Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Personennamen der Antike


94-3/4-378
Personennamen der Antike : PAN ; Ansetzungs- und Verweisungsformen gemäß den RAK / erarb. von der Bayerischen Staatsbibliothek. [Red. Bearb.: Claudia Fabian und Ute Klier]. - Autorisierte Ausg. - Wiesbaden : Reichert, 1993. - XXVI, 613 S. ; 29 cm. - (Regeln für die alphabetische Katalogisierung ; 7). - ISBN 3-88226-599-X : DM 180.00
[2180]

Nach der 1989 erschienenen Normdatei Personennamen des Mittelalters (PMA)[1] liegt nun auch für das griechisch-römische Altertum eine Personennamendatei vor, die an der BSB München mit finanzieller Unterstützung der DFG von Anfang 1991 bis Anfang 1993 erarbeitet worden ist. Sie umfaßt 4.039 Ansetzungs- und 17.746 Verweisungsformen von Personen, die vor dem Jahr 501 n. Chr. (dem Berichtsbeginn der PAN) gestorben sind. In der Regel (Hauptausnahme: die Bibel) sind nur Personen aufgenommen, die griechisch oder lateinisch geschrieben haben. Der Zweck wird zu Beginn der Einführung (S. IX) so definiert: "... ihre Ansetzung in Bibliothekskatalogen zu vereinheitlichen und ihre Auffindbarkeit in Online-Katalogen für Benutzer (OPAC) über eine Vielzahl von Sucheinstiegen zu erleichtern". Als weitere mögliche Anwendungsgebiete werden die Erschließung unselbständiger Werke und die Handschriftenkatalogisierung genannt. "Die Namensansetzungen gelten im Bereich der alphabetischen Katalogisierung gemäß den ... RAK-WB als verbindlich" stellt Klaus Haller im Vorwort (S. VII) fest und erwägt darüber hinaus die Verwendung für die RSWK. Letzteres überrascht deshalb, weil dafür eine gravierende Regelwerksänderung erforderlich wäre, da die RSWK im Unterschied zu RAK die deutschsprachige Ansetzung der antiken Personen vorschreiben. Diese Änderung ist in der Tat vorgesehen: Laut RSWK-Mitteilungen Nr. 7[2] sollen antike Personen künftig nach RAK - und d. h. nach PAN - angesetzt werden, allerdings mit einigen Ausnahmen; auf die damit verbundenen Probleme kann hier nicht eingegangen werden.

Wie in PMA sind die Ansetzungsformen weitgehend mechanisch-formal aufgrund von umfassenden und verbreiteten Nachschlagewerken am Leitfaden der RAK-WB gebildet worden. Anders als bei PMA und auch als in RAK-WB  329,1 (Ermittlung des gebräuchlichsten Namens bei Römern) sind jedoch nicht deutschsprachige Allgemeinenzyklopädien in erster Linie maßgeblich, sondern altertumswissenschaftliche Nachschlagewerke, denn: "Im Unterschied zu den Verfassern des Mittelalters sind antike Autoren im Rahmen der Klassischen Philologie mit großer Akribie, Präzision und Vollständigkeit in jahrhundertelanger Tradition wissenschaftlich erschlossen ... Die PAN stützen sich auf wissenschaftlich gesicherten Bestand" (S. IX). Für jede der beiden Sprachen sind auf einer ersten Stufe 6 Nachschlagewerke ausgewertet worden, darunter jeweils 3, die sich auf die christliche Literatur beschränken. Hier erscheint der Index des Thesaurus linguae Latinae (ThLL)[3], der als Zitier- und Abkürzungsliste in der Latinistik eindeutig dominiert und in der Einleitung mit Recht mehrere Male als im Zweifelsfall ausschlaggebend herausgestellt wird. Auf der griechischen Seite beherrscht nicht ganz so eindeutig das Verfasser/Werke-Verzeichnis von Liddell/Scott[4] das Feld in der Wissenschaft. Dazu treten der amerikanische Thesaurus linguae Graecae[5] und das Oxford Latin dictionary.[6] Fragezeichen kann man beim Diccionario griego-espa¤ol,[7] das nicht sehr verbreitet ist und daher wenig normierende Wirkung haben dürfte, und beim uralten Latin dictionary von Lewis/Short[8] anbringen. Die zweimal 3 Nachschlagewerke zur Patristik sind die Clavis patrum Graecorum bzw. Latinorum und die Autorenregister zum Migne, dazu das Patristic Greek lexicon von Lampe und die Zitierliste der Vetus Latina.[9] Auffälligste Fehlanzeige bei diesen erstrangigen Nachschlagewerke ist die Clavis scriptorum Graecorum et Latinorum von Rodrigue LaRue.[10] "Um die aus diesen Nachschlagewerken ermittelten Namen im Sinn der gebräuchlichsten Form anzusetzen und Verweisungsformen von möglichst vielen weiteren Formen, speziell auch der im Deutschen üblichen Namen, zu erhalten, wurden die Namen anhand weiterer Nachschlagewerke überprüft" (S. XI). Auf dieser zweiten Stufe folgen 3 Sachlexika, 3 Literaturgeschichten, L'ann‚e philologique und als einzige nicht fachspezifische Nachschlagewerke die Library of Congress classification und die Schlagwortnormdatei (SWD). Über die Zusammensetzung dieser Gruppe gibt es sicher verschiedene Meinungen. Bei den Lexika begegnen neben dem Kleinen Pauly[11] zwei Taschenlexika[12], nicht aber z.B. das Oxford Classical dictionary[13] und das Lexikon der Alten Welt.[14] Die Geschichte der römischen Literatur von Michael von Albrecht[15] kam wohl zu spät. Dies sind aber Nebensächlichkeiten, da alles Wesentliche durch die erstrangigen Nachschlagewerke abgedeckt ist. Außerdem wird pauschal angedeutet (S. XI), daß man gelegentlich noch weitere Nachschlagewerke herangezogen hat; unter diesen Ungenannten müßten sich mehrere fremdsprachige befinden, aus denen die im Sinne der Internationalität ausgiebig einbezogenen englischen, französischen und italienischen[16] Verweisungsformen geschöpft sind.

