Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
[ Bestand in K10plus ]

Neues Lexikon der Musikpädagogik


94-2-295
Neues Lexikon der Musikpädagogik / Siegmund Helms ; Reinhard Schneider ; Rudolf Weber. - Kassel : Bosse. - 21 cm. - 1. Aufl. 1970 - 1976 in Karteikarten-Format und 2. Aufl. 1984 u.d.T. Lexikon der Musikpädagogik. - DM 88.00 (Subskr.-Pr. bis 30.06.94 für beide Teile)
[2185]
Sachteil. - 1994. - 342 S. - ISBN 3-7649-2540-X : DM 58.00
Personenteil. - 1994. - 272 S. - ISBN 3-7649-2541-8 : DM 44.00

Die vorliegende 3. Auflage ist eine vollständig neu erarbeitete Ausgabe des 1984 erschienenen Werkes. Die Artikel wurden überwiegend neu geschrieben, die Liste der Stichwörter wurde revidiert. Die Fülle an neu aufgenommenen Personenartikeln "über Musikpädagoginnen und Musikpädagogen aus Vergangenheit und Gegenwart" macht deren Präsentation in einem eigenen Teilband sinnvoll. Der Sachteil wird sowohl durch ein Personen- als auch ein Sachregister erschlossen, während die Namen aus dem Personenteil leider nicht im Personenregister berücksichtigt sind. Die Beiträge sind namentlich gezeichnet und schließen mit z.T. sehr ausführlichen Bibliographien weiterführender Literatur, die im Personenteil zusätzlich in Primär- und Sekundärwerke differenziert sind.

Insgesamt handelt es sich um ein gut gemachtes, übersichtlich aufbereitetes und fachkompetentes Werk. Sicher aber, so die Herausgeber im Vorwort, "werden Benutzer des Lexikons Stichworte vermissen und die Texte kritisch beurteilen", und sie bitten "dankbar" um "Hinweise und Verbesserungsvorschläge". Nun ließe sich gewiß, wenn man nur hartnäckig genug danach suchte, das eine oder andere fehlende Stichwort aufspüren,[1] doch ist viel eher die inhaltliche Gewichtung nicht weniger Artikel problematisch, z. B. Programmusik: 2/3 des mehrspaltigen Textes ist der musikwissenschaftlichen bzw. musikhistorischen Begriffserklärung gewidmet. Nur 1/3 befaßt sich mit der musikpädagogischen Relevanz, den spezifischen didaktischen Möglichkeiten, die dieser Gattung im Bezug auf Musikvermittlung eignet. Diese Gewichtung ist kein Einzelfall. Mitunter fehlt der musikpädagogische Bezug in den Texten ganz (z.B. Orgel, Musikästhetik[2]), oder ist nur zu ahnen (Musikethnologie). Daß diese und andere Begriffe als Fachtermini im Unterricht erläutert werden müssen, daß ihre Inhalte Lehrgegenstand sind, steht außer Frage. Fraglich ist aber, ob sich ein "Lexikon der Musikpädagogik" nicht stärker oder sogar ausschließlich auf die musikpädagogische Relevanz in den Begriffserläuterungen ausrichten müßte, statt teilweise sehr ausführlich Musikgeschichtswissen mitzuteilen, läßt sich solches doch in allgemeinen Fachlexika genausogut nachlesen. Daß eine konsequentere Orientierung an den spezifisch musikpädagogischen und didaktischen Fragen bei Erläuterung mancher Sachbegriffe wünschenswert gewesen wäre, ist die einzig erwähnenswerte Kritik an diesem höchst nützlichen Nachschlagewerk.

Reiner Nägele


[1]
Daß etwa der Begriff Musikwettbewerbe nicht im Sachregister auftaucht, dagegen Jugend musiziert, scheint mir eine unglückliche Verkehrung des Prinzips, in einem Nachschlagewerk stets vorrangig das Allgemeine und nicht ausschließlich das Spezielle zu verzeichnen. So verweist auch das Stichwort Waldorfpädagogik nicht auf die Hauptstelle Anthroposophie und Musik, sondern auf eine unspezifische Erwähnung im Artikel Kindergarten - Folge computergenerierter Stichwortlisten, die eben nur Wortprägungen subsumieren, die in den Texten stehen, nicht aber zwangsläufig zum sachlich adäquaten Artikel führen. (zurück)
[2]
Die Ästhetische Theorie ist ein Teil der musikpädagogischen Systematik, insofern ist ein eigenständiger Artikel auch sachlich gerechtfertigt. Allerdings erschöpft sich der Textbeitrag in einer Wiedergabe von unspezifischem Sachlexikonwissen. Die "musikpädagogische Perspektive" der Ästhetischen Theorie, wie sie Bastian und Krämer skizzieren, und die für den Nutzer gerade dieses Lexikons von Interesse wäre, wird jedoch nicht erwähnt (s. Musikpädagogische Forschung in Deutschland : Dokumentation und Analyse / hrsg. von Hans Günter Bastian und Rudolf-Dieter Kraemer. - Mainz [u.a.) : Schott, 1992, S. 81). (zurück)

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