Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
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Philosophinnen-Lexikon


94-2-257
Philosophinnen-Lexikon / hrsg. von Ursula I. Meyer ; Heidemarie Bennent-Vahle. - Aachen : ein-Fach-Verlag, 1994. - 382 S. ; 21 cm. - (Philosophinnen ; 2). - ISBN 3-928089-05-6 : DM 47.00
[2043]

Das Philosophinnen-Lexikon wendet sich - nach eigenen Angaben - an einen Adressatenkreis in Studium und Forschung. Ohne Frage liegt dieses biobibliographische Nachschlagewerk im Trend der Zeit, da es auch in der Philosophie "nicht die ganze Wahrheit" über das Fachgebiet sein kann, wenn neben Autorinnen wie Hildegard von Bingen, Edith Stein, Hannah Arendt und Simone de Beauvoir stets nur eine je nach Lexikon bescheidene Anzahl bunt zusammengewürfelter Namen angeboten wird. Warum, so fragen sich die Leserinnen (und die Leser), sind in der aktuellen Philosophiegeschichtsschreibung z. B. Elisabeth Ströker oder Gertrude E. M. Anscombe nicht mit derselben Treffsicherheit wie Karl R. Popper und Hans Albert, Peter F. Strawson oder Richard Rorty zu finden? Derzeit fehlt ein aktuelles Nachschlagewerk, das sich ohne Beschränkung auf bestimmte Sprachkreise mit der Geschichte der Philosophinnen von der Antike bis zur Gegenwart beschäftigt. Die beachtliche, bisher dreibändige History of women philosophers[1] endet derzeit bedauerlicherweise im Jahre 1900 und bietet damit für den breiten Zeitraum der mittlerweile klassisch gewordenen Moderne ebenso wie für die Gegenwart noch keinerlei Information. Das Philosophinnen-Lexikon behandelt mehr als 180 Philosophinnen aller Epochen und dies ohne die übliche Beschränkung auf den germanophonen, frankophonen oder anglo-amerikanischen Raum. Allerdings erfüllt dieses Lexikon die Bedürfnisse nach biobibliographischen Informationen zu den Frauen in der Philosophie nur zum Teil. In erster Linie fällt auf, daß sich das Philosophinnen-Lexikon nicht durchgängig an das übliche Schema eines biobibliographischen Fachlexikons mit knappem Abriß des Lebenslaufs, kurzer Werkbeschreibung (Thesen, Themen und deren Entwicklung) und treffsicherer Auswahl aus den Veröffentlichungen hält. Das sei am Eintrag für Hannah Arendt verdeutlicht: In eher narrativem Stil werden Lebens- und Werkdaten ineinander gearbeitet und Unentbehrliches mit Entbehrlichem[2] gemischt; die im Text genannten bibliographischen Angaben sind in der Kurzbibliographie am Ende des Eintrages nicht mehr enthalten, so daß man gezwungen ist, sieben Spalten Text zu lesen - was die Schlußfolgerung erlaubt, daß es sich bei diesem Lexikon eher um ein Lesebuch zur Geschichte der Frauen in der Philosophie auf Einstiegsniveau, denn um ein knapp und präzise informierendes biobibliographisches Fachlexikon für Studium und Forschung handelt. Beim Vergleich der Einträge zu den griechischen Pythagoreerinnen fällt darüber hinaus auf, daß die biographischen Angaben, die aufgrund der spärlichen Quellenlage zumeist nur vage und dürftig sein können, zusammen mit teilweise nur wenig voneinander abweichenden bibliographischen Angaben den Wert des Eintrages unter der jeweiligen Einzelperson eher schmälern. Hier wäre es für die Benutzung erheblich einfacher, wenn man sich in einem zusammenfassenden und strukturierten Eintrag über diese Philosophinnen informieren könnten, und die Namen der einzelnen Personen nur als Verweisung auf diesen strukturierenden Sammeleintrag geführt würden. Eine sorgfältige Endredaktion hätte einem zudem so manchen Druckfehler ersparen können.

Dieses Nachschlagewerk - so könnte man zusammenfassen - wird in erster Linie die Informationsbedürfnisse interessierter außeruniversitärer sowie studentischer Leser auf der Einstiegsebene befriedigen. Für Studium und Forschung müßten die Einträge zu Leben und Werk teilweise knapper und prägnanter, die bibliographischen Angaben zu den Einzelpersonen ebenso wie die allgemeinen Literaturhinweise[3] dagegen umfangreicher gestaltet werden.

Stefanie Berberich


[1]
A history of women philosophers / ed. by Mary Ellen Waithe. - Dordrecht [u.a.] : Nijhoff. - Vol.1. Ancient women philosophers : 600 B. C. - 500 A. D. - 1989. - XXIV, 229 S. : Ill. ISBN 90-247-3348-0 - ISBN 90-247-3368-5. - Vol. 2. Medieval, renaissance and enlightenment women philosophers : A. D. 500 - 1600. - 1989. - XXXVIII, 349 S. : Ill. ISBN 90-247-3571-8. - Vol. 3. Modern women philosophers : 1600 - 1900. - 1991. - XL, 302 S. : Ill. ISBN 0-7923-0930-8. (zurück)
[2]
Beispiele entbehrlicher Informationen im Eintrag Arendt, Hannah, S. 26: "A. starb (...) in ihrer Wohnung an einem Herzschlag" oder "A.s Freundin, die Schriftstellerin Mary McCarthy, veröffentlichte ..." u.ä.m. (zurück)
[3]
Vgl. Feminist theory : a bibliography / comp. by Joan Nordquist. - Santa Cruz, Calif. : Reference and Research Services, 1992. - 76 S. - ISBN 0-937855-55-3.
Women's studies and philosophy : an international bibliography on feminist sources with an accent on sexual differences and theories of the subject / comp. by Rosi Braidotti ... - Utrecht : Interfaculty Department of Women's Studies, Univ. of Utrecht, 1990 - V, 89 S. - (Bibliografische reeks vrouwenstudies Utrecht ; 4) ISBN 90-72650-04-2. (zurück)

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