Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

The European book world. Pt. 1. Publishing and related


94-2-241
The European book world. Pt. 1. Publishing and related organisations. - Cambridge : Anderson Rand. - 30 cm. - (Anderson Rand Ltd., Scotts Bindery, Russell Court, Cambridge CB2 1HL, United Kingdom)
[2203]
1993. - Vol. 1 - 2. - ISBN 1-873539-09-6 (set) : œ 167.00 - ISBN 1-873539-00-2 (vol. 1) - ISBN 1-873539-01-0 (vol. 2)
94-2-242
Directory of publishing. Continental Europe / Cassell & The Publishers Association and The Federation of European Publishers. - London : Cassell. - 25 cm
[1248]
Ed. 3. 1994 (1993). - XVIII, 579 S. - ISBN 0-304-32819-7 : œ 70.00
94-2-243
European specialist publishers directory / Ed.: Sarah M. Hall. - London ; Detroit [u.a.] : Gale Research International. - 30 cm
[1760]
1993. - 615 S. - ISBN 1-873477-10-4 : œ 90.00

Während es für den weitgehend - insbesondere sprachlich - homogenen Buchmarkt Nordamerikas ausgezeichnete und zuverlässige Verzeichnisse gibt, liegen bisher solche für den Buchmarkt Europas nicht vor, der nicht nur traditionell national ausgerichtet ist, sondern auch wegen der zahlreichen Sprachen nie einen homogenen Markt bilden wird. Daß es trotzdem Versuche gibt, diesen nach seinen Produktionszahlen größten regionalen Buchmarkt der Welt mit Hilfe von Adreßbüchern überschaubar zu machen, belegen die drei folgenden Titel, die sämtlich aus Großbritannien stammen und die alle erstmals in den neunziger Jahren erschienen sind, davon zwei erstmals 1993.

The European book world ist dabei das jüngste und zugleich ambitionierteste Unternehmen, da es - anders als die auf das Verlagswesen beschränkte Konkurrenz - den gesamten Buchmarkt in einem dreiteiligen Verzeichnis behandeln soll: der Ende 1993 erschienene Teil 1. Publishing and related organisations soll durch die für Oktober 1994 bzw. das Frühjahr 1995 vorgesehenen, jeweils dreibändigen Teile 2. Libraries und 3. Booksellers ergänzt werden. Jährliches Erscheinen der gedruckten Verzeichnisse ist vorgesehen. Teil 1 verzeichnet im ersten Teilband auf Grund von Fragebogenerhebungen ca. 17.500 Verlage in 58 europäischen Ländern, wobei die nach dem Zerfall der früheren sozialistischen Länder neu entstandenen Staaten bereits berücksichtigt sind. Während erstere Zahl aus dem Vorwort übernommen wurde, kann man die Eintragungen für die einzelnen Länder - da länderweise durchnumeriert - leicht ablesen: Für Deutschland sind dies 3.486, für Italien 2.868 und damit ziemlich genausoviel, wie in den nationalen Verlagsadreßbüchern; das ist zugleich ein wesentlich besseres Ergebnis als bei der Konkurrenz. Anlage nach dem Länderalphabet, innerhalb nach den Verlagsnamen. Die Angaben zu den Verlagen sind sehr unterschiedlich ausführlich, tendieren jedoch im Prinzip zur Detailliertheit: Außer den Adreßangaben finden sich solche zu: Gründungsjahr, Zahl der Mitarbeiter, Jahresumsatz, Zahl der Neuerscheinungen und der lieferbaren Titel, weitere Firmennamen (imprints), ISBN-Verlagsnummer, Kommissionsbeziehungen, Mitgliedschaften in Buchhandelsverbänden; Namen und Funktion der leitenden Angestellten; Mutter-, Tochter- und Schwesterfirmen, Zweigstellen, eigene Buchhandlungen und Buchklubs; primäre Absatzmärkte, Zielgruppen, physische Formen der Publikationen, Verlagsgebiete, Schriftengattungen, Publikationssprachen (außer der in der jeweiligen Landessprache); Auslieferungs- und Vertriebsbeziehungen; Bankverbindungen und Steuer-Identifikationsnummern; Internationale Koproduktionen, Titelrechte und Herstellung im Ausland; Weitere Aktivitäten. Daß die Gesamtheit dieser Angaben in den allermeisten Fällen nicht erreicht wird, weil vielfach nicht zutreffend oder von den Verlagen nicht angegeben, liegt auf der Hand und ist allen derartigen Verzeichnissen gemeinsam.

