Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
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Scripta latina usque ad aetatem Karoli Magni imp.


94-3/4-488
Scripta latina usque ad aetatem Karoli Magni imp. / ed. Hadrianus La Regina. - Roma : Edizioni Quasar. - 25 cm. - (Bibliotheca ad Apollinis)
[2376]
Index editionum quae ad usum historicorum maxime adsunt / collegerunt et recensuerunt Maria Paula Guidobaldi ; Fabricius Pesando. - 1993. - XV, 662 S. - ISBN 88-7097-023-X : Lit. 190.000
94-3/4-489
Repertorium edierter Texte des Mittelalters : aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete / hrsg. von Rolf Schönberger und Brigitte Kilbe. - Berlin : Akademie-Verlag, 1994. - XII, 888 S. ; 25 cm. - ISBN 3-05-002258-2 : DM 198.00
[2361]

Diese beiden im Abstand von knapp einem Jahr erschienenen Bibliographien ergänzen sich (bei fast identischem Preis) in idealer Weise.

Die erste Bibliographie ist Teil eines zweibändigen Werkes, von dem der im lateinischsprachigen Vorwort noch für das Folgejahr (also 1994) angekündigte zweite Teil die Editionen griechischer Texte verzeichnen soll. Der vorliegende Band gilt den lateinischen Texten von den Anfängen bis zu Karl dem Großen; daß in einigen Fällen auch (viel) spätere Autoren berücksichtigt werden, ist bereits dem Vorwort zu entnehmen, ohne daß dieses dafür eine Begründung gibt, die auch schwer fiele in Anbetracht der durchaus willkürlich ausgewählten, relativ kleinen Zahl späterer Autoren und Texte, die, wie z.B. Martinus Dorpius Naldicenus (1485 - 1525) sogar jenseits der Berichtszeit des Repertorium ... liegen. Der Zusatz zum Sachtitel deutet zudem den Auswahlcharakter an, ohne daß dem Vorwort genauere Kriterien zu entnehmen wären; man erfährt lediglich, daß diese gedruckte Bibliographie die Vorstufe einer vollständigeren in elektronischer Form sei. Dem Conspectus siglorum sind die berücksichtigten Texteditionsreihen (u.a. Collection des Universit‚s de France, Corpus scriptorum Latinorum Paravianum, Fundaci˘ Bernat Metge, Loeb classical library, Oxford classical texts, Scriptorum Romanorum quae extant omnia, Bibliotheca ... Teubneriana sowie die Editionen von Weidmann) einerseits und die der Corpusunternehmen (u.v.a. das Corpus inscriptionum Latinarum, die Monumenta Germaniae historica und die zahlreichen Corpora patristischer Texte). Anlage im Alphabet der Verfasser bzw. der Denkmäler (mit einem als Marginale abgesetzten Sigel), dazu Lebensdaten und weitere Angaben zur Identifizierung; es folgen die Titel der Werke (auch diese mit Sigeln) mit Angabe der Editionen, wobei die Fundstellen extrem knapp zitiert sind, so daß man zumeist im Conspectus siglorum nachschlagen muß. Gelegentlich werden bei großen Autoren unter der Rubrik Subsidia Nachschlagewerke zur Texterschließung, wie z.B. Konkordanzen, aufgeführt. Aus dem üblichen Rahmen fallen Eintragungen unter Komplexen wie Inscriptiones: hier wird das Corpus inscriptionum Latinarum selbst gar nicht mehr genannt, sondern nur die zahlreichen Supplementbände aufgeführt, gefolgt von den Titeln weiterer Inschriftencorpora und Auswahleditionen, einer Liste epigraphischer Zeitschriften (hier wäre es natürlich nützlich gewesen, die zu diesen Zeitschriften erschienenen Register zu nennen) und eine weitere Liste mit Subsidia. Dagegen ist - zumindest im vorliegenden Stadium der gedruckten Ausgabe - kein besonderes Bemühen zu erkennen, Editionen, die an versteckter Stelle, z.B. in Zeitschriften publiziert sind, nachzuweisen. Trotz der Beschränkung auf die bekannteren (unter denen man aber z.B. die Sammlung Tusculum vermißt) und auch einige weniger bekannte Editionsreihen und auf die großen Corpusunternehmen bietet diese Bibliographie einen bequemen Nachweis der Fundstellen der wichtigeren Ausgaben lateinischer Texte vor ca. 800.

