Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
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Catalogo delle biblioteche d'Italia. Umbria


94-2-234
Catalogo delle biblioteche d'Italia. Umbria / Ministero per i Beni Culturali e Ambientali, Ufficio Centrale per i Beni Librari e gli Istituti Culturali, Istituto Centrale per il Catalogo Unico delle Biblioteche Italiane e per le Informazioni Bibliografiche. Regione Umbria, Ufficio per i Beni e i Servizi Bibliotecari e Archivistici e per le Attivit… dello Spettacolo. - Roma : ICCU ; Milano : Editrice Bibliografica. - 24 cm. - ISBN 88-7107-030-5 (Gesamtwerk)
[1672]
1993. - X, 274 S. - ISBN 88-7107-039-9 : Lit. 35.000

Das maßgebliche, quasi amtliche italienische Bibliotheksadreß- und -handbuch war bisher der Annuario delle biblioteche italiane, der allerdings für aktuelle Informationen wegen Veraltung der Angaben ausschied, erstreckte sich doch das Erscheinen der letzten Ausgabe in vier Bänden auf nicht weniger als zwölf Jahre von 1969 bis 1981.[1] Das Erscheinen der neuen Ausgabe mit geändertem Titel, die, wie man an den zahlreich beteiligten Körperschaften ablesen kann, gleichfalls offiziellen Charakter hat, dürfte sich auch wieder über mehrere Jahre erstrecken.[2] Sie soll im Gegensatz zu dem nach dem Ortsalphabet angelegten Annuario in Teilbänden für die zwanzig italienischen Regionen erscheinen, wobei auf solche mit sehr zahlreichen Bibliotheken (allen voran die Lombardei) sicher mehrere Teilbände entfallen werden. Insgesamt sollen ca. 13.000 (S. VI) berücksichtigt werden. Die durch Fragebogen - unter Einschaltung der in den Regionen für die Bibliotheken zuständigen Behörden - erhobenen Angaben sind lt. Vorwort ganz aktuell; es sind auch regelmäßige Aktualisierungen (aggiornamenti periodici, S. X) der Teilbände vorgesehen, und in deren Erwartung wurde der vorliegende Titel auch als fortlaufendes Sammelwerk behandelt.

Der Teilband für die Region Umbrien verzeichnet 280 Bibliotheken, davon 185 "Spezialbibliotheken" (im Sinne lediglich einer bestimmten fachlichen Ausrichtung); nach den Unterhaltsträgern überwiegen die Universitäten mit 108 bei weitem die Kommunen und die kirchlichen Körperschaften mit 78 bzw. 43, während der Rest von 51 auf sonstige Träger entfällt.[3] Berücksichtigt sind alle Bibliothekstypen mit Ausnahme der Schul- und der Pfarrbibliotheken. Anlage jeweils alphabetisch nach Provinz, dann nach dem Ortsnamen, innerhalb nach dem Namen der Bibliothek mit gewissen Normierungen bei den zahlreichen Fakultäts- und Institutsbibliotheken der Universitäten. In den insgesamt dürftigen Vorworten wird leider nirgends ein Schema der im Idealfall erhobenen Angaben abgedruckt; dieses läßt sich nur an möglichst vollständigen Eintragungen ablesen: 1. Name und Adreßinformationen; 2. Unterhaltsträger; 3. Gründungsjahr; 4. Unterbringung in einem historischen Baudenkmal; 5. Bibliothekstyp sowie spezielle Sammelschwerpunkte (mit DK-Notation); 6. Öffnungszeiten; 7. Benutzungsbeschränkungen; 8. jährliche Schließungs- bzw. verkürzte Öffnungszeit; 9. Benutzungsangebote (z.B. bibliographische Auskünfte; Ausleihe; nationaler/internationaler Leihverkehr; Repro-Dienste); 10. Sonderabteilungen; 11. Bestand, differenziert nach Handschriften und Drucken, letztere nach Jahrhunderten, Zeitschriften (Gesamtbestand und laufende Abonnements), Zeitungen, sonstige Materialien; 12. Spezialsammlungen; 13. allgemeine Kataloge; 14. Spezialkataloge; 15. Zeitschriftenauswertung; 16. Regelwerke für die Formal- und Sachkataloge; 17. Teilnahme an Zentralkatalogen; 18. Beteiligung an Bibliothekssystemen; 19. Stand der Automatisierung; 20. Publikationen (leider nur pauschal, wie guide, bollettini, cataloghi di fondo); 21. Anmerkungen; 22. Bibliographie über die Bibliothek und ihre Bestände. - Die bei weitem wichtigsten Angaben und zugleich diejenigen, die dieses Verzeichnis unentbehrlich machen, sind die zum Bestand (11) sowie die z. T. äußerst reichen bibliographischen Angaben (22).

