1897, also vor nahezu 100 Jahren erschien in Leipzig der erste Band
der Bibliographie der deutschen Zeitschriftenliteratur, herausgegeben
vom Begründer des gleichnamigen, heute zur Verlagsgruppe Zeller
gehörenden Felix Dietrich Verlages.[1] Es folgten gesonderte Reihen für
Rezensionen (für 1900 - 1943; Wiederaufnahme als Internationale
Bibliographie der Rezensionen : IBR im Jahre 1971), für
Zeitungsaufsätze (als Beilage für 1908 - 1944) sowie für
fremdsprachige Zeitschriftenliteratur (1911 - 1964); in der sog.
Kombinierten Folge wurden 1965 die deutschsprachige und die
fremdsprachige Reihe zusammengeführt.[2] Dem Dietrich, wie die (seit
1911 so benannte) Internationale Bibliographie der
Zeitschriftenliteratur : IBZ nach wie vor weltweit zumeist zitiert
wird, gesellten sich in den achtziger Jahren weitere Bibliographien
für das "wissenschaftliche Kleinschrifttum" - so die Verlagswerbung
- hinzu, Bibliographien, die die Erschließung von Festschriften- und
Tagungsberichtsliteratur aufnahmen, Kleinschrifttum also, das bis
dahin in bescheidenem Umfang zusammen mit der Zeitschriftenliteratur
auch in IBZ erschlossen wurde.[3]
Dieser kurze Rückblick auf die Publikationsgeschichte von Dietrich/IBZ
soll anläßlich des Erscheinens der ersten IBZ-CD-ROM deren Einordnung
und Stellenwert auf dem eher kleinen Markt der international
ausgerichteten interdisziplinären Aufsatzbibliographien erleichtern.
Die CD-ROM-Ausgabe ist übrigens nicht der erste Einstieg des Verlages
in die elektronische Angebotsform: bereits seit 1983 werden die Daten
maschinell erfaßt und entsprechend konnten IBZ und IJBK als
integrierte GRIPS-Datenbank beim Bibliotheksrechenzentrum
Niedersachsen in der Niedersächsischen Staats- und
Universitätsbibliothek Göttingen ab Berichtszeit 1983 online
recherchiert werden. Bezieher der Printversion von IBZ erhielten auf
Antrag kostenlos eine Zugangsberechtigung zu der Datenbank. Mit der
Umstellung des niedersächsischen Bibliotheksverbundes auf das
niederländische PICA-System wurde der Betrieb dieser Datenbank Ende
1994 eingestellt; die Konvertierung der IBZ-Daten für PICA ist jedoch
in Vorbereitung. Es wäre zu wünschen, daß durch die geplante
Vernetzung und überregionale Öffnung der Bibliotheksverbünde auch die
IBZ-Daten über Niedersachsen hinaus einen problemlosen Zugang
erhalten.[4] Neben der Online-Version bietet der Verlag die Daten ab
Jahrgang 1984 mit bis zu monatlichen Updates auch auf Magnetband an;
zukünftig soll die Lieferung von Teilmengen bzw. von individuellen
Profildiensten möglich sein.
2 Die IBZ-CD-ROM
Die erste Ausgabe der IBZ-CD-ROM[5] beinhaltet vollständig die Jahrgänge
1989 bis 1993 der IBZ-Printversion; weitere CDs sollen - je nach
Datenumfang - bis zu fünf Jahresringe aufnehmen. Aktualisierungen
erfolgen halbjährlich; der Verlag spricht von jährlich ca. 130.000
neuen Einträgen. Geplant ist auch eine Backfile-CD für die Jahrgänge
1984 bis 1988.
IBZ-CD-ROM ist aufgeteilt in zwei, durch die Funktion einer
Querverweissuche miteinander verknüpfte Datenbanksegmente:
- Datenbank Zeitschriftenartikel
- Datenbank Ausgewertete Zeitschriften (IBZ-Zeitschriftendatenbank).
2.1 Datenbank Zeitschriftenartikel
Von den in diesem Hauptsegment dokumentierten ca. 665.500
Zeitschriftenaufsätzen[6] entfallen auf den Zeitraum 1986/93 ca.
