Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1
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Bibliografia nazionale italiana. Monografie


95-1-006
Bibliografia nazionale italiana. Monografie / redazione: Biblioteca Nazionale Centrale. Editore: Istituto Centrale per il Catalogo Unico delle Biblioteche Italiane e per le Informazioni Bibliografiche. - Milano : Editrice Bibliografica. - 27 cm. - 1 (1958) - 36 (1993) ungeteilt. Nr. 0 (1993),ott. ohne Abteilungsbez. - ISSN 0006-1077
[2087]
Nr. 0 (1993),ott.; 37 (1994),1 - . - Lit. 180.00 (Abonnement 1994), Lit. 230.000 (Ausland), Lit. 200.000 bzw. Lit. 250.000 (gedruckte Ausg. + Diskette)

Das insgesamt schlechte Funktionieren der italienischen amtlichen Nationalbibliographie, der Bibliografia nazionale italiana (BNI), gab im Laufe der Jahre immer wieder Anlaß zu resignierenden Bestandsaufnahmen sowohl in ABUN in ZfBB als auch zuletzt in IFB 93-1/2-009 - 010. Diese Mängel beruhen nicht zuletzt, wenngleich nicht ausschließlich, auf ebenso gravierenden wie anscheinend nicht zu beseitigenden Schwächen bei der Ablieferung der Pflichtexemplare,[1] was dazu führt, daß die BNI nicht nur noch weniger "vollständig" ist, als Nationalbibliographien vergleichbarer Länder, sondern daß sie diese Titel auch mit noch größerem Verzug anzeigt. Zahlen in der zuletzt genannten Rezension belegen diese Behauptung.[2] Von den beiden an derselben Stelle angekündigten Versuchen, diese Schwierigkeiten durch neue Organisationsformen, die auch neue Formen der Zusammenarbeit mit anderen Datenlieferanten vorsahen, zu beheben, ist der erste, ein durch die EG gefördertes Projekt mit Namen NORMA,[3] nicht zustande gekommen. Realisiert wurde dagegen das zweite, unter dem Namen Edificare[4] laufende Pilotprojekt.[5] Sein Ziel war die Verbesserung der nationalbibliographischen Kontrolle in Italien unter den drei Aspekten Vollständigkeit, Beschleunigung des Nachweises und Wirtschaftlichkeit. Mittel zur Erreichung dieses Zieles waren 1. neue Formen der Zusammenarbeit mit den wichtigeren italienischen Verlagen,[6] die sich auf freiwilliger Basis verpflichteten, zusätzlich zu den auf Grund des geltenden italienischen Pflichtexemplargesetzes abzuliefernden 5 (bzw. bei wissenschaftlichen Büchern 6) Exemplaren weitere zwei direkt an die Nationalbibliothek in Florenz (Biblioteca Nazionale Centrale, BNCF) zu schicken, die das zweite Exemplar an ihre Schwesterbibliothek in Rom (mit deren Istituto Centrale per il Catalogo Unico delle Biblioteche Italiane e per le Informazioni Bibliografiche) weiterleitet; die beiden Bibliotheken haben sich ihrerseits verpflichtet, diese Titel umgehend zu katalogisieren; 2. eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationalbibliotheken, die bisher nicht selbstverständlich war und schließlich 3. die Einführung neuer, auf eine Verbesserung der Dienstleistung zielender Arbeitsmethoden. Ergebnis dieser Bemühungen ist die neue Folge der Bibliografia nazionale italiana, die sich bereits äußerlich durch den kräftig roten Umschlag (statt des alten lichtgrauen) und das neue DIN-A4-Format (statt des auf keinen Kopierer passenden alten Formates von 34 cm) sichtbar von der bisherigen Folge unterscheidet, deren Zählung sie weiterführt.[7]

