Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 2
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Magyar katolikus lexikon


95-2-214
Magyar katolikus lexikon / [Föszerkesztö: Diós István]. - Budapest : Szent István Társulat. - 25 cm. - ISBN 963-360-727-2. - (Szent István Társulat, Kossuth Lajos u. 1, H-1053 Budapest)
[2671]
Köt. 1. A - Bor. - 1993. - LVIII, 948 S. - ISBN 963-360-718-3 : Ft.-Preis nicht mitget., DM 125.00 (Kubon & Sagner)

Der Verlag des Apostolischen Hlg. Stuhles, die ungarische St.-Stephans-Gesellschaft, legte wohl rein zufällig 1993 den ersten Band der Ergebnisse seiner seit 1983 laufenden Lexikonarbeit vor, im selben Jahr also, in dem das Magyar nagylexikon (IFB 95-2-186) des Akademieverlags erschienen ist. Dieses vom Katholizismus geprägte Lexikon verfügt ebenfalls über eine lange Tradition, hatte doch die St.-Stephans-Gesellschaft mit der Egyetemes magyar enciklopédia [Ungarische Universalenzyklopädie], 1859 - 1876 in 13 Bänden, das zweitälteste Großlexikon in Ungarn herausgebracht. 1933 war auch ein ausdrücklich so benanntes Katolikus lexikon erschienen. Auf diese moderne Ausgabe hat sein Publikum ebenfalls Jahrzehnte warten müssen. Die in der Bibliothek von Pálos arbeitende Redaktion ist bestrebt, eine eigenständige ungarische Zusammenfassung der Geschichte der katholischen Geisteswelt vorzulegen, und hat damit in erster Linie einen konfessionell gebundenen Benutzerkreis als Zielgruppe im Auge. Darüber hinaus bietet es aber dank z.B. des großen Anteils an Personenartikeln und Geographika auch für den historisch Arbeitenden oder Interessierten ergänzende Informationen. Hinsichtlich der Ungarn und der das Ausland betreffenden Anteile wird ein Verhältnis von 40:60 angestrebt, wie es auch für die ungarischen Allgemeinlexika angegeben wird. Nichteuropäische Gebiete werden nur in bezug auf die Missionsarbeit der katholischen Kirche einbezogen. Eine weitere Parallele zur Vorgeschichte des Allgemeinlexikons: Man war sich lange Zeit nicht einig, ob man einfach das Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) adaptieren oder eine Eigenarbeit vorlegen sollte. Nachdem aber 1980 Stichwortlisten nach diesem Lexikon erstellt worden waren, gewann die Auffassung Oberhand, daß ein solches Vorhaben zu keinem befriedigenden Ergebnis führen werde, da das LThK zu sehr dem deutschen Kulturkreis verhaftet sei und damit auch dem dort in der Schule vermittelten Wissen. Ergebnis ist nunmehr ein eigenständig erarbeitetes Lexikon mit Lücken, deren Existenz von vornherein eingeräumt wird, da es einerseits an für die Lexikonarbeit unerläßlichen, zusammenfassenden Darstellungen der Geschichte der ungarischen katholischen Kirche wie auch an erforderlichen Bibliographien und Repertorien fehlt, andererseits an Fachleuten oder Willigen, die ein Teilgebiet in der einem Lexikon gemäßen komprimierten Form darzustellen imstande sind. Vielerlei Klagen in dieser Richtung, die jedem Lexikonmacher bekannt sind, führt das Vorwort der Redaktion an. Zum Umfang werden weder hinsichtlich Anzahl der Lemmata noch der Bände Angaben gemacht, was auf einige Unsicherheit in Bezug auf das Voranschreiten des Werkes schließen läßt. Die Artikel ab sechs Zeilen sind signiert, nahezu allen sind Quellenangaben in stark verkürzter Form beigegeben. Das Verzeichnis der Auflösungen umfaßt allein 40˙Spalten. Dazu kommen weitere Listen der in den stark verdichteten Artikel verwendeten Abkürzungen (Bücher der Heiligen Schrift, lateinische Abkürzungen der Mönchsorden, ungarische Namen der Orden - lateinischer Name mit Abkürzung, allgemeine Abkürzungen). Die Ausstattung dieses katholischen Lexikons ist sehr viel schlichter als die der Lexika des Akademieverlags, was bereits beim nichtalterungsbeständigen Papier anfängt. In den Text sind Schwarz-weiß-Abbildungen (Fotos, Zeichnungen) einschließlich Kartenskizzen eingestreut. Farbige Abbildungen fassen einige separate Bögen zusammen. Wie das Allgemeinlexikon aus dem Akademie-Verlag ist auch dieses unter dem Aspekt der kirchlich-theologischen Relevanz eine Fundgrube für ungarische Geographika einschließlich der ehemaligen ungarischen Gebiete sowie für die Personengeschichte. Sowohl kirchlich-wissenschaftlichen Bibliotheken als auch großen Universalbibliotheken sei die Anschaffung empfohlen.

Erika Tröger


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