Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Historical dictionary of Portugal


94-3/4-569
Historical dictionary of Portugal / by Douglas L. Wheeler. - Metuchen, NJ ; London : Scarecrow Press, 1993. - XXV, 288 S. ; 23 cm. - (European historical dictionaries ; 1). - ISBN 0-8108-2696-8 : $ 37.50
[1888]

Nur ein Jahr auf den ersten Band über Australien in der neuen Reihe Oceanian historical dictionaries (IFB 94-3-557) folgt der erste Band der European historical dictionaries, der vermutlich letzten Reihe[1] der ... historical dictionaries von Scarecrow Press. Auf die erste, seit 1967 (zunächst ungezählt) erschienene Reihe Latin American historical dictionaries folgte seit 1974 die der African historical dictionaries, deren Bände inzwischen zu einem beträchtlichen Teil in zweiten Auflagen vorliegen, und schließlich seit 1989 als dritte die Reihe Asian historical dictionaries. Bis auf die Reihe für die lateinamerikanischen Länder werden alle von dem in Südfrankreich residierenden Jon Woronoff betreut, und alle Bände dieser Reihen entsprechen grosso modo dem am vorliegenden Band exemplifizierten Schema.

Als Bearbeiter des Bandes für Portugal konnte in Douglas M. Wheeler[2] ein ausgewiesener Fachmann gewonnen werden, der an der University of New Hampshire in Durham, einem der Zentren der Portugalforschung in den USA, neuere, insbesondere portugiesische Geschichte lehrt. Inhalt: 1. Abkürzungsverzeichnis; 2. zwei nicht sonderlich gut gelungene Kartenskizzen von Portugal (wohlgemerkt nur von Portugal, nicht aber von senien überseeischen Gebieten); 3. Chronologie der historischen Ereignisse; 4. historischer Abriß unter Einbeziehung landeskundlicher Fakten; 5. das eigentliche Lexikon mit (wenn sich der Rezensent nicht verzählt hat) 199 sehr unterschiedlich langen Artikeln: am zahlreichsten sind Eintragungen für Personen (überwiegend der Geschichte, aber u.a. auch einige ganz berühmte Dichter wie Lu¡s de Camoes oder Gil Vicente), gefolgt von solchen für Geographica (hier auch Eintragungen für die Territorien außerhalb des Festlandes sowie solche für fremde Nationen, wenn über deren historische Beziehungen zu Portugal zu berichten ist); darauf folgen solche für Institutionen (cortes), Bauwerke (Ajuda, Palace of) und historische Ereignisse (First of December); bei den sonstigen Sachschlagwörtern sind Auwahlkriterien kaum auszumachen: azulejo, aber kein Artikel über portugiesische Architektur allgemein, dafür ein solcher über manueline architectural style; ein kurzer Artikel education, ohne Verweisung auf Coimbra, University of wo auch über andere portugiesische Universitäten berichtet wird (ein eigener Artikel für die Universitäten fehlt); Spezifika der portugiesischen Kultur wie fado oder saudade sind behandelt, ebenso einige Begriffe zu Essen und Trinken (bacalhau, portwine aber nicht vinho verde); Verweisungen auf verwandte Eintragungen werden eher spärlich gegeben, und eine wünschenswerte, sachlich geordnete Übersicht über die Artikel fehlt ebenso wie die Markierung derjenigen Begriffe in der Einleitung, die in separaten Artikeln abgehandelt werden; mißlich ist auch, daß es keine Verzahnung zwischen den Artikeln und der 6. sachlich in 25 Abschnitte gegliederten, nicht annotierten Auswahlbibliographie mit ca. 1.300 Monographien und Aufsätzen fast ausschließlich in portugiesischer und in englischer Sprache gibt;[3] 7. drei Anhänge mit Listen der Monarchen, der Staatspräsidenten und der Ministerpräsidenten.

Man fragt sich natürlich nach der Zielgruppe dieses Lexikons und der über andere Länder in den anderen Reihen. Die Verlagsanzeige für den vorliegenden Band nennt "librarians, students, scholars, and discriminating visitors", während sich der Rezensent als Nutzer vor allem die zweite und die dritte Gruppe vorstellen kann, also Studenten und nicht spezialisierte Leser (kaum dagegen Wissenschaftler) englischsprachiger Länder, auch wenn diese Benutzer sich die meisten Informationen mit Hilfe der Encyclopaedia Britannica beschaffen könnten, allenfalls etwas umständlicher, nämlich durch Konsultation des Registers. Für Benutzer in nicht englischsprachigen Ländern gilt letzteres zwar entsprechend, doch ist dieser Band in Anbetracht der nicht gerade üppig vorhandenen Nachschlagewerke über Portugal nicht nutzlos. Problematisch dürfte es dagegen bei den Bänden für die großen europäischen Nationen wie Deutschland, Frankreich oder Italien werden, die sich nach diesem Konzept kaum adäquat abhandeln lassen. Es ist also sicherlich nicht angebracht, diese Reihe zur Fortsetzung zu bestellen, sondern gezielt die Bände für kleinere Länder zu erwerben, für die adäquate Nachschlagewerke nicht vorliegen. Darin unterscheidet sich - zumindest für europäische Bibliotheken - diese neue Reihe von den anderen, die man ohne Zögern abonnieren wird, da sie - bei allem Qualitätsunterschied von Band zu Band[4] - überwiegend kleineren Ländern gelten, über die Informationen nicht ohne weiteres und dazu so bequem erhältlich sind.

sh


[1]
Es ist kaum anzunehmen, daß eine Reihe für die Länder Nordamerikas eingerichtet wird. (zurück)
[2]
Er ist unter anderem Herausgeber der Portuguese studies review. - 1 (1991) - . (zurück)
[3]
Sieht man von den portugiesischsprachigen Titeln ab, so ist die folgende Bibliographie mit 787 fast ausschließlich englischsprachigen Titeln wegen deren Annotierung vorzuziehen:
Portugal / P. T. H. Unwin, comp. - Oxford [u.a.] : Clio Press, 1987. - XXXIX, 269 S. ; 22 cm. - (World bibliographical series ; 71). - ISBN 1-85109-016-9. - Diese Bibliographie wird gleichfalls durch einen Abriß der Landeskunde und -geschichte eingeleitet. (zurück)
[4]
Vgl. dazu die Annotationen bzw. den Nachweis kritischer Rezensionen zu den Bänden der Reihe für Afrika in: Africa : a guide to reference material / John McIlwaine. - London ; Munich [u.a.] : Zell, 1993. - 24 cm. - (Regional reference guides ; 1). - (IFB 94-1-152). (zurück)

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