Das Layout und die Form der Titelaufnahmen haben sich dagegen nicht nennenswert verändert. Letztere basieren wie bisher auf den nationalen italienischen Katalogisierungsregeln unter Beachtung der ISBD für die Formalkatalogisierung und für die Sacherschließung auf den italienischen Regeln für den Schlagwortkatalog einerseits und auf der 20. Ausg. der italienischen Ausgabe der Dewey-Dezimal-Klassifikation[8] sowie, für die systematische Ordnung der Titel in den Heften auf der 12. Ausg. der Kurzfassung der DDK. Die Titelaufnahmen sind wie bisher jahrgangsweise durchnumeriert und auf diese Nummern verweisen die drei Register in jedem Heft: 1. der Verfasser und Urheber, sonstiger beteiligter Personen und Körperschaften sowie aller Sachtitel (also auch der von Verfasser- und Urheberwerken), 2. der Schlagwörter und (neu) 3. nach Verlagen. Ab 37 (1994) beschränkt sich die laufende Anzeige auf Titel des laufenden und des vorhergehenden Berichtsjahres, während Titel, die mehr als 18 Monate nach Erscheinen in der BNCF eingehen, in einem Supplement nachträglich angezeigt werden sollen, womit die Tradition der alten Supplement-Reihe offensichtlich weitergeführt wird.[9] Die Liste der nicht verzeichneten Schriftenklassen ist fast ebenso lang wie bei der BNI bis 1993 (weggefallen sind aus der früheren Aufzählung die Punkte 20 - 22); sie betrifft neben sog. "minderwichtigen" Publikationen aber z.B. auch kartographisches Material. Jedes Heft enthält jetzt auch eine eigene Rubrik BNI notizie mit Informationen für die Nutzer, die sich allerdings - von Nr. 0 und von 37 (1994),1 abgesehen, fast ganz auf solche zur Sacherschließung beschränkt (insbesondere erstmals vergebene Schlagwörter).

Obwohl die roten Hefte seit 37 (1994),1 regelmäßig und relativ zügig und zudem mit aktuellem Inhalt erscheinen, so daß die Leiterin des Pilotprojekts Edificare eine positive Bilanz ziehen konnte,[10] wurde man durch einen besorgten Leserbrief von Mitarbeitern des Projekts aufgeschreckt, den diese ohne Wissen der Projektleiterin veröffentlicht hatten, die sich dadurch ihrerseits zu einem Dementi veranlaßt sah, das jedoch nicht dazu angetan war, die Besorgnisse völlig zu zerstreuen, wie der ergänzende Kommentar des Chefredakteurs der Zeitschrift belegt.[11] Eine gewisse Skepsis, die sich zum einen aus der Tatsache nährt, daß angeblich einige Verlage ihre Zusage zur unbürokratischen Zusammenarbeit mit der BNCF bereits widerrufen haben, und andererseits daraus resultiert, daß die weiteren, zusätzlich zur Hauptreihe BNI. Monografie angekündigten Unterreihen BNI. Tesi di dottorato (Dissertationen; halbjährlich), BNI. Periodici (Zeitschriften; halbjährlich) bisher nicht erschienen sind, ist sicherlich angebracht. Von der weiteren, nur in der Sekundärliteratur erwähnten Unterreihe BNI. Letteratura per ragazzi (Kinderbücher) ganz zu schweigen.[12]

Dagegen ist die gleichfalls angekündigte 1. Ausg. der CD-ROM-Version der BNI Ende 1994 tatsächlich erschienen (der Preis beträgt Lit. 2.500.000 zzgl. MwSt.). Die 1. Ausg. enthält allerdings entgegen der Ankündigung noch nicht alle Titel seit 1958 - die erst auf der für März 1995 angekündigten 2. Ausg. verzeichnet sein werden -, sondern nur die von 1984 - 1995. Die CD-ROM, die sich der Software der Firma Dataware bedient soll vierteljährlich erscheinen und jeweils die bis ca. 2 Monate vor Erscheinen der Ausgabe katalogisierten Titel berücksichtigen. Die CD-ROM lag dem Rezensenten noch nicht vor, doch ist beabsichtigt, die 2. Ausg. in IFB vorzustellen.

Trotz aller Skepsis möchte man den italienischen Bibliotheken und nicht weniger den ausländischen Nutzern der italienischen nationalbibliographischen Dienste eine gesicherte, möglichst umfassende, aktuell berichtende und pünktlich erscheinende Fortsetzung der Bibliografia nazionale italiana in ihrer neuen Form wünschen.