Teilband 2 enthält ca. 4.000 Eintragungen zu anderen Firmen und Organisationen des Buchmarkts (Buchherstellung, Packager, Buchhandelsverbände und Literaturgesellschaften, Literaturpreise) sowie ca. 4.000 Verlagsvertreter (diese nur mit Anschrift); dazu kommen zwei Abschnitte für fachliche Nachschlagewerke bzw. Fachzeitschriften, wobei weder eine sinnvolle Abgrenzung zwischen beiden zu erkennen ist noch eine sinnvolle Nutzung möglich ist, da die Titel nur alphabetisch statt nach dem Herkunfts- (und damit zumeist auch dem Bezugs-) Land geordnet und dazu Auswahl und Zuverlässigkeit der Titel mehr als dürftig sind.

Den größten Raum des 2. Teilbandes nehmen freilich die Register ein, auf deren Reichtum und Detailliertheit das Vorwort (in Englisch, Französisch und Deutsch, letzteres sogar weitgehend fehlerfrei) sich viel zugute hält. Sie seien hier nicht einzeln aufgeführt, beruhen sie doch auf den o.a. Angaben zu den einzelnen Verlagen (bzw. den entsprechenden für die in Teilband 2 verzeichneten Firmen und Verbänden). Daß trotz relativ feiner Untergliederung der Begriffe im Register der Verlagsgebiete z.T. viel zu lange Zahlenkolonnen auftreten und daß andererseits (da von den Verlagen nicht genannt), wichtige Verlagsgebiete fehlen,[1] sei nicht verschwiegen. Erwähnt seien jedoch das Register aller Firmennamen, da man hier auch abweichende Namensformen findet (im Hauptteil gibt es keine Verweisungen) sowie das Register der Personen, da man hier Verlagsgruppen rekonstruieren kann, wenn die Verwandtschaftsverhältnisse bei den Verlagsangaben verschwiegen werden.[2] Insgesamt sind diese Register jedoch besser in elektronischer Form zu benutzen und deshalb kündigt der Verlag auch eine CD-ROM-Ausgabe an: ursprünglich sollte dies erst nach Vorliegen aller drei Teile (also 1995) erfolgen, während jetzt doch bereits CD-ROM-Ausgaben für die einzelnen Teile vorgesehen sind, die auch - soweit bereits erfaßt - die Informationen der späteren Teile enthalten werden, wobei letztere nur mit Hilfe einer separat zu erwerbenden Software benutzt werden können. Auf diese elektronischen Ausgaben soll ebenso wie auf die beiden noch ausstehenden Teile zu gegebener Zeit eingegangen werden.

Um eine vergleichende Bewertung mit den beiden im folgenden besprochenen Adreßbüchern vorwegzunehmen: allein European book world ist empfehlenswert, und es stellt zudem - für den europäischen Buchmarkt - eine ernstzunehmende Konkurrenz zum International market place dar.

