Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Balthasar Kühn


94-3/4-347
Balthasar Kühn : Buchdruckerei und Verlag Kühn, Ulm 1637 - 1736 ; Bibliographie ; mit einer Geschichte des Ulmer Buchdrucks von 1571 - 1781 und einer Darstellung der reichsstädtischen Bücher- und Zeitungszensur / von Elmar Schmitt und Bernhard Appenzeller. - Weißenhorn : Konrad, 1992. - 575 S. ; 25 cm. - (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Ulm ; 16). - ISBN 3-87437-323-1 : DM 58.00
[2077]

Die Bedeutung Ulms für den Frühdruck auch über den deutschen Südwesten hinaus ist hinreichend bekannt. Mit dem Rückgang der Geltung als Gewerbe- und Handelsmetropole sank dann jedoch auch die überregionale Bedeutung als Drucker- und Verlagsstadt. Im 16. und 17. Jahrhundert ist entsprechend eine deutliche Verminderung der Zahl der örtlichen Druckereien festzustellen. Entsprechend unbekannt ist in der Folge der nicht schmelzende lokale Stellenwert des Buchdrucks. Das Verdienst von Elmar Schmitt[1] ist es, diese spätere Phase der Druck- und Buchhandelsgeschichte Ulms und damit auch einen Teil der Stadtgeschichte aufgearbeitet zu haben. Der vorliegende Band schließt als dritter eine Reihe von Monographien/Bibliographien zum Ulmer Buchdruck und Verlagswesen im 17. und 18. Jahrhundert ab.[2] Sie behandeln, wie Schmitt selbst bemerkt, die wichtigeren der drei Unternehmen. Die Bibliographie der Drucke aus der Offizin Balthasar Kühns wird, den Dreierreigen abschließend, um die Geschichte des Ulmer Buchdrucks von 1571 bis 1781 erweitert. Eingebettet in den historischen Abriß samt einer Darstellung der Ulmer Bücherzensur ist ein im Verhältnis zur umfangreichen Bibliographie (894 Einträge, erschlossen durch ein Verfasser- und Titelregister, ein Personenregister, ein Drucker- und Verlegerregister, ein Künstlerregister, ein Register der Schriften nach Literaturgattungen sowie ein Vorbesitzerregister) vergleichsweise kurze Darstellung der Buchdruckerei und des Verlags Kühn.

Um dem Benutzer ein Optimum an Information zu bieten, ist die photographische Wiedergabe von einheitlich verkleinerten Titelblättern sicherlich ein mittlerweile bewährtes Mittel. Daß sie hier hin und wieder in der Größe schwankt, hat sicherlich auflockernden Charakter. Da aber auf eine Angabe der Maße des orginalen Satzspiegels (z.B. unter der Abbildung) ebenso verzichtet wurde, wie auf genaue Umfangsangaben mit Hinweisen auf die Ausstattung und den Charakter des Druckes (Rot- und Schwarzdruck ließe sich beispielsweise durch r+s kenntlich machen), beschränkt sich der Informationswert der Abbildungen auf die reine Titelformulierung. Da dieselbe in den bibliographischen Einträgen uneinheitlich ist und nicht unbedingt an der ursprünglichen Schreibweise festhält, darf man hierfür dennoch dankbar sein. Fehler schleichen sich besonders dort ein, wo die beschriebenen Bände ohne Autopsie aufgenommen wurden.[3] Eine Auswertung der erhobenen Daten findet nicht statt, lediglich eine grobe Sacherschließung hilft bei der inhaltlichen Übersicht über den Bestand (hier wäre eine zusätzliche inhaltliche Differenzierung nach Ulmensien wünschenswert gewesen). Gerade die Größe einer Publikation kann darüberhinaus aufschlußreich sein, weil a) textsortenbedingt oder b) Ausdruck der lokalen Wertschätzung, die einem Werk gezollt wurde. Abbildungen haben desweiteren dann einen tieferen Sinn, wenn sich daraus auch auf das Typenrepertorium sowie feste Satzmuster eines Druckers schließen läßt. Eine Auswertung der Abbildungen in dieser Hinsicht ist jedoch auf der gegebenen Grundlage nicht möglich, seitens der Autoren wird sie nicht vorgegeben. So konstatiert Schmitts Beitrag zwar die überwiegend geringe Qualität der Drucke Kühns, verzichtet aber leider auf eine Darstellung der Hintergründe: Papieranlieferung von wo, woher die Lettern u.ä.

Mithin findet man in dem vorgestellten Werk zwar eine kurze Geschichte der Druckerstadt Ulm sowie ein Stichproben zufolge vollständiges Verzeichnis der Drucke Kühns. Gerade mit letzterem weiß man aber dann nichts rechtes anzufangen.

Rudolf Nink


[1]
Sowohl er als auch sein Mitverfasser sind durch andere wichtige Bibliographien und Biobibliographien über Ulm ausgewiesen:
Münsterbibliographie : kommentiertes Gesamtverzeichnis aller Schriften über das Ulmer Münster / Elmar Schmitt. Mit einem Beitrag: Die Kirche als Zeigefinger / von Otto Borst. - 2., wesentlich erw. und umgearb. Aufl. - Weißenhorn : Konrad, 1990. - 276 S. : Ill. - (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Ulm ; 14).
Die Münsterprediger bis zum Übergang Ulms an Württemberg 1810 : Kurzbiographien und vollständiges Verzeichnis ihrer Schriften / von Bernhard Appenzeller. - Weißenhorn : Konrad, 1990. - 441 S. : Ill. - (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Ulm ; 13). (zurück)
[2]
Vorangegangen waren die beiden folgenden Bände:
Die Drucke der Wagnerschen Buchdruckerei in Ulm 1677-1804 / Elmar Schmitt. - Konstanz : Universitätsverlag. - (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Ulm ; ...). - Bd. 1. Bibliographie der Drucke. - 1984. - 508 S. - (... ; 4). - Bd. 2. Vignetten, Signete, Initiale. - 1984. - 583 S. : nur Ill. - (... ; 5).
Die Wohlersche Buchhandlung in Ulm 1685 - 1985 : ihr verlegerisches und buchhändlerisches Wirken / Elmar Schmitt. Unter Mitarb. von Ingeborg Appenzeller ... - Weißenhorn : Konrad, 1985. - 158 S. : Ill. - (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Ulm ; 6). (zurück)
[3]
Besonders die Kollation der Bände ist, wenn nicht auf Autopsie beruhend, eigentlich überflüssig. Beispiele: Nr. 112 ist ein Band in 12ø; 477 müßte lauten [3] Bl., 816 S., [5] Bl.; bei 530 fehlt die Kollation trotz Vorlage, die Neuauflage Nr. 624 ändert das Format; Nr. 584 wird 1722 von Wohler nachgedruckt - mit zusätzlichen oder den gleichen vorgeschalteten Bögen?; Nr. 640 erwähnt die existierenden Zwischentitel nicht, das Folio-Format kann man aufgrund der seitengroßen Abbildung nur erahnen, die hier komplexe Kollation fehlt völlig. (zurück)

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