Was die Schließung der noch bestehenden Lücken in den Jg. bis 36 (1993) betrifft, so macht diese erfreulicherweise gleichfalls unerwartet gute Fortschritte, die, wie die Mitarbeiter von Edificare insinuieren, nur als Folge einer Ansteckung durch ihre eigenen Bemühungen zu erklären seien. Von der Grundstufe der BNI liegen die Lieferungen bis Jg. 34 (1991) vor, mit Ausnahme des als Grundstufe nicht erschienen Jg. 28 (1995); von dem in Vierfachnummern erscheinenden Jg. 35 (1992) lagen bei der Bibliothek des Rezensenten bis Ende Februar 1995 die Hefte 1/4 und 5/8 vor, während 9/12 noch aussteht;[13] der Jg. 36 (1990) erreichte im Februar 1995 seinen Abschluß mit H. 12, doch enthält dieser Jg. nur 8548 Nummern, also ungewöhnlich wenige. Seit den in IFB 93-1/2-009 - 010 aufgeführten Bänden von BNI. Catalogo annuale erschienen nachträglich noch Bd. 29. 1986 (1994) sowie der Bd. 34. 1991 (1993), so daß die Folge der Jahresbände jetzt komplett ist.

sh


[1]
Vgl. den folgenden Beitrag, der generelle Verbesserungsvorschläge enthält: Il futuro del deposito legale in Italia / di Giuseppe Vitiello. // In: Bollettino / Associazione Italiana Biblioteche. - 33 (1993),3, S. 387 - 303. - Ein neues, modernes Pflichtexemplargesetz, das von den italienischen Bibliotheken angestrebt wird, ist freilich in der derzeitigen politischen Situation in Italien nicht zu erwarten. (zurück)
[2]
Sie findet zudem ihre Bestätigung in der folgenden Untersuchung über das Funktionieren der Pflichtexemplarpraxis in den Mitgliedsländern der EG, in der die Situation in Italien als "very unsatisfactory" (S. 69) bezeichnet wird; die Biblioteca Nazionale Centrale in Florenz war im Gegensatz zu allen anderen Nationalbibliotheken nicht einmal in der Lage, auch nur annähernde Zahlenangaben zu machen (S. 64 - 65):
A synthesis of legal deposit and its practice in the EC member states / ed. by M. Manzoni. Commission of the European Communities, Information Management. - Luxembourg : Directorate-General XIII, 1992. - IV, 107 S. ; 30 cm. - (EUR ; 14847 : En). [2646] (zurück)
[3]
Der Projektantrag der federführenden British Library vom 11.02.1993 liegt dem Rezensenten vor. Das Projekt NORMA basierte auf Erfahrungen in Großbritannien und bezog außer Großbritannien auch Italien und Portugal ein. (zurück)
[4]
Die Kurzform steht für: Esperienza di immediata catalogazione con la fiduciaria attivazione di un rapporto diretto con gli editori, also in etwa "Experiment zur umgehenden Katalogisierung unter Aktivierung einer direkten Zusammenarbeit mit den Verlegern auf treuhänderischer Basis. (zurück)
[5]
Grundlage bildete ein bei der Beraterfirma Studio Staff in Auftrag gegebenes Gutachten, dessen Zusammenfassung auf dem 38. Kongreß der Associazione Italiana Biblioteche (Rimini, 18 - 20 November 1992) verteilt wurde: I servizi bibliografici tra tradizione e innovazione organizzativa : il sistema Italia / a cura di Fabrizio Del Lungo, Studio Staff Srl. - Rimini, 1992. - [41] Bl.
Vgl. ferner: Servizi bibliografici nazionali : dalla diagnosi al progetto / Carla Guiducci Bonanni ; Giuseppe Vitiello. // In: Accademie e biblioteche d'Italia. - 60 = N.S. 43 (1992),3, S. 55 - 71. (zurück)
[6]
Lt. einer dem Rezensenten vorliegenden Liste von 1992 waren das gerade 32 Verlage, darunter zwar immerhin Mondadori mit einer Jahresproduktion (bezogen auf 1991) von ca. 1.000 Titeln, während die Nächstplazierten mit 500 (Fabbri) und je 300 (GiuffrŠ und De Agostini) schon weit zurückliegen, von Kleinverlagen wie Dedalo (26) oder Musumeci (31) ganz zu schweigen. In der Einleitung zu Nr. 0 (1993), S. VII wird eine Zahl von ca. 45 Verlagen genannt. (zurück)