494.000; immerhin datieren ca. 171.000 Titel früher als 1989 (1988:
110.666; 1987: 52.088; 1986: 6.476). Im April 1994 waren bereits
40.843 Aufsätze aus 1993 und 87.213 Aufsätze aus 1992 nachgewiesen;
geht man von einem jährlichen Zuwachs von 120.000 (1990) bis 130.000
(lt. Prospekt) Einträgen aus, so läßt sich hieraus eine zumindest
gegenüber älteren IBZ-Jahrgängen deutlich verbesserte Aktualität
ableiten.
2.1.1 Recherche
Das Recherchemenü bietet insgesamt 8 Zugriffsmöglichkeiten resp.
Suchfelder und Listen an; die z.T. abweichenden Feld- bzw.
Listenbenennungen im Suchmenü und in den Benutzerhinweisen sollten
bereinigt werden.[7]
Für die thematische Recherche - die wohl originäre Anwendung von IBZ
- stehen in erster Linie die Suchfelder Schlagwörter, Aufsatztitel und
Sachgebiet mit den ihnen entsprechenden Listen zur Verfügung. Das
IBZ-typische, bereits mit dem ersten Band von 1897 eingeführte
Schlagwortsystem umfaßt z.Zt. ca. 200.000 deutschsprachige
Schlagwörter mit ca. 100.000 deutschsprachigen Synonymen,
fremdsprachigen (meist englischen) Äquivalenten und deutschen
Oberbegriffen. Die Redaktion hat in den letzten Jahren erheblich in
die Thesauruspflege investiert, dabei auch vermehrt hierarchische
Elemente eingebracht, die das Rechercheergebnis präzisieren helfen.[8]
Da den Schlagwörtern oder Schlagwortketten häufig Ergänzungen
beigefügt sind, liegt es nahe, nicht über den Wortindex (Liste der
Einzelschlagwörter), sondern über die phraseninvertierte Liste
(Feldinhalte) vorzugehen; hier stellt man aber fest, daß gerade diese
Zusätze wie "König von Ungarn (1443-1490)" bei Matthias I. Corvinus
oder "Wüste, Zentralasien" bei Gobi oder "Zwangseinweisung" bei
Anstaltsunterbringung als Wortfolgen getrennt vom Schlagwort
eingetragen sind, ihnen außerdem (auch in der Liste !) ein Komma
vorangestellt ist, das beim Aufblättern der Liste entsprechend zuerst
eingegeben werden muß. Da solche vom Schlagwort getrennte Zusätze nur
in Ausnahmefällen einen sinnvollen Sucheinstieg liefern, sollte dieser
wichtige Index mit den vollständigen Schlagwortketten neu aufgebaut
werden, zumal für die Einzelwortsuche ohnehin die Liste Schlagwörter:
Wörter zur Verfügung steht.
Im Hinblick darauf, daß IBZ als bestandsunabhängige
Aufsatzbibliographie traditionell die Monographienkataloge der
deutschen Bibliotheken ergänzt, wäre es aus der Sicht des Nutzers
wünschenswert, nach Einführung der Regeln für den Schlagwortkatalog
(RSWK) bei den Bibliotheken und Bibliotheksverbünden die
IBZ-Schlagwortliste - soweit möglich - an der Schlagwortnormdatei der
RSWK abzugleichen.
Das Suchfeld Aufsatztitel erlaubt die Freitextsuche mit - vor allem
auch fremdsprachigen - Titelstichwörtern oder Stichwortfolgen, die
nicht Bestandteil der Schlagwortliste sind; insofern sollte man sie
generell in Kombination oder ergänzend zur Schlagwortsuche
durchführen. Als besonders vorteilhaft erweist sich hier der Suchmodus
erweitert, bei dem Front- und Endtrunkierung quasi voreingestellt sind
(s.u.).
Insbesondere für die Sekundärsuche, also die Einschränkung eines (zu)
hohen Rechercheergebnisses, eignet sich die Sachgebietssuche. Alle
Aufsätze sind hierfür einem oder mehreren von 16 Sachgebieten
zugeordnet (s.u.); die notwendige Untergliederung dieses groben
Fachgebietsystems ist für Jahrgang 1994,2 ff in Aussicht gestellt.