Diese Nachschlagewerke sind mit drei Zielrichtungen ausgewertet worden: 1) möglichst lückenlose Erfassung aller in Betracht kommenden antiken Personen; 2) Bestimmung der Ansetzungsformen; 3) Sammlung von Verweisungsformen.

Ziel (1) müßte erreicht worden sein. Das Auftauchen neuer Namen durch Neufunde oder neue Editionen dürfte sich, anders als bei PMA, in verschwindend engen Grenzen halten. Die Einleitung S. IX gibt zu verstehen, daß man - auch im Hinblick auf die oben erwähnten weitergehenden Verwendungsmöglichkeiten - im Zweifelsfall auch den einen oder anderen Namen aufgenommen hat, der für die alphabetische Katalogisierung vermutlich nie benötigt werden wird.

Zu (3): Erklärtermaßen hat man "möglichst viele" (S. IX, XI) Verweisungsfomen aufgenommen; es sollte offenbar ein möglichst dichtes Netz geknüpft werden, mit dem alle nur erdenklichen Suchansätze von Benutzern und Katalogisierern "auch ... ohne einschlägige philologische Vorbildung" (S. IX) eingefangen werden können. Dieser Gedanke ist sicher richtig, und im OPAC (den man allein im Auge hat) mag es auf 1000 Verweisungen (Vw) mehr oder weniger nicht ankommen. Aber manchmal drängt sich vielleicht doch nicht nur dem Philologen der Eindruck auf, daß etwas zu viel des Guten getan wurde. Durch die nicht vollständig dargelegte Auswertung zahlreicher verschiedenartiger deutsch- und fremdsprachiger Nachschlagewerke sind sperrige Ordnungshilfen (OH) entstanden, die oft dem Bereich der Lexikondefinitionen, nicht der Beinamen angehören: Speusippos <Neffe Platons> (auch <Nipote di Platone>, aber nicht <Nephew of Plato>), Platon <Sohn des Ariston>, Trajan <Plinius-Korrespondent>, Caecilius <Nachahmer der Neuen Attischen Komödie>, M‚nandre <MaŚtre de la Com‚die Nouvelle>, Menon <Verfasser einer Medizinischen Doxographie>, Menelaos <Vorläufer des Klaudios Ptolemaios>. Je bekannter ein Autor ist, umso zahlreicher sind im allgemeinen die Vw, da er umso häufiger in den Nachschlagewerken erscheint, was besonders bei Autoren, die ohne OH angesetzt werden und nicht von Gleichnamigen unterschieden werden müssen, zu fragwürdigen Aufblähungen führt. Daß zu Sappho (so die Ansetzungsform) die Vw Saffo (ital.) sinnvoll ist, versteht sich; aber müssen wirklich acht Vw von Sappho plus OH sein? Diese Anhäufung von Vw führt natürlich auch zu zahllosen Inkonsequenzen, wie am Beispiel von drei Leitern der Bibliothek von Alexandria illustriert sei: Aristarch ist durch <Bibliothekar> und <Bibliotecario> als solcher gekennzeichnet, Aristophanes von Byzanz durch <Leiter der Bibliothek von Alexandreia>, Zenodot durch <Direttore della Biblioteca di Alessandria>; die Philologen-Eigenschaft ist bei Aristarch durch <Philologe>, <Philologus> und <Filologo> angegeben, bei Zenodot nur durch <Philologe>, bei Aristophanes gar nicht. Für die Identifizierung unbekannter Autoren ist der Benutzer von PAN keineswegs allein auf die OH und Vw angewiesen, denn allen Ansetzungsformen sind als begrüßenswerte weitere Hilfen die Lebensdaten und oft (vgl. S. XXIII f.) auch Hinweise auf Werke, Quellen und moderne Ausgaben beigegeben. Die Übernahme einer Ansetzungsform durch einen PAN-Anwender zieht offensichtlich die Übernahme sämtlicher Vw nach sich, wie in den Halbjahresverzeichnissen 1993 der DNB am Beispiel Hieronymus (1 Eintragung plus 21 Namensverweisungen!) zu sehen ist. Früher verwies man nur von der vorliegenden abweichenden Namensform (RAK-WB  301,2) - die von PAN gar nicht unbedingt abgedeckt ist, wie S. XXVI eingeräumt wird.

