Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1

The music index on CD-ROM


95-1-106
The music index on CD-ROM : a comprehensive subject-author guide to musical periodical literature. - Warren, Mich. : Harmonie Park Press ; Alexandria, Va. : Chadwick-Healey. - ISSN 1066-1514. - (Chadwyck-Healey Ltd., The Quorum, Barnwell Rd., Cambridge CB5 8SW, United Kingdom)
[1992]
1981/91 (1994). - 1 CD-ROM + Installationsdiskette (software version 1.0), User manual (Rev. ed. 1994. ISBN 0-89887-118-2). - œ 690.00 (p.a.)

Die erste Ausgabe des Music index on CD-ROM wurde in IFB 94-1-089 besprochen. Chadwyck-Healey legt nun die neue und verbesserte Ausg. 1994 vor, die lt. Verlagswerbung für den Zeitraum von 1981 bis 1991 ca. 500.000 Titel aus 445 Periodika nachweist. Der Hersteller informiert weiterhin darüber, daß Kommentare und Wünsche von Kunden aufgenommen worden seien und daß der Music index on CD-ROM völlig neu konzipiert worden sei.

Das Auffälligste an der neuen Ausgabe ist, daß der Music index nicht mehr mit der Software von Dataware, sondern mit der verlagseigenen CD-ROM-Retrieval-Datenbank von Chadwyck-Healey produziert wurde. Damit ist eine Angleichung an die anderen CD-ROM-Produkte von Chadwyck-Healey Film index international,[1] Palmer's index to the Times und Periodicals contents index (PCI)[2] erfolgt. Für den Benutzer der 1. Ausg. des Music index bedeutet dies ein Umlernen: alle Funktionalitäten liegen auf anderen Funktionstasten als bei der Dataware-Oberfläche. Der häufige CD-ROM-Benutzer hat sich mit dieser Tatsache jedoch zwischenzeitlich abgefunden, da fast jede CD eine andere Oberfläche hat. Daß eine Firma bei einem eingeführten Produkt den Wechsel der Benutzeroberfläche riskiert, beweist auch nur, daß der Wildwuchs der Normalfall geworden ist und dadurch keine Umsatzeinbußen erwartet werden. Es werden vielmehr Lizenzgebühren für Fremdsoftware eingespart.

Die Installation erfolgt sehr einfach. Ohne lästige Zwischenabfragen wie bei Dataware, die nur der eingeweihte PC-Nutzer beantworten kann, wird die Retrievalsoftware auf die Platte des PCs kopiert. Dataware benötigte 388.262 KB an Speicherplatz, Chadwyck-Healey dagegen 713.884 KB.

Auch bei den Suchkriterien hat sich einiges geändert: weggefallen ist die Suchkategorie Author, hinzugekommen sind die Kategorien Subject heading, Subject heading keyword, Title keyword, Book author. Das Feld Date ist jetzt nicht nur eine Kategorie für das Erscheinungsjahr, sondern ein richtiges Datumsfeld, in dem man sehr leicht auch in Zeitbereichen suchen kann. Die weggefallene Kategorie Author muß der Benutzer jetzt wahlweise in den anderen Kategorien suchen, z.B. in Title oder Title keyword; er wird fündig, allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen, je nachdem, in welchem Feld er sucht. Finden sich bei normalen Recherchen Buchrezensionen und wird der Buchautor dann in Book author gesucht, kann es vorkommen, daß man den vorher gefundenen Eintrag in dieser Kategorie nicht mehr findet. Dem Benutzer wird hier eine wenig durchschaubare und recht inkonsequente Suchstrategie aufgezwungen.

