Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
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Mediengeschichte in tabellarischem Überblick


94-2-255
Mediengeschichte in tabellarischem Überblick : von den Anfängen bis heute / Werner Faulstich und Corinna Rückert. - Bardowick : Wissenschaftlicher Verlag Werner Faulstich, 1993. - Bd. 1 - 2 ; 21 cm. - (IfAM-Arbeitsberichte ; 8). - ISBN 3-89153-023-4 : DM 140.00. - (Wissenschaftler-Verlag Werner Faulstich, Wittorfer Str. 35, 21357 Bardowick)
[1973]
Teil 1. Mediengeschichte. - 1993. - 343 S.
Teil 2. Geschichte von Einzelmedien. - 1993. - S. 348 - 587.

Bekanntlich führt die Möglichkeit, im Computer gespeicherte Dateien ohne besonderen zusätzlichen Aufwand ausdrucken zu können, zu einer Papierflut ungeahnten Ausmaßes, die dem Grundsatz folgt, daß alles gedruckt wird, was gedruckt werden kann. Bedenkt man weiterhin den Legitimationszwang, dem sich neu eingerichtete und um ihre Daseinsberechtigung ringende Institutionen ausgesetzt sehen und dem sie durch das Vorzeigen möglichst vieler (z.B. Buch-) Produkte nachzukommen trachten, so nimmt es nicht Wunder, daß auch eingestanden unfertige, selbst als "Anfang" und "work in progress" (S. 4) bezeichnete Zwischenstadien umfangreicherer Projekte auf dem Buchmarkt angeboten werden.

Um solches handelt es sich zugegebenermaßen bei der hier kurz vorzustellenden annalistischen Übersicht über die Mediengeschichte, für die eine Anzahl von Standardwerken verschiedener Disziplinen auf Jahreszahlen hin durchgesehen wurden. Die Ergebnisse wurden offensichtlich in einer dBase-Datei von fünf Dimensionen gespeichert und werden uns hier in zweifältiger Sortierung gedruckt angeboten. Teil 1 sortiert primär nach Jahreszahlen (Epochen und Daten um, ab und seit einem angegebenen Jahr, genaue Jahre, Monate oder Tagesdaten), danach folgen ein Kürzel für das betroffene Medium, ein beschreibender Kurztext über ein historisches Ereignis oder dergleichen von maximal 2 Zeilen oder ca. 160 Anschlägen, danach ein Kürzel für das Land, in dem dies Ereignis stattfand, und schließlich ein Pauschalhinweis (ohne Seitenangaben) auf die literarische Quelle, der die Angaben entnommen wurden. Teil 2 bietet dieselben Angaben, aber in einer Sortierung primär nach 17 "Medien", die jeweils nach Ereignisdaten, danach vom Kürzel für das betroffene Land und weiter vom - bekannten - Kurztext über ein Ereignis oder dergleichen aufgefächert werden. Die Quellenhinweise bleiben im Teil 2 ausgespart, obwohl sie doch hier angebrachter wären, weil sie deutlich machen würden, welchen anderen sog. Standardwerken außer dem z.B. für die Theatergeschichte allgegenwärtigen "Kindermann 1957 - 1974" die Angaben betr. "Theater" zu verdanken sind. Im übrigen sind nicht allein sog. Standardwerke, sondern gelegentlich - resp. bei ihrem offensichtlichen Fehlen (oder dem Fehlen populärer Einführungen) - auch Spezialtitel ausgewertet worden. Den 17 Medienkapiteln sind noch kurze Abrisse vorangestellt, die uns erläutern sollen, was unter Blatt, Brief, Buch, Computer, Fernsehen, Film, Heft, Hörfunk, Neue Medien, Photographie, Plakat, Schallplatte, Telephon, Theater, Video, Zeitschrift, Zeitung zu subsumieren ist und wie ihre Entwicklung verlief. Daß in einer solchen Annalistik eine Diskussion der historischen Daten und Ereignisse nicht erfolgen kann, ist der Anlage des Buches nach auch nicht zu erwarten. Auch die Auswahl der Daten je Medium folgt pragmatisch der ausgewählten Literatur: "Viele aufgenommene Angaben sind deshalb nur exemplarisch und repräsentativ gemeint und ansonsten mehr oder weniger zufällig ausgewählt" (S. 4). Angeboten wird eine Datensammlung als "ein Stück Vorarbeit für eine umfangreiche Mediengeschichte als Funktionsgeschichte, wie sie derzeit am Lüneburger IfAM-Institut konzipiert wird. ... eine Mediengeschichte auf mittlerem Abstraktionsniveau, zwischen allgemeiner Kommunikationsgeschichte und Einzelmediengeschichte" (S. 2).

Das Institut für angewandte Medienforschung (IfAM) im Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Lüneburg ist ein sog. "Ein-Mann-Institut", mit dem Werner Faulstich (zuvor Universität-GH Siegen) seit 1991 mit seinen Mitarbeitern versucht, einen niedersächsischen Schwerpunkt "Medienforschung" aufzubauen, vergleichbar mit Institutionen in anderen Bundesländern. Er hat seither nicht nur seine Forschungsschwerpunkte "Bestseller" und "Intermedialität" (Produktverbund) ausgebaut, die er schon in Siegen gepflegt hat, sondern auch neue Bereiche wie Public Relations ("Image"), "Filmgeschichte in Einzelwerkanalysen", "Lokalmedien", "deutsche Fernsehstars", "Geschichte des Fernsehens", "Methoden der Film- und Fernsehanalyse" etc. mit einer eindrucksvollen Zahl von Publikationen belegt. Ein Teil dieser Publikationen wird im Selbstverlag des Instituts resp. seines Leiters veröffentlicht, so auch die vorliegenden Bände. Wie sehr ihm an der Aufnahme seiner Publikationen gelegen ist, zeigt die Begleitnotiz zur Zusendung des Rezensionsexemplars: "Bitte beachten Sie, daß sich der Buchpreis aus der Niedrigauflage von nur 120 Exemplaren ergibt und nicht einmal die Druck- und Bindekosten deckt - also dies kein Kritikpunkt sein sollte." Der Buchpreis ist es denn auch weniger.

Wilbert Ubbens


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