Die Ed. 1. 1992 (1991) des Directory of publishing. Continental Europe wurde in ABUN in ZfBB 38 (1991),6, S. 603 - 606 insgesamt negativ besprochen. Die Ed. 3 (in Klammern die Zahlen für die Ed. 1) verzeichnet 4119[3] (1971) Verlage aus 48 (30) kontinentaleuropäischen[4] Ländern einschließlich der früheren kommunistischen Länder Osteuropas; die dort zahlreich neu entstandenen Staaten sind der hauptsächliche Grund für die starke Zunahme der Nationen gegenüber der 1. Ausg. Auch wenn z.B. für das gesamte Deutschland jetzt 779 Verlage gegenüber damals 501 und für Italien 457[5] (198) verzeichnet sind, kann man ermessen, daß dieses Adreßbuch trotz der auf den ersten Blick imposanten Steigerung der Zahl der insgesamt verzeichneten Verlage auch nicht annähernd vollständig ist. Das könnte man noch hinnehmen, wenn wenigstens alle wichtigen Verlage verzeichnet wären, was aber nicht der Fall ist, mischen sich doch die bekannten Namen mit denen der gegenüber 1991 wesentlich vermehrten Kleinverlage, die z.T. nicht einmal über eine ISBN-Verlagsnummer verfügen (jedenfalls ist diese nicht genannt).[6] Auswahlkriterien sind sowieso nicht angegeben, und man wundert sich, woher der Verlag Cassell seine Adressen bezieht, denn bei einer beratenden Mitwirkung der nationalen, in der Federation of European Publishers zusammengeschlossenen Verlegerverbände hätte eine sinnvollere Auswahl möglich sein müssen. Dazu kommt als weiteres Negativum, daß die mittels Fragebogen erhobenen Angaben, soweit sie über die reine Anschrift hinausgehen, sehr häufig nicht zu erhalten waren, so insbesondere nicht die über leitende Angestellte, die Zahl der Neuerscheinungen und den Jahresumsatz. Die Angaben zu den Verlagsgebieten, obwohl im Fragebogen detailliert aufgeführt, sind nur bedingt nützlich, wie man am Register nach Verlagsgebieten ablesen kann, das nach Ländern untergliedert ist: Unter Archaeology / Germany findet man so "einschlägige" Verlage wie Francke, Klostermann, Ravensburger, Rowohlt (was allenfalls an Ceram liegen kann) und Schweizerbart, während Zabern fehlt (weil er auch im Adreßbuch nicht vorkommt). Weitere Beigaben: 2. Liste internationaler Verlagsrepräsentanten im Namensalphabet (den Nutzen dieser Liste begreift der Rezensent auch diesmal nicht); 3. Konkordanz zwischen ISBN-Verlagsnummer und laufender Nummer; 4. Register der Personen; 5. Register der Verlagsnamen. Die in der Rezension von 1991 geäußerte Hoffnung, daß es gelingen möge, sinnvolle Auswahlkriterien zu gewinnen, hat sich leider auch mit der 3. Ausg. nicht erfüllt; selbst der damals für kleinere Länder ohne eigenes nationales Verlagsadreßbuch erhoffte Nutzen ist nicht eingetreten, da die über die reine Adresse hinausgehenden Angaben (die man auch im PIID findet) bei den kleinen Ländern kaum ins Gewicht fallen; dazu kommt, daß gerade bei dieser Ländergruppe die Zahl der Verlage, die mit einem Sternchen markiert sind, besonders hoch ist. Das Sternchen weist darauf hin, daß die Verlage den Fragebogen nicht zurückgeschickt haben, was im Wiederholungsfall zur Streichung führt, eine Drohung, die, würde sie wahr gemacht, in der nächsten Ausgabe zum Totalverlust z.B. von Andorra und Armenien und zum fast vollständigen Verschwinden von Griechenland führen müßte. Aus der Tatsache, daß auch zahlreiche, selbst große Verlage in den bedeutenden Verlagsländern ein Sternchen tragen bzw. ganz fehlen, deutet auch darauf hin, wie gering sie den Nutzen dieses Adreßbuchs veranschlagen, obwohl dieses doch in erster Linie für diese Zielgruppe und deren internationale Kooperation gedacht ist. Bibliotheken können sowieso weiterhin gut verzichten.

