Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
[ Bestand in K10plus ]

Directory of special collections in Western Europe


94-2-222
Directory of special collections in Western Europe / ed. by Alison Gallico. - London ; Munich [u.a.] : Bowker-Saur, 1993. - 146 S. ; 31 cm. - ISBN 0-86291-616-X : DM 168.00 (K. G. Saur, München)
[1773]

Selbst wenn Außenstehende geneigt sind, Veröffentlichungen, die sich mit dem Namen der IFLA zieren, einen hohen Grad an Professionalität zu unterstellen, gibt es doch auch immer wieder Publikationen, deren sich die IFLA eigentlich schämen müßte und deren Veröffentlichung sie zur Vermeidung einer Rufschädigung verhindern sollte.[1] So auch im vorliegenden Fall, in dem das IFLA Office for International Lending (OIL) vor zehn Jahren (schlecht Ding will Weile haben) auf den Gedanken verfiel, ein Verzeichnis von Sondersammlungen (der Begriff wird nirgends definiert) in europäischen Bibliotheken herauszugeben. Schon die Lektüre der Einleitung macht klar, daß ein solches Unternehmen, so dilettantisch wie es angepackt wurde, zum Scheitern verurteilt sein muß. Verzeichnet sind - im Alphabet der freihändig gebildeten Kürzel von 11 europäischen Ländern (es fehlt z.B. Irland, Luxemburg, Österreich, die Schweiz, Schweden) - insgesamt 345 "Sammlungen", die länderweise durchnumeriert sind: das geht von einer für Portugal bis 133 für Großbritannien; letzteres bildet die einsame Spitze, da sonst kein Land mehr als 50 Eintragungen aufweist: Frankreich 49, Italien 41, Deutschland 37, um nur die Nächstplazierten zu nennen. Um bei letzterem zu bleiben: Wenn die 42B-Stadtbibliothek (so der Name) in Worms mit vier Eintragungen vertreten ist und damit ebensooft wie die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, andererseits aber die Bayerische Staatsbibliothek oder die HAB in Wolfenbüttel ebenso völlig fehlen wie die meisten unserer Sondersammelgebietsbibliotheken, so kann etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Man sollte Bibliotheken empfehlen (manche tun es offensichtlich schon), nicht jeden Fragebogen ungeprüft zu beantworten und komme er gleich mit dem Briefkopf der IFLA daher; in diesem Machwerk verzeichnet zu sein, dient keiner Bibliothek zum Ruhm; im Gegenteil. Auf die einzelnen Angaben einzugehen, lohnt sich ebensowenig wie auf das Register der Bibliotheken und die Schlagwortregister in Englisch, Französisch und Deutsch.

Ein ebenso unprofessionell gemachtes wie nutzloses Verzeichnis, dessen Dürftigkeit an Informationen dadurch kaschiert wird, daß das Layout übermäßig üppig und die Type so groß gewählt wurde, daß auch unsere Pensionäre jenseits der achtzig darin noch ohne Brille lesen könnten. Hätte man nicht zu diesen Tricks gegriffen, wäre das Bändchen so schmal geworden, daß es Bowker-Saur, der sonst eher auf dickleibige Adreßbüchern steht, kaum verlegt hätte; und bei einem nur flüchtigen Blick auf den Inhalt hätte er es auch besser bleiben gelassen.[2] Obwohl inzwischen in manchen Angaben veraltet, kann man immer noch mit größerem Gewinn zu dem Bestandsführer von Lewanski (1978)[3] greifen.

sh


[1]
World directory of administrative libraries : a guide of libraries serving national, state, provincial, and länder-bodies / prep. for the Sub-Section of Administrative Libraries. Ed. by Otto Simmler. - München : Verlag Dokumentation, 1976. - 475 S. - (IFLA publications ; 7). - ISBN 3-7940-4427-4. - Vgl. den Verriß in ZfBB 24 (1977),5, S. 460 - 462. (zurück)
[2]
Vgl. die in der Bewertung ebenso negative, nur freundlicher formulierte Rezension in ZfBB (ABUN) 41 (1994),2, S. 208 - 209. (zurück)
[3]
Subject collections in European libraries / comp. by Richard C. Lewanski. - 2. ed. - London ; New York : Bowker, 1978. - 495 S. (zurück)

Zurück an den Bildanfang