Autorennamen, die im Falle eines Experten als sprachlich unabhängiges
Synonym für ein Thema oder einen Forschungsgegenstand angesehen werden
können, also in einer Schlagwortbibliographie auch für den sachlichen
Einstieg verwendet werden, sollten hierfür möglichst normiert sein; da
die IBZ-CD-ROM verständlicherweise die Autorennamen nach Vorlage
erfaßt, also z.B. einzelne Vornamen mal ganz fehlen, mal aufgelöst,
mal abgekürzt sind, weil schließlich bei Mehrverfasserschriften der
Zusatz "etc." eingetragen ist, empfiehlt es sich, auch bei der
Autorensuche über die phraseninvertierte Liste vorzugehen oder Namen
grundsätzlich zu trunkieren. Ausgesprochen lästig ist die für die
direkte Suche mit der Namensansetzung notwendige Eingabe von
Anführungszeichen, weil sonst das den Familien- und Vornamen trennende
Komma vom System als Oder-Verknüpfung interpretiert würde (z.B.:
Müller, Hans-Joachim).
Das Suchfeld Ausgabe (in den Benutzerhinweisen: Erscheinungsdatum)
dient in erster Linie der Selektion von Aufsätzen aus bestimmten
Erscheinungsjahren (Sekundärsuche); da in diesem Feld aber auch Heft-,
Band- und Supplementangaben invertiert sind, eignet es sich auch für
die Sichtung des Inhalts eines bestimmten Heftes einer ausgewerteten
Zeitschrift.
Die Felder und Listen für Zeitschriftentitel, Verlag und ISSN sind für
beide Datenbanksegmente identisch; auf sie wird weiter unten noch
eingegangen. Nicht nur in die Vereinheitlichung der Ansetzung von
Verlagsnamen, sondern auch in die Korrektur von fehlerhaften oder die
Beseitigung von unnötigen Einträgen in anderen Listen sollte der
Verlag noch einmal investieren; dies gilt auch für die saubere
Trennung mehrerer Bestandteile eines Feldes und deren entsprechend
sinntragenden Invertierung.[9]
2.1.2 Anzeige und Ausgabe
Suchergebnisse können als Kurztitelliste, im Vollformat oder in einem
individuell definierten Format am Bildschirm angezeigt, ausgedruckt
oder gespeichert werden. Für den Export bietet das System
strukturierte Formate für verschiedene Textverarbeitungs- und
Datenbanksysteme an; auch Sortierungen nach Datum, Autorennamen,
Aufsatztiteln, ISSN oder Sachgebieten sind möglich. In der Vollanzeige
fällt auf, daß bei den Verlagsangaben die vollständigen Anschriften
aufgeführt sind; dies erklärt sich wohl in erster Linie aus dem
(Werbe-) Interesse der Verlage selbst, die ihre Zeitschriftenhefte
bzw. -inhaltsverzeichnisse weitgehend kostenlos dem Verlag zur
Auswertung zur Verfügung stellen. Sicherlich würde es ansonsten
ausreichen, diese Informationen, die ohnehin auch im zweiten
Datenbanksegment vorhanden sind, nach Bedarf über eine
Hyperlinkfunktion einblenden zu können. Da die Vollanzeige i.d.R. je
Dokument drei Bildschirmseiten beansprucht (wobei die Autoren- und
Titelangaben beim Blättern angezeigt bleiben), könnte hierdurch sowie
durch eine weitere Komprimierung des Ausgabeformates die Anzeige auf
einen Bildschirm reduziert werden. - Der Verlag stellt in Aussicht,
zukünftig auch Sprachvermerke sowie Hinweise auf ein vorliegendes
Abstract anzuführen; er schließt auch nicht generell aus, später
einmal Abstracts im Volltext in die Datenbank aufzunehmen.
2.1.3 Querverweissuche
Aus der Kurz- und Vollanzeige heraus kann die Recherche durch eine
Querverweissuche fortgesetzt werden. Es lohnt zweifellos, sich in
diese sehr komfortable Retrievalfunktion einzuarbeiten. Ausgelöst
durch die Tastenkombination ALT+Q, eröffnet die Querverweissuche die
Möglichkeit, einzelne Bestandteile eines Datensatzes - in erster Linie
wohl Stich- und Schlagwörter bzw. deren Wortfragmente - zu markieren
und sie als neue Suchbegriffe im gleichen oder jedem (!) anderen
sinnvollen Feld zu verwenden. Markiert werden können aber auch
Autorennamen, ISSN oder Verlagsnamen, um auf diese Weise alle Aufsätze
eines Autors, alle Artikel einer Zeitschrift oder alle Zeitschriften
eines Verlages zu ermitteln. Die Querverweissuche schlägt auch die
Brücke zum zweiten Datenbanksegment.