Angesichts einer Ansammlung von nur 2.370 Verlagen aus ganz Europa, also einschließlich derer aus Großbritannien, in der 1. Ausg. des European specialist publishers directory fragt man sich natürlich noch mehr als beim vorhergehenden Verzeichnis nach den Auswahlkriterien. Außer dem Hinweis des mehrsprachigen Vorworts, darunter eines in ungewohnt gutem Deutsch, daß "die Anzahl der Eintragungen sich von Land zu Land (unterscheidet), da für bestimmte Sprachen, deren Gebrauch im allgemeinen die Landesgrenzen nicht überschreitet (Schwedisch, Serbokroatisch, Isländisch), geringere Nachfrage besteht als für andere ...", erfährt man nichts über Auswahlkriterien, und Stichproben lassen auch keine sinnvollen Kriterien erkennen, mischen sich doch Kleinstverlage mit den großen und bedeutenden, von denen wiederum ganz wichtige fehlen, so im Abschnitt Fine art and art history etwa der Deutsche Kunstverlag, Hirmer, Werner'sche und von Zabern, die überhaupt nicht vorkommen. Anlage nach Sachgebieten, was mehr als problematisch ist, da die Verlage in der Regel mehrere Gebiete pflegen und anscheinend die Redakteure in England nach eigenem Ermessen und in häufiger Unkenntnis der wirklichen Gewichtung der einzelnen Verlagsgebiete eine Zuordnung vorgenommen haben, was zu mehr als kuriosen Ergebnissen führt. Diese Mängel der Anlage werden auch nicht dadurch wettgemacht, daß in einem Register nach Sachgebieten auch die Verlage aufgeführt werden, die in einer anderen Rubrik ihre Haupteintragung haben. In Anbetracht dieser gravierenden Defizite bei der Auswahl und der Anlage braucht man auf die Angaben zu den Verlagen gar nicht mehr einzugehen und es genügt, die weiteren Register nach Ländern und das Gesamtregister der Verlage zu erwähnen.

Es ist kaum vorstellbar, wem dieses Adreßbuch nützen könnte, und man kann nur hoffen, daß dieser Versuchsballon platzen möge und uns neue Ausgaben erspart bleiben.

sh


[1]
Unter Science fiction sind sieben deutsche Verlage aufgeführt, darunter drei Taschenbuchverlage mit großem SF-Programm (Bastei-Lübbe, Goldmann und Ullstein), während der Heyne-Verlag mit dem größten einschlägigen Programm hier fehlt. (zurück)
[2]
So z.B.: Brandenburgisches Verlagshaus, Henschel, Edition Leipzig und Seemann, die man unter dem Namen des MD (= Managing Director) Dr. Harald Fischer zusammengeführt findet; daß der Inhaber des nach ihm benannten Verlages in Erlangen als Dr. Harald Fischer Publishing Director verzeichnet ist, bewahrt ihn davor, im selben Topf zu landen. (zurück)
[3]
Die Zahlenreihe endet zwar mit 5119, beginnt dafür aber erst bei 1001. (zurück)
[4]
Diese Beschränkung wird nirgends rechtfertigt; sie führt zum Ausschluß von Malta und Island, während die sonstigen skandinavischen Länder vertreten sind. (zurück)
[5]
Der offizielle Catalogo degli editori italiani / Associazione Italiana Editori, der selbst bei weitem nicht vollständig ist, verzeichnet in der Ausg. 1994 (1993) allein schon ca. 2.800 Firmen. (zurück)
[6]
So gilt z.B. die erste Eintragung für Germany dem Verlag A&I Weissenhorn GMBH in Lübeck mit 4 Neuerscheinungen im Jahr 1992 und die letzte der Zweiwochendienst Verlags GMBH in Bonn, beides Verlage, von denen wohl außer dem Rezensenten auch andere Bibliothekare noch nichts gehört haben dürften, und das nicht nur wegen der fehlenden ISBN-Verlagsnummer; ersterer hat übrigens nach Ausweis des Publishers' international ISBN directories eine solche, letzter fehlt selbst im PIID völlig. (zurück)

Zurück an den Bildanfang