Auffallend ist das schlechte Antwort-Zeitverhalten der CD. Bei komplexen Anfragen mit booleschen Operatoren kann man getrost eine längere Pause machen. Trotz des beim Test verwendeten Mitsumi Double Speed Laufwerks ist die CD insgesamt eher als behäbig zu bezeichnen. Die in der beiliegenden Anleitung beschriebenen Beispiele für Suchstrategien (Adjacency searching, Proximity searching, Truncation und Boolean searching) wurden testweise einmal mit der Stop-Uhr festgehalten: die Anfrage keyword=Pop music dauert 7 Minuten und 45 Sekunden, keyword=Music W4 Education 08:06 Minuten, subject heading=Jazz* 04:01 Minuten und subject heading=Kirk, Roland and periodical=Down Beat and date=01 01 86 to 31 12 91 dauert 01:14 Minuten.

Das gleiche gilt vor allem auch für die Downloading-Funktion, die an Geschwindigkeit und Funktionalität Einbußen erlitten hat. Bot die Dataware-Version allein für das Downloading nicht weniger als neun verschiedene Dateiformate, so bietet Chadwyck-Healey lediglich die Wahl zwischen einem Voll- und einem Kurzformat und es entsteht eine reine Textdatei (ASCII), mit der eine Weiterverarbeitung erschwert ist. Man kann über das Downloading sehr unterschiedlicher Meinung sein. Der Datenbankhersteller will seine Daten schützen und Mißbrauch der heruntergeladenen Daten verhindern. Der Benutzer will größtmöglichen Komfort und erwartet Unterstützung durch die Software möglichst ohne Beschränkungen oder Behinderungen. Schmerzlich ist immer, wenn eine frühere Version elegantes Arbeiten ermöglichte, eine neuere Fassung dies jedoch einschränkt.

Auch sind die Output fields verschwunden, die der Benutzer beim Downloading oder bei Druckausgaben wählen und zusammenstellen konnte. Alle beim Drucken einstellbaren "details" sind ebenfalls verschwunden. Das Leistungsspektrum wurde hier also drastisch reduziert.

Einige der in der früheren Rezension bemerkten Fehler wurden in der Tat beseitigt, leider steht aber Das Orchester immer noch unter D im Zeitschriftenindex. Und es gibt keinen Autorenindex mehr. Ob die in der vorhergegangenen Rezension kritisierten Mängel wirklich beseitigt wurden oder ob sie nicht vielmehr durch die veränderte Benutzeroberfläche und die veränderten Suchkriterien "verschwunden" sind, bleibt fraglich. Genau feststellen kann man dies nur, wenn man die interne Datenbankstruktur vergleichen könnte.

Einige Einträge bleiben unverständlich. Sucht man beispielsweise alles über Frank Zappa, so werden die gefundenen 134 Titel in der Kurzanzeige alphabetisch nach Zeitschriftenkürzel und Jahr angeboten. Der letzte Eintrag lautet Jul 1985. Hierauf folgen Sammelzitate, die leider teilweise unvollständig bleiben ("appears in issues of Guitar Player"). In der Vollanzeige fehlen die sonst üblichen vorhandenen bibliographischen Angaben.

Von 1989 bis 1991 sind insgesamt 124.404 Titel neu hinzugekommen. Über die Datumsabfrage erhält man von der CD insgesamt 395.350 Titel angezeigt, also nicht ganz die in der Werbung erwähnten 500.000. Es sei denn, es gibt weitere Titel, die über die Datumsabfrage nicht gefunden werden können.

Dies ist einerseits trotzdem ein beträchtliches Datenvolumen. Andererseits wurden im Vergleich zur vorherigen Ausgabe Funktionalitäten zurückgenommen, so daß bei der CD-ROM eher ein mittelmäßiger Gesamteindruck entsteht. Solange der Benutzer das Gefühl hat, daß eine CD-ROM als Abfallprodukt einer gedruckten Ausgabe auf den Markt kommt, bleiben - auch angesichts des hohen Preises - gemischte Gefühle bestehen.

Bernhard Hefele


[1]
Eine Rezension ist für IFB vorgesehen. (zurück)
[2]
Vgl. IFB 95-1-012. (zurück)

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