Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Die Bibliothek Dr. med. Johann Scheifler (1612 - 1671)


94-3/4-404
Die Bibliothek Dr. med. Johann Scheifler (1612 - 1671) / beschrieben von Klaus Walter Littger. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1993. - XIII, 456 S. ; 29 cm. - (Kataloge der Universitätsbibliothek Eichstätt : 5, Nachlassbibliotheken ; 2). - ISBN 3-447-03319-3 : DM 168.00
[1882]

Als zweiter Band in der Unterreihe der Kataloge der Universitätsbibliothek Eichstätt, die den Nachlaßbibliotheken vorbehalten ist, legt der Leiter der Benutzungsabteilung des Hauses und zugleich Projektleiter der Handschriftenkatalogisierung in Zusammenarbeit mit dem nur im Vorwort erwähnten, für die Formalkatalogisierung der Drucke zuständigen Diplombibliothekar Oliver Schröer den gewichtigen Katalog einer der beiden über die Hofbibliothek des Fürstbischofs von Eichstätt an die Universitätsbibliothek gelangten medizinischen Fachbibliotheken des 17. Jahrhunderts vor, die anscheinend ohne nennenswerte Verluste auf uns gekommen sind, was neben der für eine private fachliche Handbibliothek der damaligen Zeit vergleichsweise hohe Titelzahl den besonderen Wert dieses Bestandes und damit des Kataloges ausmacht. Nach einer knappen Vorstellung des ursprünglichen Besitzers, Johann Scheifler (1612 - 1671),[1] der die Stellung eines Kurfürstlich Bayerischen Leibarztes innehatte, werden wir ausführlicher über die Bibliothek, u.a. über Vorbesitzer, Einbände und Provenienzen informiert. Der Katalog der 543 noch erhaltenen Bände besteht aus drei Abteilungen: 1. 21 Handschriften (angebundene Stücke mitgezählt); 2. 8 Inkunabeln und 3. 732 Drucke von 1501 bis zu den Lebzeiten Scheiflers (darunter 236 angebundene; 297 enthaltene Werke sind gleichfalls nachgewiesen). Die Titelaufnahmen sind leider nicht durchnumeriert, was das Zitieren ebenso wie das Verweisen nicht erleichtert. Während für die Inkunabeln Fundstellen zumindest bei Hain bzw. Hain/Copinger angegeben sind und man Weiteres über die gleichfalls zitierte Fundstelle in Hubays Incunabula Eichstätter Bibliotheken (1968) ermitteln kann, fehlen im dritten Teil Hinweise auf die Standardbibliographien (insbesondere das VD16) leider völlig. Ausführlich werden - soweit Anlaß dazu besteht - exemplarspezifische Besonderheiten vermerkt: Einband, alte Signaturen und Rückentitel, Provenienzen, sonstige handschriftliche Notizen, Erhaltungszustand. Ein Anhang gilt den Provenienzen, wobei auch gleich ein tabellarischer Lebenslauf der Vorbesitzer ausgebreitet und Literatur über sie zitiert wird. Eine weitere Beigabe verzeichnet Einbandfragmente. Eine Übersicht über die Drucke nach Herkunft, zeitlicher Schichtung und Sprache (ganz überwiegend natürlich lateinisch) hätte manche zusätzliche Erkenntnis ermöglicht, etwa die der Langlebigkeit medizinischer Bücher in der damaligen Zeit, stammen doch die meisten aus dem 16. Jahrhundert und Scheiflers Bibliothek war doch wohl in erster Linie die Fachbibliothek eines praktizierenden Arztes. Einige farbige und mehrere schwarzweiße Abbildungen runden diesen aufwendig gestalteten Katalog ab, der sicher teurer geworden wäre, hätte nicht die Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken einen namhaften Druckkostenzuschuß gewährt.

sh


[1]
Ausführlich in folgendem Aufsatz: Dr. med. Johann Scheifler (1612 - 1671) und seine Bibliothek : eine prosopographische Studie / Klaus Walter Littger. // In: Sudhoffs Archiv. - 74 (1990),1, S. 75 - 103. - Im vorliegenden Katalog ist (S. 18 - 20) der Entwurf einer von Scheifler stammenden Denkschrift über ein zusätzliches Approbationsverfahren für die an der Universität Ingolstadt graduierten Mediziner abgedruckt. (zurück)

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