Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1
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Periodicals contents index on CD-ROM. [Ser. 1, to 1960]


95-1-012
Periodicals contents index on CD-ROM. [Ser. 1, to 1960] : PCI. - Alexandria, Va. ; Cambridge [u.a.] : Chadwyck-Healey. - Behältnis mit User manual, 2 Installationsdisketten und CD-ROMs. - ISBN 0-89887-116-6 (package)
[2546]
User manual. - Rev. ed. - 1994. - getr. Pag. ; 21 cm. - ISBN 0-89887-117-4
Segment 1. - Rev. - 1994. - 1 CD-ROM. - œ 3500.00
Segment 2. 1994. - 1 CD-ROM. - œ 3500.00

Mit der konsequenten elektronischen Erfassung wissenschaftlicher Zeitschriftenliteratur wird - und dies zunächst auch nur für einzelne Wissenschaftsdisziplinen - erst in den sechziger Jahren begonnen; kaum ein Datenbankproduzent leistet es sich, Backfiles zu erstellen, sei es, daß die Wissenschaftsdisziplin dies wegen der geringen Halbwertszeit der Information nicht erfordert, sei es, daß der Produzent den Erfassungsaufwand nicht finanzieren will oder kann - erst recht nicht auf interdisziplinärer Basis.[1] Die elektronischen Angebote des Felix-Dietrich-Verlages für die Internationale Bibliographie der Zeitschriftenliteratur : IBZ setzen erst mit 1984 (als GRIPS-Datenbank beim Bibliotheksrechenzentrum Niedersachsen bis 1994) bzw. 1989 (erste CD-ROM-Version) ein.[2] Aber auch die konventionelle multidisziplinäre Dokumentation der Zeitschriftenliteratur des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist bisher über wenige Projekte nicht hinausgegangen.[3] So gesehen trifft der im Erscheinen begriffene Periodicals Contents Index : PCI von Chadwyck-Healey eine Marktlücke, jedenfalls für solche Fächer, deren Forschung auch auf ältere Literatur angewiesen ist.

Inhalt und Erscheinungsmodus: Der PCI erschließt vollständig ca. 3.500 internationale wissenschaftliche Zeitschriften der Geistes- und Sozialwissenschaften vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1990.[4] Nach Abschluß des Projektes sollen ca. 8 Mill. Aufsätze dokumentiert sein. Der PCI ist in zwei Serien aufgeteilt:

Serie 1 erschließt mehr als 2.200 Zeitschriften,[5] die zwischen 1900 (!) und 1960 erschienen sind; dabei sind Zeitschriften, die schon vor 1900 zu erscheinen begonnen haben, vom ersten Jahrgang an erfaßt. Nur auf dieser eingeschränkten Basis begründet sich also (bisher) die Berichtszeit "von Anfang des 19. Jahrhunderts". Die Einbeziehung weiterer Zeitschriften wird vom Verlag in Aussicht gestellt.

Serie 2 soll den Zeitraum von 1961 bis 1990 erschließen; die ersten Segmente sind für März bzw. Juli 1995 angekündigt.

In jeder dieser beiden Serien erscheinen halbjährlich neue Segmente, d.h. Lieferungen, wobei jedes Segment einer CD entspricht, die jeweils ca. 750.000 Aufsätze aus 200 bis 300 Zeitschriften nachweist. Insgesamt sind für jede Serie bis zu zehn Segmente geplant; der Verlag beabsichtigt, spätestens bis 1998 die Veröffentlichung abzuschließen.

Das erste Segment enthält 756.611 fast ausschließlich englischsprachige Aufsätze aus 251 nordamerikanischen Zeitschriften;[6] nur 31.519 Titel datieren von vor 1901, der früheste von 1845. Das zweite Segment erschließt europäische Zeitschriften; die Auszählung[7] ergibt für Großbritannien 82, für Frankreich 75, für Deutschland 61, für Irland 2 und für Österreich 1 Titel. Von den insgesamt in diesem Segment dokumentierten 798.432 Beiträgen entfallen auch nur 174.151 auf den Zeitraum 1818 bis 1900. Bei der Sortierung nach Sprachen stehen die deutschsprachigen Aufsätze mit 186.660 Titeln nach den englisch- und französischsprachigen Titeln an dritter Stelle.[8] Leider gibt der Verlag keine Auskunft darüber, nach welchen Kriterien die Zeitschriften für den PCI ausgewählt wurden; so läßt sich nur oberflächlich feststellen, daß z.B. für Deutschland unter den insg. 215 Titeln eine große Anzahl renommierter Fachzeitschriften mit langem Erscheinungsverlauf berücksichtigt wurden;[9] aus Österreich stammen 16, aus der Schweiz 36 Zeitschriften. Eine Überprüfung mit einer Stichprobe wichtiger romanistischer Fachzeitschriften erbrachte ein insgesamt gutes Ergebnis.[10]

Benutzeroberfläche: Die Retrievalsoftware ist eine Eigenentwicklung von Chadwyck-Healey France; Menü und Maske sind übersichtlich und beschränken sich auf die wesentlichen, für das Produkt erforderlichen Funktionen. Nutzerfreundlich ist das automatische Einblenden von Hilfetexten; ausführliche Erklärungen sind über das Menü anzufordern. Unterschieden wird grundsätzlich zwischen der Artikelsuche (Hauptsuchmenü) und der Suche nach Zeitschrifteninhaltsverzeichnissen (F7: Journal search); bei letzterer lassen sich die Aufsätze eines bestimmten Heftes oder Bandes einer Zeitschrift nach Art der Current-Contents-Dienste in ihrer originären Abfolge auflisten bzw. vor- und zurückblättern.