2.2 Datenbank Ausgewertete Zeitschriften
Die genaue, für die Bewertung von IBZ wesentliche Anzahl der in diesem
Segment nachgewiesenen, also der Dokumentation tatsächlich
zugrundeliegenden Zeitschriften läßt sich nur schwer ermitteln:
während das Faltblatt und eine Verlagsbroschüre[10] von ca. 8000
regelmäßig ausgewerteten Zeitschriften sprechen, ergibt die
CD-Recherche über das Suchfeld Zeitschriftentitel die wohl
realistische Anzahl von 6.037 Einträgen. Der bibliographische Standard
ist mit Hauptsachtitel, Zusätzen zum Sachtitel, ggf.
Änderungsvermerken, ISSN (bei 4886 = 81 % der Titel)[11] und
Verlagsangaben für ein Quellenverzeichnis sicher ausreichend; im
Hinblick auf eine einheitlichere Ansetzung der Zeitschriften und die
konsequente Suchmöglichkeit über beteiligte Körperschaften wäre ein
Abgleich mit der ZDB wünschenswert, sollte sich der Verlag nicht auch
aus anderen Gründen dieser hochwertigen Daten bedienen wollen. Die
Kompatibilität der Daten würde dann auch neue Wege der elektronischen
Dokumentenbestellung eröffnen, wie sie bereits mit dem Projekt JASON
in Nordrhein-Westfalen getestet werden (s.u.).[12] Schon jetzt sollten
Bibliothekssigel für die ausgewerteten Zeitschriften erfaßt werden;
sie könnten entweder mit den Titeln angezeigt oder nach Bedarf
eingeblendet werden.
Die Suchmaske bietet direkte oder Listen-Einstiege über den
Zeitschriftentitel, den Verlagsnamen (bei beiden Feldern über
Stichwörter oder Wortphrasen), über die ISSN sowie über die bereits
erwähnten Sachgebiete (Mehrfachzuordnung). Dieses Datenbanksegment
erlaubt also die Beantwortung der Fragen, welche Zeitschriften eines
Fachgebietes oder eines Verlages für IBZ ausgewertet wurden, bzw. ob
eine Zeitschrift mit einem bestimmten Titel oder einer bestimmten ISSN
berücksichtigt wurde. Hilfreich wäre es, wenn - in beiden
Datenbanksegmenten - auch über Abkürzungen von Zeitschriftentiteln
recherchiert werden könnte, wie dies bei der Onlineversion der ZDB
möglich ist. Auch die Selektion der ausgewerteten Zeitschriften nach
Herkunftsland und Sprache sowie Angaben über den Grad der Auswertung
der einzelnen Zeitschrift (cover-to-cover oder selektiv) würden zur
Transparenz der Dokumentation beitragen und den Nutzen dieses
Datenbanksegmentes vergrößern, zumal ein Teil der hier angeführten
Suchfunktionen ohnehin auch in der Datenbank Zeitschriftenaufsätze
möglich sind.[13] Die bereits erwähnte, sehr nutzerfreundliche
Querverweissuche zielt darauf ab, bei der erfolgreichen Suche nach
einer bestimmten Zeitschrift z.B. eines bestimmten Verlages oder mit
einer bestimmten ISSN die in der Datenbank Zeitschriftenaufsätze
erfaßten Artikel dieser Zeitschrift direkt aufzurufen.
2.3 Benutzeroberfläche
Als Benutzeroberfläche verwendet der Verlag die mittlerweile in den
unterschiedlichsten produktbezogenen Versionen auf dem Markt
befindliche Retrieval-Software CD-Answer der Firma Dataware
Technologies, Inc. Die Arbeitssprache ist wahlweise Deutsch oder
Englisch. Mit der TAB-Taste kann zwischen Suchmenü (Suchmaskeneingabe)
und Befehlsmenü (Funktionstastenmenü in der Bildschirmkopfleiste)
gewechselt werden. Wählen kann der Nutzer auch zwischen dem Suchmodus
genau, bei dem der Suchbegriff zeichenidentisch in den Datensätzen
enthalten sein muß, und dem Suchmodus erweitert, bei dem der
eingegebene Suchbegriff lediglich als Komponente (z.B. als
Wortfragment) in den Datensätzen auftauchen muß, was im Effekt einer
voreingestellten, automatischen Links- und Rechtstrunkierung
gleichkommt und insbesondere die Freitextsuche (Suche über Stichwörter
der Aufsatztitel) sehr vereinfacht. Der Vereinfachung dient auch der
programmgesteuerte feldübergreifende einfache Verknüpfungsmodus; im
Verknüpfungsmodus editierbar können die logischen Operatoren auch von
Hand in die Verknüpfungszeile eingegeben werden. Suchanfragen können
abgespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt reaktiviert werden.