Das Vorwort zum Repertorium ... legt - wie leider nicht häufig anzutreffen - in päziser Weise Gegenstand und Auswahlkriterien offen: Verzeichnet sind 8.998 durchnumerierte Editionen mittelalterlicher philosophischer Texte im weiten Sinne, unter Ausschluß lediglich von Texten "von rein literarischem oder spezifisch wissenschaftlichem Charakter (Astronomie, Medizin etc.)" (alle Zitate von S. X) sowie der bereits bestens erschlossenen Editionen patristischer Texte, soweit sie in der Zeit zwischen 800 und 1450 entstanden sind und zwar nicht mit dem Streben nach Vollständigkeit - was bei manchen, bis zu 30 Mal edierten Texten des Thomas von Aquin auch nicht sinnvoll wäre - doch wurden "die erste und alle gemeinhin als wichtig angesehenen Editionen verzeichnet"; erwähnenswert ist auch die Praxis, "alle edierten Texte eines Autors aufzunehmen, wenn einer seiner Texte unter die ... genannten Kriterien fällt"; berücksichtigt wurden auch zweisprachige Editionen sowie "einsprachige Übersetzungsausgaben in die wichtigsten modernen Kultursprachen". Es ist dies fürwahr ein anspruchsvolles Programm für eine Bibliographie, deren potentieller Nutzen aus den Besonderheiten der Materie resultiert. Diese bestehen 1. in der unüberschaubaren Menge des Materials, 2. in der Tatsache, daß es sich häufig nur um kleine Texteinheiten, z.T. auch nur um Textabschnitte handelt und 3. in der Publizierung zumeist an versteckter Stelle z.B. in Aufsätzen, wobei erschwerend hinzukommt, daß die Titel der Aufsätze zumeist keinen Rückschluß darauf gestatten, da sie eine Textedition enthalten. Anlage der Bibliographie im Alphabet der Autoren, deren Texte ediert wurden, wobei die Namen in ihrer latinisierten Form angesetzt sind. Ist ein Text mehreren Autoren zugeschrieben, "dann finden sich die Angaben unter allen einschlägigen Autoren", was bedeutet, daß die oben genannte Zahl der Eintragungen nicht ebensovielen verschiedenen Editionen entspricht. Die Angaben zu jeder Eintragung enthalten: 1. Verfasser, Titel des Werkes, Namen der Herausgeber, Fundstelle[1]. Register: 1. der Verfasser mit Verweisung von abweichenden (nationalsprachigen) Namensformen; 2. der Namen der Herausgeber (Migne führt nach Zahl der Eintragungen haushoch); 3. der kommentierten Werke mit Hinweis auf die Kommentare.

Selbst wenn die Herausgeber nicht den Anspruch der Vollständigkeit erheben, kann man doch wohl unterstellen, daß sie eine größtmögliche Zahl einschlägiger Autoren und ihrer Texte zusammenstellen wollten. Prüft man die sämtlich mit einschlägigen, unter die Auswahlkriterien fallenden Schriften ausgewiesenen Autoren Boccacio, Dante und Petrarca, so findet sich hier nur der zweite; da nach dem Prinzip, alle Werke zu berücksichtigen, wenn auch nur eines unter die Auswahlkriterien fällt, sind auch sechs Ausgaben von Dantes Commedia verzeichnet, auf die das Prinzip, "die erste und alle gemeinhin als wichtig angesehenen Editionen" auszuwählen, gewiß nicht zutrifft, weder für die italienischen Ausgaben (unter denen sowohl die erste als auch die heute maßgebliche kritische fehlen), von den Übersetzungen - es ist nur eine nicht bedeutende deutsche aufgeführt - ganz zu schweigen. Wie vollständig andere Autoren berücksichtigt sind, ließe sich nur durch aufwendige Vergleiche ermitteln; weder ergab eine - allerdings sehr kleine - Stichprobe mit Petrus Abaelardus in Medioevo latino 14 (1993)[2] wesentliche Lücken noch die in einem ganz neuen speziellen Autorenlexikon.[3]

sh


[1]
Teils in leicht verständlicher, da mit vollem Titel oder in kaum abgekürzter Form, teils so stark abgekürzt, daß die Identifizierung außer für den Fachmann schwierig sein dürfte - z.B. BGPhThMa - zumal ein Abkürzungsverzeichnis fehlt. (zurück)
[2]
Vgl. IFB 93-1/2-065. (zurück)
[3]
Le travail intellectuel … la Facult‚ des Arts de Paris : textes et maŚtres (ca. 1200 - 1500) / Olga Weijers. - [Turnhout] : Brepols. - 24 cm. - (Studia artistarum ; ...). - 1. R‚pertoire des noms commen‡ants par A - B. - 1994. - 92 S. - (... ; 1). - ISBN 2-503-50369-1 : (ca.) FB 1350.00 (zurück)

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