Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
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Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte


94-3/4-438
Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte : Personal- und Einzelwerkbibliographien der internationalen Sekundärliteratur 1945 - 1990 zur deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart = Bibliography of studies on German literary history / Heiner Schmidt. Bibliographische Mitarb. von Günter Albrecht ... - 3. überarb., wesentlich erw. und auf den neuesten Stand gebrachte Aufl. - Duisburg : Verlag für Pädagogische Dokumentation. - 25 cm. - Bis 2. Aufl. u.d.T.: Quellenlexikon der Interpretationen und Textanalysen
[2288]
Bd. 1. A - Bau. - 1994. - 512 S. - ISBN 3-930551-01-2 : DM 198.00

Bei dem Werk handelt es sich um die 3.,[1] "überarb. wesentlich erw. und auf den neuesten Stand gebrachte Aufl." des bekannten Quellenlexikons der Interpretationen und Textanalysen. Schmidt folgt einem weiten Literaturbegriff und berücksichtigt auch Essayisten, Pädagogen, Philosophen, Theologen usw. (z. B. Hans Urs von Balthasar, Karl Barth, Johann Bernhard Basedow). Geboten werden für die deutsche Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart im Alphabet der Autoren und Anonyma ausgewählte bibliographische Hinweise auf Schrifftum, das zwischen 1945 und 1990 erschienen ist. Ggf. getrennt nach Allgemeinem und Einzelwerken werden angeführt: 1. Bibliographien; 2. Lexika; 3. Kapitel aus Literaturgeschichten, Monographien, Aufsätze - gelegentlich mit kurzen Annotationen. Die Fülle der verzeichneten Namen ist groß, die wechselnden Umfänge sind den Autoren im allgemeinen angemessen. Ein Kreis von rund 30 Mitarbeitern - darunter zahlreiche aus dem Ausland - gewährleistet die Literaturkontrolle des fremdsprachigen Schrifttums. Die Titelaufnahmen sind für die Recherche gut verifizierbar. Weniger schön ist, daß oft, so bei fremdsprachigen Zeitschriftenaufsätzen, eine knappe Annotation des Inhalts die präzise Titelangabe ersetzt. Eine Novum dieser Auflage stellt die Anführung von Vor- oder Nachworten zu Beginn der den Einzelwerken gewidmeten Abschnitte dar.

Angesichts des Geleisteten ist Kritik vielleicht allzu beckmesserisch. Dennoch: Ist nicht die hier noch fehlende Elsie Attenhofer[2] bedeutender als der verzeichnete Adolf Attenhofer? So sehr Karl Barth auch den Literarhistoriker interessiert - ist der Theologe mit 30 von 511 Seiten nicht allzu breit vertreten? Und sucht der Literarhistoriker wirklich einen Nachruf auf ihn, den eine chinesische theologische Zeitschrift veröffentlicht hat? Auch im Artikel Basedow ist dem Weizen allerlei Spreu beigemischt. Entgegen dem allgemeinen Berichtsschluß mit dem Jahre 1990 ist der 1994 erschienene erste Ergänzungsband des neuen Kosch noch ausgewertet, allerdings nicht ganz konsequent. Aus dem Kosch rühren auch etliche Einträge zu Autoren her, zu denen der Kosch der einzige Nachweis bleibt. Auf sie hätte man getrost verzichten sollen. Zu überlegen wäre, ob nicht in der nächsten Auflage oder schon in den Folgebänden dieser Auflage die zahlreichen Verweise auf Standardlexika (z.B. Killy, Kosch, Deutscher biographischer Index, Neue deutsche Biographie) durch Siglierung gestrafft werden können.

Hervorgehoben sei, daß das Quellenlexikon nach wie vor ohne jede institutionelle oder staatliche Unterstützung bearbeitet wird. Man wünscht sich nicht einmal eine Änderung; vielleicht ist das ja gerade das Geheimnis des Erfolgs. Beweist das Lexikon doch vorzüglich, daß es bei einem solchen Unternehmen immer noch mehr auf den Kopf als auf den Apparat ankommt.

Als Fazit: man kann das Werk - nach wie vor und nun erst recht - als Vademecum für den schnellen Informationsbedarf nachdrücklich empfehlen, etwa als Einstieg in die Recherche für Seminararbeiten oder zur Unterrichtsvorbereitung.

Hans-Albrecht Koch


[1]
1. Aufl. - 1984 - 1985. - Bd. 1 - 8. - Vgl. ABUN in ZfBB 32 (1985),2, S. 185 und 32 (1985),6, S. 521. - 2., unverändert Aufl. - 1985. - Bd. 9 - 12. Nachträge 1983 - 1986. - 1987. - Vgl. ABUN in ZfBB 35 (1988),1, S. 90 - 91. (zurück)
[2]
U. Käser-Leisibach und M. Stern haben erst jüngst wieder auf sie hingewiesen mit ihrer Edition des Antisemitismus-Stückes Wer wirft den ersten Stein? // In: Kein einig Volk. - Bern ; Stuttgart, 1993. (zurück)

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