Nun zu (2), zur Hauptsache. Bei den griechischen Namen wird die althergebrachte Regel bekräftigt (S. XIII f.), daß sie latinisiert anzusetzen sind, und daran führt in der Tat aus Gründen der Tradition und der Internationalität kein Weg vorbei, obwohl im Deutschen heute die Beibehaltung der griechischen Form (Kallimachos, nicht Callimachus) üblich ist. Wegen der Einteiligkeit der griechischen Namen und der vielen Gleichnamigkeiten tritt meistens ein Beiname oder eine sonstige OH hinzu. Dabei bemühen sich die PAN S. XIV - XVI um feste Regelungen, woher die OH zu nehmen und wie sie zu bilden sind. Teils wird auf literarische Gattungsbezeichnungen zurückgegriffen, wobei eine Standardliste von 56 OH - von Alchemista über Orator bis Tragicus - in Anlehnung an den Thesaurus linguae Graecae zugrundegelegt wird; teils werden Herkunftsbezeichnungen wie Alexandrinus, Laodicensis herangezogen. Hin und wieder begegnen (auch bei Römern) pragmatische andere Bildungen zwecks klarer Unterscheidung, z. B. Cassius Longinus, Gaius <Caesaris interfector>, Sophocles <iunior> (ein Enkel des großen Tragikers), Cornelia <Mater Gracchorum>, doch haben die oben genannten Bezeichnungen Vorrang: Seneca, Lucius Annaeus <Philosophus>, nicht <iunior>. Auch in der Frage, welche Griechen ohne OH anzusetzen sind, wird das erfreuliche Bemühen der PAN erkennbar, Ermessensspielräume und Unsicherheitszonen durch klare Regelungen einzuengen.

Bei den römischen Namen taucht S. XVIII wieder die unglückliche Behauptung aus den RAK auf, daß die üblichen dreiteiligen Namen "in der Regel" (in RAK-WB, 2. Ausg. 1993,  329,3 Anm. abgeschwächt zu "im Zweifelsfall") unter dem zweiten Bestandteil anzusetzen sind[17]. Es gibt so viele bekannte Autoren, die vielmehr mit dem Cognomen benannt zu werden pflegen (Plautus, Cicero, Caesar, Catull, Seneca, Iuvenal, Tacitus usw. usw.), daß man nicht sinnvoll von einer Regel sprechen kann.

