.
Paintings in Dutch museums : an index of oil paintings in public collections in the Netherlands by artists born before 1870 / Christopher Wright. - London [u.a.] : Sotheby Parke Bernet Publ., 1980. - 591 S. (zurück)

Zurück an den Bildanfang