Wie mächtig die Retrieval-Software CD-Answer im Hinblick auf ihre
Funktionen ist, erweist sich insbesondere bei den differenzierten
Anzeige- und Exportmöglichkeiten (z.B. bei den Ausgabeformaten und
Sortierungen), Funktionen übrigens, die längst nicht bei allen
Produkten, bei denen CD-Answer zur Anwendung kommt, erforderlich sind.
Die Vielfalt der Möglichkeiten zwingt allerdings zu einer Menüführung
resp. Fenstertechnik, die - so auch bei der IBZ-CD-ROM - die
Einarbeitung in das System mit Hilfe der Benutzerhinweise (getrennte
Broschüren in Deutsch und in Englisch) unabdingbar machen. Diese
hinreichend nutzerorientierte Einführung sollte durch ein Sachregister
erschlossen werden. Bei der Recherche steht dem Nutzer ein ebenso
verständliches elektronisches Hilfesystem zur Verfügung, daß ihm
einerseits allgemeine Systemhilfe (Vorgehensweise bei Suche und
Ausgabe), andererseits feld- und funktionsspezifische Hilfetexte
anbietet.
2.4 IBZ-CD-ROM im Vergleich mit ihren Print- und Onlineversionen
Die Vorteile, die die IBZ-CD-ROM gegenüber ihrer Printversion hat,
sind offensichtlich: hatten die Bibliotheken bisher alleine für die
hier relevante Berichtszeit 60 Bände zum (heutigen) Kaufpreis von DM
24.500,00 im Regal stehen, so können sie jetzt die gleiche Information
auf einer CD für einen um DM 7.000,00 geringeren Preis erwerben.
Halbjahresbände können nicht mehr verstellt, Zeitschriftensigel nicht
mehr falsch aufgelöst und Jahreszahlen auf Rückentiteln nicht mehr
falsch interpretiert werden; zweifellos bleibt die - wenn auch
andersartige - so doch unabdingbare Schulung von Nutzern und
Bibliothekspersonal. Gewichtig für Bibliotheken und ihre Kunden sind
aber auch die Mehrwerte, die die IBZ-CD-ROM durch die hinreichend
bekannten und hier z.T. aufgeführten Recherche-, Ausgabe- und
Weiterverarbeitungsmöglichkeiten liefert. Läßt die Printversion
lediglich den linearen Einstieg über das halbjährliche
Schlagwortalphabet zu, stehen dem Anwender im kumulierten Pool der
Datenbank Zeitschriftenartikel insgesamt 8 Zugriffsmöglichkeiten incl.
aller Verknüpfungs- und Trunkierungsvarianten zur Verfügung; besondere
Bedeutung kommt hier der Volltextsuche im Titelfeld, der Sekundärsuche
über das Sachgebiet, der Querverweissuche sowie den differenzierten
Exportfunktionen zu.
2.4.1 Print-Version
Während sich wohl kein lokales Bibliothekssystem die IBZ-Printversion
in mehreren Exemplaren leisten kann, vervielfacht die Einbindung der
IBZ-CD-ROM im Netz (bisher ohne Preisaufschlag!) die
Nutzungsmöglichkeiten; d.h., daß Institutsbibliotheken oder
Zweigstellen (größerer) kommunaler Bibliothekssysteme bei
entsprechenden technischen Voraussetzungen an diesem
Informationsangebot ihrer Zentrale partizipieren können. So gesehen
stellt sich die Frage, wie lange der Verlag und die Bibliotheken noch
am "gewohnten" Printmedium festhalten wollen oder aus wirtschaftlichen
Gründen festhalten können, welches Argument außer dem der
Dauer-Archivierung in einer auf lange Sicht reproduzierbaren Form noch
für den Druck spricht.
