Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1
[ Bestand in K10plus ]

Pseudonyme


95-1-015
Pseudonyme : ein Lexikon ; Decknamen der Autoren deutschsprachiger erzählender Literatur / Jörg Weigand. - 2., verb. und erw. Aufl. - Baden-Baden : Nomos-Verlagsgesellschaft, 1994. - 421 S. ; 23 cm. - ISBN 3-7890-3526-2 : DM 28.00
[2549]

Wenig präzise umreißt der Autor in der Einleitung das Ziel des nun in "2., verb. und erw. Aufl." vorliegenden Pseudonymenlexikons, dessen Ausgabenbezeichnung getrost "verbesserungsbedürftig" hätte heißen können: "Was bisher fehlt, ist ein Pseudonymenlexikon für den Gesamtbereich der unterhaltenden Prosaliteratur, insbesondere bis hinein in die Bereiche der ausgesprochenen Massenliteratur wie der Heftromane. Dieses Nachschlagewerk will diesem Mangel abhelfen und beschränkt sich bewußt auf den deutschsprachigen Bereich der erzählenden/unterhaltenden Literatur; Schwerpunkt ist dabei die Moderne nach 1945" (S. 8). Das Lexikon selbst gliedert sich - nach so vielen erwähnten Bereichen - nur in zwei: ein Alphabet der wirklichen Namen, denen die ermittelten Pseudonyme zugeordnet sind, und ein Register der Pseudonyme, das auf den ersten Teil verweist.

Macht man Stichproben in verschiedenen Bereichen des Alphabets, so zeigt sich nicht nur, daß auch zahlreiche geläufige ältere Pseudonyme verzeichnet sind, sondern vor allem, daß das Lexikon den formulierten Anspruch auch nicht annähernd einlöst. Nicht verzeichnet sind z. B. (nach dem Doppelpunkt immer die Pseudonyme):

Albrecht, Erwin Fritz Bernhard (1897 - 1971, Humorist und Romancier): Fritz Bernhard, Alfred Brandl-Echterding, R. Win u. a. - Albrecht, Johann Friedrich Ernst (1752 - 1814, Unterhaltungsautor par excellence): J. F. A. Stade. - Döblin, Hugo Emil (1876 - 1960): Hendrik Tewel. - Döderlin, Karl Reinhold (1917 - ): Jost Bundschuh. - Harring, Harro Paul: (1798 -1870, Romancier, der sich als "Emigrationsagitator" K. Marxens Spott zuzog): Hamlet, Jopfer, John Felleisen u. a. - Keßler, Helene (1870 - 1957, schrieb u. a. die erotische Novelle Das Nixchen): Hans von Kahlenberg, Eva H. von Montbart. - Kracauer, Siegfried: Ginster. - Lafontaine, August (1758 - 1831): Selchow und Gustav Freier zwar verzeichnet, nicht aber das weitere Pseudonym Miltenberg. - Schickele, René: Sascha, Paul Merkel, H. Daul u. a. - Schnog, Karl (1897 - 1964): Ernst Huth, Tom Palmer u. a. - Zumpf, Peter (1944 - ): merbod, Stadtschreiber u. a.

Auch die Verzeichnung des Richtigen ist mit vielem Falschen durchmischt: Werner von der Schulenburg figuriert z. B. als Schulenberg; Hofmannsthal erhält zu seinen Pseudonymen aus der Gymnasialzeit noch eines (Levis), das er sowenig benutzt wie Levis Jeans getragen hat; Herbert Rosendorfers Pseudonym ist nicht Vibber Togesen, sondern Vibber Tígesen usw.

Die am Schluß des Bandes aufgeführte Liste der herangezogenen Werke ist dürftig. Darunter ist keines der gängigen großen Literaturlexika; von den speziell der Trivialliteratur gewidmeten Lexika fehlen das Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur und das Lexikon der Comics,[1] beide mit umfangreichen Listen von Pseudonymen. Zu diesen greife man bei Ermittlung von Pseudonymen aus dem Bereich des trivialen Genres neueren Datums, so wie man sich für die älteren literarischen Pseudonyme weiterhin der genaueren einschlägigen Hilfsmittel bedienen muß.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Zu diesen und weiteren Loseblatt-Lexika aus dem Corian-Verlag in Meitingen vgl. ausführlich ABUN in ZfBB 40 (1993),2, S. 199 - 206. (zurück)

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