Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 2
[ Bestand in K10plus ]

Die Form der wissenschaftlichen Arbeit


95-2-209
Die Form der wissenschaftlichen Arbeit / Ewald Standop. - 14. Aufl. / vollst. neu bearb. und erw. von Matthias L. G. Meyer. - Heidelberg ; Wiesbaden : Quelle und Meyer, 1994. - XIII, 213 S. ; 19 cm. - (UTB für Wissenschaft : Uni-Taschenbücher ; 272). - ISBN 3-8252-0272-0 (UTB) - ISBN 3-494-02216-X (Quelle und Meyer) : DM 19.80
[2721]

Bücher zur Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten haben in Deutschland seit etwa Mitte der 60er-Jahre Konjunktur. Dies ist sicher keine zufällige Mode, sondern eher eine Reaktion auf das vermehrte Potential an Studierenden, das eine Wegleitung durch das Dickicht des akademischen Lehrbetriebs erwartet. Die bisher erschienenen Bücher zu diesem Thema stammen von Philologen und Bibliothekaren, von Ingenieuren und Medizinern, von Wissenschaftlern und Praktikern. Sie sind teils allgemein angelegt, teils auf ein bestimmtes, mehr oder weniger eng begrenztes Fachgebiet konzentriert. Neben Büchern, die den schöpferischen Prozeß als Kunstwerk beschreiben und diesen philosophisch reflektieren, also eine Einführung in das wissenschaftliche Denken geben, stehen solche - und sie sind in der Überzahl -, die eher nüchtern die erlernbaren Methoden und Techniken der geistigen Arbeit beschreiben.

Zu dieser letzten Gruppe zählt auch das vorliegende Buch, dessen hohe Auflagenzahl darauf hinweist, daß es sich einen angestammten Platz in diesem Feld gesichert hat. Der Inhalt gliedert sich in folgende Kapitel: 1. Zur Technik der wissenschaftlichen Arbeit; 2. Übersicht und Gesamtanlage; 3. Zitat und Hervorhebung; 4. Die Anmerkung; 5. Die Bibliografie; 6. Abkürzungen; 7. Schreibtechnik und Korrekturen; 8. Das elektronische Typoskript als Druckvorlage.

Gegenüber der 13. Aufl. ist die Anlage weitgehend unverändert geblieben. Viele Textpassagen sind wörtlich übernommen worden, teilweise aber ergänzt durch aktuelle Beispiele. Wirklich neubearbeitet ist der Text überall dort, wo der Einsatz der Datenverarbeitung inzwischen relevant geworden ist. Dies betrifft einmal den Abschnitt 1.3.5 Bibliotheksbenutzung, der kurz auf Online- und CD-ROM-Recherchen eingeht,[1] dann aber vor allem die Kapitel 7 und 8. Hierin werden kompetent die neuen technischen Möglichkeiten beschrieben, die mit dem Einsatz des PC bei der Texterstellung verbunden sind. Die unbestreitbaren Vorteile, die dieses Verfahren bietet, aber auch die Fallstricke und Tücken, denen man sich gegenüber sieht, werden dargestellt und kommentiert.

In den übrigen Kapiteln werden die Leser in bewährter Weise mit all den Konventionen vertraut gemacht, die man beim Abfassen einer wissenschaftlichen Arbeit beherrschen muß. Daß dabei naturgemäß viele Details zur Sprache kommen, erleichtert die Lektüre nicht gerade. Die zahlreichen Beispiele, die insbesondere den Text im 4. und 5. Kapitel auflockern, stammen fast ausschließlich aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich.[2] Zur äußeren Form des Buches: Die 14. Aufl.verwendet einen etwas größeren Schriftgrad als die Vorauflage. Die Kapitel- und Abschnittsüberschriften in Form von Spitzmarken - wie in der 13. Aufl. - hat man durch linksbündige, über dem Text stehende Überschriften ersetzt. Vergessen hat man jedoch, den auf die Spitzmarken Bezug nehmenden Satz,[3] der für die 13. Aufl. zutraf, in der 14. Aufl. (S. 29) zu streichen.

Neu ist auch die Verwendung von Dezimalzahlen zur Gliederung. Die Durchnumerierung wird "in DIN 1421 beschrieben und dort ebenso wie hier empfohlen" (S. 27). Es verwundert schon sehr, daß die darin unter 3.1.2 festgelegte Regelung nicht angewendet wird, in der es heißt: "In einer Abschnittsnummer ist nur zwischen zwei Stufen ein Punkt (.) als Gliederungszeichen zu setzen; demgemäß steht am Ende einer Abschnittsnummer k e i n Punkt." Bei korrekter Anwendung der Norm hätte man im Inhaltsverzeichnis auf über 100 Punkte verzichten und damit das Druckbild übersichtlicher gestalten können.

Das Buch enthält zwei Abkürzungsverzeichnisse (S. VIII f. und S. 193 ff.), die man im Interesse einer bequemeren Benutzbarkeit bei einer Neuauflage zusammenführen sollte. Der Anhang bringt zudem noch eine kleine Schreib- und Stillehre, die sich bereits in früheren Auflagen "großer Beliebtheit" erfreute (S. XI). Obwohl es zu diesem Gegenstand zahlreiche spezielle Bücher gibt, können die hier zusammengestellten Schreib- und Stilfehler nützliche Fingerzeige geben. Die bevorstehende Rechtschreibreform wird hier allerdings manche enge Reglementierung beseitigen und größere Freiheiten erlauben. Nebenbei gesagt hält sich der Verfasser selbst nicht strikt an die von ihm angemahnten Grundsätze.[4] Trotz dieser wenigen kritischen Randbemerkungen kann das Buch wiederum einem großen Leserkreis empfohlen werden.

Gunter Maier


[1]
Dieser Bereich wird ausführlich in folgendem jüngst erschienenen Buch behandelt: Wie benutze ich eine Bibliothek? : Basiswissen, Strategien, Hilfsmittel / Uwe Grund ; Armin Heinen. - München : Fink, 1995. - 270 S. ; 19 cm. - (UTB für Wissenschaft : Uni-Taschenbücher ; 1834). - ISBN 3-7705-3043-8 (Fink) - ISBN 3-8252-1834-1 (UTB) : DM 26.80 [2709]. - Vgl. IFB 95-2-192. (zurück)
[2]
Verf. und Bearb. sind durch ihre Tätigkeit dem Institut für Englische Philologie der Universität Würzburg verbunden. (zurück)
[3]
"Eine besondere Titelart stellen die oben erwähnten, in die erste Textzeile eines Absatzes einbezogenen Titel dar, wie sie auch in diesem Buch verwendet worden sind." (zurück)
[4]
Vgl. S. 30: "so kann man die Überschriften ab [!] der zweiten [...] Ebene als fortlaufenden Text gestalten". Dieser Gebrauch (anstelle der gespaltenen Präposition von ... an) - so der Autor S. 179 - "muß vorerst noch als falsch gelten." (zurück)

Zurück an den Bildanfang