Auf S. XX wird Rechenschaft abgelegt über die vom ThLL abweichenden Ansetzungen. Es geht vor allem um Übernahmen aus PMA: Autoren, die in den PMA enthalten, aber vor 501 gestorben sind, werden unverändert übernommen. (Der ThLL, dessen Zeitgrenze bei 600 liegt, ist für PMA nicht herangezogen worden.) Davon gibt es wiederum eine Ausnahme, die mit einem sehr mißlichen Punkt in der Geschichte der RAK zu tun hat. Die RAK-WB von 1983 "anglisierten" auch die römischen Namen, d.h. verkürzten die mit Komma nachgestellten Namensteile; aus dem antiken M. Tullius Cicero wurde Cicero, Marcus T., eine Schreibweise, die zu keiner Zeit irgendwo in Gebrauch war. Dem folgten natürlich auch die PMA. In den RAK-Mitteilungen Nr. 11 (1992) und danach in RAK-WB, 2. Ausg., 1993,  329,6, Anm. 1 wurde dies ausdrücklich rückgängig gemacht,[18] und die aus den PMA in die PAN übernommenen Ansetzungen hat man nun ggf. entsprechend angepaßt.[19]

Stichproben erwecken aber weiterreichende Zweifel an der ThLL-Treue der PAN. Hieronymus, Sophronius Eusebius soll der Kirchenvater jetzt heißen; aber die beiden "Vornamen" sind unsicher überliefert und fehlen im ThLL ebenso wie in den meisten anderen zugrundegelegten Nachschlagewerke. Zu empfehlen ist Hieronymus <Stridonensis> im Anschluß an ThLL oder noch besser (wie die DB 1981 - 1990) nur Hieronymus. - Macrobius, Ambrosius Theodosius schreiben die PAN vor; aber im ThLL fehlt das Komma. - Der durch alle Regelwerke geisternde Martianus <Capella> heißt im ThLL Martianus Minneius Felix Capella. - Unverständlich ist die Ansetzung Namatianus, Rutilius Claudius; ThLL ordnet unter Rutilius ein, und so ist auch der wissenschaftliche Sprachgebrauch.

Die Namen der antiken Kaiser und Könige unterscheiden sich in ihrer Struktur nicht von den Namen ihrer Zeitgenossen. Trotzdem schreiben die RAK-WB ihre Ansetzung nach den Sonderregeln für Fürsten ( 337) mit normierter OH vor. Auf der griechischen Seite ist die Abgrenzung der altgriechischen Fürsten, die ebenso wie biblische, altrömische und byzantinische Fürsten lateinisch anzusetzen sind, von den deutsch anzusetzenden "sonstigen" Fürsten des Altertums problematisch, insbesondere in der Epoche des Hellenismus, als das Griechentum weite Teile des Orients unterwarf und durchdrang. Maßgeblich ist nach RAK-WB  337,2 "im allgemeinen" die "Sprache des regierten Landes", doch heißt es danach: "Namen, Territorien und Fürstentitel ... altgriechischer ... Fürsten werden lateinisch angesetzt". Hier scheint also die Person des Fürsten und nicht die Landessprache ausschlaggebend zu sein. Wieder anders ist das Kriterium in PAN S. XXI formuliert: "Die Ordnungshilfe wird in lateinischer Sprache angesetzt, sofern die Person eindeutig dem griechisch-römischen Machtbereich bzw. der Bibel zuzuordnen ist". Auf S. XXI sind die deutsch und die lateinisch angesetzten Territorien getrennt (unvollständig) aufgezählt, und daraus wird nun deutlich, daß man die Grenze eher zuungunsten der letzteren gezogen hat.[20] Ptolemaeus <Ägypten, König, II.> steht auch als Beispiel in RAK-WB  338,1. Ob aber das hellenistische Ägypten mit seiner gemischten Bevölkerung wirklich als nicht-griechischsprachig anzusprechen ist und die aus Makedonien stammende Ptolemäer-Dynastie als Nicht-Griechen, kann man bezweifeln. Makedonien bzw. seine Könige werden in PAN in überscharfer Interpretation als nichtgriechisch betrachtet, womit man sich sogar in Widerspruch zum Regelwerk setzt: RAK  339,1 und RAK-WB  338,1 haben das Beispiel Alexander <Macedonia, Rex, III.> = Alexander der Große; laut PAN soll aber Alexander <Makedonien, König, III.> richtig sein. Der Streit um das Griechentum der Makedonen ist ja sogar heute noch von politischer Brisanz. Nun reichte aber der Herrschaftsbereich Alexanders d. Gr. von Anfang an weit über die Landschaft Makedonien hinaus. Übergenaue Recherchen stehen vielleicht auch hinter der Ungleichbehandlung zweier griechischer Kolonien auf Sizilien: Dionysius <Syracusae, Tyrannus, I.> steht gegen Phalaris <Akragas, Tyrann>. Um diese Dilemmata zu vermeiden und den Benutzererwartungen besser zu entsprechen, hätte man vielleicht im Regelwerk eine Formulierung einführen sollen, die alle diejenigen Fürsten einschließt, die eindeutig Personen der griechischen Geschichte sind. Damit hätte man Alexander und die hellenistischen Könige einbezogen, die altägyptischen Pharaonen (die natürlich von den hellenistischen Ptolemäern zu trennen sind) und die persischen Achämeniden z. B. ausgeschlossen. In diese Richtung weist übrigens auch die oben zitierte Formulierung der PAN S. XXI.