2.4.2 Online-Version
Anders stellt sich der Vergleich der IBZ-CD-ROM mit der Online-Version
von IBZ dar. Auf der einen Seite verbessert sich online der
Recherche- und
Ausgabekomfort noch einmal graduell; auf der anderen Seite kommen
aber Abhängigkeiten z.B. von Datenbank- und Netzbetreibern sowie
Nutzungsgebühren mit entsprechenden Abrechnungsproblemen hinzu,
Aspekte, die beim Offline-Betrieb jedenfalls für den Bibliothekskunden
i.d.R. (bisher) keine Rolle spielen. Für die Online-Version sprechen
langfristig Lösungen, bei denen - wie im bereits erwähnten
JASON-Projekt - die IBZ-Daten in ein elektronisches Recherche- und
Dokumentenbestellsystem eingebunden werden.[14] Aufgelegt bei den
Verbundzentralen könnten dann die IBZ-Daten (sowie weitere
kommerzielle Daten z.B. von Swets, Springer oder Elsevier) in
Verbindung mit der ZDB einen überregionalen, die bestehenden
Verbundkataloge ergänzenden "Aufsatzkatalog" mit elektronischer
Bestellkomponente bilden. Ein solches Verfahren ist aber auch mit dem
Einsatz der IBZ-CD-ROM denkbar, wenn der Nutzer nach erfolgter
Offline-Recherche menügesteuert die Verbindung zur Mailbox einer
Lieferbibliothek herstellen und dort seine Aufsatzbestellung ablegen
kann.[15]
2.5 Prinzipielle Überlegungen zur IBZ
2.5.1 Weitere Zeitschriftenindizes
Im Kreis der mehr oder weniger international und interdisziplinär
ausgerichteten Aufsatzdienste steht IBZ konkurrenzlos da: die Große
Ausgabe des Zeitschriftendienstes des Deutschen Bibliotheksinstituts
- vom Schlagwortkonzept her am ehesten vergleichbar mit IBZ
- berücksichtigt nur ca. 170 deutschsprachige Periodika, wovon ein
großer Teil keinen wissenschaftlichen Charakter hat. Die Citation
Indices des Institute for Scientific Information (ISI, Philadelphia)
verfolgen mit ihren drei Hauptreihen[16] ebenso ein grundsätzlich anderes
Konzept als die fächerübergreifenden Datenbanken PASCAL und FRANCIS
des Institut de l'Information Scientifique et Technique (INIST,
Nancy).[17] Die hier relevanten Indizes des amerikanischen Verlages
Wilson sind nach dem Prinzip des Kreuzkatalogs angelegt und
dokumentieren die nicht-englischsprachige Aufsatzliteratur aus der
Sicht des europäischen Nutzers völlig unzureichend.[18]
2.5.2 Nutzergruppen
Trotz dieser scheinbar konkurrenzlosen Situation stellen sich
prinzipielle Fragen an das Konzept von IBZ, Fragen, die hier nicht
beantwortet werden können, die aber in anderem Rahmen einmal
detailliert und kritisch untersucht werden sollten. Als Nutzergruppen
nennt der Verlag in entsprechender Reihenfolge: Bibliothekare zur
Lösung bibliographischer Probleme; Fachgelehrte auf der Suche nach
Spezialinformationen zu ihrem Forschungs- und Lehrbereich; Studenten,
die sich in ein Gebiet einarbeiten und schließlich die "allgemein an
einem Problem Interessierten"; letztere "recherchieren intuitiv".[19]
Hieran knüpft sich die Frage, wie häufig und in welchem Umfang nutzen
die einzelnen Gruppen IBZ noch, nachdem sich in den letzten Jahren
nicht nur die Anzahl, sondern auch die Qualität der Fachdatenbanken
erkennbar erhöht hat, Fachdatenbanken, die meistens die Rand- und
Nachbardisziplinen mit abzudecken versuchen und sich auch nicht auf
den Nachweis von Aufsatzliteratur beschränken. Hinzu kommt, daß
CROSSFILE- und MULTIFILE-Suche zunehmend zum Standardangebot nicht nur
der großen Datenbankanbieter zählen, also datenbankübergreifende,
resp. "interdisziplinäre" Recherchen jedenfalls bei ein- und demselben
Host bereits zur Alltagsroutine gehören.