Für die Artikelsuche stehen insgesamt 9 Suchfelder zur Verfügung: 1. Stichwörter aus Aufsatz- und Zeitschriftentiteln; 2. Stichwörter nur aus den Aufsatztiteln; 3. Verfassernamen (als Kette nach Vorlage); 4. nach den Gliederungsüberschriften, die für die inhaltliche oder formale Gliederung der Zeitschrift verwendet wurden (Heading).[11] Dieses Suchfeld eignet sich besonders für die Selektion bzw. auch für den Ausschluß von Buchbesprechungen, die (ausnahmsweise) unter dem normierten Gattungsbegriff Book Review - all languages zusammengeführt sind; 5. Zeitschriftentitel (Kette); 6. Stichwörter aus Zeitschriftentiteln; 7. Sprache der Artikel; 8. Sachgruppen;[12] 9. Erscheinungsdatum (Suche mit einem bestimmten Erscheinungsjahr, mit Bereichs- oder Vergleichsoperatoren). Das 10. Feld (Segment) läßt den Wechsel zwischen den Segmenten zu, ohne die Oberfläche zu verlassen; lediglich die CD ist auszutauschen. Für die Suchfelder 1 bis 8 lassen sich mit ? entsprechende Listen öffnen; insbesondere bei der Autorensuche empfiehlt es sich, hierüber einzusteigen.

Alle Suchbefehle werden in eine Suchtabelle eingetragen, über die auf ältere Suchschritte zurückgegriffen werden kann oder mehrere Suchschritte miteinander verknüpft werden können.

Für Anzeige und Export (Druck oder Download) von Rechercheergebnissen kann der Nutzer zwischen Kurztitelliste und Vollanzeige wählen; allerdings ist der Informationsgehalt in der Vollanzeige in sehr vielen Fällen nicht größer als der in der Kurztitelliste. Aus der Anzeige heraus kann jederzeit in die Current-Contents-Suche gewechselt werden; auch ist das Einblenden (F4) des vollständigen und übrigens sehr umfangreichen Datensatzes eines Zeitschriftentitels problemlos.[13]

Auf eine besondere Funktion soll eigens hingewiesen werden: bei entsprechender Installation[14] kann der Nutzer einem Datensatz lokale Daten hinzufügen. So wäre es z.B. denkbar, daß Bibliotheken ihre Standortsignaturen sowie ggf. weitere Nutzungskonditionen bei den Zeitschriftentiteln eintragen, um ihren Kunden den Weg zum Dokument zu verkürzen. Noch weiter führt der - vom Verlag angebotene - Bezug der PCI-Daten auf Magnetband; auch wenn dafür eine eigene Datenbankretrievalsoftware erforderlich ist, die nicht mitgeliefert wird, so eröffnet eine solche Lösung der Bibliothek die Möglichkeit, die PCI-Daten gemeinsam mit ihren eigenen Katalogdaten ggf. über eine einheitliche Benutzeroberfläche anzubieten. Natürlich sind auch Softwarelösungen denkbar, die eine Verbindung zwischen CD-ROM- und OPAC-Recherche am gleichen Terminal zulassen.

Das User manual erklärt alle notwendigen Schritte der Installation, der Recherche und Ausgabe sehr detailliert und verständlich; in Anhängen werden die Stopwörter, Tastenbelegungen und -kombinationen sowie die Sachgebiete aufgelistet. Ein Index erschließt diese weitgehend vorbildliche Benutzungshilfe.

Die CD-ROM-Version des PCI kann am Einzelplatz und im Netz (im Einzelbetrieb ohne Preisaufschlag) genutzt werden.[15] Einzelne Serien oder einzelne Segmente können abonniert oder separat bezogen werden.

Bewertung: Bei mehreren durchgeführten Recherchebeispielen erweist sich PCI als ein auch für deutsche Bibliotheken und ihre Kunden sehr nützliches und einfach zu handhabendes - mit insgesamt œ 70.000,00 aber auch kostspieliges - Arbeitsinstrument; allerdings ist zu beachten, daß die Dokumente nicht intellektuell beschlagwortet wurden, für eine thematische Recherche also nur die Freitextsuche mit Stichwörtern ggf. in Kombination mit Sachgruppen oder Gliederungsüberschriften möglich ist. Unter diesem Gesichtspunkt wird auch die 2. Serie für die Jahre 1961/90 dort, wo sie sich von der Berichtszeit her mit der IBZ-CD-ROM (zukünftig ab 1984) überschneidet, nicht die Recherchequalität zulassen, wie sie die IBZ-CD-ROM auch aufgrund ihres deutlich weiteren interdisziplinären und internationalen Konzeptes liefert.