Die römischen Kaiser werden laut RAK-WB  337,1 Satz 2 nicht mit ihrem vollständigen Namen angesetzt, sondern "unter dem bekanntesten Namen bzw. Namensteil". Während man bis Anfang der 70er Jahre Augustus, Gaius Iulius Caesar Octavianus ansetzte, gilt heute Augustus <Imperium Romanum, Imperator>. Inkonsequent ist deshalb Marcus Aurelius Antoninus <Imperium Romanum, Imperator>, denn da dieser Kaiser "Mark Aurel" (engl. "Marcus Aurelius") genannt wird, sollte Antoninus wegbleiben.[21]

Der neunzehn Jahre alte Vorschlag des Rezensenten, eine Liste aller antiken Verfasser und Sachtitel in Ansetzungsform zu erstellen, stieß fünf Jahre später bei Rudolf Jung auf Skepsis.[22] Nun ist die Verfasserliste da, und dank des Fleißes und der Sorgfalt der Bearbeiterinnen ist sie alles in allem gut und praktikabel geworden. Die Bedenken und Einwände fallen nicht sehr ins Gewicht; bei Stichproben fanden sich keine Lücken. Ein rascher Supplementband wie bei PMA ist nicht zu erwarten. Und an der (vermutlich weit aufwendigeren) Liste der Einheitssachtitel mit der Projektbezeichnung TITAN wird an der UB Tübingen bereits gearbeitet, wie im Vorwort zu lesen ist.[23] Auf das Ergebnis dieses wahrhaft titanischen Projekts darf man gespannt sein.[24]