2.5.3 Zeitschriften-Auswahl; Verhältnis zu Fachdatenbanken
Die Selektion der für die IBZ-CD-ROM ausgewerteten Zeitschriften nach
Sachgebieten ergibt folgendes Bild:
Der Verlag hat diese Situation längst erkannt; er stellt in Aussicht,
bei den Biowissenschaften abzubauen, sieht den inhaltlichen
Schwerpunkt zukünftig noch stärker bei den Geistes- und
Sozialwissenschaften,[21] "ohne die Naturwissenschaften grundsätzlich zu
vernachlässigen"[22] und beteiligt sich an Pilotprojekten, die Konzepte
für kombinierte Bestellsysteme erarbeiten. Solange die Bibliothekare
der Universalbibliotheken ihre Aufgabe in der Erschließung weitgehend
nur der monographischen Literatur sehen, steht IBZ als
interdisziplinäre, vor allem aber als intellektuell beschlagwortete,
deutschsprachige Aufsatzdokumentation tatsächlich konkurrenzlos da;[23]
die CD-ROM-Edition sowie die in Aussicht gestellte PICA-Version
verleihen ihr - vor allem in Verbindung mit Bestell- und
Liefersystemen - eine neue Attraktivität für Bibliotheken und ihre
Kunden. Auch ist noch nicht zu sehen, daß die Publikation
elektronischer Contents-Dienste bzw. Zeitschriftenvolltexte und deren
Vertrieb über netzbasierte Informationssysteme der
fächerübergreifenden und fächerintegrierenden IBZ "gefährlich" werden.
- Übrigens: Fans der Kleinschreibung und von lateinischen Lemmata
werden zukünftig auf diesen IBZ-spezifischen Service verzichten
müssen!
Bernward Hoffmann
ARS 549 Titel = 6,4 % MATH 245 Titel = 2,8 %
BIBL 153 Titel = 1,8 % MED 632 Titel = 7,3 %
BIOL 930 Titel = 10,8 % NAT 436 Titel = 5,1 %
GEN 461 Titel = 5,4 % OEK 401 Titel = 4,7 %
GEO 353 Titel = 4,1 % PAED 248 Titel = 2,9 %
HIST 929 Titel = 10,8 % PHIL 804 Titel = 9,4 %
JUS 373 Titel = 4,3 % POL 762 Titel = 8,9 %
LIT 962 Titel = 11,2 % TECH 327 Titel = 3,8 %
Bei dieser Übersicht muß berücksichtigt werden, daß ca. 2.500
Zeitschriften mehr als einem Sachgebiet zugeordnet sind und daß diese
Zuordnungen nicht immer unproblematisch sind. Immerhin weist diese
Analyse sowie eine entsprechende Untersuchung bei den Aufsätzen einen
relativ hohen Prozentsatz z.B. für die Biologie und die Medizin aus:
zusammen ca. 18 % der Zeitschriftentitel und ca. 11 % der Aufsätze.
Beide Disziplinen verfügen mit BIOSIS (Biological Abstracts) und
MEDLINE (Index medicus) über hochwertige Datenbanken mit weitem Scope:
Würde eine Biologin für eine Themenrecherche nicht i.d.R. zuerst ihre
eigene Fachdatenbank konsultieren und die Bibliothekarin für die
Zitatverifikation nicht auch den Index Medicus der IBZ vorziehen,
zumindest solange sie nur den Zugriff auf deren Printversion hatte?
Wie schafft es der Verlag, auch nur die Kernzeitschriften der
Wissenschaftsfächer angemessen zu erschließen? Folgende Zahlen
verdeutlichen das Problem des internationalen und interdisziplinären
Konzeptes: BIOSIS verzeichnete für den hier relevanten
Berichtszeitraum 1989 bis 1993 alleine schon ca. 2,2 Mill. Titel und
MEDLINE für die gleiche Berichtszeit über 1,5 Mill. Titel.[20] Im
Hinblick auf die Fachdatenbanken ist ein weiterer Trend auszumachen,
der ihre Nutzung effektiv und deshalb vorteilhaft macht: konsequent
wurden in den letzten Jahren die Lieferdienste (Document supplier) für
die Fachdatenbanken von STN, DIALOG, FIZ Technik oder auch kleineren
Hosts ausgebaut.
Zurück an den Bildanfang