Bernward Hoffmann


[1]
Das Institute for Scientific Information (ISI), Philadelphia, erstellte für den Science citation index (1961 - ) eine retrospektive Dokumentation für die Jahre 1945 - 1960. (zurück)
[2]
Vgl. IFB 95-1-011. (zurück)
[3]
Der Dietrich, d.h. die Bibliographie der deutschen Zeitschriftenliteratur (1897 - ) wurde seit 1908 in sehr bescheidenem Umfang für die Jahre 1861 bis 1896 retrospektiv ergänzt.
Für die amerikanische Zeitschriftenliteratur des 19. Jahrhunderts brachte W. F. Pool den Index to periodical literature (1882 - 1908. - Vol. 1 - 2; Suppl. 1 - 5) heraus; Pool erschloß immerhin ca. 500.000 Aufsätze aus ca. 470 amerikanischen und englischen (auch nichtwissenschaftlichen) Zeitschriften.
Mit dem Catalogue of scientific papers : 1800/1900 (1867 - 1925. - Vol. 1 - 19; Subject index. - Vol. 1 - 3) und dessen Fortsetzung International catalogue of scientific literature : 1901/14 (1902 - 1919. - Vol. 1 - 14) wurden von der Royal Society in London naturwissenschaftliche Beiträge aus ca. 1.500 internationalen Periodika erschlossen. (zurück)
[4]
Offensichtlich wurde die 1993 angekündigte Berichtszeit 1800 - 1980 um zehn Jahre bis 1990 erweitert. (zurück)
[5]
Lt. Core title listing mit Stand 26.11.1993 sind es genau 2215 Periodika. (zurück)
[6]
Die Zeitschriftenliste zu Segment 1 North American journals title list mit Stand Dezember 1993 führt 249 Titel auf; sonstige Sprachenanteile, selektiert über das Feld Language: Französisch 20; Deutsch 15; Italienisch 1; Spanisch 1. (zurück)
[7]
Zeitschriftenliste zu Segment 2 European journals title list mit Stand Juni 1994. (zurück)
[8]
Die übrigen Sprachenanteile: Englisch 370.059; Französisch 241.332; Italienisch 238; Keltisch 75; Latein 43; Spanisch 10 und Portugiesisch 4. (zurück)
[9]
Beispiele: Zeitschrift für deutsche Philologie; Zeitschrift für deutsche Wortforschung; Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur; Zeitschrift für französische Sprache und Literatur; Zeitschrift für Kirchengeschichte; Zeitschrift für Kunstgeschichte; Zeitschrift für Mundartforschung; Zeitschrift für Romanische Philologie; Zeitschrift für Theologie und Kirche; Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde. (zurück)
[10]
Unter Zugrundelegung der in dem Sonderheft der Romanischen Forschungen. - 100 (1988),1/3 vorgestellten Zeitschriften. - Vgl. ABUN in ZfBB 36 (1989),5, S. 459 - 462.
Fast alle dort vorgestellten wichtigen Zeitschriften werden im PCI berücksichtigt. Zu ergänzen wären nur die folgenden, in ihren Bereichen zu den führenden Organen zählenden. Für die Italianistik: Lettere italiane; Rassegna della letteratura italiana. - Für die Hispanistik: Nueva revista de filología hispánica; Revista de literatura; Revista hispánica moderna. - Für die Lusitanistik: Revista portuguesa de filologia. [sh] (zurück)
[11]
Beispiele: Bibliographie, Berichte und Mitteilungen, Buchbesprechungen, Bücherschau, Addresses, Conferences, Meetings; aber auch: Musik, Neues Mittelalter, Ostasien. (zurück)
[12]
37 verschiedene Sachgruppen mit Übernahme von LC- oder RLIN-Notationen. Beispiele: ancient civilisations, archaeology, area studies - Europe, fine arts, folklore, geography, Jewish studies, law, library/information science, linguistics/philology, music, social sciences - general, womens's studies. (zurück)
[13]
Die Titelaufnahme enthält: Titel, Verlag, Bandangaben, Format, Erscheinungsfrequenz und Erscheinungsverlauf (!), Sachgebiet (37 Sachgebiete), LCCN, ISSN, LC Call No., Dewey-Call No. (zurück)
[14]
Hard- und Software-Voraussetzungen: MS-DOS 3.1 oder höhere Version; 640 KB RAM, mindestens 2 MB freier Speicherplatz; Microsoft CD-ROM-Extensions 2.1 oder höhere Version; EGA- oder VGA-Bildschirm; die problemlose Installation erfolgt von der mitgelieferten Diskette; wegen der Aktualisierung der Indices ist die Nachinstallation mit der gleichen Diskette bei jeder neu gelieferten CD erforderlich. Für die Anwendung von Local Holdings liefert eine zweite Installationsdiskette die dafür notwendige Software. (zurück)
[15]
Netzbetrieb ohne Preisaufschlag im Netz des Käufers, z.B. eines Universitätscampus. (zurück)

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