Bernd Bader


[1]
Vgl. ABUN in ZfBB 37 (1990),1, S. 39 - 41 (Grundwerk, 1989) und IFB 93-1/2-024 (Suppl. 1992). (zurück)
[2]
In: Bibliotheksdienst. - 28 (1994), S. 1258 - 1261. (zurück)
[3]
Thesaurus linguae Latinae. Index librorum scriptorum inscriptionum ex quibus exempla adferuntur. - Ed. altera. - Lipsiae, 1990. (zurück)
[4]
A Greek-English lexicon : with a suppl. 1968 / comp. by Henry George Liddell and Robert Scott. - Rev. ... / by Henry Stuart Jones. - Oxford, 1968. (zurück)
[5]
Canon of Greek authors and works : Thesaurus linguae Graecae / Lucie Berkowitz ; Karl A. Squitier. - 3. ed. - New York [u.a.], 1990. (zurück)
[6]
Oxford Latin dictionary / ed. by P. G. W. Glare. - Oxford, 1982. - Das in PAN angegebene Erscheinungsjahr 1968 ist das des 1. Faszikels, da dieser die Liste der Verfasser und Werke enthält. (zurück)
[7]
Diccionario griego-espa¤ol / red. bajo la dir. de Francisco R. Adrados. - Madrid. - Vol. 1 (1980). (zurück)
[8]
A Latin dictionary / rev. ... by Charlton T. Lewis and Charles Short. - Oxford, 1879. - Da das Werk seither unverändert nachgedruckt wurde, täuscht das in PAN angegebene Erscheinungsjahr 1975. (zurück)
[9]
Clavis patrum Graecorum / cura et studio Mauritii Geerard ... - Turnhout, 1974 - 1987. - 1 - 5.
Clavis patrum Latinorum / Eligius Dekkers. - Ed. altera. - Brügge [u.a.], 1961.
Patrologiae cursus completus / accurante J.-P. Migne. Ser. Graeca. Indices / digessit Ferdinandus Cavallera. - Turnhout, 1912.
Indices generales simul et speciales Patrologiae Latinae / accurante J.-P. Migne. - Turnhout, 1963.
A patristic Greek lexicon / ed. by G. W. H. Lampe. - Oxford, 1961.
Kirchenschriftsteller : Verzeichnis und Sigel / Hermann J. Frede. - 3. Aufl. - Freiburg, 1981. - Dazu Aktualisierungshefte 1984 und 1988. (zurück)
[10]
Qu‚bec, 1985. - Vol. 1 - 4. (zurück)
[11]
Stuttgart ; München, 1964 -1975. - Bd. 1 - 5. - In PAN wird seltsamerweise die Taschenbuchausgabe von 1979 zitiert. (zurück)
[12]
Tusculum-Lexikon griechischer und lateinischer Autoren des Altertums und des Mittelalters / von Wolfgang Buchwald ... 3. Aufl. - München, 1982. - Lexikon der antiken Autoren / Paul Kroh. - Stuttgart, 1972. (zurück)
[13]
Oxford Classical dictionary / ed. by N. G. L. Hammond and H. H. Scullard. - 2. ed. - Oxford, 1970. (zurück)
[14]
Lexikon der Alten Welt / hrsg. von Carl Andresen ... - Zürich ; Stuttgart, 1965. (zurück)
[15]
Bern [u.a.], 1992. - Eine Rezension der 2., verb. und erw. Aufl. von 1994 ist für eines der nächsten Hefte von IFB vorgesehen. (zurück)
[16]
Nur einmal, bei Martial, war eine spanische Form zu finden. (zurück)
[17]
Verfehlt ist hierzu die Berufung auf die Realenzyklopädie von Pauly-Wissowa, die alle Römer unter dem nomen gentile einordnet. (zurück)
[18]
Auf S. XVIII wird dafür eine merkwürdige Begründung gegeben: In Cicero, Marcus T. könnte T. als Titus interpretiert werden. (zurück)
[19]
Leider erscheinen diese durch RAK-WB 2. Ausg. überholten Ansetzungen der PMA nicht in dem PMA-Supplement von 1992. Gewichtige Fälle sind Boethius, Anicius M. (PMA), dessen "Vornamen" jetzt wieder Anicius Manlius Severinus auszuschreiben wären, und Cassiodorus, Flavius M. (PMA) der jetzt wieder Cassiodorus, Flavius Magnus Aurelius heißen müßte. Übrigens setzte die Deutsche Bibliographie von 1971 bis 1980 bloß Boethius an, gestützt auf die Generalbestimmung RAK  302,1, doch scheint dieser interessante Ansatz einer drastischen Vereinfachung bei den antiken Namen nicht weiterverfolgt worden zu sein. (zurück)
[20]
Vgl. neuerdings Personennamen der Antike (PAN) : eine neue Normdatei für alte Namen ; Aufbau und Profil, Ansetzungsfragen und Fortführung / Claudia Fabian. // In: Bibliotheksdienst. - 28 (1994),9, S. 1426 - 1441, hier S. 1435: "Die weitgehende Verwendung der deutschen Sprache ... geschah im Hinblick auf eine geplante Angleichung der RAK-WB an die RSWK im Bereich der Fürstennamen." Was hier genau geplant ist, bleibt unklar. (zurück)
[21]
Wieder anders jetzt die RSWK-Mitteilungen Nr. 7: Mark Aurel <Römisches Reich, Kaiser>. (zurück)
[22]
Probleme der Katalogisierung antiker Werke nach den "Regeln für die alphabetische Katalogisierung" / Bernd Bader. - Köln, 1976. - Assessorarbeit am BLI. - S. II. - Dazu die Rezension von R. Jung in ZfBB 28 (1981),1, S. 15. (zurück)
[23]
Vgl. auch Bibliotheksdienst - 27 (1993), S. 1064 - 1065 und ZfBB 40 (1993), S. 457 - 460. Allerdings wird das Projekt an jeder der drei Stellen anders dargestellt. (zurück)
[24]
Eine Normdatei sowohl für antike Verfasser als auch für ihre Werke verheißt der folgende Titel, der in einem der nächsten Hefte von IFB ausführlich besprochen werden soll:
Dizionario delle opere classiche : DOC ; intestazioni uniformi degli autori, elenco delle opere e delle parti componenti, indici degli autori, dei titoli e delle parole chiave della letteratura classica, medievale e bizantina / Vittorio Volpi. - Milano : Editrice Bibliografica, 1994. - Vol. 1 - 3 ; 30 cm. - (Grandi opere ; 8). - ISBN 88-7075-349-2 : Lit. 1.050.000 [2337]. (zurück)

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