[7]
Diese Zählung durchbricht allerdings die 0-Nr. vom Oktober 1993, der auch noch die erst mit 37 (1994),1 einsetzende Abteilungsbezeichnung Monografie fehlte. (zurück)
[8]
Classificazione decimale Dewey / ideata da Melvil Dewey. - Ed. 20., ed. italiana / diretta da Luigi Crocetti ... - Roma : Associazione Italiana Biblioteche, 1993. - 1 - 4 ; 25 cm. - ISBN 88-7812-022-7 (zurück)
[9]
Vgl. zuletzt IFB 93-1/2-010. (zurück)
[10]
Come cambia la "Bibliografia nazionale italiana"? : intervista a Carla Guiducci Bonanni sulle nuove prospettive della Bni / di Roberto Maini. // In: Biblioteche oggi. - 12 (1994),4, S. 10 - 15. (zurück)
[11]
Quale futuro per Edificare? : un appello per dare continuit… al progetto da cui Š scaturita la nuova Bni / il Gruppo di lavoro Bncf del Progetto Edificare. // In: Biblioteche oggi. - 12 (1994),10, S. 80. - Erwiderung und Kommentar ebd. 12 (1994),11/12, S. 88.
Vgl. die folgende Bewertung des Projekts unter Beachtung der möglichen Auswirkungen sowohl im nationalen als auch im europäischen Bereich: Il progetto "Edificare" : l'impatto sul sistema bibliotecario italiano e sul sistema bibliografico europeo di un'iniziativa che ha favorito il processo di rinnovamento della BNI / di Giuseppe Vitiello. // In: Biblioteche oggi. - 12 (1994),11/12, S. 50 - 67.
Der Erwartung, daß die Erneuerung und Beschleunigung der nationalbibliographischen Kontrolle positive Auswirkungen auf das italienische Bibliothekssystem haben und unnötige Doppelarbeit verhindern möge, kann man nur mit Skepsis begegnen. So hat sich erst neuerdings eine der weiteren italienischen regionalen "Nationalbibliotheken", nämlich die in Bari, dazu entschlossen, eine eigene laufende Bibliographie der Pflichtexemplare ihres Sprengels zu beginnen:
Catalogo delle acquisizioni di editoria pugliese / Biblioteca Nazionale, Bari. A cura della Sezione A.R.L. - Bari : Biblioteca Nazionale. - 35 cm. - (Biblioteca Nazionale "Sagarriga Visconti Volpi", P.za Umberto, Palazzo Ateneo, I-70122 Bari) [2647]. - 1990/91 (1993). - [106 S.]. - Kostenlos.
Verzeichnet sind 1.643 Titel getrennt nach den beiden Berichtsjahren 1990 (865) und 1991 (778) jeweils systematisch nach DDC. Ausführliche Titelaufnahmen mit Angabe der Signatur aber ohne Sacherschließung. Gemeinsames Register 1. der Verfasser (weitere beteiligte Personen sind nur bei Sachtitelwerken berücksichtigt) und Urheber sowie der Sachtitel von Sachtitelwerken; 2. nach Verlagen; kein Sachregister.
Auch in Sardinien plant man dem Vernehmen nach eine vergleichbare Bibliographie. (zurück)
[12]
Nach Auskunft des Verlages vom 28.02.1995 rechnet dieser mit der Auslieferung der ersten Nummern (bei zwei geplanten p.a.) der beiden ersten Reihen noch im Spätfrühjahr 1995; von der dritten Reihe hatte der Verlag allerdings noch nichts gehört. Diese scheint auch nicht überaus dringlich zu sein, da in Italien bereits mehrere gute laufende, miteinander konkurrierende Bibliographien der Kinder- und Jugendliteratur existieren, die von öffentlichen Bibliotheken bearbeitet werden; vgl. dazu ABUN in ZfBB 39 (1992),2, S. 131 - 136, Anm. 11. (zurück)
[13]
Dem Vernehmen nach ist die Produktion von H. 9/12 abgeschlossen, doch fehlen dem ICCU z. Zt. die Mittel, um den Versand zu finanzieren. (zurück)

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