Leider schweigen sich die Vorworte auch zum Verhältnis der neuen Ausgabe zur letzten des Annuario aus. Eine Stichprobe für Assisi ergab ein Verhältnis von 15 zu 11 bei der Zahl der berücksichtigten Bibliotheken, was auf den ersten Blick dafür spricht, daß man auf den Annuario verzichten kann; sieht man jedoch genauer hin, so trifft das leider nicht zu, sind doch von den 15 Bibliotheken allein 4 Neugründungen nach 1969; dazu kommt, daß die Biblioteca Comunale außer einer Haupteintragung eine weitere für ihren Altbestand hat sowie zwei weitere für Zweigbibliotheken, die erst 1982 eingerichtet wurden; vergleicht man als Gegenprobe, welche der 11 Bibliotheken des Annuario noch vertreten sind - ein Vergleich, der wegen der teilweise völlig anderen Benennungen nicht ganz leicht ist - so kommt man auf deren 6; die fehlenden 5 findet man dagegen nur in den im Anhang beigegebenen Listen von Bibliotheken, die aus irgendwelchen Gründen nicht in dem Zensus berücksichtigt werden konnten, solchen, die aufgelöst oder in andere Bibliotheken inkorporiert wurden sowie - für die Stichprobe nicht zutreffend - Bibliotheken, die gerade neu errichtet werden. In allen Fällen wäre es besser gewesen, diese Bibliotheken an der ihnen zukommenden Stelle des Adreßbuchs selbst mit einer entsprechenden Annotation und Hinweis auf die Eintragung im Annuario aufzuführen. Leider sind auch die bibliographischen Angaben im Annuario z. T. wesentlich reicher, als im Catalogo (z.B. Biblioteca Comunale in Assisi), so daß man auch aus diesem Grund auf die Benutzung des Annuario nicht völlig verzichten kann.

Ein weiterer Kritikpunkt läßt sich wohl nur mit Mißorganisation beim Istituto Centrale per il Catalogo Unico ... (ICCU) erklären, bei dem die Datenbank geführt wird, aus der dieses Verzeichnis gespeist wird. Jeder Bibliothek ist ein Sigel zugewiesen, das aus dem KfZ-Kennzeichen der Provinz (PG für Perugia, TR für Terni) und einer vierstelligen Nummer besteht. Diese Sigel sind bei jeder Bibliothek am Anfang als Marginalie abgesetzt, ohne deswegen eine laufende Nummer zu bilden, so daß die Register zwangsläufig auf die Seite verweisen müssen. Genau betrachtet handelt es sich jedoch keineswegs um ein unverwechselbares Sigel, da die Bibliotheken in dem vom selben ICCU bearbeiteten Gesamtkatalog der Drucke des 16. Jahrhunderts, Le edizioni italiane del XVI secolo (IFB 93-1/2-008) mit ganz anderen Sigeln zitiert werden.[4] Register: 1. der Bibliotheksnamen nach dem ersten signifikanten Wort unter Berücksichtigung früherer und alternativer Namen; 2. der benannten Spezialsammlungen; 3. der Sammelschwerpunkte nach a) DK-Notation und b) nach Schlagwörtern; 4. der Orte; 5. nach den "Sigeln".

Obwohl sich dieses Bibliotheksadreßbuch bei weitem nicht mit einem Spezialverzeichnis wie dem Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland (IFB 93-1/2-036) messen kann, ist es doch sowohl für jede Reise zu italienischen Bibliotheken ein unerläßlicher Führer als auch unentbehrlich für bibliographische Recherchen über die Bibliotheksbestände, deren Bedeutung und Spezialisierung, sieht man einmal von den ganz großen und deswegen immer zuerst besuchten einmal ab, weitgehend unbekannt ist.

sh


[1]
Es erschienen folgende Ausgaben (in eckigen Klammern die Zahl der berücksichtigten Bibliotheken, soweit im Vorwort zum vorliegenden Band angegeben): 1933/34 [1.120]; 1949/52, 1 - 3 & aggiornamento 1954 [ca. 1.280]; 1956/59, 1 - 3 [1.300]; 1969/81 [4.544]. (zurück)
[2]
Der Band für die Region Abruzzo scheint, wenn man einer Verlagsanzeige Glauben schenken will, bereits erschienen zu sein; er lag dem Rezensenten allerdings noch nicht vor. (zurück)
[3]
Diese und weitere instruktive Statistiken sind leider nur auf dem Schutzumschlag abgedruckt. Auf die Provinz Perugia entfallen danach 240, auf die Provinz Terni nur 40 Bibliotheken. (zurück)
[4]
So z.B. die Biblioteca Comunale Sperelliana in Gubbio mit PG0049 im Catalogo ..., dagegen mit PG16 im Zensus der Drucke des 16. Jh. (zurück)

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