Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1
[ Bestand in K10plus ]
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Kritischer Katalog der Gemäldesammlung


95-1-100
Kritischer Katalog der Gemäldesammlung / Stiftung Kunsthaus Heylshof / bearb. unter der Leitung von Wolfgang Schenkluhn durch Stefan Achternkamp ... - Worms : Werner, 1992. - 324 S. : überw. Ill. ; 28 cm. - ISBN 3-88462-087-8 : DM 98.00
[2649]
95-1-101
Die holländischen Gemälde des 17. Jahrhunderts in der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien / Renate Trnek. - Wien [u.a.] : Böhlau, 1992. - XV, 556 S. : Ill. ; 21 cm. - (Kataloge der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien ; 1). - ISBN 3-205-05408-3 : ÖS 1680.00, DM 240.00
[1702]

Als Appendix - da nicht ausdrücklich unter dem (letztlich aber unpräzisen) Etikett "Alte Meister" firmierend - sind für 1992 noch zwei weitere beachtliche Katalogpublikationen anzuzeigen.

Der Katalog der Stiftung Kunsthaus Heylshof in Worms erschließt den Gesamtbestand an Gemälden der heute von einer Stiftung getragenen Sammlung der Industriellenfamilie Heyl (Kunsthandwerk bildet daneben einen wichtigen Bestandteil der Sammlung). Bemerkenswert ist die Entstehungsgeschichte des vorliegenden Katalogs: Aufbauend auf ältere Bestandsverzeichnisse erstellte ein Bearbeiterteam aus 15 jungen Kunsthistorikern, das aus einem Seminar des Kunstgeschichtlichen Instituts der Universität Stuttgart hervorging, unter der Leitung von Wolfgang Schenkluhn diesen kritischen Katalog (vgl. S. 5). Das Ergebnis ist ein allen fachwissenschaftlichen Erfordernissen genügendes Verzeichnis, das sich zudem in Aufmachung und Layout in sehr ansprechender Weise präsentiert und in jedem Fall auch für eine größere Leserschaft interessant ist. Nach detaillierten Ausführungen zur Sammlungsgeschichte und zum Sammlungssitz (dem Heylshof)[1] folgt der eigentliche kritische Katalog der Gemälde, und zwar nach Schulen und Epochen geordnet, beginnend mit der deutschen Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts und schließend mit der des 19. Jahrhunderts; ein Schwerpunkt der Sammlung liegt aber vor allem bei der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Der Katalog ist großzügig und überwiegend farbig bebildert. Die Beschreibung ist in einen Haupttext und in kleiner gesetzte Randnoten gegliedert. Der Haupttext bringt nach Nennung des Künstlers (hier nur Angabe der Lebensdaten, keine Vita - ein unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten durchaus akzeptables Reduktionsmoment, für eine allgemeinere Leserschaft aber sicher eine Lücke) und des Werks mit Datierung. Es folgen eine gestraffte Bildbeschreibung und dann, abgesetzt, Angaben zur Forschungsgeschichte und ein Einordnungs- bzw. Wertungsversuch. Die Randnoten bringen die Informationen zu Bildträger, Bildtechnik, Bezeichnungen, Provenienz, Ausstellungs- und Literaturnachweise. Diese optische Trennung erlaubt dem Leser, sich seinen Interessen entsprechend schnell im Text zu orientieren. Der Katalog schließt mit einer Konkordanz von Inventar- und Katalognummern. Eine Bibliographie, die die einzelnen Werke übergreift, fehlt; erstaunlicher allerdings ist noch - gerade bei der sonstigen Qualität dieses Katalogs - das völlige Fehlen von Registern. Da die Werkbeschreibungen nicht dem Künstleralphabet folgen, wäre zumindest ein Künstlerregister sehr sinnvoll gewesen. Hier hätte notfalls auch die Verlagsredaktion zur Abrundung der Publikation beitragen können.

Bildete die holländische Malerei des 17. Jahrhundert nur einen, wenn auch gewichtigen Schwerpunkt in der Sammlung des Heylshofes, so ist der für die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien erarbeite Katalog von Renate Trnek ausschließlich dieser gewidmet. Im Einleitungsteil geht die Autorin, seit 1975 Kustodin und seit 1992 Leiterin der Gemäldegalerie, wie übelich auf die Entstehungsgeschichte dieser Sammlung von internationalem Rang ein, stellt sie in Vergleich zu anderen großen "Holländer-Sammlungen" und benennt die Schwerpunkte und den Wert des eigenen Bestandes. Es folgen die Hinweise zur Verzeichnisgeschichte des Bestandes; seit 1983 wird die Erstellung eines kritischen Bestandskatalogs angestrebt, und der 1992 mit 190 Nummern zu holländischen Gemälden vogelegte Katalog stellt den ersten Band des Katalogwerks dar. Als Zielgruppe des Katalogs wird das Fachpublikum anvisiert, gerade die Bildbeschreibungen sollen sich aber auch an Kunstfreunde und Sammler richten. Der Katalog ist ausreichend schwarz-weiß und farbig illustriert; die Anlage folgt dem Künstleralphabet. Die Eintragungen selbst - zweispaltig gedruckt - entsprechen dem Schema: Künstlername, Lebensdaten, Vita; Werktitel mit Angaben zu Signatur, Material und Zustand, Provenienz, Ausstellungsnachweis, Literaturhinweise. Es folgt dann abgesetzt die ausführliche, teilweise narrative Bildbeschreibung, nur am Schluß ein eher knapper wissenschaftlicherer Textteil. Einzelaspekte, wie z.B. Datierungsfragen etc. werden in Fußnoten abgedrängt. Damit folgt der Katalog deutlich den vorab genannten Prämissen. Ein Anhang zum Katalogteil verzeichnet Gemälde in irreparablem Zustand, Fragmente, Kopien, Teilkopien und Gemälde im Zeitstil von Künstlern des 17. Jahrhunderts. Außerdem bietet der Katalog eine Übersicht (mit Abbildungen) der Besitzersigel, eine Konkordanz der Zuschreibungsänderungen, Ausstellungsnachweise im Überblick und einen umfangreichen Literaturteil. Sehr nützlich sind auch die Hinweise auf Vergleichsabbildungen, nach Künstlern und nach Standorten geordnet, hierfür auch die Fotonachweise, schließlich eine Bildthemenübersicht und ein Künstlerverzeichnis. Gerade im Vergleich zum Heylshof-Katalog demonstriert das Wiener Bestandsverzeichnis auf exzellente Weise, welcher Wert guten Registern und zusätzlichen Erschließungsinstrumenten für einen Bestandskatalog zukommt. Dem Fachpublikum ist dieser Bestandskatalog sicher von Nutzen, dem Kunstfreund kann er aber ein Kompendium zur holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts sein.

Angela Karasch


[1]
In dieser Konzeption ist der Katalog dem des Thyssen-Bornemisza-Museums in Madrid vergleichbar, sollen doch Sammlung und Haus dem Sammler ein Denkmal setzen und beides sich auch im Katalog widerspiegeln. (zurück)

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